Klimsenhorn via Bandweg


Publiziert von TomClancy , 25. Juli 2011 um 21:05.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:24 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW 
Zeitbedarf: 5:00
Strecke:Buechstäg - Oberlauelen - Fräkmündegg - Bandweg - Klimsenhorn - Heitertannliweg - Oberlauelen - Buechstäg

Eigentlich war heute „Hüüslitag“ geplant, um mich von den Strapazen der Woche zu erholen. Aber einfach so herum sitzen war dann doch nicht mein Ding. Ohne grosse Planung mag ich nicht’s Grösseres angehen und so zieht es mich zu meinem Hausberg, dem Pilatus.
 
Als ich im Eigenthal ankomme ist der Himmel Wolken verhangen und mein Tagesziel, das Klimsenhorn, lässt sich im Nebel nur erahnen. Von wenigen Regentropfen begleitet, mache ich mich auf Richtung Ober Lauelen und Fräkmündegg. Bei der Alp Ober Lauelen angekommen, reisst der Himmel auf. Die Stimmung ist einfach herrlich. Die Kühe und Esel weiden, ein Jungadler zieht seine Kreise und letzte Nebelschwaden ziehen um die Felsen. Nach einem einsamen Aufstieg hat mich in der Fräkmündegg die Touristenwelt mit ihrem Rummel wieder. Heerscharen von Touristen lassen sich das Prozedere auf der Rutschbahn erklären. Gestenreich erklärt der Bahnangestellte das Bremsen und Lenken der Schlitten, simultan übersetzt von einer eifrigen Reiseleiterin. Mir ist das zu viel und ich möchte nur schnell durch das Gewusel. Als ich eine Bahnangestellte nach dem Weg zum Klimsenhorn frage, dass sich in ihrem Rücken erhebt, zuckt sie die Schultern und sagt, dass sie leider keine Ahnung habe, und sich da nicht so gut auskenne. Also liegt meine ganze Hoffnung beim wortgewandten Kollegen.  Dieser erklärt mir dann die drei verschiedenen Wege aufs „Klimserhorn“. Mich interessiert natürlich nur der Bandweg. Eindringlich, aber mit einem Augenzwinkern wird mir von der Begehung abgeraten. Zudem verkündet ein Plakat beim Einstieg, der Weg sei wegen Steinschlaggefahr gesperrt und die Begehung erfolge auf eigenes Risiko. Ist das nicht immer so in den Bergen?
Weil ich nicht einer bin, der Warnungen leichtfertig in den Wind schlägt, mache ich mich mit etwas Herzklopfen auf den Weg. Die ersten Meter führen steil und sehr direkt durch eine Schutthalde bis unter ein Felsband. Im Sinn der Kopfsalat’schen Konfrontationstherapie arbeite ich mich immer höher. Es ist schon erstaunlich wie viel die Psyche ausmacht. Die beredte Warnung des Bahnangestellten und der Anschlag am Einstieg, haben einiges an Adrenalin freigesetzt. Die Befürchtung, dass ich mich mutwillige einer unverantwortbaren Gefährdung  aussetze kämpft mit der Gewissheit, dass dieser Weg ja regelmässig begangen wird und zwar nicht nur von Lebensmüden und Narren. So gelange ich mit einem kräftezehrenden  Gedankensturm unter das erste Band Dort wird der Weg flacher. Zeit also, durchzuatmen, einen ruhigen Gedanken zu fassen und mich auf den weiteren Weg zu fokussieren. Dieser führt nun in mehreren Windungen immer höher. Dabei sind zwei, drei Stellen zu passieren, die auch den Einsatz der Hände notwendig machen. Objektiv betrachtet ist dieser Abschnitt nicht schwieriger als der letzte Aufstieg auf den Oberbauenstock. Trotzdem kann ich den Weg aufgrund der offiziellen Sperrung nicht empfehlen. „Zwinker“.  Nach dem Überwinden eines letzten Felsriegels finde ich mich in der Westflanke des Klimsenhorns wieder und wähne mich in einer andern Welt. Geheimnisvoll wabbert der Nebel über Wiesen und Geröllhalden. Die Landschaft strahlt eine beeindruckende Ruhe und Urwüchsigkeit aus, die mich in ihren Bann schlagen. Erst jetzt begegne ich einem ersten Bergkameraden. Ein kurzes Gespräch bestätigt meine Lagebeurteilung: unter Einheimischen scheint der Bandweg nach wie vor eine beliebte Aufstiegsmöglichkeit zu sein.
Nur wenige Schritte trennen mich nun noch von der Klimsenkapelle. Ein kalter Wind weht vom Eigenthal und im Windschatten der Kapelle verzehre ich mein obligates Biberli, bevor ich mich zum Gipfel aufmache. Der Rundblick vom Klimsenhorn haut mich fast um! Für mich ist das einer der schönsten Plätze am Pilatus, weil man nicht nur weit ins Mittelland sehen kann, sondern auch einen guten Einblick in die Pilatuskette selber hat.
Für den Abstieg wähle ich den zweiten der drei Klimsenhornwege, den Heitertanndliweg. Schon bald stosse ich auf eine Gruppe Steinböcke, die mitten auf dem Weg lagern. Nur ungern räumen sie das Feld. Der grösste Bock hat am rechten Vorderlauf eine Verletzung, die ich später dem Nidwaldner Wildhüter melden werde. Auf dem Heitertanndliweg lassen sich munter Höhenmeter vernichten. Ich bin froh, dass ich hier nicht aufsteigen muss. Schon bald erreiche ich via Oberlauelen wieder den Parkplatz im Buechstäg.

Nachtrag vom 26.7.2011: Der Nidwaldner Wildhüter ruft mich an. Er bedankt sich für die Meldung. Er ist extra wegen meiner Meldung aufs Klimenshorn marschiert und hat den verletzten Bock gefunden. Offensichtlich hat er eine Verletzung, die abheilen wird und nicht eine Krankheit, die behandelt werden muss.  Toll, dieses Engagement!

Tourengänger: TomClancy


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