Uri-Rotstock 2929m (via Chlitaler Firn)
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Ueber den Wolken...
... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein... ja ja, dieses Lied kennen wir doch alle. Und tatsächlich, auch heute durfte ich glücklicherweise wieder über den Wolken sein, über mir der blaue Himmel, Sonne pur. Genau das, was man sich wünscht... oder doch nicht?
Vor gut 3 Jahren im Juni 2007 habe ich mit dem Uri-Rotstock quasi meine "Berg-Karriere" eingeläutet - mein erster "richtiger" Solo-Berg - und ich erinnere mich noch gut, wie ich im Wettermix aus Sonne, Graupel und Regen mich auf den Gipfel kämpfte, dort ein paar Sekunden lang den Urnersee weit unten betrachten konnte und vorbei war es mit der tollen Aussicht. Meinen Eltern sagte ich damals, dass ich mich innert "nützlicher" Frist zurückmelden werde, da hatte ich wohl noch nicht daran gedacht, dass der plötzliche Wettereinbruch mich in die Gitschenhörelihütte zwingen würde und man ahnt, was nun kommen muss - natürlich hatte ich dort keinen Mobile-Empfang. Bevor nun also meine Lieben zu Hause die gesamte SAC-Rettungskolonne aufbieten würden, musste ich schnellstmöglich ins Tal runter und ohne jetzt lange auszuholen - im Tal hatte ich wieder Empfang, konnte somit das Schlimmste verhindern, dafür aber konnte ich auch meine Wanderschuhe richtig gehend ausleeren und Ersatzwäsche für meine klitschnassen Klamotten waren dazumals natürlich statt im Auto oder Rucksack zu Hause besser aufgehoben... Fazit: Uri-Rotstock, mit Dir habe ich noch eine Rechnung offen!
Heute hatte ich familiärbedingt ein eher knappes Zeitbudget und dieses wurde gleich noch knapper, als ich am Morgen noch eine Stunde länger schlafen wollte als ursprünglich vorgesehen... 2 Pläne standen bereit - entweder die Rophaien-Rundtour auf der rechten Urnersee-Seite oder die Rechnung mit dem Uri-Rotstock auf der linken Seeseite begleichen. Rote Blutkörperchen werden in nächster Zeit evtl. nochmals benötigt, weshalb ich mich für das Urner Urgestein entschied.
Dieses Mal wollte ich jedoch von der Musenalp 1486m via Chlitalerfirn zum Uri-Rotstock 2929m aufsteigen - ich war mir nur nicht sicher, wie die Bedingungen oberhalb rund 2300m sind, wo ich den ersten Schnee erwartete. Ebenfalls unsicher war ich über die Gletscher- bzw. Firnverhältnisse, da diese auf meiner Karte noch richtig gehend "blau" eingezeichnet sind. Hier also gleich mal die Auflösung:
Beim P. 1989 biegt der Rotstock-Weg rechts weg, ist jedoch gut gekennzeichnet. Es folgt nun der steile Aufstieg entlang der Ostwand des Chessel - hier hatte ich heute richtig grosses Glück... Steine aus der genannten Wand lösten sich und stürzten exakt in meine Richtung. Sofort stieg ich ein paar Meter zurück und wurde Zeuge, wie ein grösseres Exemplar mit hoher Geschwindigkeit pfeiffend rund 10 Meter an mir vorbeiflog. Ich will nicht wissen, was für einen Pulsschlag ich die folgenden 2 Minuten hatte...
Bevor man dann die obere Stufe erreichen kann, gilt es noch ein paar Meter mit Hilfe von Seilen aufzusteigen. Man hat die Wahl links zu gehen oder steil hinauf zu steigen. Ich wählte Variante steil, was ich im Nachhinein bei so nassen Verhältnissen wie heute niemandem empfehlen kann. Das beinahe vereiste Drahtseil war nur bedingt eine Hilfe und das Schmelzwasser auf dem sonst schon glatten Fels gab der Situation auch keinen Mehrwert. Deshalb, besser von Anfang an links zum zweiten Seil ausweichen - der "Umweg" entpuppt sich als die klar schnellere und vorallem auch einfachere Variante.
