Pyrenäen Teil 1: Gavarnie - Torla - Nerin - Lamiana


Publiziert von kopfsalat , 1. Oktober 2011 um 22:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Spanien » Aragonien » Huesca
Tour Datum:12 Juli 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: E   F 
Zeitbedarf: 7 Tage

So 10.7.
Anreise via Paris nach Lourdes (TGV)


In Paris Zwischenstop und Mittagessen im Restaurant Chez Clement (Austern zur Vorspeise), Weiterreise nach Lourdes, dort haben wir im Hotel Ibis ein Zimmer reserviert. Wie erwartet, sauber, geschlechtslos aber o.k.. Hunger haben wir nicht, Lust aus dem Hotel zu gehen eigentlich auch nicht. So gehen wir ins Hotel Bistro... naja, der Salat vom kargen Buffet ist nicht gerade ein kulinarischer Höhenflug...
 
Mo 11.7.
Lourdes - Gavarnie (Bus)


Frühstück im Hotel – Buffet ist in Ordnung...Am Bahnhof von Lourdes gibt es zwar eine Bushaltestelle, aber laut Fahrplan keinen Bus nach Gavarnie. Dies beunruhigt uns nichtgross, das ist Frankreich. Die Fahrt von Lourdes nach Gavarnie (2 € pro Person) ist sehr rüttelig... Fränzi ist froh, ihre Reisekaugummis dabei zu haben. In Gavarnie haben wir ja letztes Jahr unsere Wanderung aufgehört, hier fangen wir dieses Jahr an.
 
Über die Brêche Roland soll es zum Refugio de Goriz gehen, wo wir in der Nähe biwakieren wollen.Anschliessend über den Añisclo-Pass ins Pineta und nach Bielsa – so stellen wir uns die ersten Etappen vor. Fränzi ist ein bisschen skeptisch, gleich zu Beginn so eine Etappe zu machen. Aber zuerst gehen wir jetzt ins Hotel Marboré. Auch dieses haben wir von zu Hause aus gebucht – 100 € die Nacht – nicht gerade günstig, aber ein schönes Zimmer mit toller Aussicht.
 
Wir spazieren zuerst durchs Dorf und suchen einen aktuellen Wetterbericht, allerdings wird der neuste erst Abends rausgehängt. So klappern wir mal die Läden ab, blättern in ein paar Büchern über unsere erste Etappe. Ich bin beruhigt, wird doch in einem Buch die Brêche Roland als T3 bezeichnet. Wir reservieren das Taxi für morgen früh um 7h bis zum Col de Tentes, so sparen wir uns doch einige Höhenmeter.
 
Am Nachmittag erkunden wir den „botanischen Garten“ von Gavarnie – der ist wohl noch ganz neu und nicht fertig beschildert. Aber eine Ruheoase – wir geniessen es, im Gras zu liegen, Blumen anzuschauen und auch die ersten Geier zeigen sich am Himmel!
 
Nachtessen in einer Pizzeria– die Kohlenhydratspeicher auffüllen. Die Tagliatelle Carbonara schmecken sehr gut, noch besser ist die Dessertkreation. Nach dem Nachtessen machen wir einen Verdauungsspaziergang zur Tourist-Info um den neusten Wetterbericht zu lesen. Der gefällt uns gar nicht. Es ist nicht mehr von möglichen Gewittern die Rede, sondern von heftigen Gewittern, Sturm und Hagel... keine guten Aussichten für die erste Nacht im Biwak.
 
Zurück im Hotel nehmen wir nochmal unsere Karten raus und überlegen, wie weiter? das Taxi ist schliesslich schon gebucht ... Bald ist es klar, der einzige sinnvolle Weg führt direkt über den Bujaruelo Pass runter nach Torla. Das haben wir zwar letztes Jahr schon in umgekehrter Richtung gemacht, aber immer noch besser, als in Hagel und Gewitter zu übernachten.
 
