Wasserbergfirst 2341m - Abfahrt Nordflanke


Publiziert von Bombo , 13. März 2011 um 19:04.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:12 März 2011
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1360 m
Abstieg: 1560 m
Strecke:Schwarzenbach - P. 1262 - Waldhüttli - Stägen - Unt. Träsmeren - Träsmerenseeli - Wasserbergfirst (Scharte) - Gipfelkreuz - Scharte - Nordabfahrt - Dräckloch - P. 1376 - P. 1337 - Laueli - Suteren - Gschwänti - Mettlen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Muotathal - Bisistal - Schwarzenbach - Parkplatz am Beginn des Fahrweges
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Muotathal - Bisistal - Mettlen (Kreuzung Alpstrasse / Hauptstrasse, Nähe Bauernhof)
Kartennummer:LK 1:50'000, Bl 246 S "Klausenpass" & Bl 236 S "Lachen"

Steilskiabfahrt durch die berühmte Wasserbergfirst-Nordflanke


Wie oft hatte ich die Nordflanke des Wasserbergfirst 2341m diese Saison schon beobachtet und mir jeweils Gedanken darüber gemacht, wo die genaue Abfahrtslinie durchzieht und wie ich mich wohl in einer solchen Steilabfahrt verhalten würde. Mit zunehmendem Steilfahr-Training in den letzten 2 Jahren tastete ich mich an dieses Projekt heran und fühlte mich vorallem diese Saison auf jeden Fall bereit dafür - vorausgesetzt, die natürlichen Bedingungen würden passen.

Heuer stimmten sie - mässige Lawinengefahr und Berichte, dass die Flanke in den letzten Tagen schon befahren wurde. Aufgrund des Föhnsturmes, welcher die Lufttemperatur gehörig ansteigen liess, galt hier das Augenmerk vorallem auf die Schneekonsistenz zu legen - doch auch hier stimmte die Qualität, sodass wir uns mit gutem Gewissen nordwärts zu Tale stürzen konnten.

***

Lange ist es her, als ich mit Schlumpf die letzte Tour geniessen durfte und umso mehr erfreut es mich, dass ich das Projekt Wasserbergfirst mit ihm nun in die Realität umsetzen durfte. Beim Beginn des Gruebiwald-Weges oberhalb des Gasthauses Schwarzenbach 956m starten wir unseren Aufstieg und folgen immer entlang dieser eingeschneiten Alpstrasse. Die Abkürzung unterhalb des Waldhüttli (bei der 3. Spitzkehre der Alpstrasse) lassen wir aus und folgen weiterhin der Strasse via P. 1262 (hier geradeaus) zum besagten Waldhüttli 1289m und steigen hoch zur schneelosen Steilstufe bei Stägen. Hier trägt man in aktuellem einfachen Gelände die Skis ein paar Meter hoch und kann dann auch schon bald wieder weiter dahingleiten.

Es folgt nun der Anstieg von Gigen 1477m nach Unter Träsmeren 1767, wo wir uns erstmals eine Verschnauf- und Verpflegungspause gönnen. Bei der dortigen eingeschneiten Alphütte finden wir auch Schutz von den starken Föhnböen, welche uns bereits hier im Aufstiegstal erreichen. Auf einer schön angelegten Spur geht es nun weiter zum Träsmerenseeli 2049m, von wo aus man nun den Schlussanstieg zum Wasserbergfirst unter die Füsse nimmt. Für Gipfelaspiranten, welche nicht durch die Nordflanke abfahren und den Rückzug via Aufstiegsroute wählen, empfiehlt es sich, die Skis im unteren Teil der Südostflanke zu deponieren und die letzten Meter zu Fuss aufzusteigen. Zwar hat es noch immer knapp genügend Schnee für den Aufstieg - mit Ausnahme einer kurzen Fussetappe - doch wäre die Abfahrt über die von Lawinenschnee und Fels- und Grasbüschel durchsetzte Flanke alles andere als ein Genuss.

Wir erreichen rund 3 1/2 Stunden nach unserem Start die Scharte, von wo aus wir schon bald in die Nordflanke stechen werden. Zuerst aber wollen wir noch dem Gipfelkreuz einen Besuch abstatten, weshalb wir die Skis deponieren und zu Fuss über einfaches Kraxelgelände (I) auf den luftigen und ausgesetzten Grat steigen. Konzentration ist hier nochmals angebraucht, auch wenn bereits eine gute und mehrheitlich stabile Fussspur die letzten Gipfelmeter ziert. Ankunft beim Gipfelkreuz des Wasserbergfirst 2341m um 11.45 Uhr - einmal mehr erfreue ich mich über die Aussicht in die umliegenden Gipfelziele. Der Föhn bläst uns kräftig um die Ohren, ist aber erstaunlicherweise gut erträglich und lässt uns nur selten aus dem Stand bringen.

Auf dem Rückweg vom Gipfelkreuz zur Scharte hat man einen guten Einblick in die Nordabfahrt, sodass man einzelne Schlüsselstellen mit eventuellen Ausweichrouten bereits einstudieren kann. Aktuell helfen Spuren aus vergangenen Tagen bei der Routenfindung - für "First Liner" gilt ganz klar ein vorgängiges Routenstudium, da gewisse Etappen von oben nicht einsehbar sind.

