Watzmannlabl (1515 m) - Einsamkeit abseits der Touristenströme
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Diese Bergtour stand schon lange auf meinem Programm - einmal am Rand der Watzmann-Ostwand auf der abgelegensten Bergwiese der Berchtesgadener Alpen sitzen! Was würde mich erwarten - ist diese Unternehmung für Normalbergsteiger wie mich überhaupt möglich? Kommt man da nicht in supersteile Schrofenhänge?
Mit einem großen Fragezeichen im Gemüt starte ich um 5 Uhr am Parkplatz Hammerstiel (770 m). Es ist stockfinster, kein Mond, nur die Sterne funkeln über mir, daß es eine Pracht ist. Schon ein eigenartiges Gefühl, so mutterseelenallein in den dunklen Herbstwald hineinzuwandern: überall ein Raunen und Wispern, die abfallenden Blätter rascheln, und ich meine, von tausend Augenpaaren der weichenden Nacht auf meinem Berggang beobachtet zu werden.
Schon mehrfach wurde der Weg hinauf nach Kühroint beschrieben; es geht an der Schapbachalm (1040 m) vorbei. Nach ziemlich genau 2 Std. habe ich Kühroint (1420 m) erreicht, inzwischen dämmert es, die Stirnlampe verschwindet im Rucksack. Ich statte der Archenkanzel (1342 m) einen kurzen Besuch ab, um vielleicht von hier aus schon mal einen Blick auf den Weg zum Labl zu erhaschen. Aber Fehlanzeige - das Labl ist zwar weit drüben ansatzweise zu sehen, aber die Bewaldung verhindert einen informativen Einblick in das zu begehende Gelände.
Der Königssee liegt 800 m unter mir - früh morgens kurz nach 7 Uhr herrscht dort noch Ruhe, die ersten Touristenboote verkehren erst später. Ich folge dem obersten Teil des Rinnkendl-Steiges, bis an einem markanten Eck (etliche Seilversicherungen leiten in eine gufelartige Geländeeinbuchtung) auf etwa 1200 m (der Rinnkendl führt hier endgültig Richtung Bartholomä hinunter) ein leicht zu übersehendes Steiglein abzweigt. Hier geht es Richtung Watzmannlabl.
Der Weiterweg ist verbal schlecht zu beschreiben - und überraschend gut zu finden! Ohne jegliche Schwierigkeiten quert man, ständig ansteigend, die Ostflanke des Mooslahnerkopfes und des Kleinen Watzmanns immer unterhalb deren Felswände. Der Steig ist nie ausgesetzt (der Rinnkendl ist teilweise ausgesetzter!) oder gar heikel; es gibt viele Steinmänner und verwaschene rote Markierungspunkte.
Ab und zu muß man sich durch kurze Latschengassen mühen. Der Aufstieg neigt sich dem Ende zu, wenn man die von der Watzmannscharte herunterführende, breite und karartig auslaufende Geröllrinne erreicht. An ihrem südlichen Rand geht es kurz aufwärts, danach wieder abwärts (kurze Schlüsselstelle, mit einem alten Stahlstift versehen, darunter Wegbuch) - und dann quert man, zuletzt über ein kleines Schotterfeld, hinüber zum Watzmannlabl. Man erreicht diese urige Wiese knapp oberhalb ihres unteren Endes; sie erstreckt sich etwa zwischen 1500 m und 1560 m.
Ich steige die Wiese bis an ihr oberes Ende hinauf und setze mich auf einen Steinblock zur Rast nieder; vom Abzweig am Rinnkendlsteig bis hierher habe ich knapp 90 Minuten gebraucht (reine Gehzeit gut 60 Minuten). Welch ein herrliches Fleckchen Oberbayern - in hochalpiner Gegend sitze ich hier am Rand der Watzmann-Ostwand, über mir die Steilwände, die hinaufleiten zum ersten Watzmannkind, und knapp 1000 m unter mir der Königssee. Die Aussicht auf das gegenüberliegende Hagengebirge, den Hohen Göll, den Hochkönig und hinunter ins Eisbachtal ist überwältigend. Dazu ein warmer, windstiller Spätherbsttag - fast 90 Minuten schwelge ich und bin mit mir und der Welt im Einklang.