Di 12.7.
Gavarnie (1365) - Col de Tentes (2208) - Puerto de Bujaruelo (2270) - Bujaruelo (1338) - Torla (1030)


Das Taxi holt uns um 7h vor dem Hotel ab und fährt uns fast bis auf den Pass. Es folgt eine gemütliche Wanderung nach Bujaruelo. Dort nehmen wir einen ersten spanischen Kaffee und studieren den spanischen Wetterbericht. Auch der sieht Gewitter vor. Wir entscheiden uns, nach Torla zu laufen. Schliesslich quert der GR 11 immer mal wieder die Autostrasse und wir können notfalls Autostop machen. Obwohl wir einzelne Stücke dieses Weges jetzt bereits zum zweiten und dritten Mal machen, gefällt es uns sehr gut. Und das Wetter hält auch! So können wir bei der alten Brücke noch für ein kühles Bad in den Rio Ara springen.
 
In Torla nehmen wir das gleiche Hotel Bellavista (55 €) wie letztes Jahr (als wir auch schon zwei mal in Torla waren). Da wir ja diese Route so nicht geplant hatten, fehlt uns ein Stück auf der Karte. Zum Glück bekommt man in Torla alles, was man braucht. Auch meine blaue PET-Flasche vom letzten Jahr wird durch eine Neue ersetzt. Bei einer Cerveza sin alcohol planen wir unsere weitere Tour.
 
Klar ist, dass wir nicht mehr in den Ordesa wollen, auch das Goriz muss nicht sein. Aber Nerin, welches uns letztes Mal sehr gut gefallen hat, könnten wir uns durchaus vorstellen. So kommen wir zum Schluss, dass wir auf Grund des Wetterberichtes statt den GR11 den GR15 ein Stück weit gehen wollen. Dieser führt weiter südlich durch und soll sowohl landschaftlich, wie auch von den Ortschaften her, sehr malerisch sein. Dank Fränzi‘s Spanischkurs übers Internet (bei dem sie gleichzeitig auch noch Schottisch gelernt hat) bucht sie übers Telefon ein Zimmer in Nerin. Diesmal nicht in der Absteige, sondern im schönen Hotel Palazio.
 
Langsam verspüren wir Hunger – wir haben uns noch nicht an die spanischen Essenszeiten gewöhnt. Fürs Nachtessen wählen wir ein uns bekanntes Restaurant. Als wir dort letztes Jahr zum zweiten Mal essen gehen wollten, kam uns ein Hagelsturm in die Quere... dieses Jahr haben wir mehr Glück. Es regnet zwar zwischendurch ein wenig, aber wir kommen trockenen Fusses ins Restaurant. Es ist noch gleich gut, wie wir es in Erinnerung hatten. Nachts gewittert es; allerdings nur schwach. Hätten wir doch beim Goriz biwakieren können?
 
Mi 13.7.
Torla (1030) - Broto (905) - Buesa (1100) - Fanlo (1342) - Nerin (1280)


Von Torla geht’s auf einem alten Weg nach Broto, wo wir in einer Bar an der Strasse zuerst einen grossen Milchkaffee und ein paar getoastete Brotscheiben zu uns nehmen. Nach Broto verpassen wir leider eine Abzweigung und müssen so ein längeres Stück auf der Strasse laufen. Dani findets gar nicht schlimm, kann er doch dank der zahlreichen Aufschlüsse, die Geologie am Strassenrand studieren ...Auch in Buesa ist es nicht leicht, den richtigen Weg aus dem Dorf zu finden. Ich frage einen alten Mann, ob dies der Weg nach Nerin sei. Er will uns nicht glauben, dass wir nach dorthin laufen wollen – das sei doch viel zu weit! Es lejo! Ja das wissen wir schon ...
 
Auf einem guten Feldweg erreichen wir erneut eine Autostrasse. Anstatt die nächsten ein bis zwei Stunden auf Asphalt zu laufen, machen wir Autostopp. Schon das zweite Auto (nach ca. 20 Minuten) nimmt uns mit bis zu Abzweigung nach Fanlo. Während der Fahrt sehen wir immer wieder grün-weisse Haufen am Strassenrand liegen – Hagel und Blätter! Unsere Fahrer erzählen, dass sie letzte Nacht im Goriz waren und es heftige Gewitter gab. Unsere Entscheidung war also doch richtig. In Fanlo sehen wir das Ausmass des Unwetters. Sämtliche Gemüsegärten sind kahlgefegt und überall liegen noch Massen von Hagelkörnern rum. Und das gut 16h nach dem Gewitter! Erschreckend. Wir sind froh, letzte Nacht im Hotelzimmer genächtigt zu haben.
 
