Training am Säuling im Frühsommer
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Am ersten richtigen Tag unseres Bergurlaubs wollten wir (Heiko, ein echter Bergfreund und ich) uns erstmal etwas einlaufen und suchten uns dafür einen echten Modegipfel heraus. Nur: bei diesen Bedingungen ist dieser Berg ganz und gar nicht in Mode.
Am Abend unserer Ankunft in Pfronten am Vortag gingen wir noch eben auf den rund 1600m hohen Edelsberg, was bei starkem Regen auch kein echter Genuss war. Lediglich unsere Bergschuhe freuten sich auf die Bewegung nach dem langen Winterschlaf.
Am heutigen Tag regnete es auch. Und zwar in Strömen, ununterbrochen. Da wir in diesen Tagen aber unseren ersten 3000er bezwingen wollten, mussten wir irgendwo hinauf…
So fuhren wir zuerst von Pfronten ins österreichische Pflach, von wo aus man die Route von Süden her auf den Säuling startet. Um den Parkplatz zu finden, muss man den (oder die??) Lech überqueren, die zu dieser Jahreszeit natürlich sehr viel Wasser führt.
Zuerst versuchten wir uns möglichst regenfest zu verpacken, was nur ungenügend gelang. Ich nahm sogar für das erste einfache Waldstück einen alten Regenschirm mit.
So watschelten wir wie zwei Enten durch die Sturzbäche, die die Wege hinunter flossen nach oben. Natürlich benutzten wir nicht die Fahrstraße, die bis zum Säulinghaus in weiten Serpentinen führt, sondern die steilen Waldpfade. Schließlich wollten wir uns wieder an die auf Bergpfaden notwendige Trittsicherheit gewöhnen. Bald schon begann ich es zu bereuen, dass wir überhaupt losgelaufen sind. Es war zwischen den Baumwipfeln quasi nichts als Nebel zu sehen, die Füße wurden langsam nass.
Bei solchen Bedingungen benötigt man außer der nötigen psychischen und physischen Widerstandskraft auch eine gute Portion Humor. So scherzte ich, ich sähe etwas weiter oben Schnee liegen, obwohl dem zunächst noch nicht so war.
Jedoch trauten wir unseren Augen nicht, als nach der 1600m-Marke plötzlich in lückenhaften Feldern Schnee zu sehen war, der in der Nacht fiel. Wir ahnten schlimmes.
Bald lag auch auf unserem Weg mehr und mehr Schnee. Urplötzlich tauchte das Säulinghaus (1700m) aus dem Nebelmeer auf. Hier pausierten wir einige Zeit und spürten ohne die Bewegung schnell, dass die Temperatur sehr nahe beim Gefrierpunkt lag. Wir beschlossen trotzdem weiter zu gehen. Hinein ins felsige Gelände. Doch den eigentlich vorprogrammierten Spaß im Fels hatten wir dieses Mal nicht, schon wegen der nun schon bis 10cm dicken Schneedecke. Die erste Schlüsselstelle (I, mit Ketten gesichert) überwanden wir noch sicher. Aber leider konnten wir die zweite etwas ausgesetzte und kettengesicherte Passage nicht vollständig bezwingen. An einem besonders ausgesetzten Felseck, das man an einer Kette umklettern musste (I), hielten wir und entschieden uns für den Rückzug. Es lagen über 10cm Schnee, die Temperatur lag bei gerade so 1°C und wir waren noch wenig erfahren im alpinen Gelände. Die meisten Höhenmeter waren ja auch geschafft, deshalb wollten wir kein unnötiges Risiko eingehen. Von Steigeisengebrauch beim Alpinwandern haben wir damals noch nichts gehört.
So ging es im flotten Schritt abwärts, diesmal auf dem serpentinen Fahrweg.
Im Nachhinein bereue ich diese Tour keinesfalls. Es war gut, eine solche Erfahrung gemacht zu haben. Denn leider gehört das Umkehren und Warten auf bessere Bedingungen zur Bergsteigerei wie das Rad zum Auto. Jeder sollte sich auch bewusst machen, dass doch im Grunde der Weg das Ziel ist, wobei ich keinesfalls das wahre Gipfelglück gering schätzen möchte.
Den Säuling besteigt man bei solchen Bedingungen nur mit entsprechender alpinen Erfahrung und mit Steigeisen von Süden her. Bei besseren Bedingungen wurde mir bei dieser Tour doch durchaus die Beliebtheit des Berges verständlich. Das Säulinghaus war nicht geöffnet.
! Leider existieren nur analoge Fotos dieser Tour, bei Interesse bitte melden !

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