Enthaltsamkeit am Ofenhoren - Achtsamkeit am Gelmersee


Publiziert von akka , 16. Oktober 2010 um 12:46.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:10 Oktober 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Ursprünglich stand eine Tour von Guttannen zum Mährenhorn auf dem Plan. Allerdings lag Guttannen (1050m) am Morgen im Nebel. So zogen wir den Joker und fuhren Richtung Grimselpass bis Chüenzentennlen (1590m). Hier hatte es keinen Nebel und  über den Stockseewli erreichten wir den Gelmersee, noch bevor die erste Bahn hochfuhr. Den Gelmersee umgingen wir am südlichen Uferweg. Vor dem Eintritt ins Undrists Diechter muss der See auf einen schmalen, an steilen Fels gemauerte, Trottoir passiert werden. Ein Rettungsreifen hängt an dieser Stelle. Ob er Sinn macht, sei dahingestellt. Ich möchte es nicht ausprobieren, ob man sich mit Bergschuhen und gefüllten Rucksack über Wasser halten könnte, bevor jemand den Ring wirft.
Der Aufstieg zur Gelmerhütte ist ordentlich steil. Der Weg mit künstlichen Treppen entwürdigt. Massehaft kommen uns Leute entgegen, welche die Nacht auf der Hütte verbracht hatten. Die wenigsten sind geübt und kämpfen im Freizeitlook am Limit in diesem T2+ Gelände. Sehr viele Kinder sind dabei. Die Kleinsten auf den Schultern ihrer Papi`s. Na toi toi toi. Man mag gar nicht hinschauen.

Die Hütte (2412m) erreichten wir ausnahmsweise schnell. Freud`sches Aufstiegstempo? Nach der Hütte steigen wir  kurz ab zum Diechterbach und flach ins Obrists Diechter. Vor der Felsbarriere bietet sich ein Schutthang an, direkt zur Üssri Garwydlimi (2684m) aufzusteigen. Wir gehen etwas weiter links, was zuoberst ungünstig ist, da sehr loses Gestein gequert werden muss. Der weitere Aufstieg zur Üssri Garwydlimi ist frei wählbar über Schutt, Block, oder wie wir leicht kraxelnd über Platten.
Plötzlich steht man ganz nah vor den wilden Südabsturz des Ofenhoren. Westseitig kann man diese durch eine Schuttflanke umgehen. Etwas lose ist hier das Gestein. Steinmänner, teilweise Pfadspuren und ein blauer Pfeil von Axi können den Durchstieg noch geringfügig erleichtern. Die schwächste Stelle, um den Westgrat zu erreichen, befindet sich unmittelbar links neben auffallend hellen Felsplatten, etwa in der Mitte des Kessels.

Nun geht es deutlich flacher, über teils gröbere Blöcke, zum Vorgipfel (2934m, Steinmann). Ein lässiger und geräumiger Ort zum Verweilen. Feine Tief- und Rundblicke entschädigen für jene, die mit Schuttgelände kein freundschaftliches Verhältnis pflegen. Ich habe beides gerne und geniesse umso mehr. Weniger gemütlich sieht es auf dem Gipfel aus. Ein Steinmann könnte der höchste Punkt (2943m) sein. Einen Versuch wollten wir dennoch nicht unterlassen. Ein paar Meter absteigen zum finalen Nordwestgrat. Zunächst zünftige Kraxelei im I. Grad. Vier Meter unter dem Steinmann dann eine unfreundliche (brüchig+sehr ausgesetzt) Stelle, die mir auf jeden Fall für den Abstieg heikel erschien. Löst sich ein Stein, kann man alles weitere vermutlich nicht mehr beeinflussen. Zum Glück verspüre ich auch heute keine Gipfelzwänge und ich lasse der Parnterin den Vortritt. Fremde Hilfe mag ich in solchen Situationen nicht beanspruchen, weil dies zwangsläufig eine Gefährdung der Hilfestellung gebenden Person bedeutet. 

Beim Abstieg wählen wir mit minimalen Abweichungen die gleiche Route, wie beim Aufstieg. Am Gelmersee ist nun das nördliche Ufer an der Reihe und mit der Überschreitung der Staumauer beenden wir die etwas länger geratene Seeumrundung. Ich bin geneigt, der Seeumrundung ein T3 zu verpassen. Ein Fehltritt oder unachtsamer Rutscher auf den häufig glitschigen Steinen könnte an einigen Stellen fatale Folgen haben. 
Was unbedingt erwähnt werden sollte: Die Heidelbeeren schlagen wirklich den Boden durchs Fass. Noch eine Steigerung zum Grimselsee.

Beim Abstieg zurück zur Grimselpassstrasse liegt Handegg bereits im Nebel. Der Rhabarberkuchen im dortigen Restaurant macht sehr glücklich und verjagt die Müdigkeit vor der Heimreise!

Tourengänger: akka


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Kommentare (3)


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Martin Kettler hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2010 um 16:41
Sehr schöner Bericht! Der Herbst bringt immer wieder die wunderbarsten Stimmungen zustande, echt ein Hingucker. Habe das Ofenhorn dieses Jahr leider zu viel hinausgeschoben, naja nächstes Jahr wird`s wohl klappen.

Gruess usem Haslital
Martin

akka hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2010 um 20:20
Danke Martin

Auch Deine Berichte haben mir die Region erst schmackhaft gemacht. Ich werde sicherlich noch einige Male wieder kommen.

Gruss
Jörg

Martin Kettler hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Oktober 2010 um 22:56
Hallo Jörg

Ja das hoffe ich doch, als "Hasler" freut`s mich immer wieder von neuem wenn Nichteinheimische auch mal die eher entlegenen Gegenden aufsuchen.
So habe ich auch schon viel neues über meine Heimat erfahren :-)

Gruess usem Hasli

Martin


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