Annalper Grat und Trilogie unter dem Zitterklapfen


Publiziert von alpstein , 24. August 2011 um 09:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:23 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Lustenau - Dornbirn - Bödele - Bregenzerwaldstraße bis Au (117 km)
Unterkunftmöglichkeiten:z.B. in Au oder Schoppernau, Bergkristallhütte
Kartennummer:VoGIS oder map.geo.admin.ch

Annalper Stecken (2124 m) – Grünes Gräshorn (2201 m) – Wildes Gräshorn (2258 m)
 
Ein Hitzetag im August 2011. Da hält man es am besten am Wasser oder in den Bergen aus, wenn man werktags nicht gerade arbeiten muss. Eigentlich war noch eine Tour mit unserer Tochter geplant, bevor sie wieder in den Winter auf der Südhalbkugel zurückkehrt. Der See lockte aber mehr als die Berge. So machte ich mich alleine auf den Weg.
 
Schon letztes Jahr bin ich bei der Besteigung des Zitterklapfen auf den Annalper Grat (Foto) aufmerksam geworden, den man vom Gipfel aus auf seiner ganzen Länge überblickt. Vor gut 35 Jahren habe ich ihn schon mal begangen, aber das ist lange her. Trotz verschiedener Widrigkeiten ist es gestern eine lange und tolle Tour geworden. Eine davon war, dass die Güterstraße in das Vorsäß Boden wegen Unterhaltungsarbeiten für 3 Tage gesperrt war, was mir 400 zusätzliche Höhenmeter beschert hat.
 
Da ich nicht glauben konnte als Fußgänger über den alten Weg nicht durchzukommen, bin ich nach absolvierten 300 Hm vor einer Absperrung „befristetes Forstsperrgebiet“ gestanden. Einen ersten Hinweis hatte ich noch ignoriert. Das Knattern von Motorsägen sagte mir, dass ich das Verbotsschild doch ernst nehmen sollte und der Weg durch Stein- und Holzschlag infolge der Arbeiten gefährdet sein könnte. Was tun ? Wieder absteigen kam für mich nicht in Frage.

Ein Blick auf die Karte und den Höhenmesser zeigte, dass 100 Hm weiter oben der neue Güterweg sein muss. So nahm ich einen steilen Waldaufstieg auf mich, bei der ich zum Schluß Reissigäste überwinden musste, um den anderen Weg zu erreichen.  Nach einem Zwischenabstieg bin ich dann endlich nach einigem Umweg auf den Alpweg zum Lug (1767 m) eingeschwenkt. Unterhalb der Brendler Alpe kam ich an den Punkt, wo ich unter normalen Umständen aus dem Vorsäß Boden hochgekommen wäre. Hier stachen auch erstmals die angestrebten Gipfel in's Auge.
 
Der Lug ist ein schöner Aussichtspunkt, Seeger hat ihn diesen Winter schon mit Schneeschuhen besucht. Die Erhebung über dem Tal ist aber erst der Anfang des ungefähr 5 km langen Annalper Grates. Auch die Kühe der Säckel-Alpe hatten herausgefunden, dass es auf dem Grat in der Sommerhitze am kühlsten ist. Ich wurde von einer zügigen Südwestbrise ziemlich durchgeluftet, was äußerst angenehm war. Bis zum Annalper Joch (1997 m) ist der Pfad noch ganz einfach zu begehen. Der Wanderweg führt aber hier zur Annalpe runter.
 
Für mich ging es jedoch, ab hier nicht mehr markiert, auf dem nun schmalen Rasengrat weiter. Mit zwei Zwischenabstiegen kam ich zum Steckensattel (2050 m) am Fuß des Annalper Steckens, der sich kühn aus dem saftigen Grün der Umgebung nach oben streckt. Der Aufstieg zum Sattel im tiefen Gras stellte dann auch erste Anforderungen, die jedoch bei trockenen Verhältnissen gut zu bewältigen waren. Den Rucksack deponiert, stieg ich über die Südwestkante ohne Probleme auf den Gipfel. Bei Nässe dürfte es um einiges schwieriger sein.
 
Als nächstes Stand der Aufstieg zum Grünen Gräshorn an. Gut 150 Hm sind dort rauf in steilem Gelände zu bewältigen. Da auch das Wilde Gräshorn noch auf mich wartete, hielt ich mich hier auch gar nicht länger auf und nahm den Schlussanstieg in Angriff. Dieser führt vom Hörnersattel auf den letzten 60 Hm   über steile Grasschrofen zum Gipfel. 5 Std. Gehzeit waren seit dem Start in Au-Lugen vergangen. Durch die Wegsperre hat sich die Tour länger hingezogen, als mir lieb war, aber es hat sich gelohnt.
 
