Zwischen Val Calanca und Val Mesocco: Winterliche Cima de Nomnom 2633m und Piz di Mezz 2515m


Publiziert von Seeger , 27. September 2010 um 20:12.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:27 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Arbeola-Molera   CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:1. Tag: Alp de Bec 1514m – Pass de Buffalora 2261m – Capanna Buffalora 2078m –Pass de Buffalora 2261m – Cima de Nomnom 2633m – Pass de Buffalora 2261m – Capanna Buffalora 2078m; 2. Tag: Capanna Buffalora 2078m – Lagh de Calvaresc 2214m – Pizz de Mezz 2515m – Bocchetta di Mezz 2480m – Bocchetta de Forcolet Pt. 2229 – Alp de Bec 1514m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Bellinzona – Soazza – bei der Kirche Forststrasse bis 100m vor Alp de Bec – Angeschriebener Parkplatz für Cap. Buffalora Ö.V.: Postautoverbindung Bellinzona –Soazza, wrw-markierter Wanderweg zur Alp de Bec (3 Std)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:item
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Buffalora www.sentiero-calanca.ch
Kartennummer:Mesocco 1274, Grono 1294

Die Bergkette zwischen dem Calancatal und dem Misox ist besser bekannt unter Calanca-Höhenweg oder Sentiero Alpino Calanca. Obwohl notorischer Einzelgänger, konnte ich mich zu einer in diese Gegend  geführten Sektionstour entschliessen. Rein ins Vergnügen im M-Gelände (nur für Insider), inmitten, zuvorderst oder zuhinterst einer fröhlich gemischten Gruppe von jungen und alten, auf- und niedergestellten Bergfanatikern, welche auch Entbehrungen in Kauf nehmen könnten. Dieses Mal ist‘s human, was die Unterkunft betrifft. Aber die Natur hat wahrscheinlich wegen dem „Niam-Niam“ Nomnom  schon ab Alp de Bec die Täler und Berge gleich puderbezuckert. Und die Löcher in den Geröllhalden auch, was echt weniger süss ist.
1.Tag: Capanna Buffalora und Cima de Nomnom
Trotz allen Nachteilen eines frühen Schneefalls und damit verbundenen Kälte (oder umgekehrt) steigen wir gut eingepackt vom Parkplatz zur Alp de Bec. Den zottigen Rindviechern scheint die Kälte gar zu gefallen. Sie lassen uns friedlich vorbeiziehen. Über den leichten, wrw-markierten Wanderweg geht’s bergan über verschneite Weiden, als zwei Hirten drei Kühe zu Tal begleiten (oder umgekehrt). Glücklicherweise haben die Wegemacher nicht alle Zeichen auf den Boden gemalt. Einige meterhohe, neu gemalte Pfähle überragen die inzwischen 20cm hohe,  geschlossene Schneedecke. So stehen wir unbeschadet und unverirrt unter dem letzten Hang zum Pass de Buffalora, wo die Einbuchtungen des letzten Wegstückes vage erkannt werden können. Einer hat sich für tiefen Schnee mit Super-Gamaschen eingedeckt. Die Andern lassen sich nichts anmerken. Ist ja nicht Winter im September – oder? Die Schneedecke wächst auf 30cm an. Gebimmel. Auf dem Pass hat sich eine Schafherde in die schneefreien Flanken zurückgezogen. Wo bleibt ihr Besitzer?
Aah! Diese Aussicht ins Val Calanca und die Bergkette vis-à-vis. Dazu die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Über und entlang einem Grat Richtung Hütte. Die verschneiten Steintreppen geben einem das Gefühl von Hochtour. Willkommen von Brigitte und Ruedi in der Capanna Buffalora mit einem Glas heissen Hüttentee. Feine Lauchsuppe zum Zmittag. Der Braten für das Nachtessen ist in Vorbereitung.
Ein dreiköpfiger Super-Trupp macht sich nach einem ausgedehnten Halt zum nächsten Ziel auf: Cima de Nomnom (früher war er ohne Namen „non nom“; im Clancatal sprechen betagte Einwohner heute noch französisch). Wieder hoch zum Pass, dann nach rechts über die verschneite Mulde (der Grat ist leider wegen den schrägliegenden Platten zu riskant) bis unterhalb dem Gipfel. „Da ist die Schwachstelle“, sagt der Misoxkenner, und zeigt links in eine Rinne, welche 70m unterhalb des Gipfels in den NW-Grat einmündet. Wir stapfen über verdeckte Löcher und unsichtbare Schrägplatten dort hinauf und spazieren anschliessend – als sei nichts gewesen – die letzten Meter  auf den mit einem Steinmann bewehrten Gipfel. Traumaussicht. In der Nähe kennt der Fan des M-Geländes jeden Berg (Groven), jeden