Sentiero dei Vanisc und Mascarpino zum Dessert?
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Im obersten Maggiatal zweigt das Val Peccia vom Val Lavizzara ab. Zwischen diesen Tälern ragt rund 1600m eine Bergkette in die Höhe, angeführt vom Pizzo Mascarpino , gefolgt vom Pizzo del Piatto di Röd und weiter zum Pizzo Röd, um schliesslich über dem Lago di Naret wieder jäh abzubrechen. Einsame und schwierige Gegend, einst bis auf 2200m Alpwirtschaft. Heute verlassen. Doch der Weg besteht noch. Teilweise kaum erkennbar schlängelt er sich vom Tal über Alphütten und Alpruinen zum Pass des Sentiero dei Vanisc 2311m hinauf und über die Alp Pisom hinunter nach Piano di Peccia.
Ich plante die Überschreitung des Passes und wenn ich schon mal da oben bin, besuche ich den Pizzo Mascarpino zur Linken, sagte ich mir. Sozusagen als Dessert. Aber weit gefehlt: Der Mascarpino war der Hauptgang und der Pass des Sentiero dei Vanisc der Dessert!
Als Eintagestour kommt nur die Kombination mit Autostellen in Piano di Peccia und zeitaufwendige Rundreise per Postauto nach Mogno Colonia in Frage. Im Ristorante Lavizzara in Sornico warte ich bei Kaffee und Soduko auf den Anschluss nach Mogno (Danke der netten Chauffeuse, welche mir den Tipp gegeben hat. In Peccia hat kein Restaurant offen).
Mogno Colonia: Von der Haltestelle schlendere ich der Strasse nach zurück und suche entlang des hangseitigen Waldes nach dem Weg. Vorerst vergebens. Ein netter Tessiner zeigt mir den Einstieg rechts eines Felsklotzes mit blassem wrw-Zeichen (Che balla, l’Ente Turistico….). Schon einige Höhenmeter weiter oben werden die Wegspuren immer ausgeprägter. Nach 500m zweigt der direkte Weg von Mogno her ein. Ebenfalls markiert. DIES SIND DIE LETZTEN MARKIERUNGEN AUF DEM WEG. 80 m weiter zweigt mein Weg gut sichtbar wie auf der LK im rechten Winkel hangwärts ab. Steil aber effizient. Der gut unterhaltene Buchen/Lärchenwald spendet mir Schatten.
Im kämpfe mich zur Alp des Corte di Casa Nuova 1615m hinauf. Waldlichtung. Unglaubliche Sauerampfernfelder (Friedhofsblumen der vergangenen Alpwirtschaft) umgeben die Hütten, welche teilweise renoviert sind. KEIN WASSER. Hier verzweigen sich die Wege: Einer führt rechts wenig steil nach Corte d’Alpigia und wäre der normale Aufstieg zum Pass. Der Andere führt geradeaus steil den Hang empor. Mein Weg zum Pizzo Mascarpino. Wegen der Überwucherung sind beide Wege schwer auszumachen. Tessinkenner, Bussole (!) und Höhenmesser unabdingbar.
Mit einigem Spürsinn (Wo hätte ich den Weg angelegt?) finde ich dank LK Wegfragmente (Kompass im Einsatz) und erreiche schliesslich grosso modo über Wald/Grasrücken den Pt. 1909, auf welchem ein lieblicher Tümpel einen unübersehbaren Steinmann zu einem Bijou macht. Traumwelt mit schönem Tiefblick ins Lavizzara und den weiten Talkessel der Alp, gesäumt vom Mascarpino und Röd. Hier könnte ich zur Ruine der Alp Corte del Piatto nach rechts hinein queren. Aber der Weg führt mich weiter auf dem inzwischen immer ausgeprägteren Grat (Pt. 2063m). Plötzlich Treppen aus schweren Steinplatten! Auf etwa 2150m weicht dieser dem Felsgrat in die rechte Flanke aus hinein in den oberen Talkessel der Alpe d’Alpigia. Der imposanten Felswand entlang kehre ich zum Grat zurück auf einen Gras-Sattel (etwa 2300m). Steil, jedoch nicht schwierig, zeigt sich der E-Grat. Die Felshöcker können allesamt links umgangen werden.
