Öfelekopf Preuß-Grat - auf den Spuren eines Vordenkers in Sachen Freikletterei
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Eignung:
da die Schlüsselstelle der Tour ein hohes Gefahrenpotential aufweist, würde ich sie nicht als Solo-Unternehmung, sondern einer Seilschaft, empfehlen.
Ausrüstung:
Kletterausrüstung mit mittlerem Klemmkeil- und Friend-Sortiment.
Tourenbericht:
Paul Preuß ( 1886 - 1913 ) war der beste Kletterer seiner Zeit und er hatte, im Hinblick auf das Klettern, sehr hohe ethische Ansprüche. Für ihn galt u.a. der Grundsatz, dass jegliche Sicherungs- und Hilfsmittel, dazu zählte auch schon das Abseilen, nur in absoluten Notsituationen eingesetzt werden dürfen. Innerhalb weniger Jahre bestieg er an die 1200 Routen, davon 150 Erstbegehungen, die meisten davon im Alleingang. 1913 stürzte er an der Mandlkogel-Nordkante tödlich ab.
Als ich den Namen "P. Preuß" im Wetterstein-Führer las, war für mich klar, dass ich diese Route auch mal wiederholen wollte. Südgrat, Schwierigkeitsgrad IV-, warum eigentlich nicht an diesem traumhaft schönen Herbst-Wochenende. Da die Temperaturen in der Nacht doch schon recht frisch werden, lasse ich mir am Morgen etwas mehr Zeit, und starte kurz vor 9:00 Uhr vom Parkplatz in Leutasch-Lehner. Nach gut 5 -10 Minuten treffe ich auf den Weg, der von Puitbach herauf führt, und nun geht es gemeinsam auf dem komplett renovierten Wanderweg, teilweise recht steil, hinauf in das liebliche Puitental.
Kurze Zeit später weist ein Hinweisschild ( weisse Schrift auf weissem Grund ) nach rechts zum Söllerpaß. Der Weg durchquert die Latschenzone, danach geht es steil einen Graben hinauf. Dort wo sich der Graben markant aufsteilt und der Weg linkshaltend ausweicht, quert man rechtshaltend, direkt oberhalb der Latschengrenze, zur Südwand des Öfelekopfes hinüber. Die Durchquerung eines tiefen Grabens empfinde ich als unangenehm, da die Westflanke des Grabens sehr steil abfällt. Am Besten die erste vernünftige Möglichkeit nutzen, weiter oben wird es auch nicht besser.
Die Beschreibung der Route im AV-Führer ist sehr knapp gehalten, es werden ganze 4 Sätze für 650 Hm spendiert, aber dafür ist die Linie auf einem Foto eingezeichnet. Nun stelle ich fest, dass der Einstieg, der auf dem Foto eingezeichnet ist, nicht mit dem Einstieg der Textbeschreibung zusammenpasst. Lt. Textbeschreibung quert man über Bänder hinüber zum Grat, im Bild führt eine westl. ausgerichtete steile Rinne hinauf zum Grat. Beide Alternativen schauen machbar aus, dort wo die südliche Begrenzung der Rinne auf den Grat trifft, sieht der Schnittpunkt beider Linien wie ein turmartiges Gebilde aus ( aus meiner aktuellen Perspektive ). Da ich nicht weis, ob man die Stelle umgehen oder abklettern kann, entscheide ich mich für die Rinne, dann treffe ich bereits nördlich dieses Gebildes auf den Grat, der Turm bleibt also rechts liegen, und damit ist ein Unsicherheitsfaktor ausgeschaltet.
