Ungeplant auf den Simel (2354 m) - mit langem Anlauf durch die Taminaschlucht
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Sucht man die Einsamkeit und Abgeschiedenheit in wilden Fels- und Schuttlandschaften, ist man im südlichsten Zipfel des Kantons St. Gallen genau richtig: Von (markierten und ausgeschilderten) Wanderwegen weitgehend unerschlossen, schlummert dort so manches Bijou und wartet auf seine Entdeckung. Namentlich das Gebiet zwischen Pizol und dem Sardonamassiv wird abseits der bekannten und beliebten Übergänge Heitel- und Heubützlipass kaum von Touristen besucht, es sind -neben Älplern und Jägern- fast ausschliesslich Einheimische, welche die zum grössten Teil aus brüchigem Sardona-Flysch aufgebauten Gipfel besteigen. Nachdem ich bekanntlich schon länger Gefallen an dieser Gegend gefunden habe, wollte ich nun auch
nevada die Schönheiten im Rahmen einer klassischen Überschreitung vom Calfeisen- ins Weisstannental näher bringen. Doch es sollte anders kommen…
Traumhafte Fernsicht in den Alpen, stahlblauer Himmel, dazu etwas Neuschnee und Sommersonne - alles war angerichtet für die perfekte Sightseeing-Tour in der Tektonik-Arena Sardona, Route und Logistik für uns massgeschneidert - es wäre bestimmt eine schöne Tour geworden, wenn… ja, wenn ich nicht im Bahnhofsbistro in Bad Ragaz 30 Sekunden zu lang in meine (leere) Kaffeetasse gestarrt - und das Postauto, welches uns hinauf zum Gigerwaldstausee hätte bringen sollen, von innen anstatt nur von aussen gesehen hätte. Während unseres 20-minütigen Aufenthaltes im Bahnhof Bad Ragaz hatte ich für einen Moment die Zeit vergessen, und als ich dann -meiner "inneren Uhr" folgend- doch mal nach draussen ging, um zu sehen, ob der Bus abfahrbereit wäre, sahen wir genau noch die Schlusslichter… Richtig ärgerlich ist das Ganze dann, wenn man weiss, dass dies für den gesamten Tag der einzige Postautokurs bis ganz zuoberst zum Gigerwaldstausee ist und man die (geplante) Tour nun vergessen kann!
Den Versuch, per Autostopp zum gewünschten Ausgangsort zu gelangen, gaben wir bald auf und marschierten -weil wir da gerade vorbeiliefen- in die Taminaschlucht hinein, von der ich schon einiges gelesen, die ich aber selbst noch nie besucht hatte.
Schattig und kalt war´s da drin. Und dunkel. Und das an einem solchen Prachtstag! Auf einer befestigten Strasse, auf der überraschend sogar ein Linienbus verkehrt, wanderten wir entlang der wildschäumenden Tamina, die sich durch die von eindrücklichen, immerfeuchten Felswänden eingeschnittene Schlucht schlängelt, taleinwärts. Bald passierten wir das altehrwürdige Bad Pfäfers. Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass es sich durchaus gelohnt hätte, den "alten Schuppen" zu besichtigen bzw. ins Innere der Felsschlucht und zur Quelle vorzustossen (Eintritt CHF 5,00). Schon Rainer Maria Rilke soll über diesen Ort gesagt haben: "Hiersein ist herrlich!" Nun, ich sah´s in dem Moment ein klein wenig anders, wollte nur schnell raus aus der dunklen, kalten Schlucht…
Ein Holzschild mit der Aufschrift "Aussichtspunkt Calandaschau" veranlasste mich wenig später, den Weg zu verlassen und schnell den steilen, schmalen Pfad hochzusprinten, um ja nicht diesen gross angekündigten Aussichtspunkt zu verpassen. Na ja, erstens muss man doch noch ein ganzes Stück nach hinten laufen und zweitens ist sooo spektakulär das Ganze dann auch wieder nicht. Zumal wir später noch den halben Tag die Calandas aus nächster Nähe bewundern konnten…
