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Einigermaßen vorausschauend geplant, sollte die Tour der zu erwartenden Massen wegen nicht direkt am Wochenende stattfinden. Also hatten die Arbeitgeber von Schnapsi, Imseng und Wolfenstein für diesen Montag je einen Urlaubsantrag auf dem Tisch liegen. Dies erwies sich als richtiger Gedankengang, prangte doch wenig später bereits ein dickes "AUSGEBUCHT" für Samstag/Sonntag auf der Homepage der Blüemlisalphütte.
Tourbericht: - Hüttenzustieg - Blüemlisalphorn - Abstieg - weitere Infos
Auf die gemütliche Anreise ins Kandertal und via Gondelbahn hoch zur Stn. Oeschinen (1682m), folgte auf einem Bänklein beim Restaurant Läger (1659m) zunächst einmal eine zünftige Mittagspause unter blauem Himmel mit tollem Blick auf den Oeschinensee.
Nach Stärkung durch Speis und Trank begann die Tour hier um ungefähr viertel vor eins in Richtung Unterbärgli (ca. 1800) nördlich des Sees. Dort entfernt sich der Weg vom Gewässer und schlängelt sich eine erste mit Treppen und Ketten versehene Steilstufe zu den Berghütten des Oberbärgli (1973m) hinauf. Von hier ging es ein wenig eben weiter, bevor der Bergpfad deutlich an Steilheit zunimmt und in vielen Kehren erst felsig, kurz darauf recht schuttig bei Pt. 2324 auf eine eindrücklich nach Süden abfallende Moräne leitet. Als diese hinter uns lag, bekamen wir wieder festeren Boden unter die Füße, passierten das kleine Bergseelein bei Pt. 2411 und traversierten die folgende Felswand auf einem ausgeprägten Band zwischen Pt. 2476 und Pt. 2549. Bei letzterem begibt man sich erneut auf schuttigen Untergrund und gewinnt auf relativ steilem Weg durch die Flanke schließlich das Hohtürli (2778m). Nun ist es nur noch ein Katzensprung hoch zur Blüemlisalphütte (2834m), welche wir gut 3 Stunden nach dem Z'mittag erreicht hatten.
Einchecken, Betten in Beschlag nehmen und bis zum Abendessen auf der Terrasse sonnen - dachten wir. Allerdings blies ein derart unangenehmer Wind, dass es im Freien kein echtes Vergnügen war. Nichtsdestotrotz harrten wir aus und ließen uns ein Bierchen schmecken. Nach dem Hüttendinner - in äußerst angenehmer Tischgesellschaft übrigens - genoss man gemeinschaftlich den schönen Sonnenuntergang, bevor schließlich die Segel für diesen Tag gestrichen wurden.

Bereits für 3 Uhr hatte die Crew um Hüttenwart Hans Hostettler das Frühstück parat gemacht. Hier zeigte sich, dass unter den rund 70 Übernachtungsgästen lediglich knapp 20 Alpinisten waren, denen wir allesamt den Vortritt ließen und uns als letzte gegen 4 Uhr von der Blüemlisalphütte (2834m) auf dem Weglein zum Gletschereinstieg hinunter begaben. Im Stirnlampenschein wurde auf dem östlichen Arm des Blüemlisalpgletschers zwischen Ufem Stock (3221m) und Wildi Frau (3274m) mäßig steil, aber nicht spaltenfrei hochgestiegen.
Sobald sich der Gletscher zurücklegt wendet man sich westwärts und steigt durch die markante Scharte zwischen Ufem Stock (3221m) und dem Nordwestsporn der Wyssi Frau (3650m) über 100 Höhenmeter in die Senke ab, um auf die gegenüberliegende Flanke zuzuhalten. Zumindest wäre das der richtige Verlauf gewesen... Aus im Nachhinein unerfindlichen Gründen trabten wir gedankenlos zwei vor uns gehenden Seilschaften hinterher, welche allerdings die Blüemlisalphorn-Nordwand im Visier hatten. Den Fehler bemerkten wir erst, als die Ersten dort eingestiegen sind. So gab es für die Oberschenkel 100Hm und für die Uhr 30min extra. Nun denn, kehrt gemacht und auf korrekter Route besagte Senke durchschritten, standen wir schon bald vor dem knapp 200m hohen, sehr steilen Aufschwung in den Rothornsattel (3178m), welcher im "Allrad"modus mit Pickelunterstützung erreicht wurde.