Keine Menschenseele habe ich getroffen, einzig 150 Hm vis-a-vis auf dem Zitterklapfen stand ein einzelner Berggänger am Gipfelkreuz. Eine Brotzeit hatte ich mir nun redlich verdient. Gut konnte ich den Westgrat des Zitterklapfen einsehen, der von der Hochschere über den  Westgipfel Hochscherenkopf nach oben führt. Ein möglicherweise zu anspruchsvolles Unterfangen (II-III) für mich. Der Dunst ließ keine optimale Fernsicht zu, aber trotzdem konnte ich vom Alpstein über das Rätikon bis zu den Allgäuer und Lechtaler Alpen sehen. Die satten Almwiesen, die Felsgestalten und der blaue Himmel eine Symphonie in grün, grau und blau.
 
Nach der Stärkung wagte ich mich noch über ein luftiges Grätchen (I+) auf den Westgipfel, wo früher wohl ein Gipfelkreuz vorhandenen gewesen sein muss.Es hatte aber den Anschein, als ob ein Teil des Gipfels weggebrochen und in die Nordwand gestürzt ist. Danach erfolgte der Abstieg zur Grauen Furke direkt am Fuß der Nordrippe des Zitterklapfens. Über das Kar und Neugunten stieg ich in das Dürrenbachtal ab. Die Sperrung des Weges bescherte mir statt eines Besuches in der Bergkristallhütte noch eine Einkehr in der Tobel Alpe (1246 m). Die Hitze ließ es nicht zu vor der Hütte zu sitzen. In der Kühle der Almhütte nahm ich noch Ziegenkäse vom Feinsten zu mir,  und stieg anschließend östlich des Dürrenbaches über einen steilen Steig in das Tal ab. Bei der Ankunft unten waren seit dem Aufbruch am Morgen genau 9 Std. vergangen. 4,5 liter Flüssigkeit habe ich verbraucht. Es war eine tolle Tour. Im Falle einer Wiederholung würde ich es aber doch vorziehen, erst im Vorsäß Boden, als 400 Hm weiter oben, zu starten.
 
Route: Au-Lugen – Boden Vorsäß – Goßlachen Alpe – Brendler Alpe – Lueg – Annalper Joch – Steckensattel - Annalper Stecken - Steckensattel-  Grünes Gräshorn – Wildes Gräshorn – Graue Furke – Kar in das Dürrenbachtal – Annalperau Alpe – Tobel Alpe – Au-Lugen
 
Bewertung:
 
Au-Lugen bis zum Lug T1-T2
 
Meist Wald- Alpwege, die ab der Alp Brendler gut abgekürzt werden können
 
Lug bis Annalper Joch T2
 
Einfacher Gratweg, Rasen mit teilweise ausgewaschenen Furchen. Auf dem Güterweg könnte man auch mit dem Bike 900 Hm bis rauf zur Säckel Alpe fahren.
 
Annalper Joch über Steckensattel - Annalper Stecken bis Grünes Gräshorn (T4-)
 
Schmaler Rasengrat und steile Grasaufstiege, wo nicht immer Wegspuren ersichtlich sind
 
Grünes Gräshorn bis Wildes Gräshorn (Gratpassage T4+/I, sonst T4)
 
Im oberen Teil steile Grasschrofen und luftige Stelle zum Westgipfel rüber
 
Wildes Gräshorn bis Graue Furke (T4)
 
Wegspuren führen durch eine schiefrige Zone mit Ausrutschgefahr (!) zur Grauen Furke. Von dort Abstieg durch das Kar (alte Markierungen) bis man auf die wbw markierte AV-Führe zum Zitterklapfen trifft

Zwischenabstiege-/aufstiege sind in der Höhenmeterangabe enthalten!
 
Literatur: AV Führer Walther Flaig, Bergverlag Rother
 
Hinweis: Wer die Güterstraße in das Vorsäß benutzen will, sollte sich tags zuvor im Hotel Adler oder dem Gemeindamt erkundigen, ob der Weg offen ist (Gebühr für Benutzung € 10,--, Berechtigungskarte ab 7.00 Uhr beim Hotel Adler erhältlich).

Tourengänger: alpstein


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Kommentare (4)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 4. September 2011 um 22:13
da machts du mich ja wieder echt "gluschtig"! lg

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2011 um 06:30
Zum Nachwandern empfohlen. Die sattgrünen Alpen und die schroffen Felsgipfel bieten ein herrliches Ambiente in völliger Bergeinsamkeit.

Gruß
Hanspeter

Kik hat gesagt:
Gesendet am 9. Februar 2020 um 22:02
Eine ganz tolle Tour in prächtiger Gegend, aber schon recht kräftig.
Danke für die Beschreibung, wer weiss...

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Februar 2020 um 09:37
Heute würde ich die Tour so auch nicht mehr machen, allenfalls mit einer Fahrberechtigung bis in das Vorsäß Boden, was 400 Hm spart.


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