Von Faschina auf den ungewöhnlichen Annalper Stecken (2124 m)


Publiziert von Murgl , 9. September 2023 um 10:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum: 5 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Kartennummer:Kompass Nr. 2 Bregenzerwald

Als ich den Annalper Stecken zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe – was schon einige Jährchen her ist – dachte ich, das Ding sieht mal komisch aus: wie ein schräg gestellter Eckzahn; ist sicher sehr schwierig, da hochzukommen und ganz sicher nichts für mich. Irgendwann bekam ich mit, dass es doch nicht allzu schwierig ist, da der „Stecken“ eine grüne Seite hat.
Das wollte ich mir dann doch einmal genauer anschauen und machte mit meiner Frau letztes Jahr einen Anlauf, der aber wegen Nässe, die nach nächtlichem Regen auch zur Mittagszeit noch beträchtlich war, abgebrochen wurde. „Nass und Gras“ ist keine angenehme Kombination. Dieses Jahr hat die Besteigung nun geklappt.
Leider gibt es keinen kurzen Anmarschweg bis zum Annalper Joch, wo der Annalper Grat beginnt, den man begehen muss, um zum Annalper Stecken zu gelangen. Letztes Jahr sind wir von Au über die Brendler Alpe dorthin gestiegen. Das kann man in 2:15 Stunden schaffen, auch wenn man nicht mehr der Jüngste ist :-) Allerdings ist das bis kurz vor dem Brendler Lug eine relativ langweilige Schotterweg-Hatscherei, zumeist im Wald. Der breite grasige Rücken des Brendler Lug, den man von dort erreicht, ist allerdings dann ein sehr schöner Ort, für den alleine sich der Aufstieg schon lohnt.
Dieses Jahr wählte ich zur Abwechslung einen anderen Zustieg, der ein bisschen arg lang ist und vielleicht nicht die beste Idee war: Von Faschina (1482 m) über die Bartholomäusalpe (1640 m) zunächst auf schönem Steig hinauf zur Gumpener Höhe (bzw. Gumpener Grätle, wie es auf einem Wegweiser dort genannt wird, 1820 m), wieder runter zur Oberen Gumpenalpe (1684 m; nach dem Grätle ein Stück weglos) und zur Unteren Gumpenalpe (1360), dann nach Überqueren des Äfinatobelbachs wieder hoch auf einem Fahrweg zur Äfinaalpe (1711 m), hinüber zur Littenalpe (1686 m), weiter den Hang nach Norden querend, bis es rechts hinauf auf den breiten grasigen Rücken des Brendler Lug geht. Von dort sind es (für uns) noch 25 Minuten zum Annalper Joch (1997 m). Bis hierhin drei Stunden, wie kalkuliert, zwar leider sehr lang, aber dafür landschaftlich schön mit zahlreichen Ausblicken.
Hier beginnt der fast durchweg grasige Annalper Grat und das Kernstück der Tour. Anfangs geht es über mehrere kleinere Buckel auf schmalem Steig, an manchen Stellen mäßig ausgesetzt. Im weiteren Verlauf wird der Grat breiter, es geht auf ca. 1940 m in eine Scharte hinunter, alsbald wieder ca. 100 Höhenmeter hinauf zum grünen Annalper Stock (2043 m; „Stock“ passt als Bezeichnung eigentlich nicht). Dann gleich wieder runter zum Annalpersättele (1982 m), an dem eine kurze schrofige und steilere Passage beginnt. Bald geht es wieder auf grasiges Gelände, relativ steil, aber die Tritte des Steigleins sind gut genug, um (bei guten Verhältnissen wie heute) problemlos hochsteigen zu können. Bei Nässe stelle ich es mir hier allerdings schwierig vor; da würde ich abraten. Diese Passage ist das anspruchsvollste Stück und noch etwas steiler als der Gipfelhang, aber das Gelände ist kaum ausgesetzt. Schon bald ist der Steckensattel (2050 m) erreicht und nun taucht der grüne Aufstiegshang des Annalper Stecken (2124 m) auf. Sieht live auf den ersten Blick schon recht steil aus, aber man kann auf dem gut ausgebildeten Steig fast wie auf einer Treppe die letzten ca. 70 Höhenmeter hochsteigen und auch hier ist das Gelände nur mäßig ausgesetzt.
Neben wunderbaren Ausblicken überrascht ein kleiner Grillplatz, der samt schwenkbarem Grillrost ein paar Meter neben dem Gipfelkreuz eingerichtet ist. Und Brennholz war auch da, gesichert durch einen kleinen Felsbrocken. Grillgut und Anzünder hatten wir dummerweise gerade nicht dabei, aber wir fanden das Ding lustig.
Das grüne Gräshorn gegenüber hätte uns auch noch gelockt, aber wir waren mittlerweile einfach zu spät dran (fast 4 Stunden insgesamt bis zum Gipfel). Und wir wussten nicht, ob auf der weiteren Route zur Grauen Furka nennenswerte Schwierigkeiten (auf uns) warten würden. Von dort wäre der Rückweg nach Faschina vergleichsweise kurz gewesen. Vielleicht ein andermal; dann wieder mit kürzerem Zustieg oder gleich vom anderen Ende, der Grauen Furka.
So ging es zum Annalper Joch zurück (auch schön, den Annalper Grat zweimal zu begehen!) und über das Argenvorsäss (1190 m) und die Bödmeralpen zurück nach Faschina. Leider existierte ein in der Kompass-Karte eingezeichneter Steig zwischen Argen und der Äußeren Bödmeralpe nicht, was uns geschätzt 30-40 Minuten zusätzliche Wanderung bescherte.
Hinweis zur T-Bewertung: Unter den heutigen Verhältnissen war allenfalls bei ganz kurzen Passagen der Einsatz der Hände nötig, daher dachte ich, T3+ sollte passen.

