Bishorn von der Turtmannhütte
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Durch das anhaltend gute Wetter ermutigt fragte mich Eugen, ob ich wieder Lust auf Hochtouren hätte und welches Ziel mir denn so vorschwebe.
Lust hatte ich auf jeden Fall, Wetter und Bedingungen waren hervorragend, doch wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual und so fiel meine Entscheidung auf das Bishorn. Bishorn deswegen, weil ich zum einen wegen meiner immer noch angeschlagenen Zehe einen etwas leichteren Berg ohne klettern machen wollte, und weil wir zum anderen das Bishorn neben Weisshorn und Brunegghorn immer von unserem Chaletfenster aus sehen können. Allerdings war ich bei meiner Entscheidung von einem Anstieg von der Tracuithütte ausgegangen, also bequeme 1000Hm in ca. 3 Stunden laut Tourenführer.
Wir gingen von der Turtmannhütte. Die Turtmannhütte erreicht man in ca. 2 Stunden ganz bequem vom Oberen Sennturm im Turtmanntal, wo man das Auto parken kann. Dann geht es erst über einen Fahrweg zum Staubecken und weiter über einen Wanderweg zur Hütte, die auf 2519m Meereshöhe liegt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Barrhörner, aber auch auf unser morgiges Ziel, das Bishorn.
Am nächsten Tag war der 1. August und entsprechend gut war die Hütte belegt. Viele Eltern waren mit ihren Kindern hochgekommen um hier zu übernachten und anschließend noch größere oder kleinere Touren zu unternehmen. Entsprechend fröhlich ging es auch noch in den Schlafräumen zu.
Ich war die einzige, die auf´ s Bishorn wollte und durfte deswegen auch schon um 3 Uhr frühstücken. Eugen war wie gewohnt schon am Nachmittag bei großer Hitze von Naters losgelaufen und wartete schon ganz gespannt auf mein Kommen.
Um 3.15 Uhr zogen wir los über einen markierten Wanderweg zum Gässi. Von da ab ging es über einen blau-weiß markierten Weg zur Adlerfluh, einem Felsriegel, der mit Stahlbügeln und Seilen ausgestattet ist und deswegen wunderbar leicht erklettert werden kann, wenn man den richtigen Weg denn findet. Wir taten uns hier etwas schwer, denn so ein Gletschersee stand unserem Aufstieg im Wege. Entweder mitten durch schwimmen (das wollten wir beide nicht), oder rechts umgehen und nach dem Weg suchen.
Oben angekommen wurden die eben erarbeiteten 200 Hm rasch abgebaut und wir standen am Fuße des Turtmanngletschers immer noch bei 2700 m! Nun aber flott den Gletscher hoch. In einem unachtsamen Moment rutschte ich aus, konnte mich aber Dank meines Pickels und meiner unbehandschuhten linken Hand gut abstützen. Dabei schürfte ich mir sämtliche Fingergelenke auf. Es macht schon Sinn, an solchen Passagen Handschuhe an den Händen und nicht im Rucksack zu tragen.
Sobald es ging, verließen wir den Gletscher und stiegen im Fels weiter. Jetzt war Gehen in leichtem Gelände angesagt, aber ich kam einfach nicht in den richtigen Flow: meine Finger brannten, mein Eispickel sah aus, als ob ich jemanden damit erschlagen hätte und mein Fuß fing an zu schmerzen. Dabei stolperte ich missmutig hinter Eugen her, der im Gegensatz zu mir nie auf lockere Steine trat und mühelos vorwärts kam. Die Welt kann wirklich ungerecht sein! Auf dem Gletscherplateau (3160m) angekommen querten wir zur Tracuithütte hin. Ab hier führte eine breite und ausgetretene Spur zum Bishorn. Unterwegs sahen wir viele Seilschaften, die den Gipfel schon fast erreicht hatten. Wir müssen wohl auf unserem Aufstieg einen recht ermatteten Eindruck gemacht haben, denn als die Seilschaften uns beim Abstieg entgegen kamen, spendeten sie spontan Trost und sprachen uns Mut zu. Obwohl man den Gipfel immer vor Augen hat, wollte er einfach nicht näher kommen und nachdem man eine Kuppe bewältigt hatte, sah man auch schon die nächste. Irgendwann hatten auch wir es geschafft und die Aussicht entschädigte für wirklich alle Mühen. Vor uns der alles beherrschende Nordgrat des Weisshorns, um uns herum die ganze Parade der 4000er, der Himmel wolkenlos, das Wetter warm, also wirklich ein perfekter Tag! Wir machten eine ausgiebige Pause und genossen das Panorama. Dabei konnten wir eine Seilschaft bestehend aus Vater und Sohn beobachten, die eben mal die Grenzen von Randa austaxieren wollten: Weisshorn Ostgrat rauf, Nordgrat runter, Bishorn, Brunegghorn im Abstieg, Topalihütte, St. Niklaus. Sie waren motiviert und schienen noch überhaupt nicht müde zu sein. Ich war vollkommen sprachlos.
Dann ging es Dank Eugen erst mal in flottem Lauftempo zu Tracuithütte. Die Aussicht auf einen Abstieg in lockerem Gestein und Gletscher ohne Firnauflage hatte in dem Moment überhaupt nichts Verlockendes für mich an sich. Auch der Gegenanstieg zur Adlerfluh wollte mich nicht mehr so recht motivieren und so rief ich den liebenden Ehemann an, ob er uns auch in Zinal abholen könne. Gott sei Dank, er konnte und so brauchten wir nur noch den Hüttenabstieg als Wanderweg zu bewältigen, was meinem schmerzenden Zeh sehr entgegen kam. Auch Eugen klagte mittlerweile über Beschwerden in seinem Knöchel, die er durch ständiges Umschnüren der Bergschuhe vergeblich zu lindern versuchte. Der Weg und die Landschaft waren wunderschön und wir hatten Dank der Länge des Weges auch genügend Zeit zum Bewundern.
Irgendwann erreichten wir dennoch Zinal. Überall waren Stände mit Getränken und Esswaren aufgebaut und bald sollte der Umzug zum 1. August losgehen.
Wir waren aber dennoch froh, als bald das Auto kam und wir für den Rest des Weges nach Hause einfach sitzen durften.
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