Längi Egga 3028m über der Turtmannhütte


Publiziert von akka , 21. August 2010 um 17:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 9 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:Vorder Sänntum 1901 – Holustei 2222 – Biele 2451 – Längi Egga 3028 - Holustei - Vorder Sänntum

In der Nähe der Turtmannhütte hat es im Sommer zahlreiche Wanderer. Die Natur präsentiert sich in diesen Südwalliser Tal zu hinderst von seiner schönsten Seite. Beliebt ist vor allem die Turtmannhütte wegen der schnellen und leichten Erreichbarkeit. Alpine Ausrüstung braucht es nicht und für Kind und Grossmutti ist dieses Ziel ein schönes Erlebnis in eindrücklicher Hochgebirgslandschaft abseits von Bergbahnen.
Nur wenig abseits der Höhenwege hat es aber auch stille und selten begangene, dafür aber sehr hübsche Gipfel, die zwar weglos, aber nicht schwierig zu erreichen sind.
 
Ein breiter Kamm zwischen Pipjitälli und Brändjitälli, nördlich der Barrhörner und westlich der Stellihörner, ist die Längi Egga 3028m.
Dieser schöne „Steinhaufen“ mit seinem langen Grat ist mir bereits öfter aufgefallen und hat mich für eine Besteigung angeheimelt.
Bei besten Wetter durfte ich mir dann dieses Geschenk abholen und wurde mit schönen Gipfeleindrücken und tollen Einsichten aus ungewohnter Perspektive belohnt.
 
Zustieg Vorder Sänntum – Brändjitälli (T2)
Vom Vorder Sänntum 1901m führen vielbegangene Wanderwege zur Turtmannhütte.
Der schönste ist zweifellos der Aufstieg via Holustei 2222m. Dieser führt durch einen reichbewachsenen Wald (viele Heidelbeerfelder) in freies Gelände auf die vorstehende Kanzel mit einer kleinen Kapelle auf einem Felsen. Der Blick ins Turtmanntal und am Talende auf den Turtmanngletscher mit Bishorn und Diablon sind beeindruckend.
Weiter geht es zum Höhenweg auf 2343m. Diesen nun weglos überschreiten und direkt auf den See im Brändjitälli 2451m zuhalten. Am südlichen Ufer des Brändjibachs entlang kurz ins Brändjitälli hinein. Gegenüber dem Brändjispitz führt ein Schuttkegel nach Süden auf ein Couloir zur Längi Egga.
 
Variante 1: Brändjitälli – Couloir zu P.2932 (T4)
Am rechten Rand kann der Schuttkegel bis 2680m um eine schrofendurchsetzte Stufe herum einfach erstiegen werden. Hier boten sich mir nun zwei Aufstiegsoptionen.
Ich versuchte zunächst das Schuttcouloir. Dieses ist max. 40° steil und teilweise recht eng. Die Steine in der Mitte der Rinne bieten zwar mehr Halt, als der feinere Schutt an den Rändern, dennoch birgt es auch die Gefahr eine Steinlawine auszulösen. So halte ich mich meist am rechten Rand, da man hier häufig die Felsstufe mit der Händen zur Hilfe nehmen kann. Weiter oben ist dies nicht mehr möglich und auf den Steinen besser ersteigbar. Zum Ausstieg hin wird der Untergrund zunehmend lockerer und lebendiger. Da ich aus dieser Position den Ausstieg auf den Grat fälschlich als deutlich anspruchsvoller beurteilte, machte ich nur 35m unter diesem kehrt und stieg wieder ab bis 2680m.
 
Variante 2: Nordwestgrat (T3)
Einfachste Variante. Zustieg vom erwähnten Schuttkegel ab ca. 2650m. Flanke mit geringer Neigung über leichte Schrofen queeren. Der Grat kann zwischen 2725m und 2775m einfach erreicht werden. Im Gehgelände mit Schutt und Block als Untergrund bis P.2932.
Hier sah ich in die Rinne, die ich nahezu durchstiegen hatte. Aus der Distanz sah der Grat deutlich schwieriger aus. Es löste sich aber jede vermeidlich heikel wirkende Stelle in Wohlgefallen auf. Nun über einige zerborstene, wild aussehende Türmchen zum Hauptgipfel auf 3028m zu. Die Türme können recht einfach überklettert werden (maximal II) oder problemlos umgangen werden. Günstiger ist hier die Südseite, aber auch nordseitig unschwierig. Zuletzt auf einem kurzen Schutthang zum Gipfel.
 
Variante 3: Höhenweg Turtmannhütte, Biele 2343m – direkt über NW-Hang auf Grat 2760m (T4) und über Grat weiter zum Gipfel (gemäss Var.2 – T3)
Dies war mein Abstiegsweg. Der Grat ist bis kurz vor P.2725m im Abstieg genauso leicht, wie im Aufstieg. Bei ca. 2760m nach Westen vorzugsweise auf Grasstreifen haltend, zwischen einigen Schrofen absteigen. Von oben recht gut einsehbar. Im oberen Drittel ist die Flanke am steilsten (kurz bis 45°) und wird zunehmend flacher. Auch im Aufstieg gut machbar. Eine Rinne, die trichterförmig in ungünstiges Gelände führt, wird nördlich umgangen.