Pass (Forcola), jeden Schleichweg im Val Mesocco. Jenseits des Pizzo Claro beginnt mein K-Gelände (Insider): Negrös mit Nordgrat, Poncione Rosso….ein jeder seine Welt! Doch alle sind sich einig: Dieser Monviso ist einfach sensationell! ……….Der Abstieg ist wohl weniger anstrengend, jedoch zeitraubend. Kaum rutsche ich aus, werde ich nachgeahmt. Dabei nimmt ein Teleskop-Stock eine interessante Biegung an. Aber lieber der Stock als das Bein. Zurück auf dem gleichen Weg (und damit das dritte Mal an den armen, von uns gestressten Schafen vorbei) zur Hütte. Sagenhaft gutes Nachtessen. Ein Café „Calvaresc“ (Amaretto),ein Noccino  und ein zweiter (Danke den Sponsoren)! Die nächtlichen Hilferufe mögen sich darauf beziehen.
2. Tag: Lago de Calvaresc – Bocchetta de Calvaresc – Alp de Bec
Märchenhaftes Morgenessen mit frisch gebackenem Zopf und strahlendem Sonnenschein, der die verschneite Landschaft märchenhaft verzaubert. Die nassen Schuhe und Kleider sind Gott sei Dank trocken geworden. Aufbruch. Horizontal ganz vorsichtig über glitschige Steine zur Alp de Calvaresc Dedora hinüber. Eine zurückgelassene Ziege in einem erbärmlichen Zustand schaut zum Stall heraus und ist zu schwach zum Meckern, als wolle sie uns anflehen: “Habt Ihr meinen Besitzer gesehen?“. Wir sind ausserstande, ihr zu helfen. Hoffentlich wendet sich das Tier-Schicksal zum Guten……Wir steigen zum Herzseelein Lagh de Calvaresc hinauf und oberhalb diesem direkt auf den Piz di Mezz 2515m. Dieses Mal zu sechst. Einer hat dazu Null-Bock, freut sich aber über die lange Rast am Sonnenplätzchen und Rucksackdepot. 360° Aussicht zwischen den beiden Tälern Calanca und Misox und zum Nomnom hinüber. Wow! Das scheint ja von hier aus noch eine steilere Flanke zu sein, wie wir sie gestern erlebt haben.
Zurück zum Ausgangspunkt. Kurzes und kniffliges Hüpfen ins Tälchen der Bocchetta, dann über schneefreie Grasbüschel hinauf auf die wächtebekränzte Bocchetta di Mezz. Nur der kämpferische und mit Gamaschen bewehrte Kollege stapft  durch den Schnee und absolviert sein Morgenturnprogramm. Traumwelten da und dort. Bergerlebnis pur!
Der Abstieg in den grossen Talkessel erfolgt mit einer grossen Rechtskurve  links um die Blockfelder herum. Ziel ist das kleine Seelein westlich Pt. 2222. Dann wenig aufwärts einer Einkerbung in der Geröllhalde entlang auf die Bocchetta de Forcolet (Pt. 2229). Noch schnell eine Adhäsions-Einlage, weil es so schön ist. Durch die Schneewächte hindurch buddeln und den schneefreien Abhang wie auf der LK nach rechts steil hinunter. (rot/gelbe Markierungen!). Auf Höhe 1960m trifft der begangene Jägerpfad auf eine Wald/Wiesenrippe, die wir in engem Zick-Zack auf weich federndem Tannennadeln-Teppich hinunter steigen. Auf 1600m sehen wir auf der Gegenseite eine neue Strasse, welche zu einen neu erstellten Reservoir führt. Diese peilen wir an und finden prompt einen möglichen Übergang über den Bergbach, welcher hier bei Hochwasser kaum passierbar ist. Hüpfend von Bollenstein zu Bollenstein erreichen wir das sichere Ufer und eine bequeme Strasse nach Alp de Bec. Den Rindern scheint das schöne Wetter nicht zu behagen. Oder ist es der drohende Wetterumschlag? Sehr vorsichtig bewegen wir uns durch die Herde und achten auf die Mutter/Kind-Konstellation. Wieder mal gut gegangen. Wir erreichen unseren Ausgangspunkt – den Parkplatz.
In der gleichen Nacht fällt nochmals Schnee bis auf 1900m hinunter. Unser Misox-Fan hatte Recht, als er sich über den Wetterumsturz besorgt zeigte.
 
 
 
 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (2)


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UpTheHill hat gesagt: I miei complimenti!!!
Gesendet am 28. September 2010 um 20:46
Ciao Andreas,

complimenti per questa escursione, sicuramente molto impegnativa già normalmente, ma resa ancora più difficoltosa dalla neve. Splendidi i panorami.

Seeger hat gesagt: RE:I miei complimenti!!!
Gesendet am 28. September 2010 um 22:16
Ciao Nino
Grazie. Non era cosi difficile come il Sentiero dei Stambecci :-))
Cari saluti
Andreas


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