Gratwanderung von der östlichen Wangscharte zur Meilerhütte


Publiziert von frehel , 27. August 2020 um 16:35.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:27 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Puitbach

Die Wanderung von der östlichen Wangscharte über die Schüsselkarspitze und sämtliche Dreitorspitzen zur Meilerhütte zählt zu den abwechslungsreichsten Graten im Wetterstein. Von bombenfestem Fels am luftigen Grat über einen tollen wasserzerfressenen Plattenschuss bis zu rustikalem Bruch in den Flanken hat die Überschreitung alles zu bieten. Wer den Aufstieg zur östlichen Wangscharte von Süden macht, hat außerdem einen lohenden Zustieg durchs Puittal und Abstieg übers Leutascher Platt im Programm.
Den ersten Teil der Wanderung hat algi bereits schön beschrieben (vergleiche auch Goedekers Gensusskletterführer). 


Von der Leutasch geht es durchs wunderschöne Puittal zum Scharnitzjoch und von hier dem Rücken Richtung östliche Wangscharte folgend zum Einstieg in die Südwand/Zackenweg. Dies ist laut dem Kletterführer von Goedeke der einfachste Weg in die Scharte und es hat eine Seillänge IV im festen Fels im Kamin/in der Verschneidung. Die Route ist nicht saniert und wäre großteils selbst abzusichern; von Norden kommt man deutlich leichter in die östliche Wangscharte, aber es ist ein ziemlicher Hatscher. Angeblich gibt es mittlerweile auch einen Klettersteig von Süden rauf, über den ich aber nichts Genaues rausfinden konnte.

Von der östlichen Wangscharte geht es über den zu recht beliebten Westgrat der Schüsselkarspitze immer am Grat bleibend hinauf. Einmal muss man sich 20 Meter in eine Scharte abseilen. Die steileren ausgesetzen Stellen am Westgrat werden mit III+ angegeben, da der Fels aber absolut fest ist und es riesige Henkel hat, kommt man gut voran. 

Der Übergang von der Schüsselkarspitze zur Leutascher Dreitorspitze direkt am Grat wäre eine sehr brüchige IV. Das ist leider für Normalwanderer nicht zu machen. Also gehe ich stattdessen den einfachsten Weg über den Plattenschuss westlich der Leutascher.
Von der Schüsselkarspitze steigt man ein Stück am Grat nach Osten ab bis zum Beginn des flachen Gratstücks der Dreizinkenscharte. Hier bei Steinmännern in die rustikale Flanke nach Norden abklettern (II, T5) und dann unschwierig rechts hinunterqueren. Der Rippe vor der breiten Rinne, die von der östlichsten Dreizinkenscharte hinunterzieht, folgt man abwärts und schließlich geht es 20 Meter steil in die breite Rinne hinunter II+. Von hier wird wieder aufsteigend zum untersten Punkt des großen Plattenschusses (großer Block)  gequert. Der untere Plattenschuss lässt sich am lohnendsten ganz rechts über wasserzerfressene Platten durchsteigen (II+). Wo es geröllig wird (massiver Abseilhaken), am besten im Zickzack hoch in die Scharte im Seitengrat der Leutascher Dreitorspitze. Die Beschreibung im AV-Führer ist hier nicht hilfreich; er will, dass man schon vorher weit nach links quert, das sah mir nicht lohnend aus.

Von der Seitengratscharte quert man noch 50 Meter eben nach Nordosten und darf dann nicht (wie es mir passiert ist), die unten unscheinbare Rinne verpassen, die sich oben zur breiten Geröllrinne trichterartig öffnet, die vom Sattel nördlich der Leutascher Dreitorspitze nach Westen hinunterzieht. Diese Geröllrinne ist im Aufstieg ausgesprochen mühsam (aber zum Glück kurz). Man könnte mal probieren von der Seitegratscharte direkt zur Leutascher Dreitorspitze hochzugehen, wahrscheinlich kommt man da mit einer III durch.

Von der Leutascher Dreitorspitze immer am Grat (zwei kurze Aufschwünge III) zu den Partenkirchner Dreitorspitzen. Von der Nordöstlichen über den beliebten Weg unter und über Klemmblöcke durch den linken flachen Kamin und über den Signalgipfel zur Einkehr auf die Meilerhütte.

Fazit: Eine echte 5* superior deluxe-Tour und sicher der abwechslungsreichste der vielen schönen Grate im Wetterstein. Die Höhenmeterangabe ist nur geschätzt, da es etliche Gegenanstiege gibt. Im Übergang von der Schüsselkarspitze zur Leutascher Dreitorspitze sollte man für die optimale Wegsuche ausreichend Zeit einplanen.