Nun alles weiter entlang der zahlreichen Markierungen - hin und wieder müssen einfache, gut gestufte Felsbarrieren überkraxelt werden - bis kurz unterhalb von P. 2798. Wo hier im Spätfrühling noch eine giftige Schneewechte ein Durchkommen erschwert, liegen aktuell einfache Trittschnee-Verhältnisse vor. Gehstöcke erleichtern hier zusätzlich ein schnelles und sicheres Aufsteigen.
Schon als ich einige Meter weiter unten hoch auf den Grat schaute, ahnte ich, was kommen würde... Die Nebelschwaden zogen im Rekordtempo über die Kante und als ich diese erreichte, wusste ich, dass sich der Sommer 2010 nun definitiv verabschiedet hat. Lago mio war das eine Kälte heute! Mit der Wintermütze bewaffnet (toll, wenn die Handschuhe zu Hause geblieben sind...) stieg ich noch die letzten Meter hoch und erreichte nach 2 1/2h Aufstieg den Gipfel des Uri-Rotstock 2929m.
Und nun der "Loop" zu meiner Einleitung: Ueber den Wolken war ich tatsächlich, über mir schien die Sonne, doch dass ein derart kühler Wind in dieser Stärke über den Gipfel fegte und auch gleich noch das ganze Drumherum in einen Wolkenvorhang einkleidete, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. So genoss ich zwar an windgeschützter Stelle (davon gibt's dort oben genug) die Sonne, musste mich aber tatsächlich mit dem Gipfelkreuz und hin und wieder ein paar Aussichtssekunden zufrieden geben - die Wolken unter, vor und hinter mir bestimmten auch heute das Gipfelerlebnis.
Als dann später noch ein weiterer Berggänger hochkam, ebenfalls mit Mütze und zusätzlichen Handschuhen bewaffnet, und mir offenbarte, dass es im Aufstieg von der Gitschenhörelihütte bis zum Gipfel "furchtbar" gezogen hätte und teilweise auch noch alles vereist sei, entschied ich mich für den "warmen", windstillen Abstieg über meine Aufstiegsroute. So gab's leider keine Rundtour, doch dafür konnte ich mein Schlottern auf die wenigen Gipfelmeter eindämmen - für mich klar die richtige Entscheidung.
Ein Abstieg über den Chlitaler Firn empfiehlt sich auch deshalb, weil man an sehr vielen Stellen über Schutt und loses Gestein bequem abrutschen kann - vorsicht jedoch auf evtl. aufsteigende Berggänger.
So erreichte ich bereits nach 1 1/2h Abstieg wieder die Musenalp, welche mittlerweilen auch nicht mehr voll besonnt wurde. Der hausgemachte Lebkuchen mit Rahm muss jedoch sein, ebenso so auch die Fahrt mit der nostalgischen Bahn und so beendete ich bequem diesen Tourentag.
Zu guter Letzt: Uri-Rotstock - die Rechnung ist noch immer offen... alle guten Dinge sind drei - see you next year!
Und nebenbei: Der Uri-Rotstock benötigt dringend ein neues Gipfelbuch - wer bald hochsteigt, bitte ein neues platzieren. Und diejenigen, welche alle 20 Gipfelbuchseiten grossformatige "Gott ist überall"- und "God on Tour"-Flyer reinlegen, sollten Ihre Klo-Fötzel besser wieder mit ins Tal tragen - sowas hat in einem Gipfelbuch definitiv nichts verloren.
Marschzeiten (inkl. Verschnauf- & Fotopausen, jedoch keine Pausen >5min):
- Musenalp - Uri-Rotstock: 2 1/2h (ohne Pausen 2 1/4h)
- Uri-Rotstock - Musenalp: 1 1/2h (inkl. kleine Trinkpausen)
Total inkl. 35min Gipfelpause: 4h 35min
Tour im Alleingang.
... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein... ja ja, dieses Lied kennen wir doch alle. Und tatsächlich, auch heute durfte ich glücklicherweise wieder über den Wolken sein, über mir der blaue Himmel, Sonne pur. Genau das, was man sich wünscht... oder doch nicht?
