Musterstein (2478 m) - via Westgrat
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Der Musterstein ist ein Musterbeispiel für einen Kletterberg im Wetterstein. Nach Norden und nach Süden fallen seine Wände steil - im Süden sogar fast lotrecht - ab und nach Osten und Westen verbinden ihn zackige Grate mit seinen Nachbarn. Dem Betrachter im Tal ist klar: Dieser Berg ist eine Herausforderung. Und was für eine! Die Besteigung des Mustersteins über seinen Westgrat zählt zu den hervorragenden Unternehmungen im Wetterstein und ist landschaftlich kaum zu überbieten.
Start in Elmau am Parkplatz. Der Drahtesel wird gesattelt und auf geht's nach Süden ins Tal des Kaltenbachs, der Beschilderung in Richtung Wettersteinalm folgend. Bald wird's steiler und der Weg führt aus dem Tal heraus und weiter im Wald aufwärts, bis die Almfläche der Wettersteinalm erreicht wird. Leider erlaubt der dichte Wald bis hierher keine Ausblicke. An der Wettersteinalm werden die Räder abgestellt und nun beginnt der interessante Teil der Tour. Man folgt der Spur, die nach der Alm weiter nach Süden führt. Hier zeigt sich bereits die pralle Nordwand des Mustersteins, beschienen von der Morgensonne. Unterhalb eines großen Schuttfelds verzweigt sich die Spur (keine Beschilderung!). Man folgt dem linken Steig hinauf ins Schuttkar. Es ist durch eine Felsstufe von seinem oberen Teil, dem Angerlloch, getrennt. An der Felsstufe beginnen die roten Markierungspunkte, die bei der Überwindung des Hindernisses behilflich sind. Der teilweise versicherte Steig führt zuerst nach links in die Felsen und quert anschließend die Felsstufe nach rechts, wobei glatte Platten gequert werden müssen (teils ausgesetzt, an den schwierigeren Stellen versichert, Steinschlaghelm!). Über eine kurze Leiter erreicht man schließlich das Angerlloch und die Markierungen enden so abrupt, wie sie begonnen haben. Man folgt der deutlichen Spur nach rechts, auf einen Rücken hinauf und erreicht den Hauptweg, der vom Schachen zur Meilerhütte hinauf zieht. Dort links. Nach wenigen Minuten wird die aussichtsreiche Meilerhütte am Dreitorspitzgatterl erreicht.
Hinter der Hütte beginnt der markierte und auf den ersten Metern versicherte Steig zur Westlichen Törlspitze. Durch Schrofen und unschwieriges Felsgelände (I) wird nach wenigen Minuten der erste Gipfel des Tages erreicht (Steinmann).
Von der Westlichen Törlspitze ein paar Meter zu einer gut erkennbaren und mit Steinmandln markierten Spur absteigen und dieser nach links (Osten) folgen. Nach ein paar Minuten kann weglos die Östliche Törlspitze mitgenommen werden (Steinmann). Die Steigspuren queren die Südflanke des Wettersteinkamms ostwärts. Nach einer Scharte geht's direkt am Kamm, zunächst ohne besondere Schwierigkeiten (I und II), weiter. Allerdings merkt man bereits, dass sich der Kamm immer enger zusammenschnürt und auch die Wände links und rechts steiler werden... und dann kommt unvermittelt die erste Prüfung. Der Grat bricht in steiler Plattenwand zu einer Scharte ab, von der eine Schuttrinne nach Süden hinunter zieht. Das oberste Stück der Platte rechts umgehend und anschließend durch einen Plattenriss abkletternd, gewinnt man die Scharte (III, Abseilhaken vorhanden).
Ein paar Meter in der Rinne hinunter und auf einem Band die Wand in Richtung Musterstein queren. Nach einigen Metern erreicht man einen kleinen Schrofenfleck. Dort heißt es aufpassen! Zwei Einrisse leiten direkt in Richtung Grat hinauf. Sie werden nicht betreten, auch wenn sie durch Steinmann und einen alten Haken gekennzeichnet sind (es handelt sich hier vermutlich um kreuzende Südwandrouten). Stattdessen wählt man den Riss, der ein paar Meter unterhalb beginnt und schräg nach rechts oben zieht (von unten kein Steinmann erkennbar). In schöner Kletterei (II-III) erreicht man bald an einer Scharte den Grat (am oberen Ende des Risses Abseilhaken und großer Steinmann).
Hier wechselt man auf die Nordseite. Durch eine Rinne wird einige Meter abgeklettert, dann quert man um den sperrenden Gratturm herum (bis II) und erreicht eine weitere Scharte.
Das Schwierigste ist nun geschafft und das Gipfelkreuz lockt bereits. Am Grat entlang wird - anfangs sehr ausgesetzt, Ausweichen in die steile Südflanke möglich - nach einigen Minuten der Gipfel erreicht (Kreuz und Buch (von 2004), nur wenige Eintragungen pro Jahr).