Ähnlich verhält es sich mit der kurz darauf angekündigten "Naturbrücke". Wäre diese nicht explizit auf den Wanderwegweisern (und auf der Karte) erwähnt worden, hätte ich wohl kaum Notiz davon genommen. Auf Holzbohlen überschreitet man diesen natürlichen Unterbruch der Schlucht, ich hatte mir das etwas exponierter vorgestellt…
Weitaus atemberaubender ist wortwörtlich der anschliessende Aufstieg zum Gehöft Ragol an der Fahrstrasse Pfäfers-Vättis: Zunächst geht es über Holztreppen, deren Stufenanzahl sich insgesamt wohl im dreistelligen Bereich bewegen dürfte, aufwärts, danach noch einen rutschigen Graspfad hinauf. Oben stellten wir fest, dass uns auch hier der (mittlerweile nächste) Bus gerade um einige Minuten davon gefahren war. Und täglich grüsst das Murmeltier…
"Natürlich" wollte ich die Zeit bis zum nächsten Postautokurs nicht mit Warten verbringen - weshalb wir (nach einigen erfolglosen Versuchen, per Autostopp weiter zu kommen - es soll ja Hikrs geben, die darauf spezialisiert sind, ich gehöre definitiv nicht dazu… :-/ ) der Landstrasse entlang Richtung Vättis marschierten. Bei der Frage, welche schöne (Berg-)Tour zur mittlerweile vorgerückten Stunde denn noch möglich wäre, kam mir nämlich die völlig abgeschiedene Gegend rund um den östlichen Ausläufer des Ringelspitz mit den faszinierenden Kalktürmen der Orglen in den Sinn, welche ich auf dieser unvergesslichen Tour etwas näher kennengelernt hatte.
nevada war schnell überzeugt, und so starteten wir um 11.15 Uhr (endlich) zur ersehnten Bergtour.
Vom südlichen Dorfende von Vättis folgt man einer kleinen Fahrstrasse, die auf der westlichen Talseite etwas oberhalb der Strasse zum Kunkelspass verläuft. Der Belag wechselt bald von Asphalt zu Schotter, die Forststrasse steigt sanft bis auf eine Höhe von ca. 1200 m an, wo sie unvermittelt endet. Hier setzt ein weder ausgeschilderter noch markierter, jedoch nicht zu verfehlender Alpweg ein, der steil, aber landschaftlich wunderschön über das märchenhafte Föhrenbödeli auf der (im Aufstiegssinn) rechten Seite des Ramozatobels hinaufführt, um den Bachlauf auf einem kleinen Boden auf ca. 1400 m zu queren. Dem Pfad weiter folgend, ist die Dritt Hütte (1649) der Alp Ramoza (wieso fiel mir genau in diesem Moment das Lied "Blau blüht der Enzian" von Heino ein?) nach insgesamt knapp 2 h erreicht. Der Aufstieg geizt nicht mit fantastischen Ausblicken zu den (leicht überzuckerten) Calandas vis à vis und zu den unglaublichen Felstürmen der Orglen, die fast ein wenig an die Dolomiten erinnern.
An der Dritt Hütte begrüssten uns drei Esel, die dort friedlich herumstanden (und dem Älpler Gesellschaft leisteten). Wir folgten dem Alpweg taleinwärts, bis dieser die Bachrinne abermals quert. Von hier stiegen wir -vor der grossartigen Kulisse der sich im Talschluss aufbauenden Felswände (fast glaubt man, das Ende der Welt erreicht zu haben) auf Schafpfaden über die Alp Obersäss (2070 m) auf den aussichtsreichen Gipfel des Simel (2354 m) mit riesigem Gipfelsteinmann. Das heisst, ich stieg auf den Gipfel, während
nevada es an der Alp Obersäss gut sein liess und den hunderten dort weidenden Schafen Gesellschaft leistete. So blieb ihr eine unglaubliche Rutschpartie in der durch die dünne Neuschneeauflage wie Schmierseife glatten Südflanke des Simel erspart. Zum Glück stiess ich bald auf brauchbare Schafpfade, so dass nur die letzten 100 Hm sehr mühsam waren. Der Aufstieg lohnt sich aber, gibt doch der Einschnitt des Kunkelpasses den Blick weit nach Süden in die Bündner Bergwelt frei. Auch die Tiefblicke vom Gipfel ins Calfeisental und nach Vättis sowie die Aussicht ins Pizol-/Taminagebirge und ins Rätikon sind nicht zu verachten.