Tourengänger: frehel


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Kommentare (18)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2020 um 21:49
Nochmal Glückwunsch zur schönen "Wanderung". Für mich ne ausgewachsene seilfreie Klettertour. ;-) Chapeau!

VG Nico

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 12:01
Danke Nico. Ich muss sagen, dass ich die Überschreitung der Partenkirchner Dreitorspitzen auch nicht so viel einfacher fand wie den Musterstein Westgrat. Wahrscheinlich war ich aber einfach etwas müde. Ist aber auf jeden Fall lohnend und geht sich vielleicht nächstes Jahr mal als eigenständige Tour aus.

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 12:20
Sehr gerne nächstes Jahr nochmal zusammen in Gegenrichtung.

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 16:08
Hallo Moritz,

eindrückliche Tour und tolle Bilder!

Ich bewerbe mich als Teilnehmer ;-) Der Klemmblock wartet...

Gruß
Ulf

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 16:14
Danke und sehr gerne. Vielleicht nächstes Jahr ohne Corona auf den Berghütten mal der Wettersteingrat und am nächsten Tag von der Meilerhütte auf die Dreitorspitzen.

Toni83 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 14:10
Starke Leistung Moritz!
Wenn ihr die Partenkirchener macht's, tut euch bitte den Gefallen und steigt's übers Bergleintal auf, und nicht wieder von Elmau ;)
Im halbwegs frischen Zustand, sind meiner Meinung die Partenkirchener schon ein Hauseck leichter.
Grüße

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 15:53
Na das Bergleintal zieht sich aber schon auch. ;-) Da bin ich mal nachm Öfelekopf runter. Aber du hast recht, is kürzer.

VG Nico

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 16:08
Danke Toni.
Also wo sowohl unser Kini als auch Obama gerne ihr Weißbier schlürfen, kann ja wohl kein verkehrter Ausgangspunkt sein. Bloß weil der Andi Hofer es nicht ins Märchenschloss geschafft hat... :)

BG, Moritz

Westfale hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2020 um 11:40
Coole Tour. Danke fürs Teilen! Hab ich mir auch mal auf die ToDo-Liste abgespeichert. Hast du den IVer abgeklettert oder hattest Du ein Seil dabei?
Beste Grüße
Sebastian

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2020 um 11:58
Hallo Sebastian,

danke. Ich hatte 2x30 Meter zum Abseilen dabei und habe vom Gratturm (25 Meter) abgeseilt. Der Einstieg in den Riss von oben ist etwas unübersichtlich. Da möchte ich nicht abklettern müssen.

Für einen eventuellen Rückzug durch Abseilen von der östlichen Wangscharte hat es laut Goedeke maximal 25 Meter Abseillängen. Achtung: Routenverlauf vom Zackenweg auf die Wangscharte ist bei Goedeke völlig falsch auf dem Foto eingezeichnet.

BG,
Moritz

hefra hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2020 um 20:03
Wirklich tolle Bilder und eine Tour, die nicht jeder macht und auch nicht jeder drauf hat ! Respekt deinem Können und auch deiner Kondition.

VG Frank

Gelöschter Kommentar

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2020 um 19:07
Servus Markus,

für die harten Oberreintaler Kletterer a la Glowacz ist es eher ein Sonntagsspaziergang als eine Wanderung. :)

Bis bald hoffentlich mal wieder,
Moritz

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2020 um 19:31
Na Moritz, du bist wirklich eine Ausnahme-Bergsteiger. Auch wenn du das nicht hören möchtest. Das ist eine Liga, in der sich nicht viele Leute bewegen. Ein Glowacz ist nochmal ne andere Liga. Schmälert aber sicher nicht deine Leistung und den Anspruch der Tour. :)

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2020 um 15:14
Gratulation. Ganz stark

VG, Nyn

Chiemgauer hat gesagt: A feine Gschicht!
Gesendet am 30. August 2020 um 19:52
Super Runde Moritz, sieht äußerst lohnenswert aus! Aber die erste Seillänge dürfte wohl mein Solokiller sein. Muss ich mir bei Gelegenheit einen Vorsteiger "einpacken". Seil muss man ja eh mitnehmen.
Gruß
Hans

hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 16. September 2020 um 23:03
Moritz, wenn es den Titel "Großmeister des Understatements" gäbe ... ich würd' ihn dir verleihen. "Wanderung" ... haha. Das ist Bergsteigen der ganz exzellenten Art. Klasse!

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. September 2020 um 19:31
naja, die tour ist halt eine schoene mischung aus wandern, klettern und klassischem bergsteigen.

vg, moritz


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