Öfelekopf SO-Grat – mit Varianten zu einem rassigen Bergabenteuer
|
||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
OK, manche werden sagen, diese Varianten sind nur Verhauer ( mein Spezialgebiet ) und damit haben Sie vmtl. sogar recht, aber die sehr knappe Beschreibung des SO-Grates aus dem Jahre 1909 lässt eben auch sehr viel Interpretationsspielraum zu. Und da geduldiges „Suchen nach dem rechten Weg“ nicht zu meinen Stärken gehört, mache ich ggfs. eben mein eigenes Ding, und wenn das, was dabei rauskommt auch noch besser als das Original ist, soll es mir nur recht sein.
Aufgrund der unsicheren Wetterlage schaue ich um 03:00 Uhr früh nochmal nach dem aktuellen Wetterbericht im WEB.
„.at“ – unter „Heute“ finde ich den gestrigen Tag, daher muss ich auf Morgen klicken und demnach soll es ab Mittag regnen.
„.de“ – hier ist „Heute“ tatsächlich heute und nach dieser Vorhersage sind Regenschauer erst nach 18:00 Uhr zu erwarten.
Ich denke mir, wenn die Ösis nicht zwischen Heute und Morgen unterscheiden können, wie soll ich dann erst ihrem Wetterbericht vertrauen können ( kleiner Scherz am Rande ) und damit ist der SO-Grat gebongt.
Ich starte in Ahrn und der steile Weg bringt mich schnell hinauf ins Puitental, kurz nach 8 Uhr fängt es zu regnen an, na super, vielleicht sollte ich nächstes Mal „.ch“ aufrufen. Glücklicherweise ist es nur ein Schauer und ich hoffe inständigst, dass sich die dunklen Wolken hinterm Scharnitzjoch bald wieder verziehen.
Dort wo der Söllerpaßweg den Graben nach links verlässt beginnt das Abenteuer. Kurz oberhalb des Latschengürtels quere ich unter der Steilen Südwand nach Osten hinüber um das breite Schrofenband zu erreichen, dass zum Einstieg der Ost-Gipfel-Route führt. Da ich etwas zu weit oben entlang laufe, verpasse ich den Einstieg in das Schrofenband jedoch zunächst. Also nochmal 80 HM retour, beim Abstieg suche ich vorsichtig nach Möglichkeiten aufs Band zu gelangen, und werde bei einem ausgesetzten Felsband das zwischen 2 markanten Bäumen bzw. Baumgruppen verläuft, fündig. Nach dessen Querung ( leicht fallend ) das Schrofenband wellenförmig bis zu dessen Ende weiterverfolgen.
Man befindet sich nun am westlichsten Auslauf der mächtigen Rinne, die zwischen West-und Ostgipfel herabzieht. Rechts oberhalb zieht ein Felssporn herab, der die Rinne in einen tief eingeschnittenen rechten und flachen linken Teil trennt. Kurz vor Erreichen des Sporns, klettere ich in ausgewaschenem guten Fels ca. 60 m aufwärts, bis sich das Gelände so aufsteilt, dass ich nach rechts zur Kante abgedrängt werde. Glücklicherweise führt hinter der Kante lückenlos ein Riss-und Verschneidungssystem weiter nach oben. Die Kletterei macht richtig Spaß ( III bis IV ) weil die Felsqualität wirklich sehr gut ist ( bin ich hier am richtigen Berg ? ). Als es nach ca. 60 m noch steiler wird und ich nun weit rechts drüben auch den SO-Grat erblicken kann, steige ich rechts über ein Band kurz ab, und erreiche, in nun leichterer Kletterei, wenig später den großen Schrofengürtel unter den steilen Südabstürzen des Ostgipfels.
Nach Osten querend, an einer markanten Verschneidung vorbei, sehe ich am SO-Grat ein kleines Türmchen, dass dem Massiv vorgelagert und von ihm durch eine kleine Scharte getrennt ist. Dieses Türmchen strebe ich nun an, und hoffe, dass es hinter der Scharte nicht senkrecht runter geht. Alles Bestens, das Schrofenband findet hier seinen Fortsetzung.
Im Führer steht nun, dass man den ersten Aufschwung auf der rechten nordöstl. Seite des Grates ersteigt. Ich laufe bestimmt 30 – 40 m weiter in nordöstl. Richtung ohne eine vernünftige Möglichkeit zu entdecken ( vmtl. war das zu kurz gedacht ), dann kehre ich zurück zu der Rissverschneidung die knapp rechts der Pfeilerkante zum Pfeilerkopf nach oben zieht. Schaut machbar aus, also steige ich ein. Ich schätze mal ein IVer, aber die Festigkeit des Gesteins lässt mit jedem Meter nach, so dass ich sehr froh bin, die letzten Meter des brüchigen Ausstiegsrisses, über ein unerwartet auftauchendes Gesims, auf der rechten Seite umgehen zu können.
Nun in mäßigem Schwierigkeitsgrad mit wechselnder Felsqualität immer am Grat entlang bis ich vor dem nächsten steilen Gratkopf stehe. Mit ein paar Hakerl wäre das sicherlich zu machen ( aber wohl eher im Bereich V bis VI ). So steige ich demütig zur Nordostseite des Klotzes ab. Hier soll sich ein 15 m hoher Kamin befinden, Fehlanzeige, ich sehe nur so eine Art „grasige Rinne“ oder eine wasserzerfressene Platte, die direkt hinter dem SO-seitigen Abbruch auf den Kopf hinauf führt. Die Entscheidung fällt mir nicht schwer, die tolle Platte war ein Glücksgriff , eine solche Felsqualität kurz vor dem Gipfel des Öfelekopfes, eigentlich undenkbar.
Mittlerweile hat es ziemlich zugezogen und mir wird‘s etwas mulmig, ein Abstieg bei Nebel und Regen wäre eine sehr bittere Angelegenheit. Also gebe ich nochmal alles um die letzten Graterhebungen möglichst schnell hinter mich zu bringen.
Das Gipfelglück kann ich nun leider nicht genießen, da ich alle folgenden Kletterpassagen im Abstieg noch vor einem evt. einsetzenden Regen hinter mich bringen will. Nur schnell was zu trinken, ein Eintrag ins neue Gipfelbuch ( letzter Eintrag war 2015 ), und dann im Eiltempo hinab. So schnell ging‘s dann doch wieder nicht, denn bei der schneebedeckten Querung hinüber zum Westgipfel musste jeder Schritt mit Bedacht gesetzt werden.
Schnell hinauf zum Westgipfel und zuletzt noch die Westflanke hinabeilen. Als ich die grasige Senke kurz vor dem Söllerpaß erreiche, fällt mir ein Stein vom Herzen und ich kann die entfallene Gipfelpause endlich nachholen.
Der Steig hinunter ins Puitental ist dann schon fast entspannend und beim Abstieg nach Ahrn lasse ich diesen erlebnisreichen Tag am Berg etwas gemütlicher ausklingen.
Fazit:
- Tolle alpine Klettertour, besonders interessant für Solche die weniger den Schwierigkeitsgrad, sondern vor allem das Erlebnis im Blick haben
- Wegfindungsgespür erforderlich, habe keine einzige fixe Sicherung entdeckt
- Reine Geh-/Kletterzeit: 7 ½ Stunden bei flottem Tempo
Viele Grüße
Albert

Kommentare (9)