Die Rinne ist auf einer Länge von ca. 100 m mit Schnee gefüllt. Glücklicherweise hat sich der Schnee noch nicht vollständig gesetzt, sonst wäre hier der Einsatz von Steigeisen notwendig. Die schwierigste Stelle, ein kurzer glatter Kamin, ist der Ausstieg aus der Rinne auf den Südgrat. Ein Blick auf den weiteren Gratverlauf zeigt, dass es nun zur Sache geht. Die rechte Begrenzung des glatten, plattigen Pfeilers bildet eine Rißverschneidung. Sie vermittelt den Durchstieg, zunächst geht es schwierig in die Verschneidung hinein, doch der Fels ist fest und bietet immer wieder Leisten für Griffe und Tritte. Ich versuche die Drei-Punkt-Regel einzuhalten, diese Regel ist natürlich längst überholt, aber für Solo-Touren in einfacheren Schwierigkeitsgraden, ist sie immer noch ein gute "Lebensversicherung". Nach diesem Steilaufschwung kommt wieder leichteres Gelände, und im weiteren Verlauf stehe ich vor der nächsten pfeilerartigen Steilstufe.
Die ersten 15 m noch geneigte Strukturen, dann schließt sich eine steiler werdende Verschneidung, die direkt unter einen Überhang führt, an. Danach legt sich der Pfeiler wieder zurück. Bereits aus 30 m Entfernung sehe ich, anhand des gelbsplittrigen Gesteins, dass der Überhang brüchig ist. Ich hoffe sehnsüchtig auf eine versteckte Ausweichvariante und mache mich auf den Weg. Kurz unter dem Überhang wird klar, dass es keine Auskneifmöglichkeit gibt, dafür entdecke ich im Überhang einen Haken. Der Haken hilft mir zwar überhaupt nicht weiter, aber ich habe zumindest die Gewissheit, dass sich hier schon mal ein Anderer versucht hat. Mittels eines Untergriffes versuche ich den Überhang so weit wie möglich auszuspreizen, oberhalb entdecke ich eine vertikale Schuppe, die ich nun mit der linken Hand als Zangengriff fassen kann. 15 cm weiter oben hat die Schuppe einen waagrechten Absatz, mit einem dynamischen Zug erreiche ich diesen Absatz, nun gibt es kein Zurück mehr. Untergriff loslassen, mit links das Körpergewicht fixieren und mit rechts zur nächsten Schuppe durchziehen. Die Schuppe hält, mir fällt ein Stein vom Herzen, nun mit den Beinen nachtreten. Die Tritte, auf denen ich gerade noch gestanden bin, verabschieden sich in die Südwand. Jetzt wird mir doch ziemlich heiß, aufrichten, noch 2 -3 m dann ist die Stelle geschafft. Vmtl. bin ich nun etwas blass um die Nase, tja der Preuß, das war halt ein richtiger "Hund".
Die Hauptschwierigkeiten sind nun überwunden, und man klettert, meist direkt am Grat, weiter bis zum Gipfel. Leider ist der Fels oftmals sehr brüchig, so dass ich die herrliche Aussicht nur auf halbwegs sicheren Plätzen genießen kann. Der SO-Grat sieht auch sehr interessant aus, vielleicht ist das mal ein Ziel für nächstes Jahr.
Am Gipfel überlege ich noch kurz, ob ich den Ostgipfel noch mitnehmen soll, aber da der Übergang meist über die Nordseite erfolgt, verzichte ich, wegen der fast durchgehenden Schneeauflage im Schatten. Wer weis, was beim Abstieg noch auf mich wartet. Dank der vielen Steinmänner finde ich problemlos den Abstieg über die Westflanke, manchmal nehme ich nicht den einfachsten, sondern den schneefreien Weg. Einen Sturz wegen Vereisung möchte ich nicht riskieren.
Über den Söllerpaß schlendere ich gemütlich zurück ins Puitental und nach Leutasch.
Beim Abstieg schau ich mir die beiden Einstiegsalternativen aus der Ferne nochmal genau an. Nun glaube ich, dass die "Querung auf den Bändern zum Grat" lohnender als die Rinne ist. Das turmartige Gebilde kann ich, von diesen Standorten betrachtet, nicht mehr ausmachen.
