Watzmannkinder Nr.3 (2165m) und Nr.5 (2225m) - Kleiner Watzmann (Versuch), Watzmannscharte (Versuch)


Publiziert von gero , 18. März 2011 um 02:29.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:12 September 2006
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 2320 m
Abstieg: 2320 m
Strecke:P Königsse - Kühroint - Watzmannkar - 3.Watzmannkind - 5.Watzmannkind - Kühroint - P Königssee
Kartennummer:Bayer. Landesvermessungsamt UK 25-1(Nationalpark Berchtesgaden 1:25.000)

Animiert durch ADIs Bericht *5. Watzmannkind(2225m) - wieder mal im schönen Watzmannkar vom winterlichen Watzmannkar, möchte ich Euch dieses schöne Fleckchen in den Berchtesgadenern nachträglich unter spätsommerlichen Verhältnissen vorstellen. Und gleichzeitig einen Eindruck vermitteln von der Schlüsselstelle am Kleinen Watzmann sowie vom westseitigen Zustieg zur Watzmannscharte - an beiden war ich feig und bin umgekehrt.

Start meiner sehr langen Tour ist kurz vor 6 Uhr am Großparkplatz Königssee (ca. 600m) - ich folge der Beschilderung Richtung Grünstein, Kühroint, Watzmann. AV-Weg Nr. 443 führt durch Mischwald in 2 Std. hinauf nach Kühroint (1420 m) - geplant ist eigentlich die Besteigung des Kleinen Watzmann, er und vor allem der Normalweg über seine Nordflanke sind von hier prima einzusehen.

Von den Gebäuden der Kühroint-Alm führt ein Steig über eine auffällige Wiese direkt auf den Kleinen Watzmann zu. An ihrem südlichen Ende geht es in lichten Nadelwald hinein und durch diesen auf gutem Steig aufwärts. Er hält direkt auf den relativ markanten, schon von Kühroint auffallenden Nordgrat des Kleinen Watzmann zu (dieser Grat stellt die rechte Begrenzung des Kleinen Watzmann dar, s. Fotos). Etwa dort, wo man aus dem Wald heraustritt, wird dieser Grat zusehends steiler, er ist grasig, linksseits mit Latschen bedeckt und führt bis an einen ersten Felsabsatz heran, der sich unangenehm störend in den Weg stellt und wohl die Schlüsselstelle der Besteigung des Kleinen Watzmann darstellt. Die Kletterei ist von zweitem Grad und relativ ausgesetzt: rechterhand im Sinne des Aufstiegs fällt die Wand des Kleinen Watzmann mit gebändertem, plattigem Gelände schätzungsweise 100m ins Watzmannkar ab.

Ich muß gestehen, daß ich mich an dieser Stelle nicht weitergetraut habe: ich wäre zwar der klettertechnischen Schwierigkeit durchaus gewachsen gewesen - es ist jedoch unmöglich, sich selbst zu sichern (obwohl etliche Haken im Fels stecken), und wenn man hier ausrutscht oder ein Griff ausbricht, wars das dann. So kehre ich etwas enttäuscht um - fest entschlossen, diese kurze Kletterstelle (mehr als 15Hm sind es wohl nicht) irgendwann gesichert am Strick eines Seilpartners zu knacken.

P.S. wenn ich hier von "Schlüsselstelle" spreche, so glaube ich, daß sie es ist. Nach Auskunft eines Bergkameraden, der kurz vor mir souverän darüber hinweggeklettert war, kommt danach bis zum Gipfel nichts Anspruchsvolles mehr. Selber beurteilen kann ich es aber NICHT!

Ich beschließe, den noch jungen Tag mit einem Gang ins Watzmannkar fortzusetzen. Also wieder hinunter fast bis Kühroint und dem Falzsteig ein Stück gen Westen, Richtung Watzmannhaus gefolgt. Man darf die Abzweigung ins Watzmannkar nicht übersehen, dort geht es dann durch eine höchst urweltliche Landschaft durch riesige Blockhalden, die aber mit Lärchen aufgelockert sind, recht kurzweilig aufwärts. Kurz vor 11 Uhr stehe ich im südlichen, hinteren Watzmannkar unter den Abstürzen des 4. Watzmannkindes, auch Watzmann-Jungfrau genannt. Hier teilt sich das Kar in ein östliches und ein westliches Seitental - eine ungeheure Blockwüste, wobei die Blöcke teils auffallend groß sind, immer wieder muß man auf den spärlichen Steigspuren um sie herumturnen.

