Lange Rhön (O4)


Publiziert von hf , 26. November 2011 um 12:38.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Rhön
Tour Datum:23 Mai 2008
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Strecke:Grabenhöfchen - Wasserkuppe - Heidelstein - Fladungen (32km))
Kartennummer:Kompass, Blatt 762 (Rhön) 1:50 000

Der zweite von geplanten drei Tagen für die gesamte Rhönüberschreitung beginnt mit trübem und wie es im Wetterbericht immer so schön formuliert wird "für die Jahreszeit zu kaltem" Wetter. Macht nichts, denn es gibt kein schlechtes Wetter und ausgerüstet sind wir auch gut. Nach ausgiebiger Nachtruhe und gutem Frühstück machen wir uns vom Gasthaus Grabenhöfchen aus auf die Socken. Durch Mischwald wandern wir auf breitem Wanderweg bergan und erreichen nach ca. 800m die Enzianhütte. Eine kurze Inspektion rechtfertigt die Aussage: Das nächste mal wird hier gebucht, denn als Wanderer ist man hier oben wohl besser aufgehoben, als unten im Hotel. Nach Passieren der Enzianhütte betreten wir eine wunderschöne Bergwiese, die in voller Blütenpracht steht und wir haben freie Sicht auf die Wasserkuppe, mit ihrem  signifikanten Aufbau aus Zeiten des Kalten Krieges, dem Radon, das in Kürze als Denkmal für Besucher geöffnet werden soll. Wir steigen hinab nach Abtsroda, queren die Strasse, die zur Wasserkuppe hoch führt und lassen die Talstation eines Skiliftes links liegen. Jetzt geht es steil bergauf. Auf etwa halber Höhe des Anstieges passieren wir einen Brunnen, der als Viehtränke dient. Ein Schwall frisches Brunnenwasser tut uns jetzt gut. Nach einer guten halben Stunde haben wir das Gipfelplateau direkt unterhalb des Radons und etwa fünf Minuten vom Fliegerdenkmal entfernt, erreicht. Als passionierter Segelflieger kann ich es natürlich nicht auslassen und erzähle Horst von der historischen Bedeutung der Wasserkuppe für den Segelflug. Nach dem ersten Weltkrieg war Motorflug in Deutschland, gemäss Versailler Vertrag verboten; nicht jedoch das Fliegen ohne Motor. Also haben sich die Flugpioniere auf den Segelflug konzentriert und ihn in den zwanziger und dreißiger Jahren weiter entwickelt. Nach einer kurzen Kraxleinlage am Denkmal, gehen wir weiter. Wir passieren niedergelegte Zäune, die einst um die militärischen Anlagen standen. ....
Da es noch zeitig ist, erlauben wir einen kurzen Besuch im Segelflugmuseum. Von der Wasserkuppe schweift der Bick über Gersfeld hinweg zum Kreuzberg und weiter links zum Heidelstein mit seinem Antennenaufbau. Weiter in südöstlicher bis östlicher Richtung dehnt sich die "Lange Rhön" aus. Die Rhön ist geprägt durch die in früheren Zeiten kultivierte Hutewirtschaft; das Abweiden der Wald- und Heideflächen, d.h. die Kuppen und Berge sind weitgehend frei von Wald. Von den Touristikverbänden wird die Rhön als die Landschaft der "offenen Fernen"  bezeichnet.
Weiter geht es immer dem blauen Andreaskreuz folgend, bergab und nach wenigen hundert Metern erreichen wir die Fuldaquelle. Hier ist Zeit Wasser zu fassen. Wir sind nicht die einzigen. Das gute Quellwasser ist bekannt und wird gerne Kanisterweise gezapft; so auch heute. Wir gehen weiter und gehen duch einen lichten Mischwald mit unzähligen Steinblöcken, dem Felsenmeer am Fuchsstein. Wir queren die Landstraße von Gersfeld herauf führend, gehen durch offenes Gelände und erreichen die Alte Reichsstraße, die einst, als die Warenströme noch mit Pferdefuhrwerken bewerkstelligt wurden, vom Schwedenwall heraufführte und hier westlich am Roten Moor vorbei, wohl ins Ulstertal führte. Wir erreichen über diese Alte Reichstrasse, die übrigens im Winter hervorragend gespurt ist, das Rote Moor mit seinem Moorlehrpfad und kommen bald zu einer Aussichtskanzel, von der wir freie Sicht haben auf den Bereich, in dem noch vor wenigen Jahrzehnten Torf gestochen wurde. Auf Holzplanken gehen wir weiter durch einen lichten Wald von Moorbirken und niederem Gestrüpp. Wieder auf dem festen Waldweg angekommen, überqueren wir bald die Straße von Bischofsheim nach Wüstensachsen und erreichen, jetzt auf bayrischem respektive fränkischem Gebiet das Moordorf. Hier grüßt jede(r) und zwar mit "Grüß Gott".  Wir lassen wir uns zu einer Mittagsrast verführen, denn der Weg ist lang bis zum Schwarzen Moor, unserer nächsten möglichen Einkehr, denn wir befinden uns jetzt auf dem als Lange Rhön bezeichneten Bergrücken zwischen den beiden Hochmooren: Rotes Moor im Westen und Schwarzes Moor im Osten.