In Buisan (unbewohnt) machen wir eine längere Siesta mit Aussicht. Der Weg nach Nerin ist wunderschön – durch Buschlandschaft, und immer wieder an Überresten des Hagels vorbei, aber es zieht sich. Unterwegs machen wir uns Gedanken über die weitere Tour. Nerin hat uns letztes Mal sehr gut gefallen, vor allem die Möglichkeit hier diverse Vögel zu beobachten. Wir beschliessen, nach Möglichkeit zwei Nächte zu bleiben. Im Hotel Palazio beziehen wir ein grosses Zimmer für zwei Nächte! Bevor es Nachtessen gibt, machen wir uns noch auf einen ornithologischen Spaziergang und können in unmittelbarer Nähe des Hotels u.a. Steinrötel, Neuntöter, Schwarz- und Braunkehlchen, Distelfinken beobachten!
 
Do 14.7.
Nerin (1280) - Entrata de Estiba (1804) - Nerin (1280)


Fränzi schläft aus, während Dani vom Hotelzimmer aus Vögel beobachtet ...Wetter bewölkt – so müssen wir nicht früh raus. Wir wollen auf den Mondoto, um hoffentlich ein paar Geier zu sehen. Allerdings kommen wir kaum vorwärts. Denn es gibt so viel zu sehen, dass wir alle paar Meter anhalten müssen. So wandern wir schliesslich nur bis zum Pass und ersparen uns den Schlussaufstieg auf den Gipfel. Die Geier sehen wir trotzdem und auch sonst einiges.
 
Im Abstieg beginnt es leicht zu regnen. Den Kaffee und die Bocadillos nehmen wir unter dem kleinen Vordach des Hotels ein und fachsimpeln noch mit einem französischen Hobby-Ornithologenpärchen. Im Zimmer oben merken wir, dass wir die drei Nationalparkkarten, auf denen Fränzi die Infos zu den verschiedenen Refugios eingetragen hat, zu Hause vergessen haben...

Fr 15.7.
Nerin (1280) - San Urbez (900) - Pass S der Sestrales (1618) - Rio Aires (940) - Bestué (1242)


Heute haben wir eine längere Etappe vor uns. Von Nerin nach Bestué. Da es dort gemäss Führerliteratur keine Unterkunft gibt, werden wir biwakieren. Der Abstieg in den Cañon de Añisclo kennen wir vom letzten Jahr her, aber auch hier lässt es sich gut ein zweites Mal durchwandern! Diesmal geht’s jedoch nicht die Schlucht auf- sondern abwärts. So sehen wir auch mal, woher all die vielen Leute kommen ... Die alte Brücke bei San Urbez ist recht eindrücklich – unter ihr geht’s gefühlte 1000m tief runter!! Wir aber gehen rauf. Der Weg ist angenehm, nicht wahnsinnig viel begangen, aber steil. Und es ist eher heiss. Zudem ist uns nicht klar, ob der Pass auf 1600 oder 1800 Meter liegt. Je nach Karte ist die Wegführung nämlich ganz anders. Unterhalb der Sestrales verläuft der Weg auf einem schmalen Band, an einigen wenigen Stellen leicht ausgesetzt, aber an den meisten Stellen verhindern die Bäume allzu grosse Tiefblicke. Der Pass will und will nicht kommen – wir können den Weg irgendwie gar nicht so richtig geniessen...
 
