Ein Traumtag mit erstaunlichen Fernsichten auf dem San Salvatore


Publiziert von ABoehlen , 25. Oktober 2019 um 21:43.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum: 3 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Lago Ceresio   CH-TI 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 50 m
Abstieg: 660 m
Strecke:Monte San Salvatore – Ciona – Carona – Melide, 6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lugano-Paradiso
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Melide
Unterkunftmöglichkeiten:z.B. das Albergo Stella in Bahnhofsnähe in Lugano
Kartennummer:LK1353 Lugano

Das sommerliche Wetter, das uns diese Woche schon Hitze und ein heftiges Gewitter beschert hat, sollte sich heute nochmals von der besten Seite zeigen. Nutzen wir das für einen Besuch von Luganos Hausberg, dem Monte San Salvatore! Da unsere (empfehlenswerte!) Unterkunft gleich hinter dem Bahnhof liegt und wir mit der S-Bahn nur eine Station weit fahren, ist die Anreise eine kurze Sache. Vom Bahnhof Paradiso ist es auch nur ein kurzer Fussmarsch bis zur Talstation der Standseilbahn. Diese funktioniert nach dem einzigartigen Konzept der gegenläufigen Wagen. Das ist nötig, weil die erste Sektion (282 – 491 m) nur halb so steil ist als die zweite (491 – 882 m). Damit das Prinzip funktioniert, müssen beide Strecken genau gleich lang sein, in diesem Fall je 830 Meter. Ca. um 10:00 Uhr fahren wir zusammen mit vielen anderen Fahrgästen (fast ausnahmslos Deutschschweizer) los. Beim Einfahren in der Mittelstation Pazzallo lässt sich der Wagen der zweiten Sektion gut beobachten, der zeitgleich von oben her einfährt. In diesen gilt es nun umzusteigen und weiter geht die Reise, jetzt mit bis zu 61% Neigung. Das ist sehr eindrücklich und das Häusermeer von Lugano rückt immer mehr in den Hintergrund. Schliesslich erreichen wir die 882 m hohe Bergstation und machen uns daran, den Gipfel zu erkunden. Obwohl wir hier nur so hoch sind wie die Lueg und etwas höher als der Gurten, so ist der San Salvatore aufgrund der Steilheit, den lokalen Höhendifferenzen und der gewaltigen Felsabbrüchen ein richtiger Berg!

An mehreren Stellen eröffnen sich eindrückliche Aussichten, aber erst auf dem Dach der Kirche am höchsten Punkt (912 m) haben wir den totalen Rundblick. Und dieser geht sehr weit! Meist hängt über dem Grossraum Milano eine Dunstglocke, aber heute haben wir Glück und die Luft ist so klar, dass hinter dem Einschnitt bei Capolago am Horizont die Berge des Appenin sichtbar sind. Noch viel weiter schweift der Blick rechts des San Giorgio-Massivs, nämlich bis in die Ligurischen Alpen, die auch Seealpen genannt werden. Bis dorthin beträgt die Distanz mehr als 200 km! Da liegen die Walliser Viertausender, die im Westen den Horizont bilden, mit rund 80 km Entfernung vergleichsweise nahe. Die Sicht vom «Schweizer Zuckerhut» ist also wirklich grossartig!

Beim Abstieg zurück zur Bergstation passieren wir das kleine Museum, das kostenlos besucht werden kann (im Fahrpreis inbegriffen). Vor allem der Teil zur Geologie und zur Blitzforschung ist sehr interessant und lohnt den Abstecher. Trotzdem hat es nicht viele Besucher. Diese tummeln sich stattdessen im «Ristorante Vetta», wo auch wir uns noch auf der Terrasse niederlassen. Die Sonne brennt vom makellos blauen Himmel, aber mit dem zügigen Nordföhn ist es dennoch angenehm. Einigen sogar zu kühl! Sie bestellen auf der Terrasse, frieren dann und gehen rein, und der Kellner taucht mit ihren Sachen auf und findet seine Kunden nicht mehr… Da braucht es auch Nerven wie Stahlseile; wäre nichts für mich! Es ist schon Mittag, aber wir bestellen bloss einen Cappuccino, denn schliesslich wollen wir noch etwas wandern.

