Fortifikation Hauenstein Teil 3 + 4


Publiziert von kopfsalat , 30. März 2011 um 22:37.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:29 März 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Zeitbedarf: 11:30
Strecke:Läufelfingen - Walten - Eptingen - Spitzenflühli - Lauchfluh - Oberdorf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Läufelfingen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Oberdorf
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Wie im Treffpunkt angekündigt, geht's heute an die Etappen 3 und 4 des Projekts "Fortifikation-Hauenstein-Tour".

Walten (T3)

Eine dicke Watteschicht hängt über dem hintersten Ort im Homburgertal. Angereist bin ich via Olten, so  sind die hiesigen Verhältnisse im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick. Am Bahnhof Läufelfingen ist, wie erwartet, niemand. Der Vorteil des Alleingangs, ich kann die Route so gestalten, wie es mir beliebt.

So gehe ich südlich des Dorfes in westlicher Richtung weglos über eine Wiese (bei Schiessbetrieb evtl. umgehen) zum Waldrand, wo es die ersten Spuren haben müsste. Anscheinend haben die knapp 100 Jahre ihren Spuren hinterlassen oder eben nicht, denn es ist nichts spezielles zu sehen. Ein paar Meter unterhalb der Verbindungsstrasse nach Eptingen entdeckt mein geübtes Auge dann einige Überreste eines Schützengrabens.

Weiter geht's auf kleinen Pfaden bis unter die Felsabstürze am Südosthang des Walten. Eine schmaler Pfad führt elegant durch ein steiles Couloir entlang einer Stromleitung und aus dem Nebel zu Pt. 745. Oben scheint die Sonne auf weitere Überreste und es öffnet sich der Blick auf das Nebelmeer im Tal unten. Der Pfad zieht sich gemächlich dem Rücken entlang bis zur S-Kurve des Forstwegs auf den Walten. Auch wenn die Vegetation noch im Winter zu verharren scheint, die Vögel spüren den Frühling schon lautstark.

Bei Pt. 840 zweige ich rechts auf ein Weglein auf einem gemauerten Trassee ab, nach ein paar Metern führen links zwei steile Eingänge zu einer recht geräumigen, in den Fels gehauenen, Unterstandskaverne. Am Ende des Trassees stehen vier sehr gut erhaltene Geschützstände. Mit stoischer Ruhe beäugt mich der heutige Bewohner - ein Fuchs - lange Zeit und zottelt erst ab, als ich auf ca. 20m herankomme. Zurück bei Pt. 840 quere ich den Forstweg zur Südwestseite des Walten. Auch dort finden sich ein paar Dutzend Meter südlich Pt. 912.9 eine Kaverne und zwei Stellungen. Eine Feuerstelle mit Aussicht auf die Jurakette von Schmutzberg bis Geissfluh lädt zum Bräteln und Verweilen ein. Ich aber muss weiter, gehört doch die Geissfluh auch noch zu meinen heutigen Zielen.

Aber zuerst steige ich, via den höchsten Punkt des Walten, auf der Nordseite durch einen stark bemoosten Schützengraben und vorbei an weiteren Relikten über den Westsporn hinunter Richtung Eptingen. Vorbei an Pt. 776 geht's via Bächlen zum Schiessstand. Über die asphaltierte Strasse und auf einem mit Geländer versehenen aber auf der Karte nicht eingezeichneten Weglein steige ich zum Bach hinunter. Hier befindet sich eine der für den Tafeljura typischen sogenannten "Giessen". Der zurückschneidende Bach fällt über eine harte Gesteinsschicht (meist Hauptrogenstein) in die Tiefe. Dabei bildet der ausfallende Kalk eindrückliche Sinterablagerungen.

Gallerie Schattenbergwand (T4)

Wie es runter ging, geht es auf der anderen Talseite wieder hinauf. Oben auf dem Forstweg weiter bis zur Brücke unter der Autobahn hindurch. Nach dem lauschigen Tälchen ist der Lärm, trotz Schutzwänden, infernalisch. Der Fahrstrasse westlich der Autobahn entlang nach Süden bis rechts eine Forstweg abzweigt, diesem ansteigend wieder nach Norden folgend bis zu seinem Ende. Schweissgebadet kämpfe ich mich durch die weglose mit Stockausschlägen bestandenen Schutthalde. Das Ziel, ein halb in den Berg gebauter Geschützbunker. Die Holzbohlen der Überdachung dürften noch Original sein.