Auf dem Sattel war eine erste Verschnaufpause angesagt, denn nun stand uns der schwierigste Teil der Tour bevor. Es galt, rund 200 Höhenmeter über einen ungünstig abwärtsgeschichteten plattigen, hin und wieder ausgesetzten Gratrücken zu erklimmen. Aufgrund vieler Unfälle in der Vergangenheit sind im Abstand von etwa 25 Metern Sicherungsstangen angebracht, die die optimale Route vorgeben. Bei Vereisung oder Nässe kann es hier trotzdem schnell sehr ungemütlich werden. Wir hatten allerdings gute Bedingungen angetroffen - sicherten aber dennoch - und konnten auf trockenem Fels selbst mit Steigeisen relativ problemlos bis zum Beginn des Firngrates empor klettern.
Dort auf ca. 3400m angekommen, folgt man dem Gratverlauf, welcher sich anfangs etwas breiter und mäßig steil, dann aber zunehmend schmaler und aufsteilend präsentiert. Auf diesem Stück kommen uns nach und nach tatsächlich alle in der Früh gestarteten Bergsteiger entgegen, sodass wir etwas über 4 Stunden nach Abmarsch den tollen Gipfel des Blüemlisalphorns (3661m) ganz für uns alleine haben. Freude herrscht!

Da man hier oben dem Wind doch recht ausgesetzt ist, traten wir alsbald den Abstieg an und rasteten erst, als wir bei der Felspassage angelangt waren, um etwas zu essen. Dank einiger Rinnen und mitunter gut gestuftem Gelände, stiegen wir das obere Drittel der Felsen seilfrei ab - allerdings ohne Steigeisen, was doch ein deutliches Mehr an Sicherheit vermittelt. Den Rest, wo die Platten kleingriffiger und oft schuttbedeckt sind (Achtung, Steinschlaggefahr!), wurde zwecks Risikominimierung gesichert abgeklettert, auch wenn unter den angetroffenen Bedingungen weiteres seilfreies Gehen gerechtfertigt gewesen wäre.
Für die kurze Traverse unterhalb der Felsen zurück in den Rothornsattel (3178m) wollten nochmals die Eisen montiert sein, denn die abschüssige Schneeflanke war nach wie vor gefroren. Ganz im Gegensatz zum völlig aufgeweichten Steilstück in die Gletschersenke hinunter, welche durch ein unsägliches Stolper-Einsink-Abgerutsche erreicht wurde. Hierauf folgte verdientermaßen eine weitere Pause.
Als Rückweg zur Hütte wurde dann die Alternativroute auf dem östlichen Arm des Blüemlisalpgletschers gewählt und somit westlich/nördlich an Ufem Stock (3221m) vorbei (Danke für den Tip, Ursula und Franz! ). Man hält sich stets so nah wie möglich an der Westflanke des Ufem Stock und umgeht ihn schließlich nördlich, sobald als möglich. Diese Variante hat den Vorteil, dass man die meiste Zeit im Schatten geht. Außerdem fällt der Gegenanstieg zurück zum Hüttenweglein etwas gemäßigter aus, als jener von der Gletschersenke hinauf zur Scharte. So kamen wir ziemlich genau zur Mittagszeit wieder an der Terrasse der Blüemlisalphütte (2834m) an, wo uns Schnapsi bereits mit dem langersehnten Pitcher empfing.
Während wir unsere Gerstensuppe löffelten, wollte es der Zufall, dass sogar noch Prominenz in persona Ueli Steck für einmal seinen heimatlichen Gefilden einen Besuch abstattete. Kurzes Shake-Hands, kleine Plauderei - und schon war der bescheidene, freundliche Extrembergsteiger wieder unterwegs. So ganz langsam wurde es dann auch für uns Zeit, das Gerödel zusammen zu packen, vom sehr freundlichen und zuvorkommenden Hüttenwartehepaar samt Team Abschied zu nehmen und die Pferde gen Oeschinensee (1578m) zu satteln.
Im Irrglauben, die letzte Bahn führe schon um 17 Uhr, wurde auf bekannter Route via Hohtürli (2778m) und Ober- (1973m) sowie Unterbärgli (1800m) ein Zahn zugelegt, nur um gut 2 Stunden später bei Ankunft an der Stn. Oeschinen (1682m) atemlos und verschwitzt das 18-Uhr-Schild ungläubig anzustarren. Was soll's; hatten wir wenigstens noch Zeit, etwas zu trocknen, bevor zwei schöne wie gelungene Tourentage am Parkplatz in Kandersteg ihr Ende fanden.
(Tour mit Schnapsi (bis zur Hütte) und Imseng)
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