Saisonrückblick und einige Forschungsresultate des Projekts Gipfelflora
|
||||||||
![]() |
![]() |
Einige Hikrs haben vielleicht meine diesjährigen Gipfeltouren im Namen der ökologischen Forschung etwas mitverfolgt, und eventuell interessiert es ja den einen oder die andere, was wir dabei so herausfinden. Deshalb publiziere ich hier anstelle einer Tourenbeschreibung ein kleiner Saison-Rückblick, kurzer Exkurs und einige Resultate zu unserem Projekt.
Für das Projekt Gipfelflora, beheimatet am SLF in Davos, besteigen wir während 3 Jahren mindestens 150 Gipfel und Pässe, die schon vor 100 oder mehr Jahren von Botanikern begangen und botanisch untersucht worden waren, und dokumentieren die Veränderung der Pflanzenzusammensetzung über die Zeit.
Die Daten sammeln wir, damit wir so brennenden Fragen beantworten können, wie zB.: Um wieviel hat die Artenzahl in den letzten >100 Jahren zugenommen auf den Gipfeln? Spielt der Klimawandel eine Rolle, oder handelt es sich einfach um eine natürliche Wiederkolonisierung nach einem grossen Absterben der Pflanzen während der kleinen Eiszeit? Welche Rolle spielen Wanderer, Steinböcke, Gemsen etc., welche es während den historischen Aufnahmen nicht oder kaum gab, nun aber die Gipfel begehen, düngen, Samen transportieren, ev. Trittschäden verursachen?
Das Projekt hat im Juli 2010 offiziell begonnen, die 3 HauptakteurInnen waren aber schon im Sommer davor auf einigen Gipfeln unterwegs, einerseits um auszutesten, ob die alten Daten etwas taugen (sie tuns!), aber auch einfach, weil es Spass macht... Für den Sommer 2010 komplettierten 5 PraktikantInnen aus 4 Ländern unser Team, und mit ihrer Hilfe und der Unterstützung einiger freiwilliger Helferinnen und Helfer konnten wir trotz durchzogenem Wetter einen auf der Welt bisher einzigartigen Datensatz zusammentragen. Auf den einzelnen Bergen waren wir dann jeweils zu zweit unterwegs.
Für diejenigen unter Euch, die es interessiert, ein paar Eckpunkte.
Unser Team und die HelferInnen waren diesen Sommer an 55 verschiedenen Tagen im Feld, haben 107 Berggipfel wieder-botanisiert, dabei insgesamt 175'000 Aufstiegsmeter zu Fuss zurückgelegt, und erfreulicherweise 0 Unfälle gehabt (aber schmerzende Knie und verdrehte Knöchel sind uns nicht unbekannt)! Die beiden "fleissigsten" (oder einfach verrücktesten?) Teammitglieder haben über 30 Gipfel botanisiert und dabei über 22'000 Aufstiegsmeter zurückgelegt. Der westlichste Gipfel war das Faulhorn im Berner Oberland, der östlichste der Piz Costainas, der niedrigste der Scrigno di Potrinone (2956m), und der höchste der Piz Kesch (3418m). Einige von den Touren, nämlich diejenigen, bei denen ich dabei war, sind auf Hikr zu finden.
Wir haben bisher einen Datensatz von denjenigen 21 Gipfeln, von denen es zwischen ca. 1900 und 2010 mehrere botanische Aufnahmen gegeben hat, genauer unter die Lupe genommen. Die meisten dieser Berge stehen im Engadin. Einige vorläufige Ergebnisse, welche aber auf sehr wenigen Analysen mit unseren Rohdaten beruhen und deshalb noch nicht definitiv sind, möchte ich Euch aber nicht vorenthalten:
Auch nächstes Jahr werden wir wieder ein kleines Team bilden und weiter wandern, bergsteigen und botanisieren. Es sind für nächste Saison einige Pässe, aber auch höhere Berge hauptsächlich im Bündnerland, und, wer weiss, vielleicht einige im Ausland geplant. Interessensbekundungen zum Mitkommen von mit-Hikern und -Hikrn mit Geduld und botanischem Interesse werden jederzeit gerne entgegengenommen ;-).
Bis dahin müssen wir uns halt mit den alpinen Pflanzen begnügen, die auf unserer Schitouren vertrocknet aus dem Schnee herausschauen...
Für das Projekt Gipfelflora, beheimatet am SLF in Davos, besteigen wir während 3 Jahren mindestens 150 Gipfel und Pässe, die schon vor 100 oder mehr Jahren von Botanikern begangen und botanisch untersucht worden waren, und dokumentieren die Veränderung der Pflanzenzusammensetzung über die Zeit.