Tourengänger: akka


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Alpenorni hat gesagt: Top !
Gesendet am 21. August 2010 um 17:22
Super Bilder und Top-Tourenideen !
Kleiner Tipp für Turtmann-Urlauber, die abenteuerliche Unterkünfte zu schätzen wissen: www.alpentipi.ch.vu
In den Tipis kurz hinter Gruben/Meiden habe ich schon mehrmals ,zwischen Bach und Wald ,genächtigt und hatte jedes Mal ein Zelt ganz für mich allein ( 2006, +Gudrun in 2008) !
Sehr guter Ausgangspunkt für Touren dort !
Gruß
Martin

akka hat gesagt: RE:Top !
Gesendet am 21. August 2010 um 17:32
Ja, man darf im Turtmanntal übrigens überall sein eigenes Zelt aufschlagen und wild campen. Wurde viel praktiziert. Die Tipi`s sind vor allem für Fernwanderer eine tolle Sache. Es gäbe auch Hotels. Das ist allerdings auf Dauer nicht so mein Ding und zudem gar nicht billig.
Wir hatten einige Wochen vor unseren Ferien das Gespräch mit Einheimischen gesucht um eine Ferienwohnung zu mieten. Zumeist vermieten die Hausbesitzer lieber an Familienmitglieder. Wir hatten Glück, das bei unserem Vermieter der Sohn anderweitig Ferien machte und bot uns die wirklich hübsche Wohnung sehr günstig an (50 Sfr/Tag, NK incl.)

Gruss Jörg

Alpenorni hat gesagt: RE:Top !
Gesendet am 21. August 2010 um 17:59
2006 kam ich ,als Rucksacktourist, nach tagelangem Regen und Schnee aus dem Gasteretal/Heimritz via Lötschenpass/Ferden nach Turtmann. Hatte mich erst im Hotel Schwarzhorn einquartieren wollen - wie sich herausstellte, hätte ich da in totaler Beengtheit mit x-anderen auf Matratzen auf dem Boden schlafen sollen - für viel Geld. Keine vernünftige Möglichkeit zum Klamotten-verstauen usw, totales Chaos wie in schlimmsten Schullandheimzeiten, allgemeines Gewühle und Gemache und Getue um mich herum ohne Ende... :-(
Als ich abends frustriert und mit null Bock auf die bevorstehende Nacht noch ein paar Höhenmeter den Hang hochgestratzt bin, sah ich von oben die Tipis. Einmal kurz angeguckt, es wurde schon dunkel, und nix wie zurück zum Hotel, meine Sachen zusammengeklaubt, mich dankend verabschiedet und beim letzten Licht ins Tipi umgesiedelt.
Das Gefühl grenzenloser Freiheit und großer Ruhe, das mich da überkam, werde ich mein Lebtag nicht vergessen ! Legendäre Aktion ! Bin gleich mehrere Tage dort geblieben, als alleiniger Bewohner.
Die Tipis sind auch gut mit Wolldecken ausgestattet, so dass man keinen Schlafsack braucht.
Habe auch den Tipi-Vermieter getroffen - sehr angenehm !

Martin

schalb hat gesagt: Längi Egga
Gesendet am 23. August 2010 um 15:43
Ja, das ist einer unserer "Hausberge".
( -> siehe dein Bild von unserem Brändji_Oberstafel)
http://www.braendji.ch/
Meistens gehen wir im Aufstieg wie deine blaue Linie und dann den ganzen Grat bis zur Pipji-Lücke und zurück durchs Pipji-Tälli.

Volkher

akka hat gesagt: RE:Längi Egga
Gesendet am 23. August 2010 um 21:32
Hallo Volkher

Ja, von eurem Brändji ist das wirklich ein hüscher Hausberg. Es gibt noch andere.
Wie ist eigentlich das Jungtaljoch zu bewerten?

Lieber Gruss
Jörg

schalb hat gesagt: RE:Längi Egga
Gesendet am 23. August 2010 um 21:49
Hallo Jörg
In der guten alten Zeit sind wir mehrmals über das Jungtaljoch,entweder im Bogen über den oberen Junggletscher oder über Brändjihorn 3308 aufs Wasuhorn gegangen.
Seit aber die Gletscher so stark zurück gegangen sind, ist der Fels brüchig.
Früher im Winter auch schon mit Ski etwa zum Seelein 2768 und über den Jungpass zurück aufs Brändji.

Ueber den Jungpass gehen wir häufig, auch im Winter, in beiden Richtungen.

Lieber Gruss
Volkher


Kommentar hinzufügen»