Balmhorn, 3698 Meter


Publiziert von Leander , 27. Juni 2011 um 11:32.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:26 Juni 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage 11:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Schon lange hatte ich ein Auge auf diesen Gipfel geworfen. Vom Hockenhorn beeindruckte die über 1000 Meter hohe Ostwand, vom Rinderhorn der eindrucksvolle Zackengrat und aus dem Gasteretal der zerklüftete und bedrohlich überhängende Balmhorngletscher.
Der Entscheid für dieses Wochenende fiel dann aber spontan. Die Wettervorhersage war optimal und Zeit hatte ich auch genügend. Nachdem ich mit zwei Kollegen am Samstag den abwechslungsreichen Allmenalpklettersteig durchstiegen bin, gings dann mit der letzten Bahn hinauf zum Sunnbüel. Obwohl die umliegenden Gipfel noch in Wolken gehüllt und Nebelfetzen an den Bergflanken entlang trieben, war die Wetterbesserung hinter den nördlich gelegenen Gipfeln schon absehbar.
Vom breiten Gemmiweg zweigte ein schmaler Pfad nach links in den weiten Schwemmfächer des Schwarzgletscherbaches ab und führte am linken Bachufer entlang, dann über eine natürliche Felsbrücke in ein idyllisch anmutendes Bergwäldchen,  mit uralten, teils zerfetzten Arven. An Punkt 2004 vorbei führte der Weg entlang der Seitenmorände bis hinauf zum Biwakplatz auf etwa 2500 Metern. Nach einer kurzen Pause und einem gierigen z'Nacht, erkundete ich noch die Aufstiegsroute bis zum Fusse des Firnfeldes, welches auf den Zackengrat führt. Begleitet von einem Quartett Bergfinken und belohnt durch eine farbenprächtige Sonnenuntergangssymphonie, schloss ich die Erkungstour ab und machte es mir bald darauf unter einem mittwerweile sternenklaren Himmel in meinem Biwak gemütlich.
Der Tag begann um kurz vor vier. Die Sterne waren schon am Verblassen, als ich mich als erster der Gipfelanwärter auf den Weg machte. Schnell war der Schwarzgletscher erreicht und die Eisen angeschnallt. Ich hielt mich links im Firnfeld, um mich nicht den von rechts kommenden Steinschlägen auszusetzen. Das etwa 30-35 Grad steile Firnfeld war gut zugefroren und nirgends aper, sodass man problemlos bis zum Zackengrat aufsteigen konnte. Ich erreichte den Grat gegen 6 Uhr, die Sonne war schon eine Weile aufgegangen und schickte ihre ersten Strahlen in die Ostwände der Walliser Riesen. Der Zackengrat präsentierte sich weitgehend schneefrei, ich liess dennoch die Eisen an den Schuhen und marschierte gemächlichen Schrittes dem Gipfel entgegen. Spätestens bei Punkt 3326 sollte man die Eisen wieder gebrauchen können, da es hier eine kleine, etwas ausgesetzte Fels- und Firnkante zu überwinden gilt, die bei den heutigen Verhältnissen gut zu machen war.
Der weitere Aufstieg zum Vorgipfel führte in monotoner Weise 300 Höhenmeter über das nicht enden wollende Gipfelfirnfeld. Es blies ein leichter, aber frischer Wind von Westen, die Beine fingen an zu brennen und der Puls schnellte nach oben. Endlich war der Vorgipfel erreicht und zum ersten mal konnte man den Rundumblick geniessen. Windstill präsentierte sich die lieblich anmutende Gipfellandschaft. Die Sonne warf ihre Schatten über die runde Kuppe des Hauptgipfels in eine Flache Mulde und linker Hand schwang sich der verfirnte Verbindungsgrat zum Altels elegant nach Nordwesten. Kurze Verschnaufpause und gleich weiter.
Ich erreichet den Gipfel kurz nach 8 Uhr. Weit und breit keine Menschenseele. Herrliche Rundsicht. Berauschende Tiefblicke. Winzig erscheint das Hockenhorn, unscheinbar das Rinderhorn, auf Augenhöhe der Altels und die Blüemlisalpgruppe. Erst das Bietschhorn auf der anderen Seite des Lötschentals überragt das Balmhorn. Nach halbstündiger Gipfelfreude machte ich mich wieder auf den Weg ins Tal. Der Gipfelfirn war mittlerweile stark mit Berggängern bevölkert. Froh den Gipfel für mich alleine gehabt zu haben, wünschte ich einen guten Aufstieg und eilte hinunter zum Zackengrat. Erst im Rückblick wurde die Dimension des Gipfels erkennbar, Ameisen gleich harrten die zuvor passierten Seilschaften scheinbar noch immer am selben Fleck. Weiter ging es den Zackengrat entlang, dann auf den steilen Firn, der schon am Auftauen war. Der Abstieg ging gut vonstatten, obschon der Hang nichts an Steilheit eingebüsst hatte. Die Hitze der Morgensonne und die latente Anspannung trieben mir den Schweiss auf die Stirn. Endlich hatte ich es geschafft. Vom Fusse des Balmhorngletschers waren es noch 3.5 h bis zum Sunnbüel.

Fazit: Angenehme Eingehtour in einer prägnanten Gebirgslandschaft. Im Frühsommer bei guter Firnauflage problemlos machbar. Vorsicht vor Steinschlag vom Rinderhorn.

 

Tourengänger: Leander


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Kommentare (2)


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joe hat gesagt:
Gesendet am 27. Juni 2011 um 13:44
Gratulation zu Deiner Tour.

Balmhorn ist eines meiner mittelfristigen Bergziele. Dein Bericht motiviert.

Gruss, Joe

Leander hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2011 um 15:55
Vielen Dank für Dein Kommentar. Hoffentlich klappts bald auch bei Dir mit dieser Tour. Ich habe auf dem Gipfel auch schon ein neues mittelfristiges Bergziel ausgemacht ;-)


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