BLÜEMLISALPHORN 3661m


Publiziert von Wolfenstein , 13. Juli 2011 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 3 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage 5:30
Aufstieg: 2370 m
Abstieg: 2370 m
Strecke:Stn. Oeschinen - Läger - Unterbärgli - Oberbärgli - Pt. 2324 - Hohtürli - Blüemlisalphütte - Blüemlisalpgletscher - Rothornsattel - Blüemlisalphorn - retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:nach cff logo Kandersteg und dort mit der Gondelbahn hoch zur Bergstation cff logo Oeschinen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dto.
Unterkunftmöglichkeiten:Blüemlisalphütte, 138 Plätze im Lager - Telefon: 033 676 14 37 - Halbpension 62,- CHF
Kartennummer:1248 - LKS 1:25000 Mürren

     
 

  Einigermaßen vorausschauend geplant, sollte die Tour der zu erwartenden Massen wegen nicht direkt am Wochenende stattfinden. Also hatten die Arbeitgeber von Schnapsi, Imseng und Wolfenstein für diesen Montag je einen Urlaubsantrag auf dem Tisch liegen. Dies erwies sich als richtiger Gedankengang, prangte doch wenig später bereits ein dickes "AUSGEBUCHT" für Samstag/Sonntag auf der Homepage der  Blüemlisalphütte.
 

Tourbericht:  - Hüttenzustieg - Blüemlisalphorn - Abstieg - weitere Infos



  Auf die gemütliche Anreise ins Kandertal und via Gondelbahn hoch zur  Stn. Oeschinen (1682m), folgte auf einem Bänklein beim Restaurant Läger (1659m) zunächst einmal eine zünftige Mittagspause unter blauem Himmel mit tollem Blick auf den  Oeschinensee.
  Nach Stärkung durch Speis und Trank begann die Tour hier um ungefähr viertel vor eins in Richtung  Unterbärgli (ca. 1800) nördlich des Sees. Dort entfernt sich der Weg vom Gewässer und schlängelt sich eine erste mit Treppen und Ketten versehene Steilstufe zu den Berghütten des  Oberbärgli (1973m) hinauf. Von hier ging es ein wenig eben weiter, bevor der Bergpfad deutlich an Steilheit zunimmt und in vielen Kehren erst felsig, kurz darauf recht schuttig bei Pt. 2324 auf eine eindrücklich nach Süden abfallende Moräne leitet. Als diese hinter uns lag, bekamen wir wieder festeren Boden unter die Füße, passierten das kleine Bergseelein bei Pt. 2411 und traversierten die folgende Felswand auf einem ausgeprägten Band zwischen Pt. 2476 und Pt. 2549. Bei letzterem begibt man sich erneut auf schuttigen Untergrund und gewinnt auf relativ steilem Weg durch die Flanke schließlich das  Hohtürli (2778m). Nun ist es nur noch ein Katzensprung hoch zur  Blüemlisalphütte (2834m), welche wir gut 3 Stunden nach dem Z'mittag erreicht hatten.
  Einchecken, Betten in Beschlag nehmen und bis zum Abendessen auf der Terrasse sonnen - dachten wir. Allerdings blies ein derart unangenehmer Wind, dass es im Freien kein echtes Vergnügen war. Nichtsdestotrotz harrten wir aus und ließen uns ein Bierchen schmecken. Nach dem Hüttendinner - in äußerst angenehmer Tischgesellschaft übrigens - genoss man gemeinschaftlich den schönen Sonnenuntergang, bevor schließlich die Segel für diesen Tag gestrichen wurden.