Gruss Albert
da die Schlüsselstelle der Tour ein hohes Gefahrenpotential aufweist, würde ich sie nicht als Solo-Unternehmung, sondern einer Seilschaft, empfehlen.
Ausrüstung:
Kletterausrüstung mit mittlerem Klemmkeil- und Friend-Sortiment.
Tourenbericht:
Paul Preuß ( 1886 - 1913 ) war der beste Kletterer seiner Zeit und er hatte, im Hinblick auf das Klettern, sehr hohe ethische Ansprüche. Für ihn galt u.a. der Grundsatz, dass jegliche Sicherungs- und Hilfsmittel, dazu zählte auch schon das Abseilen, nur in absoluten Notsituationen eingesetzt werden dürfen. Innerhalb weniger Jahre bestieg er an die 1200 Routen, davon 150 Erstbegehungen, die meisten davon im Alleingang. 1913 stürzte er an der Mandlkogel-Nordkante tödlich ab.
Als ich den Namen "P. Preuß" im Wetterstein-Führer las, war für mich klar, dass ich diese Route auch mal wiederholen wollte. Südgrat, Schwierigkeitsgrad IV-, warum eigentlich nicht an diesem traumhaft schönen Herbst-Wochenende. Da die Temperaturen in der Nacht doch schon recht frisch werden, lasse ich mir am Morgen etwas mehr Zeit, und starte kurz vor 9:00 Uhr vom Parkplatz in Leutasch-Lehner. Nach gut 5 -10 Minuten treffe ich auf den Weg, der von Puitbach herauf führt, und nun geht es gemeinsam auf dem komplett renovierten Wanderweg, teilweise recht steil, hinauf in das liebliche Puitental.
Kurze Zeit später weist ein Hinweisschild ( weisse Schrift auf weissem Grund ) nach rechts zum Söllerpaß. Der Weg durchquert die Latschenzone, danach geht es steil einen Graben hinauf. Dort wo sich der Graben markant aufsteilt und der Weg linkshaltend ausweicht, quert man rechtshaltend, direkt oberhalb der Latschengrenze, zur Südwand des Öfelekopfes hinüber. Die Durchquerung eines tiefen Grabens empfinde ich als unangenehm, da die Westflanke des Grabens sehr steil abfällt. Am Besten die erste vernünftige Möglichkeit nutzen, weiter oben wird es auch nicht besser.
Die Beschreibung der Route im AV-Führer ist sehr knapp gehalten, es werden ganze 4 Sätze für 650 Hm spendiert, aber dafür ist die Linie auf einem Foto eingezeichnet. Nun stelle ich fest, dass der Einstieg, der auf dem Foto eingezeichnet ist, nicht mit dem Einstieg der Textbeschreibung zusammenpasst. Lt. Textbeschreibung quert man über Bänder hinüber zum Grat, im Bild führt eine westl. ausgerichtete steile Rinne hinauf zum Grat. Beide Alternativen schauen machbar aus, dort wo die südliche Begrenzung der Rinne auf den Grat trifft, sieht der Schnittpunkt beider Linien wie ein turmartiges Gebilde aus ( aus meiner aktuellen Perspektive ). Da ich nicht weis, ob man die Stelle umgehen oder abklettern kann, entscheide ich mich für die Rinne, dann treffe ich bereits nördlich dieses Gebildes auf den Grat, der Turm bleibt also rechts liegen, und damit ist ein Unsicherheitsfaktor ausgeschaltet.