Wie gesagt, das ist kein Mittelland-Hügel! Entsprechend sind alle Wege weiss-rot-weiss markiert. Trotzdem erblicken wir viele mit Turnschuhen. Na dann, viel Spass beim runterrutschen! Denn es geht gleich ordentlich steil bergab; die Zuckerhut-Form täuscht nicht! Nach etwa 200 Höhenmetern Abstieg wird das Gelände sanfter und geht in einen breiten Höhenrücken über. Von einer Ruhebank aus betrachten wir den regen Betrieb auf diesem Weg. Die grasenden Pferde gegenüber lassen sich davon nicht stören. Bald gelangen wir in den Ort Ciona (612 m), queren die Fahrstrasse und tauchen dann in einen ausgedehnten Kastanienwald ein, an dessen Ende wir das weitläufige Dorf Carona erreichen. In den lauschigen Gässchen ist es erstaunlich ruhig und wir können in Ruhe die schönen Häuser und die üppig wuchernde Vegetation in den Gärten bewundern.

Zuhause wären wir jetzt auf 537 m schon im Tal, aber hier sind wir immer noch weit oben und bei den letzten Häusern tauchen wir erneut in einen Kastanienwald ein. Dieser Weg ist eine typische, mit Natursteinen gepflästerte Mulattiera, die steil abwärts führt. Hin und wieder lichtet sich der Wald ein wenig und erlaubt schöne Blicke zum See, wohin auch wir wollen. Nach nochmals rund 200 Höhenmetern Abstieg verlassen wir den Wald bei den obersten Häusern von Melide. Hier unten ist es an der Sonne recht heiss, aber das Ziel ist ja jetzt ganz nahe. Wir wollen nochmals – wie nach dem Besuch der Swissminiatur vor 2 Tagen – mit dem Schiff zurückfahren. Diesmal erwischen wir die «San Gottardo», mit Baujahr 2001 das neueste Schiff der Flotte der Società Navigazione del Lago di Lugano. Leider ist es sehr voll, aber da sich die Fenster öffnen lassen, können wir auch von drinnen frische Seeluft schnuppern und Fotos machen. Es ist eine schöne halbstündige Fahrt, und ein perfekter Abschluss nicht nur dieses traumhaften Tages, sondern der ganzen Ferienwoche in der schönen Stadt Lugano.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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Kommentare (2)


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TheSwabian hat gesagt:
Gesendet am 20. März 2025 um 12:28
Sehr schön! Ja, Monte Rosa und Dom sind schon sehr beeindruckend aus der Ferne. Dort am gegenüberliegenden Monte San Giorgio wurden meines Wissens ja auch interessante Dinosaurierskelette und andere Fossilien usw. geborgen. Das Tessin ist schon eine tolle Gegend. Ich erinnere mich sehr gern zurück an einen Osterurlaub mit meinem Vater vor gut 25 Jahren, damals im hinteren Maggiatal (Cavergno, in einem uralten Steinhaus), mit Blick zum Basodino. Die alten Grotti, das selbstgemachte Olio piccante, das Risotto und überall die Kastanien, einfach herrlich rustikal und für Schweizer Verhältnisse seinerzeit auch sehr günstig. Damals war auch das Verzascatal noch nicht so touristisch überlaufen, ebensowenig Foroglio und das Walserdorf Bosco-Gurin. Heute sind das ja alles Instagram-Hotspots. Schöne Grüße, Martin

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. März 2025 um 17:36
Ja, der Monte San Giorgio ist berühmt für seine Fossilien, ist aber auch botanisch ein sehr interessanter Berg mit einigen Besonderheiten. 2004 war ich in dieser Gegend im Urlaub und konnte einige Touren unternehmen. Wenn ich dann mal dazu komme, diese noch analogen Bilder zu scannen, werde ich vielleicht auch mal einen Bericht darüber schreiben. Mir geht es in diesem Sinne ähnlich wie Dir: Meine Tessin-Urlaube und -Touren liegen mehrheitlich 20 bis über 30 Jahre zurück (Lugano 2019 war da eine Ausnahme). Das von Dir erwähnte Verzascatal besuchte ich zweimal: 1990 und 1996, und ich habe es als sehr ruhig in Erinnerung, obwohl ich in der Sommerferienzeit dort war. Vermutlich wäre ich geschockt über die heutigen Zustände…

Vor rund 20 Jahren habe ich dann die Region Ossola entdeckt, die von Bern aus viel schneller und einfacher zu erreichen ist als das Tessin. Darum habe ich mich fortan dort getummelt, wenn ich Sehnsucht nach dem Süden hatte. Dort habe ich auch bis heute den Eindruck, dass es mehrheitlich eine ursprüngliche, rustikale Gegend ist, die noch nicht «Instagram-verseucht» ist. Aber das sollte man am besten nicht zu laut sagen!

Liebe Grüsse zurück
Adrian


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