Ofenhoren 2949m ab Gelmersee

Am dritten Tag unserer Wander- und Wellnessferien geht's hoch zum Gelmersee, ein mir komplett unbekanntes Gebiet. Eigentlich war deren Erkundung immer mit Ski angedacht, was sich bisher aber nie ergeben hat. Tatsächlich findet man im hochalpinen Ambiente hier oben kaum Wandermöglichkeiten, von der Seeumrundung oder dem Besuch der Gelmerhütte mal abgesehen. Mit dem Ofenhoren habe ich doch noch ein tolles Ziel ausgegraben, welches sich mit vernünftigem Aufwand und ohne grössere Schwierigkeiten erreichen lässt. 

Die erste Fahrt der Gelmerbahn bringt uns um neun Uhr hoch zum Gelmersee (1848m) - etwas touristisch für meinen Geschmack, aber unbestritten spektakulär, sollte man mal erlebt haben. Auch der Felsweg auf der Nordseite des Sees mag zu begeistern. So erstaunlich wie erfreulich, dass keinerlei Abschrankungen verbaut wurden. Heisst aber auch, dass diese Variante - breiter Weg hin oder her - für kleine Kinder absolut untauglich ist. Im Underist Diechter (1884m) beginnt der steile, effiziente Aufstieg zur Gelmerhütte SAC (2412m), welche wir nach knapp neunzig Minuten erreichen: deutlich zu früh für eine Pause und wir ziehen nahtlos weiter. 

Man ist gut beraten, sich in der Querung bis zur Schwemmebene an die Wegspur und die Steinmänner zu halten. In der Ebene selber darf man dann getrost frei drauf losziehen. Die Schwierigkeit liegt mehr darin, eine geeignete Stelle für die Querung des Diechterbachs zu finden. Erst weit hinten liegt ein ausreichend dickes Schneefeld, das nicht gefährlich unterspült scheint. Von dort - ab sofort im Alleingang - steige ich die steile Geröllhalde Richtung Üssri Garwiidlimi (2684m) hoch. Die recht groben Felsbrocken lassen sich erstaunlich effizient begehen. Wer mag, kann auch der schwachen Wegspur folgen. Alternativ kann man - gemäss Hüttenwartin deutlich bequemer - weiter nach Norden bis zum Seelein ausholen. Das entspricht auch der Skiroute.

Im grossen Kessel westlich des Ofenhoren liegen noch grössere Schneefelder. Ich steige in relativ direkter Linie zum Westgrat hoch, es gibt hier mehrere Varianten. Prinzipiell gilt: je westlicher desto einfacher. In der Zwischenzeit hat sich der Himmel weiter verdunkelt und aus dem kaum merkbaren Nieseln wird richtiger Regen und später Hagel. Ich sehe es positiv: Erst am dritten Tag unserer Wanderferien hat es mich erwischt in dieser komischen Wetterwoche. Und nach zwanzig Minuten ist der Spuk vorbei, für eine komplette Durchnässung hat's trotzdem gereicht... Ach ja, auf dem Ofenhoren (2949m), das man zuletzt in absolut harmloser Blockkraxelei erreicht, stand ich natürlich trotzdem. Oben pausiere ich nicht, weil mein Freund unten wartet und - eben das Wetter.

Also auf gleichem Weg retour, im Abstieg über die Schneefelder deutlich schneller und angenehmer als zuvor, über die Geröllhalden etwas weniger. Vorsicht, bei der Querung zurück zur Hütte unbedingt auf die Steinmänner achten. Denn prinzipiell hält man hier zu tief und gerät so schnell in teils heikle Felsplattenfelder. Im Zweifelsfall einfach höher steigen. Vor der inzwischen gut gefüllten Hütte wird die Pause nachgeholt, um nachher zügig zum Gelmersee zurückzusteigen, wo längst wieder eitel Sonnenschein herrscht. Wirklich ein idyllische Flecklein Erde. 

Mit Glück ergattern wir ohne Warterei die letzten zwei freien Plätze in der Gelmerbahn und ersparen uns so den Fussabstieg via Chöenzetennlen zurück zur Handegg. Ohne Reservation ist man hier an schönen Tagen meist aufgeschmissen, für Bergsteiger mit unbekannter Ankunftszeit natürlich wenig ideal.