ETR – Markenzeichen „kommen nicht vom Fleck“


Publiziert von Henrik , 23. Dezember 2010 um 17:36.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum:17 Dezember 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Strecke:Carona - Melide
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV

.... kaum aus den Fängen des liebenswürdigen Treibers am Gambarogno entkommen, rief mich Pfaelzer an, er möchte gerne im Tessin essen gehen. So war ich lediglich 24 Stunden zuhause, bevor wieder „stundenlanges Sitzen im Zug“ angesagt war. Diese Tour in den Süden hatte allerdings einiges an Potential der Unabwägbarkeit, denn das Material versagte seinen Dienst - total! Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. d. Monats verkehrt der zuverlässige IR um 7.03 nicht mehr von Gleis 4, stattdessen setzen die SBB auf den ETR 610 als EC 153 nach Venedig: von Gleis 3 um dieselbe Zeit. Was mir zu blühen drohte, ich machte mir überhaupt keine Gedanken, deckte mich ein mit Getränken und einem Grättibänz. Für einen Kaffee hoffte ich auf den Service im Zug. Die stromlinienförmige Komposition verspricht ja laut SBB eine Steigerung des Angebotes gegenüber dem Vormodell! Schon ein paar Sekunden nach Betreten des EC erster Hinweis, dass technische Probleme bestehen (könnten) – die digitale Reservierungsanzeige ausser Betrieb....dann waren beide Toiletten mit Klebebändern gesperrt – ausser Betrieb..... Kurz vor Abfahrt die Durchsage, es gäbe Probleme mit der Türschliessung – „wir arbeiten daran“! Die Uhr zeigte schon 7.13, zehn Minuten Verspätung. Eine leichte Unruhe, nicht nur von meiner Seite, verbreitete sich: es wurden Handys und Blueberrys gezückt, unterschiedliche Klingeltöne verbreiteten sich und aus den mitgehörten Konversationen liessen sich die Begriffe „Verspätung“ und „ich melde mich später“ vermehrt heraushören. Weitere Infos auf den Bildschirmen sowie aus den Mics liessen auf sich warten – schliesslich wurde mitgeteilt, die Türen liessen sich schliessen ... damit begnügte sich der ETR aber offenkundig nicht. Halb acht war es zwischenzeitlich. Erste Durchsage, wer dringend nach Olten müsse, steige jetzt aus und nehme einen bereitstehenden IR. Die, die weitermüssten, bitte man zu verbleiben. Trotzdem verliessen einige Zugsgäste vor sich hinmurmelnd und sicher auch genervt den Zug – draussen auf dem Perron natürlich keine Ansprechpartner! Vielleicht hat der Speisewagen seinen Betrieb schon aufgenommen – denkste. Die Tische waren nicht gedeckt und das Personal nicht da.... Die Bahnhofsuhr war noch das genaueste an diesem Freitagmorgen – wiederholte Blicke zur Uhr liessen die Entscheidung schliesslich fallen: ich nehme den IR um 8.03, um mal wegzukommen. Schulterte Gepäck sowie den noch unverzehrten Grättibänz und schob meinen Zeitungssack unter den Arm – im Pano-Waggon war wie gewohnt viel Platz und pünktlich setzte sich der IR in Bewegung. Zwischenzeitlich wusste auch Pfaelzer von der Trübsal und disponierte um, er stand schon an der Tramhaltestelle in Zürich, um mit dem 8-Uhr-Zug nach Arth-Goldau aufzubrechen. So erhielt er noch ein wenig „morgendliche Spazi“, um dann eine Stunde später wegzufahren.
 
Diese eine Stunde später bedeutete aber auch schon in Olten einiges weniger an Passagieraufkommen – der Grättibänz wurde genüsslich vertilgt, allerdings die Helvetino-Railbar hatte keinen Kaffee dabei (...) und einen Espresso, danach stand mir nicht der Sinn. Zwischen Olten und Luzern fiel mir lediglich auf, dass der Rauch aus den Hauskaminen steil in die Luft stieg (das deutete auf Windstille  hin) und dass es saukalt sein musste, da aus den Auspufftöpfen der Autos dicke, weisse Wolken entschwanden. Die Zeitungsfülle war heute kein Thema – ich hatte diesmal ein Buch dabei. In Luzern fiel kurz die Heizung aus – und die eine Tür des IR liess sich nur noch manuell zustossen....aber der Zug fuhr weiter. Und er fuhr dem See entlang, warum wurde nicht mitgeteilt. 
 