Danach geht es ziemlich direkt auf den Heidelstein mit seinem Fernsehsender, von dem man die bayrische Rhön mit Himmeldunk (888m), Kreuzberg (928m) gut überblicken kann.  Wir gehen zunächst in östlicher, ab einem Wegekreuz (siehe Photo) in nordöstlicher Richtung, passieren bei der Schornhecke den Franzosenweg. Ab hier geht es wieder stetig leicht bergan und wir erreichen den Stirnberg mit seinen 899m. Über blühende Bergwiesen erreichen wir die Deutsche Alpenstraße, der wir auf dem parallel verlaufenden, gut ausgebautem Wanderweg zum Schwarzen Moor folgen. Am Schwarzen Moor steht eine weitere kurze Rast an, denn es ist jetzt Kaffeezeit.

Wir verlassen jetzt die Hochrhön und stürzen uns über eine, von Schafen beweidete Heckenlandschaft in´s Tal.  Es ist nachmittags und es ist sonniger und wärmer geworden. Jeder Meter vermittelt den Eindruck in den Süden - was ja auch stimmt - zu kommen. Es liegt ein Duft von Thymian, Salbei blühenden Hundsrosen und eben auch jener typische Geruch von einer vor kurzem durchgezogenen Schafherde in der Luft - eine eigenartige Würzigkeit. Erinnerungen an die Alb sind da.
Wir erreichen Rüdenschwinden, einem der nördlichsten Orte Bayerns mit nur 130 Einwohnern am Fuße der Hohen Rhön. Die Legende sagt, dass Zigeuner an dem Waldstück, wo heute Rüdenschwinden liegt, vorbeigekommen sein sollen und ein Rad ihres Wagens hier verloren haben.  Da sie nicht weiter kamen, siedelten sie sich hier an. Im Jahre 907 wird der Ortsname bereits erwähnt. Der erste Name des Dorfes war Rudolfswinden. Im 17. Jahrhundert wurde urkundlich festgelegt, dass der Name von nun an Rudenschwinden sei, seit 1840 schreiben die Leute Rüdenschwinden.
Die von mächtigen Kastanien gerahmte Barock-Kirche dominiert den Ort. Die Häuser sind im Grundriss breiter angelegt und die Dächer sind mit roten Ziegeln bedeckt. Am Ortsrand ist eine Gruppe junger Männer dabei, den Festplatz für das kommende Wochenende herzurichten. Sie laden uns zu einem Bier ein. Nach einem kurzem Woher und Wohin trennen wir uns wieder, wir wünschen der Gruppe ein schönes Fest und sie wünschen uns eine angenehme Wanderung.
Durch einen beidseitig mit Hecken gesäumten Schotterweg nähern wir uns zügig unserem Etappenziel: Fladungen mit der Stadtkirche St. Kilian und ihrem, alles überragenden, Spitzturm. Auf dem rechts parallel verlaufenden Bergrücken grüßt uns eine weiß getünchte Kapelle. Per Handy kündige ich bei der Pensionsfamile unser baldiges Eintreffen in Fladungen an und erkundige mich nach dem Weg. Frau L. erklärt in mir detailliert.
Am Ortsrand angekommen, steht ein Junge(~10), der uns mit seinem Familiennamen anspricht, ob wir die erwarteten Wanderer seien. Welch eine Gastfreundschaft kommt uns da schon entgegen, bevor wir überhaupt da sind. Er begleitet uns mit seinem Mountainbike und nach wenigen Minuten erreichen wir unsere Familienpension. In der oberen Etage sind unsere beiden Zimmer. Frau L. zeigt uns die Zimmer, den Gemeinschafts- und Frühstücksraum. Alles ist perfekt. Wir fühlen uns vom ersten Moment an wohl.
Wir vereinbaren einen Zeitpunkt für`s Abendessen in der Stadt.
Was ein Abend: Ein Mittelgebirge überschritten, angefangen bei kühlen Temparauren, kaum über 10°C und wolkenverhangenem Himmel, die, mich an die Sawanne in Rwanda erinnernden Eindrücke der Hochrhön und dennoch mitten in Deutschland, mittiger kanns kaum sein. Wir entschliessen uns nach einem Rundgang durch die Ortsmitte, das vom  Fürstbischöflischen Würzburgisches Amtshaus von 1628 dominiert wird, zur Einkehr im Gasthaus zum Ochsen. Wer in Fladungen einkehren will, sollte es hier tun. Einheimische Gäste kehren hier ein und die Küche pflegt ihren regionalen Charakter.

Résumé: Ein langer und großer Tag auf der Langen Rhön mit herrlichen Ausblicken. Wer die Rhön noch nicht kennt, muss einmal über die Lange Rhön gehen!

Vorherige Tour: Kuppenrhön (O3)
Folgetour: Thüringer Rhön (O5)

Tourengänger: hf


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