Balmberg - Weissenstein - Grenchenberge


Publiziert von Wandersmann , 4. Juni 2011 um 10:20.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 3 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 700 m
Strecke:15 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug nach Solothurn und mit dem Bus auf den Ober Balmberg, Kurhaus.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV nur am Wochenende und mittwochs möglich (sowie an Feiertagen). Das Restaurant Untergrenchenberg bietet Monstertrottis für die Talfahrt an. Tipp: Vorher anrufen und Trotti reservieren...
Unterkunftmöglichkeiten:Im Untergrenchenberg gibt es Zimmer.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

(H. Hesse)

Die heutige Tour war eigentlich als "Atemberaubende Aussichtstour über den Solothurner Jura" geplant. Im Endeffekt entsprach sie eher der ersten Strophe von Hesses Gedicht, war aber nicht ohne Reiz.
 
Die Anfahrt zum Ausgangspunkt Oberer Balmberg ist recht unterhaltsam. Allenthalben hornt das Postauto seine berühmten Töne und bei jedem Miststock steigt der Chauffeur aus und erledigt die Frühzustellung der Briefpost. Ein Post-Auto halt!
Beim ehrwürdigen Kurhaus ist Endstation und es beginnt auch gleich der Aufstieg. Da der versprochene Sonnenschein noch nicht eingetroffen ist, wähle ich nicht den steilen Aufstieg zum Röti, sondern den etwas weniger stotzigen Weg direkt zum Weissenstein. Der Weg führt zunächst an ein paar verschlafenen Kühen flach über das Bödeli, steigt danach aber zwischenzeitlich ganz anständig an. So gleich zum Anfangen ist das nicht angenehm, man kommt arg ins Schwitzen und die Puste bleibt zwischendurch auch beinahe weg. Aber nach einer halben Stunde tritt man aus dem Wald und hat das Plateau des Weissensteins erreicht. Auf dem gemütlichen Jurakalkweg geht es nun zügig voran Richtung Hinter Weissenstein. Die Stimmung ist ganz besonders an diesem Morgen. Dicke Nebelschwaden verhängen den Weg. Die Sicht beträgt zwischenzeitlich bloss wenige Meter, was aber bei dem gut ausgebauten Weg überhaupt kein Problem ist. Wegen des Nebels konzentriert sich die Wahrnehmung viel mehr auf Geräusche. Vögle und Kuhglockengebimmel werden mich den ganzen Tag begleiten. Mal sind sie nah, mal fern.
Nach einer guten Stunde erreiche ich den Gasthof Hinter Weissenstein und gönne mir einen Café Crème und etwas menschliche Gesellschaft, denn bis zur ersten Einkehr ist mir noch niemand begegnet. Der Café ist allererster Güte und die Crème kommt nicht aus dem Büchsli sondern wird direkt ab der Milch vom Vortag geschöpft. Absolut empfehlenswert!
Nach dieser Stärkung geht es zunächst ein paar Höhenmeter abwärts, die aber im gleich darauffolgenden Aufstieg über das Schilizmätteli wieder ausgeglichen werden. Am Waldrand beginnt beginnt das Schutzgebiet Grosschessel, ein unberührter Wald mit grosser Artenvielfalt. Er dient auch als Rückzugsgebiet für bedrohte Arten. Daher ist es verboten die Wege zu verlassen oder zu rasten. Ich entscheide mich gegen eine Besteigung der Hasenmatt, da der Nebel zu dicht ist und folge dem unteren Weg direkt zum Althüsli. Dieser Pfad wird auch von Bikern genutzt und ist nach den regenfällen der letzten Tage teilweise sehr schlammig.
Kurz nach dem Althüsli erreiche ich den Passübergang Müren. hier verzweigen sich die Wege in alle erdenklichen Richtungen. Man sollte also den Wegweiser genau studieren und den richtigen Weg einschlagen. Früher bestanden übrigens einmal Pläne, eine Fahrstrasse über den Mürenpass zu bauen. Wegen der beträchtlichen 900 Meter Höhendifferenz zum Tal wurden die Pläne aber zu Gunsten anderer Jurapassstrassen verworfen.
Der Weg steigt nun kurzzeitig etwas stozig an; bald erreiche ich jedoch das Plateau der Stallflue. Der Weg ist hier im Nebel fast nicht erkennbar. Das macht aber nichts, man folgt einfach der Abbruchkante der Flue und behält die periodisch gesetzten Wanderwegpfosten im Auge. 
Während der Weg über die Stallflue eher einem Spaziergang über den Rasen hinter dem Haus gleichkommt, ändert das Bild schlagartig, sobald die Küferegg herannaht. Der Weg wird zum ersten Mal eng, fällt auf der Nordseite oft schroff ab und führt immer knapp nördlich unterhalb des Grats entlang. Trotz der engen Platzverhältnisse ist er recht gut ausgebaut. Es gibt eine einzige Stelle, die etwas Trittsicherheit verlangt. Für nicht ganz Schwindelfreihe ist an dieser Stelle zudem ein Halteseil montiert.
Mitten auf der Küferegg endet auch der Planetenweg, der vom Weissenstein bis hierher die Wanderer begleitet hat. Interessant ist der Grössenvergleich zwischen Sonnensystem und nächstem benachbartem Stern, der auf dem Täfelchen des Pluto eingelassen ist. Es heisst, wenn man von hier an zum nächsten Stern weiterwandern möchte, müsste man 40'000 Kilometer marschieren!
Auf der Wandflue begrüsst mich schon von fern lautes Kuhglockengebimmel und der Weg ist wegen der Kühe ein einziger Morast. So schleiche ich denn zwischen Bäumen und Kühen hindurch (Ich vermute, es ist eine Mutterkuhweide!), um einerseits nicht im Schlamm zu versinken und andererseits die Kühe nicht aufzuschrecken. Das Windrad auf dem Obergrenchenberg kann ich leider nicht sehen, ich höre aber das leise Surren durch den Nebel.
Nach einem letzten kurzen Anstieg fällt der Weg langsam und sanft ab Richtung Untergrenchenberg, wo ich einkehre und ein währschaftes Mittagessen geniesse. Die Küche ist gut und preiswert. Da ich an einem Wochentag unterwegs bin, fährt kein Bus runter ins Tal. Das Restaurant bietet glücklicherweise Monstertrottis für CHF 15 an, mit denen die rund 900 Höhenmeter überwunden werden können. Leider sind gerade keine Trottis vorrätig, als ich mich ins Tal begeben will und die Chefin ist auf Grosseinkauf. So bleibt mir nichts anderes übrig, als die Terasse bei einem Kafi noch ein Stündchen länger zu geniessen. Tipp: Vorher anrufen und Trotti reservieren...
Mit dem Monstertrotti düse ich dann doch noch nach Grenchen. Die Fahrt ist recht anstrengend, da der Weg steil ist und man doch beinahe durchgehend bremsen muss. Vom Trotti-Depot bis zum Bahnhof Grenchen Süd muss noch einmal mit etwa 25 Minuten Marschzeit gerechnet werden (am Wochenende und mittwochs fährt ganz selten ein Bus). Der Weg führt zunächst steil durch die Aussenquartiere und danach vorbei an verlassenen Industriegebäuden. Grenchen scheint seine beste Zeit gesehen zu haben. Schliesslich erreicht man das Zentrum Grenchens. Der Bahnhof liegt direkt südlich und ist schnell erreicht.

Tourengänger: Wandersmann


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: Narrativer Bericht,
Gesendet am 4. Juni 2011 um 13:17
der insb. auch durch die Sprachform gefällt!

Gruess

Henrik


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