Die Daten sammeln wir, damit wir so brennenden Fragen beantworten können, wie zB.: Um wieviel hat die Artenzahl in den letzten >100 Jahren zugenommen auf den Gipfeln? Spielt der Klimawandel eine Rolle, oder handelt es sich einfach um eine natürliche Wiederkolonisierung nach einem grossen Absterben der Pflanzen während der kleinen Eiszeit? Welche Rolle spielen Wanderer, Steinböcke, Gemsen etc., welche es während den historischen Aufnahmen nicht oder kaum gab, nun aber die Gipfel begehen, düngen, Samen transportieren, ev. Trittschäden verursachen?
Das Projekt hat im Juli 2010 offiziell begonnen, die 3 HauptakteurInnen waren aber schon im Sommer davor auf einigen Gipfeln unterwegs, einerseits um auszutesten, ob die alten Daten etwas taugen (sie tuns!), aber auch einfach, weil es Spass macht... Für den Sommer 2010 komplettierten 5 PraktikantInnen aus 4 Ländern unser Team, und mit ihrer Hilfe und der Unterstützung einiger freiwilliger Helferinnen und Helfer konnten wir trotz durchzogenem Wetter einen auf der Welt bisher einzigartigen Datensatz zusammentragen. Auf den einzelnen Bergen waren wir dann jeweils zu zweit unterwegs.
Für diejenigen unter Euch, die es interessiert, ein paar Eckpunkte.
Unser Team und die HelferInnen waren diesen Sommer an 55 verschiedenen Tagen im Feld, haben 107 Berggipfel wieder-botanisiert, dabei insgesamt 175'000 Aufstiegsmeter zu Fuss zurückgelegt, und erfreulicherweise 0 Unfälle gehabt (aber schmerzende Knie und verdrehte Knöchel sind uns nicht unbekannt)! Die beiden "fleissigsten" (oder einfach verrücktesten?) Teammitglieder haben über 30 Gipfel botanisiert und dabei über 22'000 Aufstiegsmeter zurückgelegt. Der westlichste Gipfel war das Faulhorn im Berner Oberland, der östlichste der Piz Costainas, der niedrigste der Scrigno di Potrinone (2956m), und der höchste der Piz Kesch (3418m). Einige von den Touren, nämlich diejenigen, bei denen ich dabei war, sind auf Hikr zu finden.
Wir haben bisher einen Datensatz von denjenigen 21 Gipfeln, von denen es zwischen ca. 1900 und 2010 mehrere botanische Aufnahmen gegeben hat, genauer unter die Lupe genommen. Die meisten dieser Berge stehen im Engadin. Einige vorläufige Ergebnisse, welche aber auf sehr wenigen Analysen mit unseren Rohdaten beruhen und deshalb noch nicht definitiv sind, möchte ich Euch aber nicht vorenthalten:
- Die Gipfelflora wurde artenreicher: Seit der ersten Pflanzenaufnahme um 1900 herum hat die Artenzahl mit einer Ausnahme (Flüela Schwarzhorn) auf allen Bergen zugenommen (Abb. 1).
- Nicht alle Gipfel sind gleich betroffen: Am meisten hat die Artenzahl auf den niedrigeren Gipfeln (ca. <3000m) und auf denjenigen, die schon bei der historischen Aufnahme rel. viele Arten beherbergt haben, zugenommen.
- Der Anstieg der Artenzahl ist heute schneller als früher: Vor 1990 ist sie ca. 1.5 Arten pro Dekade angestiegen, nach 1990 4 bis 6 Arten pro Dekade (Abb. 2).
- Viele Bergsteiger haben einen negativen Effekt: Auf Bergen, die viel begangen werden, nahm die Artenzahl weniger stark zu als auf wenig begangenen Bergen (Abb. 3).
Auch nächstes Jahr werden wir wieder ein kleines Team bilden und weiter wandern, bergsteigen und botanisieren. Es sind für nächste Saison einige Pässe, aber auch höhere Berge hauptsächlich im Bündnerland, und, wer weiss, vielleicht einige im Ausland geplant. Interessensbekundungen zum Mitkommen von mit-Hikern und -Hikrn mit Geduld und botanischem Interesse werden jederzeit gerne entgegengenommen ;-).
Bis dahin müssen wir uns halt mit den alpinen Pflanzen begnügen, die auf unserer Schitouren vertrocknet aus dem Schnee herausschauen...
Tourengänger:
pizflora

Communities: Botanik
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (3)