Vorder Leistchamm (2098m) im Winter


Publiziert von Bergamotte , 13. März 2011 um 17:13.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:12 März 2011
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Kartennummer:1134

Nach meinen zwei Glarner Wochen auf bekannte Tourenziele steht mir der Sinn wieder mehr nach Abenteuer und vor allem Einsamkeit. Was liegt näher als ein abgelegener Pfad im schönsten Gebirge der Schweiz, der Churfirsten-Gruppe. Für die nötige Portion Nervenkitzel sorgt zudem die Tatsache, dass eine Winterbegehung auf Hikr bisher nicht dokumentiert ist.

Irritiert nehme ich zur Kenntnis, dass die Route auf den Vorder Leistchamm in der Skitouren-Karte (2006) fehlt, obschon sie im SAC-Skitourenfüher (2005) erwähnt wird. Das gleiche Schicksal erlitt übrigens eine ganze Reihe weiterer Churfirsten-Ikonen (Leistchamm, Nägeliberg, Zuestoll etc.). Doch die Beschreibung im Tourenführer ist knapp und präzise wie immer, mehr brauche ich nicht.

Um im Föhnsturm nicht im Nassschnee zu versinken, starte ich bereits früh bei der Talstation (906m) der LSB Selun. Am Nordhang liegt noch ausreichend Schnee, so dass ich ab Parkplatz die Schneeschuhe montieren kann. Rassig geht's grösstenteils auf dem plattgetretenen Forstweg zur Bergstation (1579m). Hier beginnt der einsame Teil der Tour, der weite Marsch über die Alp Hinderselun an den Fuss des Glattchamm.

Das Gelände von Hinderselun ist äussert coupiert und ohne Höhenverluste nicht zu überwinden. Auf jeden Fall sollte vermieden werden, den Gipfel direkt anzusteuern. Die Ideallinie liegt etwa auf Höhe der (nicht auszumachenden) Sommerstrasse, also in knapper Sichtdistanz zum Seluner Wald. Ich empfehle, Erhebungen nordseitig zu umgehen. So komme ich direkt an der Ochsenhütte (1677m) und Bleien (1676m) vorbei. Das Flachstück kostet mich länger als erwartet, wobei der teils sturmartige Gegenwind seinen Teil dazu beiträgt.
 
Etwa auf Höhe Hüeberlis (1716m) beginne ich den Anstieg Richtung Gocht. Als nützliche Orientierungshilfe dient ein Doppelfels (P. 1956), welcher von weither sichtbar ist. Man kann ihn beidseitig passieren, keine Variante ist deutlich besser/schlechter. Im Aufstieg ziehe ich links vorbei und gelange in die Mulde zwischen Nägeliberg und Vorder Leistchamm/Glattchamm.

Auf einen Schlag herrscht Windstille. Eine sonderbare Ruhe liegt über dem Ort. Zudem lösen sich alle Zweifel bezüglich Routenwahl im Nichts auf, denn ab hier ist der Schlusshang perfekt einsehbar. Nach wenigen Metern steh ich auf der Gocht (1952m), dem Pass zwischen Nägeliberg und Vorder Leistchamm. Mir steht beinahe das Herz still, als sich vor mir der Tiefblick Richtung Walensee öffnet.

Die Schlüsselstelle dieser Tour ist der steile Schlusshang (bis 35°), welcher nordseitig durch einen Felsriegel abgeschlossen wird. Der Hang bekommt relativ früh Sonne und sollte im Frühjahr wohl nicht allzu spät begangen werden. Den Felsriegel überklettere ich am obersten Ende des Hanges, wobei mehrere Routen möglich sind (s. Foto). Die Kletterei ist nicht allzu schwierig, aber ein Sturz könnte schwerwiegende Folgen haben. Ein Pickel ist kein Muss, aber durchaus nützlich.

Ist die Kletterstelle überwunden, steht man in wenigen Metern auf dem Vorgipfel mit dem Steinmann. Der Tiefblick auf den Walensee ist phänomenal. Etwas ausgesetzt quere ich rüber zum wenig höher gelegenen Hauptgipfel des Vorder Leistchamm (2098m). 3.25h hat der Aufstieg insgesamt gedauert.

Während ich auf der ganzen Route ab Bergstation keinen Tourengängern begegnet bin, herrscht auf dem nahen Leistchamm ein relativ reges Treiben. Übertroffen wird es selbstverständlich vom Halli Galli auf dem Selun (wie ich später auf dem Rückweg feststelle). Kürzer als sonst geniesse ich die Gipfelrast (auf dem aussichtsreicheren Vorgipfel) und kehre mehr oder weniger auf dem gleichem Weg zurück ins Tal. Anzumerken bleibt, dass die Abfahrt über Hinderselun dem Skitürler wohl keine grosse Freude bereitet, zu flach und coupiert ist das Gelände.

SLF mässig

Tourengänger: Bergamotte


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