Abstieg wie Aufstieg. Wer einen alternativen, spannenderen Aufstieg auf den Simel sucht, wähle den Südostgrat über P. 1968 und die Grossegg zum Fohrenbödeli (lt. SAC-Führer "L"), denn den Nordostgrat direkt nach Vättis kann ich wirklich nicht empfehlen…

Traumhafte Fernsicht in den Alpen, stahlblauer Himmel, dazu etwas Neuschnee und Sommersonne - alles war angerichtet für die perfekte Sightseeing-Tour in der Tektonik-Arena Sardona, Route und Logistik für uns massgeschneidert - es wäre bestimmt eine schöne Tour geworden, wenn… ja, wenn ich nicht im Bahnhofsbistro in Bad Ragaz 30 Sekunden zu lang in meine (leere) Kaffeetasse gestarrt - und das Postauto, welches uns hinauf zum Gigerwaldstausee hätte bringen sollen, von innen anstatt nur von aussen gesehen hätte. Während unseres 20-minütigen Aufenthaltes im Bahnhof Bad Ragaz hatte ich für einen Moment die Zeit vergessen, und als ich dann -meiner "inneren Uhr" folgend- doch mal nach draussen ging, um zu sehen, ob der Bus abfahrbereit wäre, sahen wir genau noch die Schlusslichter… Richtig ärgerlich ist das Ganze dann, wenn man weiss, dass dies für den gesamten Tag der einzige Postautokurs bis ganz zuoberst zum Gigerwaldstausee ist und man die (geplante) Tour nun vergessen kann!
Den Versuch, per Autostopp zum gewünschten Ausgangsort zu gelangen, gaben wir bald auf und marschierten -weil wir da gerade vorbeiliefen- in die Taminaschlucht hinein, von der ich schon einiges gelesen, die ich aber selbst noch nie besucht hatte.
Schattig und kalt war´s da drin. Und dunkel. Und das an einem solchen Prachtstag! Auf einer befestigten Strasse, auf der überraschend sogar ein Linienbus verkehrt, wanderten wir entlang der wildschäumenden Tamina, die sich durch die von eindrücklichen, immerfeuchten Felswänden eingeschnittene Schlucht schlängelt, taleinwärts. Bald passierten wir das altehrwürdige Bad Pfäfers. Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass es sich durchaus gelohnt hätte, den "alten Schuppen" zu besichtigen bzw. ins Innere der Felsschlucht und zur Quelle vorzustossen (Eintritt CHF 5,00). Schon Rainer Maria Rilke soll über diesen Ort gesagt haben: "Hiersein ist herrlich!" Nun, ich sah´s in dem Moment ein klein wenig anders, wollte nur schnell raus aus der dunklen, kalten Schlucht…
Ein Holzschild mit der Aufschrift "Aussichtspunkt Calandaschau" veranlasste mich wenig später, den Weg zu verlassen und schnell den steilen, schmalen Pfad hochzusprinten, um ja nicht diesen gross angekündigten Aussichtspunkt zu verpassen. Na ja, erstens muss man doch noch ein ganzes Stück nach hinten laufen und zweitens ist sooo spektakulär das Ganze dann auch wieder nicht. Zumal wir später noch den halben Tag die Calandas aus nächster Nähe bewundern konnten…
Ähnlich verhält es sich mit der kurz darauf angekündigten "Naturbrücke". Wäre diese nicht explizit auf den Wanderwegweisern (und auf der Karte) erwähnt worden, hätte ich wohl kaum Notiz davon genommen. Auf Holzbohlen überschreitet man diesen natürlichen Unterbruch der Schlucht, ich hatte mir das etwas exponierter vorgestellt…