Vor gut 3 Jahren im Juni 2007 habe ich mit dem Uri-Rotstock quasi meine "Berg-Karriere" eingeläutet - mein erster "richtiger" Solo-Berg - und ich erinnere mich noch gut, wie ich im Wettermix aus Sonne, Graupel und Regen mich auf den Gipfel kämpfte, dort ein paar Sekunden lang den Urnersee weit unten betrachten konnte und vorbei war es mit der tollen Aussicht. Meinen Eltern sagte ich damals, dass ich mich innert "nützlicher" Frist zurückmelden werde, da hatte ich wohl noch nicht daran gedacht, dass der plötzliche Wettereinbruch mich in die Gitschenhörelihütte zwingen würde und man ahnt, was nun kommen muss - natürlich hatte ich dort keinen Mobile-Empfang. Bevor nun also meine Lieben zu Hause die gesamte SAC-Rettungskolonne aufbieten würden, musste ich schnellstmöglich ins Tal runter und ohne jetzt lange auszuholen - im Tal hatte ich wieder Empfang, konnte somit das Schlimmste verhindern, dafür aber konnte ich auch meine Wanderschuhe richtig gehend ausleeren und Ersatzwäsche für meine klitschnassen Klamotten waren dazumals natürlich statt im Auto oder Rucksack zu Hause besser aufgehoben... Fazit: Uri-Rotstock, mit Dir habe ich noch eine Rechnung offen!
Heute hatte ich familiärbedingt ein eher knappes Zeitbudget und dieses wurde gleich noch knapper, als ich am Morgen noch eine Stunde länger schlafen wollte als ursprünglich vorgesehen... 2 Pläne standen bereit - entweder die Rophaien-Rundtour auf der rechten Urnersee-Seite oder die Rechnung mit dem Uri-Rotstock auf der linken Seeseite begleichen. Rote Blutkörperchen werden in nächster Zeit evtl. nochmals benötigt, weshalb ich mich für das Urner Urgestein entschied.
Dieses Mal wollte ich jedoch von der Musenalp 1486m via Chlitalerfirn zum Uri-Rotstock 2929m aufsteigen - ich war mir nur nicht sicher, wie die Bedingungen oberhalb rund 2300m sind, wo ich den ersten Schnee erwartete. Ebenfalls unsicher war ich über die Gletscher- bzw. Firnverhältnisse, da diese auf meiner Karte noch richtig gehend "blau" eingezeichnet sind. Hier also gleich mal die Auflösung:
- Schnee ist momentan unproblematisch - gutes Schuhwerk reicht, Stöcke erleichtern den Aufstieg
- Gletscher- bzw. Firnverhältnisse? Hallo Firn? Da ist ja fast nichts mehr vorhanden! Oh mei, und ich dachte schon, ich müsste evtl. die Steigeisen noch mitnehmen... Also Entwarnung, mit Ausnahme von 2 kurzen Etappen verläuft die gesamte Route auf Schutt und Stein, die Schnee- bzw. Firnetappen belaufen sich auf wenige Meter und sind aktuell mit gutem Trittschnee versehen. Die Metallzacken können also getrost zu Hause gelassen werden.
Beim P. 1989 biegt der Rotstock-Weg rechts weg, ist jedoch gut gekennzeichnet. Es folgt nun der steile Aufstieg entlang der Ostwand des Chessel - hier hatte ich heute richtig grosses Glück... Steine aus der genannten Wand lösten sich und stürzten exakt in meine Richtung. Sofort stieg ich ein paar Meter zurück und wurde Zeuge, wie ein grösseres Exemplar mit hoher Geschwindigkeit pfeiffend rund 10 Meter an mir vorbeiflog. Ich will nicht wissen, was für einen Pulsschlag ich die folgenden 2 Minuten hatte...
Bevor man dann die obere Stufe erreichen kann, gilt es noch ein paar Meter mit Hilfe von Seilen aufzusteigen. Man hat die Wahl links zu gehen oder steil hinauf zu steigen. Ich wählte Variante steil, was ich im Nachhinein bei so nassen Verhältnissen wie heute niemandem empfehlen kann. Das beinahe vereiste Drahtseil war nur bedingt eine Hilfe und das Schmelzwasser auf dem sonst schon glatten Fels gab der Situation auch keinen Mehrwert. Deshalb, besser von Anfang an links zum zweiten Seil ausweichen - der "Umweg" entpuppt sich als die klar schnellere und vorallem auch einfachere Variante.
