Der Mythos spricht von einem König, der aufgrund seiner Grausamkeit samt seiner Familie in Berge verzaubert wurde - das heutige Watzmannmassiv. Der Jungfrau, das vierte Kind des Königs, ereilte das gleiche Schicksal und so kommt es, dass man diese heute mit Leichtigkeit erobern kann, freilich mit ein paar kleinen Schwierigkeiten, aber doch machbar. Die fünf Kinder könnten unterschiedlicher nicht sein - zumindest in Bezug auf die Anforderungen, die sie an den ambitionierten Alpinisten stellen. Es werden im Winter gar einige von Skibergsteigern geradezu heimgesucht. Bei der Jungfrau handelt es sich längst nicht um das schwierigste der Watzmann-Kinder, aber einen abweisend, alpinen Charakter trägt diese Tour durchaus in sich.
Am heißesten Pfingstfest aller Zeiten, ging es diesmal mit dem Mountainbike auf einer konditionell nicht zu unterschätzende Forststraße, der kühlenden Höhenluft entgegen. Gegen Ende lässt die Steigung nach und vermittelt einem fast ein Gefühl von Gefälle.
Vom Großparkplatz bei der Wimbachbrücke folgt man also der Forststraße, nach Möglichkeit mit dem Fahrrad, in kontinuierlich starker Steigung zur Kühroint-Alm. Dort kann man das Fahrrad dann aber abstellen und in die ruhigere Fortbewegung übergehen - selbiges wartet ja dann nach dem Abstieg, was hier zugegebenermaßen schon eine nicht unerhebliche Erleichterung darstellt.
Dem Steig zum Watzmannhaus folgt man nur kurz bis südseitig ein Pfad nach links hinauf ins super schöne Watzmannkar leitet. Im Kar durch Altschneefelder (evtl. verdeckte Dolinen) zum Dritten Kind der Watzmann-Familie, welches einem einen umfassenden Blick in südlichen Berchtesgadener Alpen gewährt. Auch erhält man einen guten Einblick auf den kurzen, aber anspruchsvollen Anstiegsweg zum Zweiten Kind, welches aber nicht auf dem Programm stand.
Nach kurzer Pause ging es wieder ein Stück hinab, um zum Einstieg der Jungfrau zu gelangen. Bis zum großen Band mit der Reibungsplatte, trifft man auf einige IIer-Stellen. Einmal habe ich mich auch kurz verstiegen, da ich zu früh zum Grat abgebogen bin.
Im weiteren Verlauf folgte ein steiles Schneefeld, welches ich bald darauf wieder verlassen konnte. Oben stößt man dann auf den luftigen Nordgrat, der dann weiter zum Gipfel führt.
Zum Abstieg gibt es nicht viel zu sagen. Im Wesentlichen den gleichen Weg wieder zur Kühroint-Alm. Nach kurzem Aufenthalt ließ es sich nun äußerst angenehm zum Auto hinabrollen.
Schwierigkeiten & Fazit:
Mit dem Fahrrad ist die Strecke zur Kühroint-Alm fahrtechnisch aufgrund der guten Forststraße leicht, doch konditionell recht anspruchsvoll.
Im Abschnitt von der Kührointalm zum Dritten Watzmannkind sind die Schwierigkeiten überschaubar (T3; teilweise weglos).
Lediglich auf Dolinen gilt es achten, da man sie bei Schnee möglicherweise übersieht.
Der Gipfelanstieg zur Watzmann-Jungfrau ist auch als durchaus anspruchsvoll zu bewerten. Kletterstellen, Reibungsplatten und gut ausgesetztes Gelände wechseln sich ab (T6-, II).
Der Nordgrat zum Gipfel ist teilweise vergleichbar mit der Brantlspitze im Karwendel, aber schon etwas leichter.
Bei meiner Begehung kam noch hinzu, dass ein steiles Schneefeld noch nicht abgeschmolzen war (Frühjahrssituation).
Eine kleine Traum-Tour, inmitten vieler Riesen der Berchtesgadener Alpen, die mir eigentlich ganz spontan einfiel, aber genau nach meinem Geschmack war. Der Königssee, das Hochkönigmassiv und nicht zuletzt der mächtige Watzmann mit seiner eindrucksvollen Ostwand dominieren die Szenerie.
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