Um ca. 12.15 Uhr starten wir bei der Scharte in die Nordabfahrt - die ersten Meter sind meiner Meinung nach die schwierigisten, denn hier kann man bei bei Schwierigkeiten aufgrund der Einfahrtsbreite nicht ausweichen. Ich rutsche wie bereits schon die Aspiranten aus vergangenen Tagen die ersten Meter hinunter - kürzere Skis machen sich hier bezahlt - und kann dann schon bald zum ersten Schwung ansetzen. An dieser Stelle könnte man nun nach rechts ausweichen, wo die Abfahrt sich ein wenig leichter gestaltet als die direkte Variante hinunter durch's ca. knapp 45 Grad steile Couloir. Da ich aber die Flanke möglichst direkt befahren möchte, entscheide ich mich für's Couloir, welches zwar breiter ist als der Einstieg, dafür aber noch ein paar Grad steiler. Die ersten Meter rutsche ich wieder - ein Sprungschwingen scheint mir hier zu riskant. Schon bald finde ich aber den Rythmus und kann trotz der Steilheit den schönen Pulver geniessen. Dort wo die Spuren aus der einfacheren Variante mit der Direkt-Variante zusammenkommen, treffe ich wieder auf Kamerad Schlumpf, und zusammen fahren wir nun ein wenig links ausholend zum nächsten Couloireinstieg. Durch dieses Couloir muss man, eine Ausweichvariante gibt es nicht. Jedoch ist dieses sehr kurz und man kann schon nach wenigen Abfahrtsmetern nach rechts rausfahren, wo man sich wieder in Sicherheit wiegt. Anschliessend durch gebundenen Pulverschnee nach rechts - man könnte aber auch direkt nochmals steil durch ein drittes Couloir, verpasst dann aber rechts ein schöner Abfahrtshang - und durch wenig verspurtes Gelände in ebenfalls schöner Schneequalität (und -quantität) hinunter in die Ebene der Alp Wasserberg.

Das diffuse Licht aufgrund des Föhnsturmes lässt leider keine besseren Fotos von der Nordflanke zu, als diejenigen, welche ich beigefügt habe. Trotzdem verschnaufen wir einen Moment in dieser Ebene und schauen mit Freude und sicherlich auch ein wenig Stolz zurück auf das soeben Erlebte.

Der Weiterweg stellt keine Schwierigkeiten mehr dar: Via Dräckloch geht es mehr oder weniger dem Wanderweg entlang nach Hülenen 1376m, anschliessend zu P. 1337 und dann östlich davon über die offenen Hänge hinunter zum Beginn der Alpstrasse bei Suteren 1024m. Von hier der eingeschneiten Strasse folgend zum Ziel bei Mettlen 782m. Dadurch, dass wir am Morgen hier ein Auto parkiert haben, können wir nun bequem das zweite Auto beim Ausgangsort oberhalb Schwarzenbach abholen - andernfalls bliebe noch die Variante mit Autostop.


Fazit:

Wir sind uns beide einig, dass wir klar mit grösseren Schwierigkeiten oder Schlüsselstellen gerechnet hätten, als wir schlussendlich vorgefunden haben. Ohne Zweifel - eine sichere und gute Skitechnik ist Voraussetzung - Stürzen ist tendenziell nicht gestattet, wobei ein solcher bei dieser Abfahrt nicht gezwungenmassen mit einem Totalabsturz enden muss. Ich behaupte sogar, dass sich die wirklich "gefährlichen" Momente - wenn man diese überhaupt so betiteln möchte - sich auf sehr wenige Meter, wie z.B. gerade beim Einstieg beschränken. Aus dem Grund verwende ich auch die Schwierigkeitsskala 4.2 und nicht 4.3, welche man teilweise im Internet bei anderen Tourengänger vorfindet. Betonen möchte ich jedoch, dass wir in den Genuss von Abfahrtsspuren aus den Vortagen gekommen sind, was die ganze Sache natürlich klar erleichtert hat. First Line die Wasserbergfirst-Flanke zu rocken lässt sicherlich den Puls um weitere Schläge hochschnellen - für heute reichte uns aber der auch so gespürte Adrenalinpegel. Der Wasserbergfirst lohnt sich selbstverständlich auch ohne die Nordabfahrt - nur sollte es hierfür aktuell mehr Schnee haben bzw. tiefere Temperaturen herrschen - sonst beschränkt sich der Abfahrtsspass lediglich auf die Gegend bei Unter Träsmeren.


Technischer Ski-Schwierigkeitsgrad: 4.2 (siehe Skala auf meinem Profil)


Tourenzeiten:

Start Schwarzenbach / Gruebiwald-Weg: 08.10 Uhr
Wasserbergfirst (Scharte): 11.30 Uhr (inkl. Verpflegungspause)
Wasserbergfirst Gipfel: 11.45 Uhr
Beginn Nordabfahrt: 12.15 Uhr
Ziel Mettlen: 13.30 Uhr

Alle Zeiten inkl. Pausen.


SLF: "Mässig"


Tour mit Schlumpf - Super gsi - und steil! :-)




Route Nr. 630 - SAC Zentralschweizer Voralpen & Alpen - M. Maier
Route Nr. 117 - SAC  Zentralschweiz / Tessin - Willy Auf der Maur



Tourengänger: Schlumpf, Bombo


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Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Alpin_Rise hat gesagt: Wäre Rise ein wenig spontaner...
Gesendet am 13. März 2011 um 20:32
... wäre er dabei gewesen.
Föhn gemacht, tolle Abfahrt!
Der steht auch noch auf meinem Programm - nächstes Jahr dann.
G, Rise

Felix hat gesagt: die einen denken, man könnte hier zu Fuss hoch ...
Gesendet am 14. März 2011 um 06:28
die andern fahren hier ab ...

Da hast ja wieder ein tolles Stück geboten, Dominik - gratuliere!

lg Felix

joe hat gesagt: Skitour mit hohem Neidfaktor
Gesendet am 14. März 2011 um 22:14
Gratuliere zur tollen Tour.

Da habe ich ein neues Ziel vor Augen geführt bekommen..

Gruss.

joe


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