Ich beschließe, mich im Sinne des Aufstieges links der Jungfrau zu halten und im östlichen Seitental, welches auf das 3. Watzmannkind zuführt, anzusteigen. Ich folge einigen Steinmandln und komme in diesem Hochtal unter der Watzmannscharte vorbei. Da sollte ich doch eigentlich hinaufkommen - wieder ein kurzes Zweiergelände, sagt mir der AV-Führer Berchtesgadener Alpen. Die Watzmannscharte ist der leider recht unzugängliche Sattel zwischen Kleinem Watzmann und 1. Watzmannkind, hier fußt der Südgrat des Kleinen Watzmann.

In einer schon mal anstrengenden Blockturnerei erreiche ich die Felsabbrüche etwa 30m unterhalb der Watzmannscharte. Ich kraxele recht ekliges Gelände hinauf - feiner kleinsplittriger Schutt auf plattigem Untergrund - und dann wäre ein ausgesetzter Zweier-Quergang in brüchigem Gelände zu meistern, um hinaufzugelangen in die Scharte. Nein nein, heikle Passagen dieser Gattung sind nix für mich - ich muß hier ja auch wieder absteigen, und das wird nicht leichter. So baue ich also heute meinen zweiten Rückzug - erfreulicherweise damit auch meinen letzten, denn der Rest des Tages wird vom Erfolg gekrönt sein.

Es geht nun zunächst wieder durch Blockwerk, dann aber eine bequeme Riesenplatte hinauf bis zum kleinen Gipfelkreuz des 3. Watzmannkindes (2165 m); dabei sind etliche mehr oder weniger tiefe Klüfte zu umgehen, welche die gewaltige, deutliche karstige Platte spaltenartig durchreißen. Genau um 12 Uhr stehe ich heute auf dem ersten Gipfel - und welch großartige Landschaft ringsumher! Zum einen ostseitig das 2. Watzmannkind und westseitig das 4. Kind - aber vor allem der gewaltige Tiefblick 1500m hinunter zum Königssee ist es, der einem schier den Atem verschlägt. Und dann wäre natürlich noch die Aussicht auf das Hagengebirge sowie das Steinerne Meer mit dem mächtigen Großen Hundtod mehr als erwähnenswert. Und der Blick auf die riesige Watzmann-Ostwand mit ihren vielen Bändern, Aufschwüngen, Abgründen, Pfeilern, Absätzen ....

Nach einer Stunde muß ich mich von dieser Aussichtswarte richtig losreißen - und weil mir die Watzmann- Jungfrau ja doch einen Korb geben würde (das wäre wieder ein kurzer Zweier, um sie auf derOstwseite zu besteigen), möchte ich mich noch dem 5. Watzmannkind widmen. Zunächst steige ich nordseitig ab, um den Fuß der Jungfau herum uind jenseits wieder in das oben erwähnte westliche Seitental des Watzmannkares ein. Es leitet mich - wiederum über viel Geröll und weiter oben dann über erstaunlich harte Altschnee-Reste - auf die Ostseite des 5. Kindes in ein verstecktes, zwischen 4. und 5. Kind eingebettetes weiteres kleines Hochtal hinauf, über das ich schließlich erfolgreich das 5. Watzmannkind (2225 m) gegen 15 Uhr erreiche - zuletzt über wenige harmlose Einserstellen, wenigstens diesen bin ich gewachsen! Die Aussicht ist hier womöglich noch beeindruckender als vorher vom 3. Kind, man steht der Watzmann - Ostwand noch ein bißchen dichter gegenüber und thront im übrigen direkt über der Schischarte, die ihrerseits am Rande der spärlichen Reste des Watzmann-Gletscherchens noch zu ersteigen wäre.

Ob der fortgeschrittenen Tageszeit muß ich es aber nun endgültig gut sein lassen: ich steige das großartige Watzmannkar im milden Licht des Nachmittages hinunter, an der Kühroint-Alm zischt eine Halbe durch meine ausgetrockene Kehle, und dann bewältige ich noch den Abstieg hinunter zum Großparkplatz am Königssee.

Tourengänger: gero


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: das ist ja etwas sehr Bekanntes - diese ...
Gesendet am 28. März 2011 um 20:57
ganze Watzmann-"Geschichte".
bist du in der Zwischenzeit wieder mal hoch, lieber Georg?
Gefallen würde uns dieser Teil in deinen Landen sicherlich - zu dritt?!

glg Felix


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