  Bereits für 3 Uhr hatte die Crew um Hüttenwart Hans Hostettler das Frühstück parat gemacht. Hier zeigte sich, dass unter den rund 70 Übernachtungsgästen lediglich knapp 20 Alpinisten waren, denen wir allesamt den Vortritt ließen und uns als letzte gegen 4 Uhr von der  Blüemlisalphütte (2834m) auf dem Weglein zum Gletschereinstieg hinunter begaben. Im Stirnlampenschein wurde auf dem östlichen Arm des Blüemlisalpgletschers zwischen  Ufem Stock (3221m) und  Wildi Frau (3274m) mäßig steil, aber nicht spaltenfrei hochgestiegen.
  Sobald sich der Gletscher zurücklegt wendet man sich westwärts und steigt durch die markante Scharte zwischen  Ufem Stock (3221m) und dem Nordwestsporn der  Wyssi Frau (3650m) über 100 Höhenmeter in die Senke ab, um auf die gegenüberliegende Flanke zuzuhalten. Zumindest wäre das der richtige Verlauf gewesen... Aus im Nachhinein unerfindlichen Gründen trabten wir gedankenlos zwei vor uns gehenden Seilschaften hinterher, welche allerdings die Blüemlisalphorn-Nordwand im Visier hatten. Den Fehler bemerkten wir erst, als die Ersten dort eingestiegen sind. So gab es für die Oberschenkel 100Hm und für die Uhr 30min extra. Nun denn, kehrt gemacht und auf korrekter Route besagte Senke durchschritten, standen wir schon bald vor dem knapp 200m hohen, sehr steilen Aufschwung in den  Rothornsattel (3178m), welcher im "Allrad"modus mit Pickelunterstützung erreicht wurde.

  Auf dem Sattel war eine erste Verschnaufpause angesagt, denn nun stand uns der schwierigste Teil der Tour bevor. Es galt, rund 200 Höhenmeter über einen ungünstig abwärtsgeschichteten plattigen, hin und wieder ausgesetzten Gratrücken zu erklimmen. Aufgrund vieler Unfälle in der Vergangenheit sind im Abstand von etwa 25 Metern Sicherungsstangen angebracht, die die optimale Route vorgeben. Bei Vereisung oder Nässe kann es hier trotzdem schnell sehr ungemütlich werden. Wir hatten allerdings gute Bedingungen angetroffen - sicherten aber dennoch - und konnten auf trockenem Fels selbst mit Steigeisen relativ problemlos bis zum Beginn des Firngrates empor klettern.
  Dort auf ca. 3400m angekommen, folgt man dem Gratverlauf, welcher sich anfangs etwas breiter und mäßig steil, dann aber zunehmend schmaler und aufsteilend präsentiert. Auf diesem Stück kommen uns nach und nach tatsächlich alle in der Früh gestarteten Bergsteiger entgegen, sodass wir etwas über 4 Stunden nach Abmarsch den tollen Gipfel des  Blüemlisalphorns (3661m) ganz für uns alleine haben. Freude herrscht!



  Da man hier oben dem Wind doch recht ausgesetzt ist, traten wir alsbald den Abstieg an und rasteten erst, als wir bei der Felspassage angelangt waren, um etwas zu essen. Dank einiger Rinnen und mitunter gut gestuftem Gelände, stiegen wir das obere Drittel der Felsen seilfrei ab - allerdings ohne Steigeisen, was doch ein deutliches Mehr an Sicherheit vermittelt. Den Rest, wo die Platten kleingriffiger und oft schuttbedeckt sind (Achtung, Steinschlaggefahr!), wurde zwecks Risikominimierung gesichert abgeklettert, auch wenn unter den angetroffenen Bedingungen weiteres seilfreies Gehen gerechtfertigt gewesen wäre.
  Für die kurze Traverse unterhalb der Felsen zurück in den  Rothornsattel (3178m) wollten nochmals die Eisen montiert sein, denn die abschüssige Schneeflanke war nach wie vor gefroren. Ganz im Gegensatz zum völlig aufgeweichten Steilstück in die Gletschersenke hinunter, welche durch ein unsägliches Stolper-Einsink-Abgerutsche erreicht wurde. Hierauf folgte verdientermaßen eine weitere Pause.
  Als Rückweg zur Hütte wurde dann die Alternativroute auf dem östlichen Arm des Blüemlisalpgletschers gewählt und somit westlich/nördlich an  Ufem Stock (3221m) vorbei (Danke für den Tip, Ursula und Franz! ). Man hält sich stets so nah wie möglich an der Westflanke des  Ufem Stock und umgeht ihn schließlich nördlich, sobald als möglich. Diese Variante hat den Vorteil, dass man die meiste Zeit im Schatten geht. Außerdem fällt der Gegenanstieg zurück zum Hüttenweglein etwas gemäßigter aus, als jener von der Gletschersenke hinauf zur Scharte. So kamen wir ziemlich genau zur Mittagszeit wieder an der Terrasse der  Blüemlisalphütte (2834m) an, wo uns Schnapsi bereits mit dem langersehnten Pitcher Prost! empfing.

