Muot da Munt (2385 m), Piz Tgietschen (2926 m) und Piz Posta Biala (3074 m)
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Vor gut zwei Jahren habe ich die westliche Seite der Alp da Glivers näher angeschaut, heute sollte es die östliche sein. Den Schnee hatte ich zwar in die Tourenplanung einbezogen, aber nicht konsequent genug ..
Den Muot da Munt erreicht man von Trun aus auf markierten Bergwegen. Leider gibt die Online-Karte das Netz der Wege dort oben nur mangelhaft wieder, eine ganze Reihe sind dort nicht eingetragen. Der Muot da Munt ist ein ausgezeichneter und leicht erreichbarer (T2) Aussichtspunkt.
Von hier aus hatte ich geplant, dem Hang - etwa die Höhe haltend - zur Fuorcla Posta Biala zu folgen. Das Gelände ist zwar stellenweise echt steil, aber wer dem Gemsen-Instinkt vertraut, kommt da gut durch. Gemsen hassen Schutthalden und weichen ihnen aus, wenn sie können. Darauf hatte ich vertraut. Dass dort oben jedoch an den kritischeren Stellen richtige Wegspuren zu finden sind, hätte ich doch nicht erwartet. Das bewegt sich zwischen T3 und T5 an ein paar heikleren Stellen.
Gemsen hats reichlich dort. Ich konnte dort zuschauen, wie sich die rammligen Böcke kreuz und quer durchs Gelände hetzen.
Auf ungefähr 2600 m erreiche ich die Schutthalde, die sich von der Fuorcla Posta Biala herunter zieht. Der Schutt hier ist schneebedeckt und der Schnee ist griffig und trägt. Der Aufstieg zur Passhöhe ist also fast geschenkt.
Am Grat bläst ein bissiger Wind, ich bin froh, Handschuhe dabei zu haben. Der Aufsteig zum Piz Tgietschen folgt dem Blockgrat und ist - trotz Schnee - allenfalls ein T4. Die vielleicht 20 m vom unscheinbaren Gipfel hinten hinunter muss man etwas aufpassen, dann steht man auf dem Südostgrat des Piz Posta Biala. Diesem zu folgen wäre das Einfachste, aber hier hats jetzt doch entschieden zu viel Schnee und Eis auf den Blöcken.
Also traversiere ich den Hang zu einem markanten Couloir, wo ich auf einfachere Verhältnisse hoffe. Die gut 300 m sind eine Plage. Der Schnee ist in mehreren Schichten vereist, trägt aber nicht. Ständig breche ich durch eine oder mehrere dieser Schichten durch.
Am Gipfelhang des Piz Posta Biala versuche ich es zuerst mit Klettern. Das geht gut, bis mir praktisch am Grat oben eine griffarme Platte den Weg versperrt. Also zurück und Versuch, mit Steigeisen ein steiles, schneegefülltes Couloir zu begehen. Das geht leidlich, manchmal ist der Schnee vereist, manchmal breche ich durch. Doch als ich den Grat erreiche, sehe ich, dass ich zu weit östlich bin. Ein Turm verstellt mir den Weg zum Gipfelkreuz. Ich versuche eher halbherzig, diesen zu übersteigen. Im Sommer wäre das geschenkt (weiter unten hätte es auch gute Bänder), doch mit all dem Schnee, Eis und Wind ist es mir zu heikel und ich lasse es bleiben, ich war ja schon 1994 und 2003 mal dort (ab Puntegliashütte).
Der Abstieg durchs Couloir geht noch einigermassen gut, doch die nächsten paar Stunden sind der blanke Horror. Wie üblich bei Erkundigungstouren hatte ich für den Abstieg eine andere Route als für den Aufstieg vorgesehen. Nämlich direkt in der (sanften) "Falllinie" hinunter und dann den Hang zurück Richtung Trun queren.
Nur war jetzt der Schnee weicher und hat nicht mehr getragen. Ich weiss nicht, wie oft ich in ein Loch zwischen Felsblöcken eingebrochen bin und wie oft ich mir dabei an einem Stein entweder ein Schienbein oder ein Knie zerschunden habe. Und da ich zu weit Richtung Alp da Glivers abgestiegen war, durfte ich zu guter Letzt noch eine Querung durch wirklich steile Hänge im Val Biala anhängen ..
Doch irgendwann sass ich in Trun vor einem Bier, da war meine Welt schon wieder in Ordnung.
Neben den zwei "ganzen" (Muot da Munt und Piz Tgietschen) und zwei "halben" (Fuorcla Posta Biala und Piz Posta Biala) HIKR-Erstbegehungen konnte ich die drei Granit-Zacken Piz Ner, Piz Scantschala und Piz Curtin einmal aus der Nähe betrachten. Meine erste Analyse: kein Gelände für Alleingänger. Und vor allem keines, wo es bei der Begehung Schnee in den Flanken haben darf.
Zwischen Scantschala und Curtin ist der grosskristalline Punteglias-Granit im Schutt und im Anstehenden zu sehen, sonst dominiert zwischen Muot da Munt und Piz Posta Biala eher ein feinkristalliner Granit (Aptit?). Dieser ist kreuz und quer mit hellen Adern und Gängen durchzogen, der Fels muss also schon einiges mitgemacht haben - was auch Kristallfunde in der Umgebung belegen.
Und einmal mehr: Die obere Surselva verdiente mehr Aufmerksamkeit!
Und einmal mehr: Die obere Surselva verdiente mehr Aufmerksamkeit!
Tourengänger:
PStraub

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