Berger Calanda (2270 m)


Publiziert von marmotta , 31. Dezember 2010 um 01:17.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:30 Dezember 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Calanda   CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Untervaz, Dorf - Fallboden - Bietiein - Gürgütschboden - Mastrilser Alp - Berger Calanda retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Untervaz, Dorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Untervaz, Dorf
Kartennummer:LK Blattzusammensetzung 2509 Pizolgebiet (1:25.000)

Neben dem Haldensteiner Calanda (2806 m) als Kulminationspunkt der Bergkette tragen noch 3 weitere, benachbarte Gipfel ebenfalls den Beinamen "Calanda". Dabei erweckt der Berger Calanda (2270 m) als nördlichster Eckpunkt des Massivs nur von Norden betrachtet den Eindruck eines Gipfels, aus allen anderen Perspektiven erscheint er lediglich als Schulter des Hauptgrats. Eine Besteigung lohnt vor allem im Winter mit Skis, bieten die weiten Hänge der E-Flanke doch eine schöne, im oberen Teil rassige Abfahrt. Leider findet man selten günstige Schneeverhältnisse vor, durch seinen exponierten Standort in einem der klassischen Föhngebiete ist die einladende Flanke voll den warmen Südwinden im Churer Rheintal ausgesetzt, zudem dürfte die Schneelage selten für eine Abfahrt bis ins Tal nach Untervaz ausreichen. Eindrücklicher Tiefblick ins Taminatal und prächtige Aussicht ins Tamina- und Ringelgebirge!
 
Derzeit treffe ich immer genau den falschen Entscheid. Hatte ich letztes Mal Pickel und Steigeisen dabei und stattdessen die Schneeschuhe im Tal gelassen, obwohl ich diese –im Gegensatz zur Alpinausrüstung- gut hätte gebrauchen können, war es dieses Mal genau umgekehrt! Bei den vorherrschenden Verhältnissen hätte ich gut und gerne die gesamte Tour ohne die Schneeschuhe bestreiten können, sie waren den gesamten Tag mehr oder weniger nutzloser Ballast (an den Füssen bzw. dem Rucksack). Die dafür zuhause gelassene Alpinausrüstung (schlau, wie man ist, will man ja auf längeren Touren gewichtsoptimiert unterwegs sein und nimmt noch am frühen Morgen die Steigeisen aus dem Rucksack) hätte hingegen die Möglichkeit eröffnet, auch noch den Rossfallenspitz (2631 m) über dessen pickelhart gefrorene Ostflanke bzw. über den Nordgrat zu ersteigen. Wenn man schon mal dort ist, würde man den halt schon gerne noch "mitnehmen". Zumal ich mich auf dem Berger Calanda nach doch immerhin 1700 Hm Aufstieg noch erstaunlich gut gefühlt habe…
 
Die Route muss nicht unbedingt grossartig beschrieben werden – obwohl ich es auch heute wieder geschafft habe, einen gröberen Verhauer einzubauen. Bei entsprechenden Verhältnissen – und mit entsprechenden Fahrzeugen (4 x 4 oder Schneeketten dürften nützlich sein) kann mit Tages-Bewilligung (CHF 20,00) mit dem Auto bis zur Vazer oder Mastrilser Alp hochgefahren werden.  
 
Von cff logo Untervaz, Dorf folgt man entweder alles der Alpstrasse bis zur Mastrilser Alp (1755 m) oder nutzt –wie auch ich dies gemacht habe- diverse Abkürzungsmöglichkeiten, wobei alte Spuren ortskundiger Vorgänger eine gewisse Hilfe sein können – aber nicht müssen…(führen sie doch manchmal auch nur zu einem der zahlreich an den Hängen verstreuten Maisässhütten). Auf ca. 1300 m folgte ich im Bereich der Hütten im Pradarwald einer Schneeschuhspur und damit der dortigen Forststrasse nach links (Westen). Diese Forststrasse endet jedoch irgendwo im Nirwana. Als ich den Irrtum bemerkte, wollte ich nicht mehr alles zurücklaufen und stieg steil nach Nordosten durch den Wald auf, dabei bestieg ich noch unfreiwillig den bewaldeten Felshöcker P. 1386, bevor ich im Gürgütschboden wieder auf alte Skiaufstiegsspuren traf. Ab P. 1110 gelangt man durch mehrere Waldschneisen ziemlich direkt zur Mastrilser Alp, die ich nach ca. 2 h erreicht hatte. Von dort ist der breite "Gipfel" des Berger Calanda kaum zu verfehlen.
 
