Wetterhorn (3692m)


Publiziert von Pasci , 24. August 2010 um 21:34. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:20 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage

Seit Anfang August haben wir auf das richtige Wochenende gewartet für unsere Traumtour: Von der Glecksteinhütte das Wetter-, Mittel- und Rosenhorn überschreiten und zur Dossenhütte absteigen. Planung und Recherchen war akrybisch genau, einziger unsichere Faktoren waren die Verhältnisse und unser Mut! ;-)

Zustieg Glecksteinhütte (T3, 2h, 880HM)
Weil wir in Grindelwald keinen geeigneten Parkplatz innert nützlicher Frist (Postautos warten nicht) finden konnten, sind wir bis zum Hotel Wetterhorn gefahren. Dort haben wir für 12.-- für 2 Tage (48h) parkiert und haben das Postauto bis zur Haltestelle 'Abzweig Gleckstein' genommen. Dort hat Ueli Steck auf das Postauto gewartet. Wir raus, er rein. ;-)

Nun auf bestens markiertem Weg zur Glecksteinhütte. Leider hat uns 300 Meter vor der Hütte ein Platzregen erwischt. Pech! Der Weg ist teilweise leicht ausgesetzt aber sehr lohnenswert dank tollen Ausblicken auf Grindelwald und seine Gipfel. Der Obere Grindelwaldgletscher lebt richtig und es rumpelt dauernd.

Dank dem feinen Nachtessen, dem freundlichen Service, der ausserordentlichen Gastfreundlichkeit und der relativ ruhige Nacht bleibt uns diese sehr schöne Hütte in bester Erinnerung.

Wetterhorn (ZS, III, 4.5h, 1370HM)
Um drei Uhr morgens hat uns der Wecker aus dem Schlaf geholt. Nach dem Frühstück und der Suche nach der Sonnenbrille ;-) sind wir kurz vor vier losmarschiert.

Der Weg ist ab der Glecksteinhütte gut blau weiss markiert und auch bei Dunkelheit gut zu finden...mindestens fast. Auf der Höhe von 2600 weisen die Markierunen nach links (NW) und enden bei einem riesiegen Felsbrocken. Ab dort haben wir keine weiteren Markierungen mehr gefunden und sind ein wenig herumgeirrt. Von Darkthrone's Instinkt geleitet sind wir nach Osten abgedreht und haben irgendwann Spuren im Schnee gefunden. Dank diesen haben wir dann kurz darauf den Chrinnengletscher erreicht.

Angeseilt und mit Steigeisen haben wir den Gletscher gequert und sind bei den ungefähren Koordinaten 651440/164960 zurück auf den Fels gestiegen. Nun steigt man für rund 200 Meter (nicht Höhenmeter) in einfacher Kraxlerei ziemlich direkt Richtung Gipfel bevor man nach Osten abdreht um an den Fuss des Willsgrätli zu gelangen. Auf diesem Grat dann immer schön aufwärts und kurz vor dem Sattel über Geröll und Schnee in östliche Richtung auf den Sattel. Allgemein gilt auf dem Grat: Man kann sich ziemlich gut an den Kratzspuren der Steigeisen orientieren! ;-)

Der Aufstieg vom Sattel auf den Gipfel des Wetterhorns erfolgt über die südwestliche Flanke und ist steil (ca 44°)  In unserem Fall war es so, dass auf dem Gestein ca 20 cm nasser Schnee lag (hatte halt wirklich immer wieder geschneit in den vergangenen Tagen) was den mittleren Teil, vorallem im Abstieg,  ziemlich heikel machten: Sicherung mit dem Pickel schwierig, Halt auch mit Steigeisen nicht immer ganz sicher. Schlussendlich sind wir aber doch relativ zügig und problemlos auf den Gipfel gekommen und für den Abstieg waren wir sehr froh für die Sicherungsstangen.

Entscheidungsfindung
Mit dem Glücksgefühl im Bauch und grossem Respekt vor dem Mittelhorn Aufstieg (WS, steile Schneeflanke) und Abstieg (ZS, III) standen wir also vor der Entscheidung 'planmässig weiter oder Übungsabbruch?'.

Der Abstieg vom Wetterhorn hatte uns ja schon ziemlich gefordert und wir waren uns bewusst, dass der Abstieg vom Mittelhorn wahrscheinlich noch schwieriger sein würde (ZS, III) und wir wussten, dass der Westgrat auf das Rosenhorn (ZS, III) schneebedeckt war. Dazu kam, dass uns ein Bergführer am Vorabend vor tiefem, sehr anstrendendem Schnee gewarnt hatte (Abstieg Rosenhorn - Dossenhütte in ca 4h über tiefen Gletscherschnee) . Also hatte die Vernunft den Mut verdrängt und wir haben uns entschieden vom Wettersattel via Rosenlaui Gletscher zur Dossenhütte abzusteigen ... schweren Herzens!

Abstieg Dossenhütte (WS, 7h, 210HM)
Die Wegfindung via Wellhornsattel, Rosenlauigletscher, Dossensattel zur Dossenhütte ist eigentlich kein Challenge. Viel mehr machten uns die sehr vielen Gletscherspalten zu schaffen die zum grössten Teil noch eingeschneit waren. Darkthrone ist 6 mal bis zur Hüfte eingestürzt, ich 3 mal. Ein äusserst unangenehmens Gefühl...

So haben wir uns für den Abstieg sehr viel Zeit genommen, haben Spaltenbereiche grosszügig umlaufen und haben viele Pausen gemacht weil der Schnee wirklich extrem anstrengend war - zudem war das Wetter ja wirklich zum Geniessen!

Den Rosenlaui Gletscher haben wir durch das steile Couloir südwestlich von Punkt 3032 (Dossensattel) verlassen. Weil das Couloir praktisch den ganzen Tag im Schatten liegt, ist der Schnee äusserst kompakt und gut zu gehen. Dafür ist der obere, steinige Teil die reinste Tortour. Sehr steil, extrem brüchig und deshalb super mühsam. Da hält wirklich kein Stein auf dem anderen und die Begehung in grösseren Gruppen wird nicht empfohlen.

Fazit
Das Wetterhorn ist ein sensationeller Gipfel und die Kletterei auf dem Willsgrätli hat uns extrem Freude bereitet. Den Aufstieg vom Sattel auf den Gipfel haben wir unterschätzt und die Querung des Rosenlaui Gletschers war ein mentale Herausforderung. Die Planänderung war eine notwendige und reife Entscheidung! ;-)

Wir kommen wieder!


Tourengänger: Pasci, darkthrone


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