Großer Widderstein - Südwestwand

35 Grad, Sonntag und Ferienzeit - soviel zu unseren Ausgangsbedingungen. Mal abgesehen davon, dass wir etwas abseits der Massen kletterten und auch sehr früh aufgestiegen sind...Sonntags am Widderstein geht es zu wie bei Aldi an der Kasse.

Wir sind 06:00 Uhr in Sonthofen losgefahren, damit wir bei den heißen Temperaturen möglichst früh den Zustieg antreten können und in der südlich gelegenen Kletterwand der Sonne nicht durchgehend ausgesetzt sind. Das mit dem Zustieg hat sich durchaus bewährt. Auch wenn uns der Bauer an der Bärgunthütte mit einem Augenzwinkern eine Platzkarte für den Widdersteingipfel verkaufen wollte. Die großen Menschenmassen waren um diese Zeit noch nicht unterwegs und auch die Temperaturen waren noch einigermaßen gut zu ertragen. Der Zustieg bis zum Hochalppass bedarf keiner Erklärung...deshalb beginne ich meinen Bericht kurz mit dem Weiterweg zum Einstieg in die Widderstein Südwestwand. 

ZUSTIEG

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wobei ich unsere Variante für die eindeutig bessere halte. Befindet man sich am Hochalpsee mit Blick auf die Südwestwand des Widderstein erkennt man gut den etwa 60m hohen Vorbau auf dem die eigentliche Südwestwand ruht. Dieser Vorbau wird von einer nach linksoben ziehenden Rampe durchzogen. Diese ist jedoch ein einziger Schutthaufen und äußerst! mühsam zu begehen. Wählt man diesen Aufstieg trotzdem dann die Rampe empor bis fast an ihr Ende. Dort zieht ein erstes Band nach rechts, dieses nicht benutzen! Sonder weiter bis zu einer kurzen Steilstufe nach rechtsoben. Über diese auf das zweite Band, auf welchem die Südwestwand ruht. Wir hingegen haben die bequemere Variante gewählt und zwar: Auf dem Normalweg (Widderstein) bis in die Südschlucht. Diese empor bis zum zweiten! nach links ziehenden Band. (Das erste endet eh nach wenigen Metern und das richtige zweite ist mit einem Steinmännchen markiert) Hier an der Südwand vorbei bis zur Bergkante, welche die Südwand von der Südwestwand trennt. Dann weiter an einem Steinmännchen vorbei (Einstieg Hiltimanie VI+) bis zu einem Sockel...dort befindet sich der Einstieg zur Südwestwand.

Südwestwand IV - Großer Widderstein

Die Route scheint nicht allzu häufig begangen zu sein. Zu unrecht meine ich...da ziehen eben die Sportkletterrouten am Widderstein Hiltimanie und Abrakadabra eher das Publikum an sich. Der letzte Wandbucheintrag vor uns lag mehr als 45 Tage zurück. Der Fels ist durchgehend besser als man meinen wollte.

1.Seillänge: 45m
Der Einstieg ist nicht markiert, die Route beginnt jedoch am rechten Rand des Sockels. Dort leicht linkshaltend über eine Steilrinne zu einem Band. Dort 4m hohe Wandstufe (III+) zu einem Standhaken in einer Nische etwas links.

2.Seillänge: 40m
Etwas rechtshaltend zu einer gutgriffigen Kante (IV-) und dort gerade nach oben. Über Band und weiter nach oben über den Fels, bis etwas links ein Schuttband erreicht wird. Hier befindet sich ein Standhaken.

3.Seillänge: 45m
Etwa 20m über die schwarzen Platten (III+) bis zum Band. Hier 15m ausgesetzter Rechtsquergang (II) bis zu einer geneigten Kante. An ihr hinauf bis zu einem breiten Band mit Standhaken. Die vierte Seillänge ist nur ein 10m Quergang nach links...und kann bei sicheren Seilschaften gleich angehangen werden.

4.Seillänge: 10m
Reines Gehgelände und zwar nur ein Quergang nach links bis zum Standplatz mit Wandbuch.

5.Seillänge: 40m
Vom Stanplatz aus nicht empor sondern ausgesetzt 3m nach links weiter und dort über einen Riss (IV-) zu Schuttterrasse. Weiter nach rechts über ein Band bis zur Kante. Dann leicht linkshaltend über Wandstufen (III) zu einem Band mit eingerichtetem Standplatz.

6.Seillänge: 20m
Etwas rechts geht es in eine Kaminrinne. An ihrer linken Kante (III+) bis zu einem Schuttband. Dort befindet sich wieder linkerhand an einer schwarzen Wandstufe ein Standhaken.

7.Seillänge: 30m
An der Wandstufe rechts über eine gestufte Rampe (III+) bis zu einem Absatz. Weiter um das Türmchen herum links halten, bis zum Einstieg in eine schluchtartige Kaminrinne.

8.Seillänge: 40m
In der Kaminrinne kurz nach oben und dann rechterhand den gut sichtbaren Riss (III) benutzen. Dann links halten bis zu einem Standhaken.

9.Seillänge: 30m
Flache Rinne (III-) empor und schlußendlich rechterhand zum Gipfelgrat mit Standhaken.

Bemerkungen:
Ohne Kenntnisse der Route und/oder Zuhilfenahme einer Routenbeschreibung (Allgäu-Kletterführer von Stefan Meineke) dürfte die Wegfindung im Fels etwas schwierig werden. Da diese Route wohl eher von Kletternovizen oder "alten Hasen" begangen wird, sei den Neulingen und Anfängern eine Routenbeschreibung ans Herz gelegt. Versteigen heißt hier schnell V'er oder VI'er Schwierigkeiten in sehr ausgesetzten Verhältnissen. Auch wenn die Route einfach ist, sollte man den vierten Grad obligatorisch beherrschen. Ein oder zwei Züge in der Route haben es sehr rassig in sich und das alles mit sehr reizendem Tiefblick!

Für etwas gehobene Ansprüche befindet sich etwa 50m rechts des Einstiegs eine andere Route (Steinmännchen). Die Route heißt Hiltimanie (VI), ist weitaus häufiger begangen als die Südwestwand, sehr gut abgesichert, hat 6 SL und einen knackigen Überhang zu bieten...