Auf dem Rückweg erkunde ich noch den ostseitigen Aufstieg zur Watzmannscharte: auf einem steilen Schotterfeld mühe ich mich weglos die oben erwähnte Rinne hinauf, die eindrucksvoll in die schrofige Südostwand des Kleinen Watzmann eingekerbt ist. Der Anstieg ist sehr anstrengend - zwei Schritt vor, einer zurück. Weiter oben sperrt steiles Felsgelände das Terrain ab - zwei Absätze kann ich noch mit kurzen Zweierstellen erklettern, aber beim dritten Absatz ist Schluß: steile, glatte Wülste machen bei etwa 1700 m für mich das Weiterkommen unmöglich, zumal ich diese Stellen ja auch wieder abklettern müßte. Hier, am Umkehrpunkt meiner Bemühungen, habe ich etwa die Hälfte des vermeintlichen Anstiegs zur Watzmannscharte geschafft. Wieder daheim, entnehme ich dem DAV-Führer, daß die Watzmannscharte richtigerweise wohl entlang des Felskammes erreichbar ist, der südseitig die von mir irrtümlich begangene Rinne begrenzt.
Rückweg wie Anmarsch - am Rinnkendlsteig herrscht Hochbetrieb, auf Kühroint gibts noch was zum Trinken, und dann gehts zurück zum Parkplatz Hammerstiel.
Ja, ich gebe zu: eigentlich sollte man diesen alpinistischen Geheimtip überhaupt nicht beschreiben, um ihm seine Einsamkeit so lange wie möglich zu erhalten. Aber andererseits existieren bereits Veröffentlichungen (sei es im Internet oder auch im DAV-Führer), und die Abgeschiedenheit des hochalpinen Geländes wird den Durchschnittstouristen sowieso davon abhalten, hier herauf zu steigen.
Zur Information:
- Es sollte nach Möglichkeit trocken sein; bei unsichtigem oder gar Regenwetter darf die Tour nicht unternommen werden. ACHTUNG: man befindet sich auf der Ostseite des Watzmannmassivs und sieht von Westen aufziehende Unwetter nicht !
- Auf der Tour gibt es kein Wasser; letzte Möglichkeit zum Auffüllen der Trinkreserven ist Kühroint.
- Wenn auch keine Schwierigkeiten auftreten, so sind doch alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Geländeblick ein absolutes Muss.
- Ich vergleiche den Charakter der Tour mit dem Schafsteig (Waxensteinkamm) oder dem südseitigen Anstieg zur Vogelkarspitze: unschwieriges, aber hochalpines Gelände.
Mit einem großen Fragezeichen im Gemüt starte ich um 5 Uhr am Parkplatz Hammerstiel (770 m). Es ist stockfinster, kein Mond, nur die Sterne funkeln über mir, daß es eine Pracht ist. Schon ein eigenartiges Gefühl, so mutterseelenallein in den dunklen Herbstwald hineinzuwandern: überall ein Raunen und Wispern, die abfallenden Blätter rascheln, und ich meine, von tausend Augenpaaren der weichenden Nacht auf meinem Berggang beobachtet zu werden.
Schon mehrfach wurde der Weg hinauf nach Kühroint beschrieben; es geht an der Schapbachalm (1040 m) vorbei. Nach ziemlich genau 2 Std. habe ich Kühroint (1420 m) erreicht, inzwischen dämmert es, die Stirnlampe verschwindet im Rucksack. Ich statte der Archenkanzel (1342 m) einen kurzen Besuch ab, um vielleicht von hier aus schon mal einen Blick auf den Weg zum Labl zu erhaschen. Aber Fehlanzeige - das Labl ist zwar weit drüben ansatzweise zu sehen, aber die Bewaldung verhindert einen informativen Einblick in das zu begehende Gelände.
Der Königssee liegt 800 m unter mir - früh morgens kurz nach 7 Uhr herrscht dort noch Ruhe, die ersten Touristenboote verkehren erst später. Ich folge dem obersten Teil des Rinnkendl-Steiges, bis an einem markanten Eck (etliche Seilversicherungen leiten in eine gufelartige Geländeeinbuchtung) auf etwa 1200 m (der Rinnkendl führt hier endgültig Richtung Bartholomä hinunter) ein leicht zu übersehendes Steiglein abzweigt. Hier geht es Richtung Watzmannlabl.
