Bishorn von der Turtmannhütte


Publiziert von emely , 16. August 2012 um 12:50.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 1 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1634 m
Abstieg: 2483 m

 
Durch das anhaltend gute Wetter ermutigt fragte mich Eugen, ob ich wieder Lust auf Hochtouren hätte und welches Ziel mir denn so vorschwebe.
Lust hatte ich auf jeden Fall, Wetter und Bedingungen waren hervorragend, doch wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual und so fiel meine Entscheidung auf das Bishorn. Bishorn deswegen, weil ich zum einen wegen meiner immer noch angeschlagenen Zehe einen etwas leichteren Berg ohne klettern machen wollte, und weil wir zum anderen das Bishorn neben Weisshorn und Brunegghorn immer von unserem Chaletfenster aus sehen können. Allerdings war ich bei meiner Entscheidung von einem Anstieg von der Tracuithütte ausgegangen, also bequeme 1000Hm in ca. 3 Stunden laut Tourenführer.
Wir gingen von der Turtmannhütte. Die Turtmannhütte erreicht man in ca. 2 Stunden ganz bequem vom Oberen Sennturm im Turtmanntal, wo man das Auto parken kann. Dann geht es erst über einen Fahrweg zum Staubecken und weiter über einen Wanderweg zur Hütte, die auf 2519m Meereshöhe liegt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Barrhörner, aber auch auf unser morgiges Ziel, das Bishorn.
Am nächsten Tag war der 1. August und entsprechend gut war die Hütte belegt. Viele Eltern waren mit ihren Kindern hochgekommen um hier zu übernachten und anschließend noch größere oder kleinere Touren zu unternehmen. Entsprechend fröhlich ging es auch noch in den Schlafräumen zu.
Ich war die einzige, die auf´ s Bishorn wollte und durfte deswegen auch schon um 3 Uhr frühstücken. Eugen war wie gewohnt schon am Nachmittag bei großer Hitze von Naters  losgelaufen und wartete schon ganz gespannt auf mein Kommen.  
Um 3.15 Uhr zogen wir los über einen markierten Wanderweg zum Gässi. Von da ab ging es über einen blau-weiß markierten Weg zur Adlerfluh, einem Felsriegel, der mit Stahlbügeln und Seilen ausgestattet ist und deswegen wunderbar leicht erklettert werden kann, wenn man den richtigen Weg  denn findet. Wir taten uns hier etwas schwer, denn so ein Gletschersee stand unserem Aufstieg im Wege. Entweder mitten durch schwimmen (das wollten wir beide nicht), oder rechts umgehen und nach dem Weg suchen.
Oben angekommen wurden die eben erarbeiteten 200 Hm rasch abgebaut und wir standen am Fuße des Turtmanngletschers immer noch bei 2700 m! Nun aber flott den Gletscher hoch. In einem unachtsamen Moment rutschte ich aus, konnte mich aber Dank meines Pickels und meiner unbehandschuhten linken Hand gut abstützen. Dabei schürfte ich mir sämtliche Fingergelenke auf. Es macht schon Sinn, an solchen Passagen  Handschuhe an den Händen und nicht im Rucksack zu tragen.
Sobald es ging, verließen wir den Gletscher und stiegen im Fels weiter. Jetzt war Gehen in leichtem Gelände angesagt, aber ich kam einfach nicht in den richtigen Flow: meine Finger brannten, mein Eispickel sah aus, als ob ich jemanden damit erschlagen hätte und mein Fuß fing an zu schmerzen. Dabei stolperte ich missmutig hinter Eugen her, der im Gegensatz zu mir nie auf lockere Steine trat und mühelos vorwärts kam. Die Welt kann wirklich ungerecht sein! Auf dem Gletscherplateau (3160m)  angekommen querten wir zur Tracuithütte hin. Ab hier führte eine breite und ausgetretene Spur zum Bishorn. Unterwegs sahen wir viele Seilschaften, die den Gipfel schon fast erreicht hatten. Wir müssen wohl auf unserem Aufstieg einen recht ermatteten Eindruck gemacht haben, denn als die Seilschaften uns beim Abstieg entgegen kamen, spendeten sie spontan Trost und sprachen uns Mut zu. Obwohl man den Gipfel immer vor Augen hat, wollte er einfach nicht näher kommen und nachdem man eine Kuppe bewältigt hatte, sah man auch schon die nächste. Irgendwann hatten auch wir es geschafft und die Aussicht entschädigte für wirklich alle Mühen. Vor uns der alles beherrschende Nordgrat des Weisshorns, um uns herum die ganze Parade der 4000er, der Himmel wolkenlos, das Wetter warm, also wirklich ein perfekter Tag! Wir machten eine ausgiebige Pause und genossen das Panorama. Dabei konnten wir eine Seilschaft bestehend aus Vater und Sohn beobachten, die eben mal die Grenzen von Randa austaxieren wollten: Weisshorn Ostgrat rauf, Nordgrat runter, Bishorn, Brunegghorn im Abstieg, Topalihütte, St. Niklaus. Sie waren motiviert und schienen noch überhaupt nicht müde zu sein. Ich war vollkommen sprachlos.
Dann ging es Dank Eugen erst mal  in flottem Lauftempo zu Tracuithütte. Die Aussicht auf einen Abstieg in lockerem Gestein und Gletscher ohne Firnauflage hatte in dem Moment überhaupt nichts Verlockendes für mich an sich. Auch der Gegenanstieg zur Adlerfluh wollte mich nicht mehr so recht motivieren und so rief ich den liebenden Ehemann an, ob er uns auch in Zinal abholen könne.  Gott sei Dank, er konnte und so brauchten wir nur noch den Hüttenabstieg als Wanderweg zu bewältigen, was meinem schmerzenden Zeh sehr entgegen kam. Auch Eugen klagte mittlerweile über Beschwerden in seinem Knöchel, die er durch ständiges Umschnüren der Bergschuhe vergeblich zu lindern versuchte. Der Weg und die Landschaft waren wunderschön und wir hatten Dank der Länge des Weges auch genügend Zeit zum Bewundern.
Irgendwann erreichten wir dennoch  Zinal. Überall waren Stände mit Getränken und Esswaren aufgebaut und bald sollte der Umzug zum 1. August losgehen.
Wir waren aber dennoch froh, als bald das Auto kam und wir für den Rest des Weges nach Hause einfach sitzen durften.