Weitaus atemberaubender ist wortwörtlich der anschliessende Aufstieg zum Gehöft Ragol an der Fahrstrasse Pfäfers-Vättis: Zunächst geht es über Holztreppen, deren Stufenanzahl sich insgesamt wohl im dreistelligen Bereich bewegen dürfte, aufwärts, danach noch einen rutschigen Graspfad hinauf. Oben stellten wir fest, dass uns auch hier der (mittlerweile nächste) Bus gerade um einige Minuten davon gefahren war. Und täglich grüsst das Murmeltier…
"Natürlich" wollte ich die Zeit bis zum nächsten Postautokurs nicht mit Warten verbringen - weshalb wir (nach einigen erfolglosen Versuchen, per Autostopp weiter zu kommen - es soll ja Hikrs geben, die darauf spezialisiert sind, ich gehöre definitiv nicht dazu… :-/ ) der Landstrasse entlang Richtung Vättis marschierten. Bei der Frage, welche schöne (Berg-)Tour zur mittlerweile vorgerückten Stunde denn noch möglich wäre, kam mir nämlich die völlig abgeschiedene Gegend rund um den östlichen Ausläufer des Ringelspitz mit den faszinierenden Kalktürmen der Orglen in den Sinn, welche ich auf dieser unvergesslichen Tour etwas näher kennengelernt hatte.

Vom südlichen Dorfende von Vättis folgt man einer kleinen Fahrstrasse, die auf der westlichen Talseite etwas oberhalb der Strasse zum Kunkelspass verläuft. Der Belag wechselt bald von Asphalt zu Schotter, die Forststrasse steigt sanft bis auf eine Höhe von ca. 1200 m an, wo sie unvermittelt endet. Hier setzt ein weder ausgeschilderter noch markierter, jedoch nicht zu verfehlender Alpweg ein, der steil, aber landschaftlich wunderschön über das märchenhafte Föhrenbödeli auf der (im Aufstiegssinn) rechten Seite des Ramozatobels hinaufführt, um den Bachlauf auf einem kleinen Boden auf ca. 1400 m zu queren. Dem Pfad weiter folgend, ist die Dritt Hütte (1649) der Alp Ramoza (wieso fiel mir genau in diesem Moment das Lied "Blau blüht der Enzian" von Heino ein?) nach insgesamt knapp 2 h erreicht. Der Aufstieg geizt nicht mit fantastischen Ausblicken zu den (leicht überzuckerten) Calandas vis à vis und zu den unglaublichen Felstürmen der Orglen, die fast ein wenig an die Dolomiten erinnern.
An der Dritt Hütte begrüssten uns drei Esel, die dort friedlich herumstanden (und dem Älpler Gesellschaft leisteten). Wir folgten dem Alpweg taleinwärts, bis dieser die Bachrinne abermals quert. Von hier stiegen wir -vor der grossartigen Kulisse der sich im Talschluss aufbauenden Felswände (fast glaubt man, das Ende der Welt erreicht zu haben) auf Schafpfaden über die Alp Obersäss (2070 m) auf den aussichtsreichen Gipfel des Simel (2354 m) mit riesigem Gipfelsteinmann. Das heisst, ich stieg auf den Gipfel, während

Abstieg wie Aufstieg. Wer einen alternativen, spannenderen Aufstieg auf den Simel sucht, wähle den Südostgrat über P. 1968 und die Grossegg zum Fohrenbödeli (lt. SAC-Führer "L"), denn den Nordostgrat direkt nach Vättis kann ich wirklich nicht empfehlen…
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