Die Rinne ist auf einer Länge von ca. 100 m mit Schnee gefüllt. Glücklicherweise hat sich der Schnee noch nicht vollständig gesetzt, sonst wäre hier der Einsatz von Steigeisen notwendig. Die schwierigste Stelle, ein kurzer glatter Kamin, ist der Ausstieg aus der Rinne auf den Südgrat. Ein Blick auf den weiteren Gratverlauf zeigt, dass es nun zur Sache geht. Die rechte Begrenzung des glatten, plattigen Pfeilers bildet eine Rißverschneidung. Sie vermittelt den Durchstieg, zunächst geht es schwierig in die Verschneidung hinein, doch der Fels ist fest und bietet immer wieder Leisten für Griffe und Tritte. Ich versuche die Drei-Punkt-Regel einzuhalten, diese Regel ist natürlich längst überholt, aber für Solo-Touren in einfacheren Schwierigkeitsgraden, ist sie immer noch ein gute "Lebensversicherung". Nach diesem Steilaufschwung kommt wieder leichteres Gelände, und im weiteren Verlauf stehe ich vor der nächsten pfeilerartigen Steilstufe.
Die ersten 15 m noch geneigte Strukturen, dann schließt sich eine steiler werdende Verschneidung, die direkt unter einen Überhang führt, an. Danach legt sich der Pfeiler wieder zurück. Bereits aus 30 m Entfernung sehe ich, anhand des gelbsplittrigen Gesteins, dass der Überhang brüchig ist. Ich hoffe sehnsüchtig auf eine versteckte Ausweichvariante und mache mich auf den Weg. Kurz unter dem Überhang wird klar, dass es keine Auskneifmöglichkeit gibt, dafür entdecke ich im Überhang einen Haken. Der Haken hilft mir zwar überhaupt nicht weiter, aber ich habe zumindest die Gewissheit, dass sich hier schon mal ein Anderer versucht hat. Mittels eines Untergriffes versuche ich den Überhang so weit wie möglich auszuspreizen, oberhalb entdecke ich eine vertikale Schuppe, die ich nun mit der linken Hand als Zangengriff fassen kann. 15 cm weiter oben hat die Schuppe einen waagrechten Absatz, mit einem dynamischen Zug erreiche ich diesen Absatz, nun gibt es kein Zurück mehr. Untergriff loslassen, mit links das Körpergewicht fixieren und mit rechts zur nächsten Schuppe durchziehen. Die Schuppe hält, mir fällt ein Stein vom Herzen, nun mit den Beinen nachtreten. Die Tritte, auf denen ich gerade noch gestanden bin, verabschieden sich in die Südwand. Jetzt wird mir doch ziemlich heiß, aufrichten, noch 2 -3 m dann ist die Stelle geschafft. Vmtl. bin ich nun etwas blass um die Nase, tja der Preuß, das war halt ein richtiger "Hund".
Die Hauptschwierigkeiten sind nun überwunden, und man klettert, meist direkt am Grat, weiter bis zum Gipfel. Leider ist der Fels oftmals sehr brüchig, so dass ich die herrliche Aussicht nur auf halbwegs sicheren Plätzen genießen kann. Der SO-Grat sieht auch sehr interessant aus, vielleicht ist das mal ein Ziel für nächstes Jahr.
Am Gipfel überlege ich noch kurz, ob ich den Ostgipfel noch mitnehmen soll, aber da der Übergang meist über die Nordseite erfolgt, verzichte ich, wegen der fast durchgehenden Schneeauflage im Schatten. Wer weis, was beim Abstieg noch auf mich wartet. Dank der vielen Steinmänner finde ich problemlos den Abstieg über die Westflanke, manchmal nehme ich nicht den einfachsten, sondern den schneefreien Weg. Einen Sturz wegen Vereisung möchte ich nicht riskieren.
Über den Söllerpaß schlendere ich gemütlich zurück ins Puitental und nach Leutasch.
Beim Abstieg schau ich mir die beiden Einstiegsalternativen aus der Ferne nochmal genau an. Nun glaube ich, dass die "Querung auf den Bändern zum Grat" lohnender als die Rinne ist. Das turmartige Gebilde kann ich, von diesen Standorten betrachtet, nicht mehr ausmachen.
Gruss Albert
Tourengänger:
algi

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