 .... in Arth-Goldau erwartete ich Wolfgang auf Gleis 4 mit dem verspäteten EC (auch ein ETR), er kam von Gleis 3 mit dem ICN, den hatte ich gar nicht im Fokus. Und den hätten wir eigentlich nehmen sollen .... ein ETR mehr, komm’, Gelassenheit sollte die Devise bleiben. Also schauten wir dem elegant entschwindenden ICN nach... wir nahmen Platz im beinahe leeren 1.-Klasse-Abteil, „Nestbau“ und sieben verspätete Minuten beinahe lautlos (immerhin) zottelte der EC nach Süden ab. Es schneite und Eisstückchen glitten gemäss der Physik  über die Scheiben nach hinten. Der EC war nicht viel schneller unterwegs als ein ICN oder IR – bis nach Bellinzona gesellten sich noch ein paar verspätete Minuten hinzu und unser S-Bahnanschluss nach Locarno konnte nicht abgewartet werden, toll! So entschlossen wir uns im EC zu bleiben, Pfaelzer zog das i-Phone zu Rate und ich blätterte im Fahrplan Tessin 2011: wir fahren nach Carona, mein Vorschlag. Also hofften wir auf Anschluss in Lugano – auch das mussten wir immerhin nach unseren bisherigen Erfahrungen beim Zugspersonal erfragen – ja die S-Bahn würde auf den EC warten, auf Gleis drei. Dem war so. Jetzt wurde es lediglich noch knapp in Lugano-Paradiso den Bus nach Carona zu erwischen, denn die S-Bahn fuhr drei Minuten zu spät ab! Es ist ja Winter auch im Tessin, und der Postbus kam mit 7 Minuten Verspätung zur Haltestelle.... Es schneite und die anfangs geräumten Strassen verwandelten sich unverzüglich in gedeckte, weisse.
 
 .... Ob das Ristorante Posta offen hatte, bemühte Wolfgang sein i-Phone, das hier aber nichts hergab ... wohl ein weiteres Funkloch. Der Buschauffeur war da zuverlässiger. Und präzise durchfuhr er den Torbogen (seine Aufgabe) den Campanile am Dorfrand: die Kopfsteinpflaster am Wendeplatz erforderten ein wenig Aufmerksamkeit, um nicht die letzten Meter vor der Beiz noch einen Sturz auf irgendein Bein/Arm in die Wärme mitzunehmen. Wir betraten das rote Gebäude – die Wärme schlug uns förmlich ins Gesicht, alle Tische schienen besetzt zu sein, nein, wir mögen uns an den verbliebenen reservierten ovalen Tisch setzen und fanden somit eine Stelle, die notabene vis-à-vis des Cheminées lag! Pfaelzer staunte nur noch: sag mal, woher kennst du denn all diese Plätzchen? Nicht nur mit Claudia, aber vor allem mit ihr, habe ich mich ein Jahrzehnt durch die CH gegessen – gezielt gesucht und besucht. Lange bevor das Web bei mir zuhause die Suche vereinfachte....
 
 .... Brasato con Polenta (es wurde uns mündlich mitgeteilt), denn bis wir die handgeschriebene schwarze Tafel entziffert hätten ...dazu einen roten Merlot und obligat den Hahnenburger. Um uns herum wurde gespeist und gelacht, eine Atmosphäre wie wir sie ja auch schon in Rue erlebt haben.  Das lodernde Feuer wie auch die vielen Kunstgegenstände, die sowohl von der Decke herunterhingen wie auch auf den Balustraden aufgereiht waren, vermittelte einen Ort des Genuss’ und Lebensfreude. Schliesslich stibitzten wir einen Blick auf den Langtisch gegenüber, wo gerade das Dessert beendet wurde – wir wollten auch ein solches: Meringues mit Vermicelles. Zum Schluss wurden die Espressi gereicht – die können mit dem nördlich der Alpen m. E. nicht mithalten! Jetzt ging es noch darum, sich zu bewegen – Zeit hätten wir ja ausreichend: der Wirt hörte uns beratschlagen und empfahl nach Melide abzusteigen – im Sommer knapp 20 Minuten, höchstens. Abenteuerlicher sieht das dann so aus! 


(Im Bahnhof SBB raunte mir ein SBB.Angestellter zu....."Schrott" - er meinte den vor sich stehenden ETR).

EuroCity ETR 610

Mit dem neuen EuroCity ETR 610 reisen Sie täglich von, Basel–Bern und Genf–Lausanne nach Mailand und einmal täglich nach Venedig. In diesen neuen Neigezügen werden Sie ein besseres Fahrgefühl spüren. Und von folgendem Service profitieren:

·  Steckdosen nach CH und I-Norm
·  30% grössere Fenster als ETR 470
·  ergonomisch geformte und verstellbare Sitze in der 1. und 2. Klasse
·  behindertengerechte Zugsabteile und Toiletten sowie ein durchweg Rollstuhl taugliches Bordrestaurant
·  Leselicht in der 1. und 2. Klasse
·  Speisewagen mit integrierter Bar. Im Speisewagen werden Ihnen typisch italienische Gerichte serviert,  die in der Bordküche frisch zubereitet werden. Das  Angebot umfasst Frühstück, leichte Mahlzeiten sowie ein mehrgängiges Tagesmenü. Zusätzlich erhalten Sie Snacks von der Minibar.
·  reservierbare Speisewagenplätze.
   Platzreservierung im Billettpreis inbegriffen. 






Tourengänger: Henrik , Pfaelzer


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T1
17 Dez 10
Rückfall... · Pfaelzer

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