Der Abstieg ist dann eher langweilig. Nach den Buschlandschaften, in denen es von Vögeln nur so gewimmelt hat, erscheint der Wald hier leblos und trist. Unten im Tal pflotschen wir im Rinnsal des Rio Aires, bevor wir den Schlussanstieg nach Bestué in Angriff nehmen. Wir wollen uns im Dorf erkunden, wo wir am besten biwakieren können und hoffen, dass es vielleicht doch irgendwo ein kühles Bier zu kaufen gibt ... Zu unserer Überraschung treffen wir auf einen Wegweiser „Albergo“ ... und tatsächlich finden wir eine kleine Herberge, mit zwei Massenschlägen. Und es hat sogar noch zwei Betten frei. Es werde aber noch eine französische Wandergruppe kommen, sagt uns der Wirt ... zum Glück! Denn von deren Guide erhalten wir einen super Tipp für den nächsten Tag. Trotz Massenschlag gibt’s kein Geschnarche. Nur die Katzen singen draussen ... wir schlafen prächtig.
 
Sa 16.7.
Bestué (1242) - Cuello Raton (1688) - Puente los Mallos (1460) - Rebilla (1250) - Camping Lamiana (1100)


Unser Plan war dem GR15 nach Escuain zu folgen. Der Guide von gestern hat uns aber empfohlen, vom Cuello Raton aus nicht direkt abzusteigen, sondern erst ganz hinten im Tal bei Puenta los Mallos auf die gegenüberliegende Seite zu queren. Von dort führt ein gut markierter Pfad bis nach Rebilla. Allerdings ist auch dieser Ort unbewohnt. Aber dank der vielen Tagesausflügler sollte es möglich sein per Anhalter nach Lamiana zu gelangen, wo wir auf dem Campingplatz übernachten wollen. Und so machen wir es auch.
 
Als wir auf dem Cuello Raton rasten sehen wir schon einzelne Gänsegeier. Fränzi sucht den Berg nach Gemsen ab. Aber statt Gämsen sieht sie Dutzende von Geiern auf der Krete sitzen! Bald schon kreist ein Bartgeier unter uns. Nach einer Weile können wir uns losreissen, allerdings nicht für lange! Auch beim zweiten Halt haben wir eine super Flugshow und auf dem Weiterweg kreist ein junger Bartgeier teilweise nur knapp 10 Meter über uns. Fränzi wird’s schon fast ein bisschen mulmig – ist schon eindrücklich diese Grösse!
 
Querfeldein steigen wir ab und finden schon bald den markierten Wanderweg, der uns auf die andere Talseite führt. Der Weg ist eindrücklich. Immer wieder hat man tolle Ausblicke und nur schon das Wissen, dass wir auf einem nur wenige Meter breiten Band in der Felswand laufen, ist beeindruckend. Allerdings zieht sich der Weg doch ziemlich in die Länge. Den kleinen Umweg zu den Miradores ersparen wir uns. Und wieder haben wir Glück. Diesmal nicht in Form eines Albergos, sondern eines belgischen Pärchens, das uns in ihrem Auto bis Lamiana mitnimmt. Schon wieder eine gute Stunde Asphaltlaufen gespart!
 
Der Zeltplatz befindet sich auf einem Geländerücken, die einzelnen Parzellen liegen auf Terrassen, auf welchen früher wohl Getreide angebaut wurde. Wir essen mal wieder ein Bocadillo, schliesslich geht’s ja noch ewig bis zum Nachtessen im Restaurant des Zeltplatzes. Wir schlafen nicht so gut. Es ist zu laut, zu heiss, hat zu viele Mücken – was auch immer....


Pyrenäen Teil 1: Gavarnie - Torla - Nerin - Lamiana

Pyrenäen Teil 2: Lamiana - Bielsa - Biados - Camping Aneto

Pyrenäen Teil 3: Benasque und Umgebung - Luchon

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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Kommentare (3)


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Vonti hat gesagt: Flotter Reisebericht!
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 12:16
Hey Kopfsalat, der Hauptgang sieht doch richtig lecker aus ;-))? Zumindest musstest du nicht selber kochen :-))

Offenbar habt ihr sehr viel erlebt - interessant zu lesen und Pic schauen.

Jakob Bauer hat gesagt: Botanischer Garten?
Gesendet am 20. Dezember 2011 um 20:13
Wo ist denn in Gavarnie ein botanischer Garten?

Vandrer hat gesagt:
Gesendet am 23. Mai 2012 um 11:26
Bin grad durchs Forum auf den Bericht hier gestoßen. Klingt interessant und die Bilder reizen doch sehr, selbst mal dort unterwegs zu sein!


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