Tourengänger: eugen, emely


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2012 um 13:48
Hallo Emely und Eugen,

Wunderbare Touren habt ihr unternommen, gratuliere euch zu den schönen 4000er.

LG, Andrej

WoPo1961 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 13:50
Viel Glück bei deiner näxten Tour!! Bin gespannt, ob es diesmal klappt. Drücke etwas wehmütig die Daumen!

Sputnik Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 14:02
Dankdanke Wopo!

Ich musste diesen Sommer ja lange genug au schöne Wochenede hoffen... aber das beste kommt ja bekanntlich immer am Schluss!

emely hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2012 um 19:19
Hallo Andrej,
vielen Dank für den netten Kommentar. Ich verfolge immer mit großem Interesse deine Touren.Das kann man aber nicht sehen, weil ich recht schreibfaul bin und mich dazu meist nicht äußere.
Viele Grüße
emely

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2012 um 13:54
Hallo emely
Und natürlich auch von meiner Seite Glückwunsch zum Bishorn!! Ist von der Turtmannhütte dann auch gleich ein ganz anderes Kaliber als der Hatsch von der Tracuithütte.
und zum 3. Mal Grüße aus Flachlandhausen
WoPo
(Pflege faul auf dem Sofa immer noch meinen "FaxenFuss", deshalb hab ich auch so viel Zeit für Kommentare!!)

emely hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 22:10
Hallo WoPo,
vielen Dank für deine Glückwünsche und deine lieben Grüße aus Flachlandhausen.
Wenn man so den Bericht schreibt und Fotos ordnet, kann man die Tour noch einmal Revue passieren lassen. Anstrengend sind ja viele Touren, o.k. die einen etwas weniger, die anderen etwas mehr. Ich finde es nach wie vor wunderschön, dass ich, nicht mehr ganz taufrisch und vom flachen Niederrhein, Touren dieser Art erleben darf, und Dank Eugen hatte ich letztes und dieses Jahr mehrmals Gelegenheit dazu.
Da sich mein angeschlagener Zeh nicht so recht erhohlt hat, kann ich im Moment auch noch nicht so, wie ich will und allein der Gedanke an enge Kletterschuhe bereitet mir Unbehagen.
Viele Grüße von "Schonzeh" an "Faxenfuß" und immer schön Gedult haben ;)
emely

eugen hat gesagt: Hallo Emely
Gesendet am 16. August 2012 um 18:55
Schon in Visp in der Schule hatte ich gesehen, dass du ein paar Berichte veröffentlicht hattest. Kaum konnte ich es auf meiner Heimfahrt mit dem Velo erwarten, diese dann in Naters lesen zu können. Alle deine vier Berichte haben mir sehr gefallen, und sie haben mich riesig gefreut. Es ist immer interessant zu lesen, wie andere die Tour erfahren haben. Es macht wirklich Spass, mit dir in die Berge zu gehen, weil ich in den Berichten dann immer so gut wegkomme - dabei war ich ja derjenige, dessen Zunge ständig den Boden berührte, der ständig auf die Nase fiel und der von unsichtbaren Händen auf den Gipfel gezogen oder geschoben werden musste. Wenn ich so lese, tut es mir schon auch leid, dass du allerlei körperliche Qualen und auch Blessuren erleiden musstest. Jetzt einfach nichts überstürzen und dem Körper Zeit zur Erholung geben. So wird es sicher bald wieder besser gehen. Und vielleicht können wir ja auch nächstes Jahr wieder eine Tour zusammen machen. So Gott will. Liebe Grüsse aus dem Wallis an dich und alle die diesen Bericht lesen.
Eugen


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