  Während wir unsere Gerstensuppe löffelten, wollte es der Zufall, dass sogar noch Prominenz in persona Ueli Steck  für einmal seinen heimatlichen Gefilden einen Besuch abstattete. Kurzes Shake-Hands, kleine Plauderei - und schon war der bescheidene, freundliche Extrembergsteiger wieder unterwegs. So ganz langsam wurde es dann auch für uns Zeit, das Gerödel zusammen zu packen, vom sehr freundlichen und zuvorkommenden Hüttenwartehepaar samt Team Abschied zu nehmen und die Pferde gen  Oeschinensee (1578m) zu satteln.
  Im Irrglauben, die letzte Bahn führe schon um 17 Uhr, wurde auf bekannter Route via  Hohtürli (2778m) und  Ober- (1973m) sowie  Unterbärgli (1800m) ein Zahn zugelegt, nur um gut 2 Stunden später bei Ankunft an der  Stn. Oeschinen (1682m) atemlos und verschwitzt das 18-Uhr-Schild ungläubig anzustarren. Was soll's; hatten wir wenigstens noch Zeit, etwas zu trocknen, bevor zwei schöne wie gelungene Tourentage am Parkplatz in  Kandersteg ihr Ende fanden.

(Tour mit Schnapsi (bis zur Hütte) und Imseng)

 
     
 
reine Aufstiegszeit: 7:10 Std.
Entfernung ungefähr (ebenenprojiziert): mind. 21,8 km
Wetterverhältnisse: sonnig mit wenig Quellbewölkung, recht windig
Wegmarkierung: Hüttenweg weiß-rot-weiß
Gipfelbuch: keines (gefunden)
Hilfsmittel: Stöcke für den Hüttenzustieg, Hochtourenausrüstung
Sonstiges:

Von knapp 20 Alpinisten waren wir an diesem Tag die einzigen Berggänger, welche die Normalroute begingen.
Alle anderen hatten entweder Überschreitung oder Nordwand gemacht.

 
 

Tourengänger: Wolfenstein, Imseng


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 6610.kml Oeschinen-Blüemlisalphütte-Blüemlisalphorn
 6611.kml Blüemlisalphorn-Blüemlisalphütte-Oeschinen

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

ZS+ III
ZS II
28 Jul 16
Blüemlisalphorn 3661m · Sherpa
ZS+ III
18 Jun 17
Blüemlisalp-Traverse (W-E) · Linard03
ZS+ III
T3 ZS II
23 Jul 95
Blüemlisalpüberschreitung · WoPo1961
ZS+ III
T3+

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

bidi35 hat gesagt: hervorragend dokumentiert...
Gesendet am 14. Juli 2011 um 11:50
...in Text und Bild mit lückenloser Bezeichnung der umliegenden Gipfel. GRATULIERE!

LG ein Blümlisälpler, der die Gegend bestens kennt!!

Wolfenstein hat gesagt: RE: hervorragend dokumentiert...
Gesendet am 17. Juli 2011 um 17:47
Hoi bidi!

Herzlichen Dank für die Blumen. ;-)
Von einem erfahrenen Mann wie Dir ehrt einen das besonders. War aber auch eine tolle Tour in beeindruckender Umgebung.

Schöne Grüße vom Hochrhein


Kommentar hinzufügen»