Die ganze Zeit fragte ich mich, wo denn in diesem Gebiet der ganze Schnee hingekommen ist. Bis in höchste Höhen war der Boden stellenweise nur hauchdünn mit einigen Zentimeter pulvrigem Neuschnee bedeckt. Wo sich darunter Altschnee befand, war dieser so hart, dass man auch ohne Schneeschuhe kaum weiter als bis zu den Knöcheln einsank. In den offenen Hängen oberhalb der Mastrilser Alp war der Schnee stellenweise abgeblasen, stellenweise konnte man (mit Schneeschuhen) auf einer pickelhart gepressten Schicht aufwärts streben. Da diese Schicht aber sehr uneinheitlich war und man ständig Gefahr lief, an einem der zahlreich unter der Schneedecke schlummernden Felsen seine Schneeschuhe zu zertrümmern, probierte ich es irgendwann wieder ohne Schneeschuhe – mit dem Effekt, dass ich auf der hartgefroreren Unterlage unter dem Hauch Neuschnee gnadenlos wegrutschte. Entsprechend froh war ich, als ich den Gipfel erreicht hatte – übrigens zeitgleich mit 2 Skitourengänger, die mich mitleidig ansahen und fragten, ob ich denn mein Snowboard vergessen hätte (an solche Sprüche hab ich mich längst gewöhnt, obwohl ich ja im Sommer, wenn ich mit dem Bike unterwegs bin, auch nicht jeden Fussgänger frage, ob er sein Velo zuhause vergessen habe…)
 
Auf einen Versuch am Rossfallenspitz verzichtete ich freiwillig – vor allem der Abstieg hätte ohne Steigeisen möglicherweise unangenehme Auswirkungen auf meine Gesundheit haben können. Stattdessen genoss ich die prächtige Aussicht auf viele bekannte Gipfel im Taminagebirge und hinüber zum Ringelgebirge – und natürlich auf unzählige Gipfel in der Silvretta und den Bündner Alpen.
 
Der Abstieg hinunter zur Mastrilser Alp gestaltete sich dann weitaus besser als erwartet bzw. befürchtet. Auch hier galt wieder mal das Motto "wer sucht, der findet" – mit etwas Gespür für die optimale Route können grössere Körper- und Materialschäden verhindert werden, wenngleich das Herunterstaksen auf gefrorener Unterlage kaum das ist, wovon der gemeine Schneeschuhgänger träumt. Zwischenzeitlich ging es sogar so flott dahin, dass ich einen Schneehasen aufschreckte, der bis dahin friedlich hinter einem Felsen gehockt hatte. Wie von einer Tarantel gestochen, sprang das Tier daraufhin vor mir den Hang hinunter. Ja, flink wie ein Haas sollte man sein - das wäre schön...

Einige cm³ tiefen Pulver fand ich -oh Wunder- dann auch noch, bevor ich die Schneeschuhe auf einer Höhe von ca. 1400 m wieder endgültig auf meinem Rucksack verstaute. 
 
Da ich 20 min vor Abfahrt des halbstündlich verkehrenden Postautos in Untervaz, Dorf eintraf und keine Lust hatte, im schattigen Dorf zu warten, lief ich noch die 3 km entlang der öden Landstrasse bis zur nächsten Station der RhB, cff logo Untervaz, Station.
 
Mit gutem Willen kann die Besteigung des Berger Calanda momentan als Skitour, aber kaum sinnvoll als Schneeschuhtour durchgeführt werden. Soweit Steinkontakt vermieden wird, fährt es sich (laut Aussage der zwei auf dem Gipfel getroffenen "locals") in den Mulden auf der gut tragenden Unterlage mit wenigen cm Pulverauflage ganz passabel. Allerdings sind die Beiden auch ein grosses Stück mit dem Auto hinaufgefahren, weiter unten wird´s dann schon sehr karg. Startet man von Untervaz (564 m), müssten die Skis mindestens bis auf eine Höhe von 1100 m hinaufgetragen werden. 

Tourengänger: marmotta


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