Nun alles weiter entlang der zahlreichen Markierungen - hin und wieder müssen einfache, gut gestufte Felsbarrieren überkraxelt werden - bis kurz unterhalb von P. 2798. Wo hier im Spätfrühling noch eine giftige Schneewechte ein Durchkommen erschwert, liegen aktuell einfache Trittschnee-Verhältnisse vor. Gehstöcke erleichtern hier zusätzlich ein schnelles und sicheres Aufsteigen.
Schon als ich einige Meter weiter unten hoch auf den Grat schaute, ahnte ich, was kommen würde... Die Nebelschwaden zogen im Rekordtempo über die Kante und als ich diese erreichte, wusste ich, dass sich der Sommer 2010 nun definitiv verabschiedet hat. Lago mio war das eine Kälte heute! Mit der Wintermütze bewaffnet (toll, wenn die Handschuhe zu Hause geblieben sind...) stieg ich noch die letzten Meter hoch und erreichte nach 2 1/2h Aufstieg den Gipfel des Uri-Rotstock 2929m.
Und nun der "Loop" zu meiner Einleitung: Ueber den Wolken war ich tatsächlich, über mir schien die Sonne, doch dass ein derart kühler Wind in dieser Stärke über den Gipfel fegte und auch gleich noch das ganze Drumherum in einen Wolkenvorhang einkleidete, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. So genoss ich zwar an windgeschützter Stelle (davon gibt's dort oben genug) die Sonne, musste mich aber tatsächlich mit dem Gipfelkreuz und hin und wieder ein paar Aussichtssekunden zufrieden geben - die Wolken unter, vor und hinter mir bestimmten auch heute das Gipfelerlebnis.
Als dann später noch ein weiterer Berggänger hochkam, ebenfalls mit Mütze und zusätzlichen Handschuhen bewaffnet, und mir offenbarte, dass es im Aufstieg von der Gitschenhörelihütte bis zum Gipfel "furchtbar" gezogen hätte und teilweise auch noch alles vereist sei, entschied ich mich für den "warmen", windstillen Abstieg über meine Aufstiegsroute. So gab's leider keine Rundtour, doch dafür konnte ich mein Schlottern auf die wenigen Gipfelmeter eindämmen - für mich klar die richtige Entscheidung.
Ein Abstieg über den Chlitaler Firn empfiehlt sich auch deshalb, weil man an sehr vielen Stellen über Schutt und loses Gestein bequem abrutschen kann - vorsicht jedoch auf evtl. aufsteigende Berggänger.
So erreichte ich bereits nach 1 1/2h Abstieg wieder die Musenalp, welche mittlerweilen auch nicht mehr voll besonnt wurde. Der hausgemachte Lebkuchen mit Rahm muss jedoch sein, ebenso so auch die Fahrt mit der nostalgischen Bahn und so beendete ich bequem diesen Tourentag.
Zu guter Letzt: Uri-Rotstock - die Rechnung ist noch immer offen... alle guten Dinge sind drei - see you next year!
Und nebenbei: Der Uri-Rotstock benötigt dringend ein neues Gipfelbuch - wer bald hochsteigt, bitte ein neues platzieren. Und diejenigen, welche alle 20 Gipfelbuchseiten grossformatige "Gott ist überall"- und "God on Tour"-Flyer reinlegen, sollten Ihre Klo-Fötzel besser wieder mit ins Tal tragen - sowas hat in einem Gipfelbuch definitiv nichts verloren.
Marschzeiten (inkl. Verschnauf- & Fotopausen, jedoch keine Pausen >5min):
- Musenalp - Uri-Rotstock: 2 1/2h (ohne Pausen 2 1/4h)
- Uri-Rotstock - Musenalp: 1 1/2h (inkl. kleine Trinkpausen)
Total inkl. 35min Gipfelpause: 4h 35min
Tour im Alleingang.
Tourengänger:
Bombo

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