Auf dieser großartigen Aussichtskanzel lässt es sich wunderbar rasten und die umgebende Wettersteinprominenz bestaunen. Sogar eine Sitzbank (!) gibt es. Doch wer glaubt, nun einen unschwierigen Abstieg vor sich zu haben, irrt gewaltig. Im AV-Führer als "I, meist Gehgelände" beschrieben, wartet der Weg durch die steile Nordflanke hinunter zum Hirschbichlsattel mit einem Adrenalinschub der besonderen Art auf. Zuerst am Grat noch ein Stück weiter nach Osten, bis auf Höhe des etwa 250 Meter tiefer gelegenen Hirschbichlsattels einige leicht zu übersehende Steinmänner hinunter in die steile Nordflanke leiten. Über steilen Schutt und brüchige Felsstufen (I) geht es hinunter auf einen Rücken, an dem man nach rechts in eine steile, plattige Rinne einsteigt (bis I+) und auf ihr endlich die Schuttströme erreicht, die aus der Wand zum Hirschbichlsattel hinunter ziehen. Von dort folgt man der Trittspur nach links hinunter ins Angerlloch, wo der Aufstiegsweg erreicht wird. Der Rest ist Formsache: Hinunter zur Wettersteinalm und dann flott mit den Radln zum Auto düsen. Ein erlebnisreicher Tag im Wetterstein neigt sich dem Ende!
Schwierigkeiten:
Von Elmau zur Wettersteinalm: L (alternativ zu Fuß T1).
Von der Wettersteinalm über's Angerlloch zur Meilerhütte: T5-.
Westliche Törlspitze von der Meilerhütte: T3+.
Über den Westgrat auf den Musterstein: T6, III.
Abstieg über Nordflanke und Hirschbichlsattel: T5+, I+.
Fazit:
Eine landschaftlich großartige 5*-Wettersteintour auf einen relativ selten besuchten, schneidigen Gipfel.
Der Westgrat bietet viel festen Fels, lediglich kurze Abschnitte sind brüchig. Selbstständige Sicherung an den Schlüsselstellen ist empfehlenswert. Beim Suchen des Risses, der zurück zum Grat leitet, muss man aufpassen, dass man sich nicht in einen falschen Riss verleiten lässt (Steinmann, alter Haken)!
Der Abstieg über die Nordflanke zum Hirschbichlsattel ist nicht leicht zu finden und ebenfalls anspruchsvoll. Die Bewertung als "I, meist Gehgelände" ist schon fast fahrlässig. Vorsicht auf das brüchige Gestein und den vielen Schutt im stark abschüssigen Gelände! Helm!
Mit auf Tour: ADI, Uwe.
Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 5*-Tour, 2400er, T6.
Start in Elmau am Parkplatz. Der Drahtesel wird gesattelt und auf geht's nach Süden ins Tal des Kaltenbachs, der Beschilderung in Richtung Wettersteinalm folgend. Bald wird's steiler und der Weg führt aus dem Tal heraus und weiter im Wald aufwärts, bis die Almfläche der Wettersteinalm erreicht wird. Leider erlaubt der dichte Wald bis hierher keine Ausblicke. An der Wettersteinalm werden die Räder abgestellt und nun beginnt der interessante Teil der Tour. Man folgt der Spur, die nach der Alm weiter nach Süden führt. Hier zeigt sich bereits die pralle Nordwand des Mustersteins, beschienen von der Morgensonne. Unterhalb eines großen Schuttfelds verzweigt sich die Spur (keine Beschilderung!). Man folgt dem linken Steig hinauf ins Schuttkar. Es ist durch eine Felsstufe von seinem oberen Teil, dem Angerlloch, getrennt. An der Felsstufe beginnen die roten Markierungspunkte, die bei der Überwindung des Hindernisses behilflich sind. Der teilweise versicherte Steig führt zuerst nach links in die Felsen und quert anschließend die Felsstufe nach rechts, wobei glatte Platten gequert werden müssen (teils ausgesetzt, an den schwierigeren Stellen versichert, Steinschlaghelm!). Über eine kurze Leiter erreicht man schließlich das Angerlloch und die Markierungen enden so abrupt, wie sie begonnen haben. Man folgt der deutlichen Spur nach rechts, auf einen Rücken hinauf und erreicht den Hauptweg, der vom Schachen zur Meilerhütte hinauf zieht. Dort links. Nach wenigen Minuten wird die aussichtsreiche Meilerhütte am Dreitorspitzgatterl erreicht.
Hinter der Hütte beginnt der markierte und auf den ersten Metern versicherte Steig zur Westlichen Törlspitze. Durch Schrofen und unschwieriges Felsgelände (I) wird nach wenigen Minuten der erste Gipfel des Tages erreicht (Steinmann).
