leichter 4000er mit Tücken


Publiziert von numinis , 4. September 2010 um 08:57.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:27 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m

Das Bishorn,
viel beschrieben und oft begangen. Es sollte unser erster 4000er werden. Über den Weg von Zinal bis zum Gipfel muss man sicher nicht viel schreiben, es existieren ja viele Berichte hier im hikr.
Aber trotzdem will ich die Möglichkeit nutzen von unserer Tour zu berichten, denn der "Damen 4000er" zeigt bei uns seine Zähne und machte uns ganz schön zu schaffen. Deshalb dieser Bericht, er soll zeigen, dass man auch Touren die im Bereich "F" sind nicht unterschätzen sollte.

Vorbedingungen: Wetterbericht Tag 1 Sonne; Tag 2 gegen Abend Gewitter möglich:

Wir stiegen also auf zur Tracuit Hütte, es war keine Wolke am Himmel und wir kämpften uns die vielen Höhenmeter zur Hüttte hinauf und erreichten die Hütte eig. ohne Probleme. Die Hütte war nicht überfüllt. Trotzdem fanden wir die Hütte nicht unbedingt ganz superklasse, aber ok.
Die Nacht ist kurz vor 4:30 Uhr zu Ende und wir nehmen unser Frühstück zu uns; 2 Scheiben Brot mit Marmelade, naja wie halt so üblich.
Das Wetter ist nicht klar aber auch nicht ganz schlecht, also kann man einen Versuch durchaus wagen. Wir gehen als letzte Seilschaft los, sind aber gut vorbereitet und lassen beim Anseilen alle anderen hinter uns :-). Wir steigen nicht all zu schnell und nach einiger Zeit wird es den Bergführern hinter uns wohl zu langsam und es beginnt ein "tolles Überholen". Auf einmal wollen alle an uns vorbei. Es stehen kurzerhand bis zu 4 Seilschaften parallel in der Spaltenzone, ganz egal ob die Seilschaftsmitgleider verstehen, was sie da tun oder nicht. Manche werden im wahrsten Sinne des Wortes mitgeschleppt, Seilkreuzungen usw. inklusive. Egal ich bin froh als die Jagdhunde vorbei sind und ich meine Seilschaft wieder in Ruhe führen kann. Wir steigen an und beschleunigen langsam das Tempo, sind dann immer wieder direkt hinter den Anderen. Das Wetter wird schlechter, aber ist immer noch ok, einige blaue Abschnitte im Grau und Wind. Der Gipfel rückt näher. Kurz unterhalb des Gipfels wird das Wetter schlechter der Wind nimmt zu. Was tun?
Wir entscheiden uns den letzten Aufschwung zu nehmen und stehen auf dem Gipfel, den wir für uns haben. Aber der Wind ist extrem, wir stehen nur für ein Bild auf und flüchten schnell wieder hinunter. Das Wetter verschlechtert sich nun zunehmens. Also gehts nun zügig ohne Paus hinunter. Der Schnee ist übel weich (es hat lange nicht mehr gefrohren). Starke Böhen, im oberen Teil Schnee und weiter unten Regen und Starkregen. Und dann passiert es, etwa 500m vor der Hütte zieht entgültig eine Nebelwolke herein. Sicht < 20m zuerst orientieren wir uns noch gut an der Spur doch als wir auf den Plankeisteil direkt vor der Schuttzunge vor der Hütte kommen ist keine Spur mehr zu erkennen, alles vom Regen weggewischt. Die Orientierung ist nun ausserordentlich schwer, da wir uns ganz in der Nähe befinden irren wir zuerst nach "Gutdünken" in die Richtung in der wir die Hütte wähnen. Laut Höhenmesser und Kompass passt es halbwegs, aber so genau ist bei dem Wetterumschwung keine barometrische Höhenmessung. Uns wird ganz schön mulmig: irren wir Richtung Glescherbruch zum Val d'Annivier oder schon unterhalb der Hütte? Es dauert vielleicht 10 bis 15 min (gefühlte Stunden) dann sehen wir für einen kurzen Augenblick zwei Felsen und wir können uns orientieren und merken,dass wir nicht weit von der Hütte weg sind, aber auch nicht weit vom sehr tiefen Abbruch.
Wir kommen also völlig durchnässt in der Hütte an und sind ziemlich durchgefrohren. Wir gehen in den Vorraum und wollen möglichst schnell rein in die Wärme. Vorher müssen wir aber noch die Schuhe ausziehen, was mit klammen Fingern nicht ganz so einfach ist. Und dann kommen uns wieder einige "nette" Bergkammeraden entgegen. Diese konnten nicht 2 Minuten in der Hütte warten bis der kleine Vorraum frei ist, nein, alle rein und dann ging nichts mehr...naja so brauchten halt alle sehr viel länger, als wenn sie gewartet hätten.
Aber wir kamen dann irgendwann rein und wärmeten uns, wechselten die Klamotten und steigen letztendlich glücklich von unserem ersten 4000er ab. Und siehe da, die Sonne kam raus.

Die Moral von der Geschicht: Jede Hochtour ist ein ernstes Unternehmen, wir waren im Verglich zu vielen anderen sehr gut vorbereitet und ausgerüstet (außer GPS ok, das nächstemal dann) und trotzdem wurde es kurz kritisch, also bitte an alle, die sich an solche "leichten" Touren wagen: hinterfragt eurer Vorhaben, ob ihr es machen könnt, falls die Bedingungen nicht optimal sind.
Desweitern: "In den Bergen ist jeder für sich verantworlich", dass ist sicher zunächst mal wahr, aber ein klein wenig Rücksichtsnahme und Umsicht macht die Alpen für alle sicherer und deutlich angenehmer.

In diesem Sinne bleibt gesund und schöne Touren.
 

Tourengänger: numinis


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Kommentare (2)


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anles hat gesagt: Danke
Gesendet am 4. September 2010 um 09:34
Danke für deinen Bericht! Ich finde es gut, dass wir so von deinen Erfahrungen profitieren konnten. Und du hast recht: Auch eine einfache Hochtour/Bergtour kann schnell schwierig werden. LG Anja

mountainrescue hat gesagt: Guter Bericht
Gesendet am 4. September 2010 um 09:43
Hat mir sehr gut gefallen, vor allem deine ehrliche und offene Schilderung rund um die Tour. Zur Orientierung: deshalb habe ich auch immer ein GPS mit - bin halt ein Elektronikfreak :-). Vor allem will ich genau wissen wie lange ich gebraucht habe ;-) aber es kann in solchen Situationen ganz nützlich sein. Einem Kumpel hat es voriges Jahr, am Montblanc, als Nebel einfiel, vor gröberen Schwierigkeiten bewahrt, bzw. sicher zur Vallothütte zurück geführt...
Schöne Touren noch und liebe Grüße aus Österreich
Erich


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