Weiter steige ich weglos den sonnigen Rücken hoch bis zu einem Forstweg. Oben geht's zuerst nach links und nach ca. 100m nach rechts auf einem teilweise zugewachsenen Weg durch den Nordhang des Wengen bis zum Unteren Weier Pt. 675. Über den Bach und links quer zu den Höhenlinien dem Bach entlang die Weide hoch bis zum Wanderweg im Wald oberhalb Rütschenmatt. Die Aussicht ist phantastisch auch wenn ich nicht in erster Linie deshalb ein paar Halte einlegen muss. Es ist meine Pumpe, der ich eine paar kleine Pausen gönnen muss.

Dem Wanderweg folge ich ein kurzes Stück nach Südosten bis rechts ein stark zugewachsener Weg abzweigt. Stetig ansteigend geht's wieder nach Nordwesten bis zu einem markanten und recht stotzigen Gratrücken. Ich packe die Stöcke in den Rucksack, denn nun ist Handarbeit angesagt. Die zahlreichen Wurzelgriffe erleichtern der Aufsteig auf dem beidseits abschüssigen Grat, bis ich nach ca. 40m unvermittelt vor der in die Schattenbergwand gebauten Gallerie stehe.

Spitzenflühli (T4)

Das Gebiet unter der Schattenbergwand ist recht steinschlägig. Für den Weiterweg empfehle ich deshalb einen Helm. So geschützt balanciere ich auf dem schmalen Pfädchen der Felswand entlang gegen Südosten und dann -westen durch den rutschigen Geröllschutt. Mal auf allen vieren, mal auf dem Allerwertesten gelange ich nach einer anregenden Kraxelpartie in ein mit Bärlauch überwachsenes Tälchen. Es duftet herrlich. Ich mache eine Pause und beobachte die zahlreichen Vögel, die ihrem Frühlingsgeschäft nachgehen. Ein Fuchs gibt sich kurz die Ehre, trabt aber bald wieder ab.

Weiter geht es auf einem erdig rutschigen Sporn aufwärts. Ab und zu ist ein Einsatz der Finger nötig um nicht den Hang runterzurutschen. Oben treffe ich auf einige, heute im Privatbesitz befindliche und zu einer Art "Pfadilager" umgenutzte, Unterstände. Ein schmaler Pfad führt auf einem Felsband auf der Südwestseite unter Pt. 1032 hindurch zur Schattenbergweid.

Auf dem Wanderweg gehe ich nun zum Spitzenflühli Pt. 1037, welches ich rundum erkunde, um zu guter Letzt bei der "ultimativen Feuerstelle" ein Nickerchen zu machen. Verdient habe ich es mir und die Sonne wärmt schon wunderbar.

Oberdorf (T2)

Mittlerweile ist es schon späterer Nachmittag geworden und ich muss mich wohl oder übel um den Heimweg kümmern. Die Möglichkeiten sind schier endlos. Meiner Priorität, so lange wie möglich an der Sonne unterwegs zu sein, folge ich dem Gratweg nach Nordwesten, so kann ich auch noch das, schon oft besuchte, Panzertürmchen auf der Lauchfluh einbauen.

Bei Pt. 1010 nehme ich den Weg durch die wildromantische Nordflanke des Rehhags hinunter zur Sennhöchi. Durch das Naturschutzgebiet Ried gelange ich zur Fuchsfarm, die heute leider geschlossen ist. Als Abschluss wandere ich dem sonnigen Weinberg entlang hinunter nach Oberdorf.

NB:
- der angegebene Zeitbedarf (11:30h) versteht sich inklusive Exkursion und Pausen
- die reine Wanderzeit ohne Unterbrüche liegt wohl eher so bei 6-7h
- Taschenlampe nicht vergessen
- genügend zu Trinken mitnehmen (1.5l waren für mich ziemlich knapp)

Eine weitere sehr gut recherchierte Internet-Site zu den damaligen Anlagen: http://www.schweizer-festungen.ch/seite1.htm


Tourengänger: kopfsalat


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Geodaten
 5394.xol Läufelfingen-Oberdorf

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: da hast also eine tolle Fortifikations-Tour unternommen!
Gesendet am 30. März 2011 um 23:00
Bericht wie Fotos sehr ausführlich, informativ - wirklich was zum Nacherleben, -wandern; Danke dir Dani!

lg Felix


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