Von der Westlichen Törlspitze ein paar Meter zu einer gut erkennbaren und mit Steinmandln markierten Spur absteigen und dieser nach links (Osten) folgen. Nach ein paar Minuten kann weglos die Östliche Törlspitze mitgenommen werden (Steinmann). Die Steigspuren queren die Südflanke des Wettersteinkamms ostwärts. Nach einer Scharte geht's direkt am Kamm, zunächst ohne besondere Schwierigkeiten (I und II), weiter. Allerdings merkt man bereits, dass sich der Kamm immer enger zusammenschnürt und auch die Wände links und rechts steiler werden... und dann kommt unvermittelt die erste Prüfung. Der Grat bricht in steiler Plattenwand zu einer Scharte ab, von der eine Schuttrinne nach Süden hinunter zieht. Das oberste Stück der Platte rechts umgehend und anschließend durch einen Plattenriss abkletternd, gewinnt man die Scharte (III, Abseilhaken vorhanden).
Ein paar Meter in der Rinne hinunter und auf einem Band die Wand in Richtung Musterstein queren. Nach einigen Metern erreicht man einen kleinen Schrofenfleck. Dort heißt es aufpassen! Zwei Einrisse leiten direkt in Richtung Grat hinauf. Sie werden nicht betreten, auch wenn sie durch Steinmann und einen alten Haken gekennzeichnet sind (es handelt sich hier vermutlich um kreuzende Südwandrouten). Stattdessen wählt man den Riss, der ein paar Meter unterhalb beginnt und schräg nach rechts oben zieht (von unten kein Steinmann erkennbar). In schöner Kletterei (II-III) erreicht man bald an einer Scharte den Grat (am oberen Ende des Risses Abseilhaken und großer Steinmann).
Hier wechselt man auf die Nordseite. Durch eine Rinne wird einige Meter abgeklettert, dann quert man um den sperrenden Gratturm herum (bis II) und erreicht eine weitere Scharte.
Das Schwierigste ist nun geschafft und das Gipfelkreuz lockt bereits. Am Grat entlang wird - anfangs sehr ausgesetzt, Ausweichen in die steile Südflanke möglich - nach einigen Minuten der Gipfel erreicht (Kreuz und Buch (von 2004), nur wenige Eintragungen pro Jahr).
Auf dieser großartigen Aussichtskanzel lässt es sich wunderbar rasten und die umgebende Wettersteinprominenz bestaunen. Sogar eine Sitzbank (!) gibt es. Doch wer glaubt, nun einen unschwierigen Abstieg vor sich zu haben, irrt gewaltig. Im AV-Führer als "I, meist Gehgelände" beschrieben, wartet der Weg durch die steile Nordflanke hinunter zum Hirschbichlsattel mit einem Adrenalinschub der besonderen Art auf. Zuerst am Grat noch ein Stück weiter nach Osten, bis auf Höhe des etwa 250 Meter tiefer gelegenen Hirschbichlsattels einige leicht zu übersehende Steinmänner hinunter in die steile Nordflanke leiten. Über steilen Schutt und brüchige Felsstufen (I) geht es hinunter auf einen Rücken, an dem man nach rechts in eine steile, plattige Rinne einsteigt (bis I+) und auf ihr endlich die Schuttströme erreicht, die aus der Wand zum Hirschbichlsattel hinunter ziehen. Von dort folgt man der Trittspur nach links hinunter ins Angerlloch, wo der Aufstiegsweg erreicht wird. Der Rest ist Formsache: Hinunter zur Wettersteinalm und dann flott mit den Radln zum Auto düsen. Ein erlebnisreicher Tag im Wetterstein neigt sich dem Ende!
Schwierigkeiten:
Von Elmau zur Wettersteinalm: L (alternativ zu Fuß T1).
Von der Wettersteinalm über's Angerlloch zur Meilerhütte: T5-.
Westliche Törlspitze von der Meilerhütte: T3+.
Über den Westgrat auf den Musterstein: T6, III.
Abstieg über Nordflanke und Hirschbichlsattel: T5+, I+.
Fazit:
Eine landschaftlich großartige 5*-Wettersteintour auf einen relativ selten besuchten, schneidigen Gipfel.
Der Westgrat bietet viel festen Fels, lediglich kurze Abschnitte sind brüchig. Selbstständige Sicherung an den Schlüsselstellen ist empfehlenswert. Beim Suchen des Risses, der zurück zum Grat leitet, muss man aufpassen, dass man sich nicht in einen falschen Riss verleiten lässt (Steinmann, alter Haken)!
Der Abstieg über die Nordflanke zum Hirschbichlsattel ist nicht leicht zu finden und ebenfalls anspruchsvoll. Die Bewertung als "I, meist Gehgelände" ist schon fast fahrlässig. Vorsicht auf das brüchige Gestein und den vielen Schutt im stark abschüssigen Gelände! Helm!
Mit auf Tour: ADI, Uwe.
Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 5*-Tour, 2400er, T6.
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