Tourengänger: Murgl


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Kommentare (8)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2023 um 14:51
Schön, dass es mit dem Annalper geklappt hat. Gratulation, ein wirklich schöner Gipfel.
Eure Anmarschvariante ist dagegen recht außergewöhnlich. Den meines Erachtens deutlich weiteren Weg von Faschina in Kauf zu nehmen, um landschaftlich schöne Abschnitte zu erhalten - das würde nicht jedem so einfallen.
Ich war übrigens nur 2 Tage vor Eurer Besteigung am Annalper.
Ev habt ihr meinen Gipfelbucheintrag gelesen? Ein Bericht von mir folgt noch.

Viele Grüße
Nyn


Murgl hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2023 um 15:35
Hallo Nyn,
ja der Anmarschweg war ganz klar deutlich weiter als von Au aus. Leider haben wir verpennt, ins Gipfelbuch reinzuschauen. Bin auf Deinen Bericht gespannt.
Herzlich, Reinhard

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2023 um 16:31
Servus Reinhard,
Ich bin diesesmal per PKW (Mautkarte in Au, Gasthof Adler) bis ins Boden-Vorsäß/Bergkristallhütte bzw Tobel-Alpe/Brücke gefahren. Der Weg ist etwas rauh (Forststraße, ungeteert, aber man spart dadurch fast 2h! hoch und 1.5 runter zu Fuß) Ohne diese erhebliche Erleichterung hätte ich den Annalper Ostgrat nicht angegangen. (vgl Niks Bericht dazu)

Grüße
Markus

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2023 um 16:30
Toller Bericht! Euer Streckenprofil war ganz schön fordernd. Von Au aus habe ich den Stecken und die Grashörner schon gemacht, was ähnlich lang war. Falls es die Fahrberechtigung in das Vorsäß Boden noch gibt, könnte man aber 400 Hm sparen. Im Gasthaus Adler oder im Bergkristall nach der Tour war sie bei unseren Zitterklapfentouren früher für 10 € erhältlich.
Gruß
Hanspeter

Murgl hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2023 um 20:33
Danke, Hanspeter, für Dein Lob und den Tipp, den Nyn fast zeitgleich gegeben hat. Deinem Bericht zufolge bist Du vom Grünen Gräshorn zur Grauen Furke gewandert. Gibt es da irgendwelche Probleme oder kritische Stellen?
Gruß, Reinhard

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2023 um 07:33
Die im alten AVF ausgeworfenen Schwierigkeiten (UIAA II-III) des Abstiegs von den Gräshörnern zur Grauen Furka sind nicht zutreffend. Es gibt dort seit Langem an der Schwachstelle zwischen Grünem und Wildem ein gut ausgetretenes Steiglein, nicht mal UIAA I, maximal T3+.

s. hier

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2023 um 08:37
Hallo Reinhard,
Deine Frage hat Nyn schon beantwortet. Ich habe diese Passage ungefähr 1976 zum ersten Mal begangen und dann 2011 noch ein zweites Mal. Die Graue Furke war damals und wohl auch noch heute nicht Bestandteil des offiziellen Wandernetzes. Von dort absteigen kann man aber in beide Richtungen. Anlässlich des Auer Gebirgsmarsches war die Graue Furke in den 70er Jahren der Kulminationspunkt der großen Runde.
Grüße
Hanspeter

Murgl hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2023 um 17:53
Danke Euch beiden für diese Infos!


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