Noch ein letzter Effort und ich stehe auf dem Pizzo Mascarpino 2450m (T4).Der Petrus meint es gut mit mir. 360° Aussicht. Speziell zu erwähnen sind der Tiefblick ins Val Lavizzara, Val Peccia (Marmorsteinbruch) und ins Val Pertüs, dem Einschnitt des Tome-Sees und die dominanten Pizzo Redorta, Pizzo Zucchero, Poncione die Braga, Basodino. Dahinter die Kulisse der Walliser- und Berneralpen. Einfach fantastisch. Gipfelbuch und eine Mitgliedschaftskasse. Ich lege ein Fünfzigrappenstück ins Fläschchen und trage mich für eine Mitgliedschaft auf 10 Jahre ein (5 Rappen pro Jahr). Ganz wenige Einträge im Gipfelbuch.
Abstieg. Aber wo? Auf dem flachen Gipfelplateau – 15 x 40m – ist nirgends ein Abstiegsweg zu sehen. Da! Zwei Steine markieren ziemlich im Zentrum des Plateaus den „Weg“, welcher Giuseppe Brenna im SAC-Führer beschrieben hat (EB). Aber vom Weg keine Spur. Vorsichtig schaue ich ins Val Cornera hinunter. Gähnende 1300 Höhenmeter bis in den Talboden. T5 können im Abstieg T6 werden, geht mir durch den Kopf. Umkehren? Da! Ein Tritt – ein Absatz – eine Nische – noch ein paar Tritte in die Grasnarbe gestampft. Und der nächste Absatz. Exponiert. Mit allergrösster Vorsicht steige ich auf den kleinen Sattel rechts hinunter. Step by Step. Aufatmen. (T5+) Das Schlimmste ist überstanden. Nun umkurve ich die Felsschüsse des Mascarpino, nach Norden abdrehend. Etwas angenehmer hinunter und unter den Felsen des Pt. 2410 hindurch– ein Felsriegel kann auf Höhe 2280m leicht durchklettert werden (Wegspuren).
Auf dieser Höhe halte ich mich auf einem schwach ausgeprägten Weglein und erreiche unter Umgehung einiger Felsnasen den „falschen Pass“, um danach zum Einschnitt des Sentiero dei Vanisc 2311m (T4) 50 m hinüber zu wechseln (Steinmann und Trockensteinmauer-Relikte). Hier kommt der Weg aus dem weiten Talkessel der Alpe d’Alpigio (Val Lavizzara) herauf und führt die ersten 50 Höhenmeter recht steil ins Val Peccia hinab. Erst jetzt mag ich mein Menü 1 verzehren, als Dessert kein Mascarpone. Den hatte ich ja bereits „geschluckt“. Ausgedehnte Pause. Verharren in Hier und Jetzt. Genuss pur.
Der Weg hinunter nach Masnairöö 2075m (KEIN WASSER) ist logisch, jedoch nicht immer ausgeprägt. Das Gelände ist offen und übersichtlich. Wie schön müssen diese Weiden einst gewesen sein! Langsam tauche ich ins Val Peccia ein, unübersehbar der Steinbruch mit dem weiss glänzenden Marmor. Und welch ein Wunder! 100m vor Pisom ist der Weg „neu erstellt“ worden. Genauer gesagt abgeäzt. Auch die riesigen Sauerampfern-Felder um Pisom können jetzt gut passiert werden. Und dies bis hinunter zur Brücke über den Fiume Peccia. (ERSTES WASSER BEI DER ALP OBERHALB DER BRÜCKE)
Die Schatten werden länger. Das Val Peccia taucht langsam ins Dunkel. Darüber blinzeln die Berge in der Abendsonne mir entgegen: Wann kommst Du das nächste Mal?
Tourengänger:
Seeger

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