Der Weiterweg ist verbal schlecht zu beschreiben - und überraschend gut zu finden! Ohne jegliche Schwierigkeiten quert man, ständig ansteigend, die Ostflanke des Mooslahnerkopfes und des Kleinen Watzmanns immer unterhalb deren Felswände. Der Steig ist nie ausgesetzt (der Rinnkendl ist teilweise ausgesetzter!) oder gar heikel; es gibt viele Steinmänner und verwaschene rote Markierungspunkte.
Ab und zu muß man sich durch kurze Latschengassen mühen. Der Aufstieg neigt sich dem Ende zu, wenn man die von der Watzmannscharte herunterführende, breite und karartig auslaufende Geröllrinne erreicht. An ihrem südlichen Rand geht es kurz aufwärts, danach wieder abwärts (kurze Schlüsselstelle, mit einem alten Stahlstift versehen, darunter Wegbuch) - und dann quert man, zuletzt über ein kleines Schotterfeld, hinüber zum Watzmannlabl. Man erreicht diese urige Wiese knapp oberhalb ihres unteren Endes; sie erstreckt sich etwa zwischen 1500 m und 1560 m.
Ich steige die Wiese bis an ihr oberes Ende hinauf und setze mich auf einen Steinblock zur Rast nieder; vom Abzweig am Rinnkendlsteig bis hierher habe ich knapp 90 Minuten gebraucht (reine Gehzeit gut 60 Minuten). Welch ein herrliches Fleckchen Oberbayern - in hochalpiner Gegend sitze ich hier am Rand der Watzmann-Ostwand, über mir die Steilwände, die hinaufleiten zum ersten Watzmannkind, und knapp 1000 m unter mir der Königssee. Die Aussicht auf das gegenüberliegende Hagengebirge, den Hohen Göll, den Hochkönig und hinunter ins Eisbachtal ist überwältigend. Dazu ein warmer, windstiller Spätherbsttag - fast 90 Minuten schwelge ich und bin mit mir und der Welt im Einklang.
Auf dem Rückweg erkunde ich noch den ostseitigen Aufstieg zur Watzmannscharte: auf einem steilen Schotterfeld mühe ich mich weglos die oben erwähnte Rinne hinauf, die eindrucksvoll in die schrofige Südostwand des Kleinen Watzmann eingekerbt ist. Der Anstieg ist sehr anstrengend - zwei Schritt vor, einer zurück. Weiter oben sperrt steiles Felsgelände das Terrain ab - zwei Absätze kann ich noch mit kurzen Zweierstellen erklettern, aber beim dritten Absatz ist Schluß: steile, glatte Wülste machen bei etwa 1700 m für mich das Weiterkommen unmöglich, zumal ich diese Stellen ja auch wieder abklettern müßte. Hier, am Umkehrpunkt meiner Bemühungen, habe ich etwa die Hälfte des vermeintlichen Anstiegs zur Watzmannscharte geschafft. Wieder daheim, entnehme ich dem DAV-Führer, daß die Watzmannscharte richtigerweise wohl entlang des Felskammes erreichbar ist, der südseitig die von mir irrtümlich begangene Rinne begrenzt.
Rückweg wie Anmarsch - am Rinnkendlsteig herrscht Hochbetrieb, auf Kühroint gibts noch was zum Trinken, und dann gehts zurück zum Parkplatz Hammerstiel.
Ja, ich gebe zu: eigentlich sollte man diesen alpinistischen Geheimtip überhaupt nicht beschreiben, um ihm seine Einsamkeit so lange wie möglich zu erhalten. Aber andererseits existieren bereits Veröffentlichungen (sei es im Internet oder auch im DAV-Führer), und die Abgeschiedenheit des hochalpinen Geländes wird den Durchschnittstouristen sowieso davon abhalten, hier herauf zu steigen.
Zur Information:
- Es sollte nach Möglichkeit trocken sein; bei unsichtigem oder gar Regenwetter darf die Tour nicht unternommen werden. ACHTUNG: man befindet sich auf der Ostseite des Watzmannmassivs und sieht von Westen aufziehende Unwetter nicht !
- Auf der Tour gibt es kein Wasser; letzte Möglichkeit zum Auffüllen der Trinkreserven ist Kühroint.
- Wenn auch keine Schwierigkeiten auftreten, so sind doch alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Geländeblick ein absolutes Muss.
- Ich vergleiche den Charakter der Tour mit dem Schafsteig (Waxensteinkamm) oder dem südseitigen Anstieg zur Vogelkarspitze: unschwieriges, aber hochalpines Gelände.
Tourengänger:
gero

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