Noch zu entdecken: das Glärnischgebiet


Publiziert von PStraub , 9. Juni 2010 um 20:14.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 9 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe   CH-SZ 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus bis Klöntal-Plätz oder Auto bis Parkplatz Glärnischhütte
Kartennummer:1173

Rund die Hälfte der HIKR-Tourenbeschreibungen über das Glärnischgebiet entfällt auf Vrenelisgärtli und Vorder Glärnisch. Dabei bietet die Region wenig bekannte Routen und Gipfel, bei denen kein Wunsch offen bleibt.
Einer davon ist der Mittler Gassenstock. Der besteht aus drei praktisch gleich hohen Türmen. Um den Streitereien um die wenigen Sitzplätze ein Ende zu bereiten, hat der Verkehrsverein zwischen zweien einen riesigen Steinblock eingesetzt. Seither ist Ruhe ..
Das mit dem Verkehrsverein ist natürlich Unsinn, aber der Block ist da - und kann schon von Käseren aus gesehen werden.

Ich habe mir heute vorgenommen, dem Vorder und dem Mittler Gassenstock einen Besuch abzustatten. Die Gassenstöcke sind eigentlich der Nordgrat des Bös Fulen, der vom Sattel hinter dem einfach besteigbaren Hinter Gassenstock über die "Kubli-Route" bestiegen werden kann.
Als "Gassen" bezeichnet man (anscheinend) die an diesem Grat vertikal stehenden Gesteinsschichten.

Bisher bin ich immer von der Zeinenmatt aufgestiegen, darum habe ich diesmal die Alternative via Däckloch gewählt. Das ist zwar etwas weiter, aber - wie sich herausgestellt hat - weit angenehmer: Gras und Blumen, statt endlose (und eher locker geschichtete) Geröllhalden.
Der Anmarsch ab dem Klöntal ist weit, ein Transport oder nur schon ein Bike machen Sinn. Bis zur (hinteren) Dräcklochfurggel sind es schon über 1300 Meter.
Bei der "Hinteren Dräcklochfurggel" beginnt der Einstieg. Man muss auf der Zeinenmatt-Seite (deutlich unterhalb der "Passhöhe") auf einem knappen Band ungefähr horizontal in die Wand traversieren. Entweder man folgt dem Band bis zu einer offenen Fläche oder man steigt schon vorher durch ein gut gestuftes Couloir auf. Im ersten Fall erreicht man den Grat unter dem Gipfelaufbau von rechts (= Osten), sonst von links (= Westen). Ich habe schon beides gemacht, die linke Variante ist etwas steiler, dafür direkter.
Vom Grat unter dem Gipfelaufbau gehts durch den "Schlitz" auf die Grathöhe, dann heisst es Klettern.
Nur wer einen guten IV-er rund 20 m frei klettern kann, kommt ohne "Schlosserei" durch. Der Abstieg ist einfacher, ich hatte bei der Erschliessung oben und unten je einen Haken gesetzt, vom oberen kann man sich hinunter seilen.

Um von hier zum Vorder Gassenstock zu kommen, muss man praktisch bis zur Zeinenmatt absteigen. Eine Querverbindung wurde meines Wissens noch nie probiert - und wenn schon würde man das von Norden (= unten) angehen. Dieser Abstieg war dank perfekten Trittschnee geschenkt. Fast 300 Meter in wenigen Minuten: nur Fliegen ist schöner.
Ab hier wieder hinauf zur (Vorderen) Dräcklochfurggel. Das ist zuoberst doch recht steil. Wieder muss für den Einstieg einem Band gefolgt werden. Das beginnt als grauer Schiefer oben bei der Furggel und wird beim Einstieg recht angenehm begehbar. Diesem Band folgen, bis man rechts oben ein markantes Hörnchen am Grat sieht. Der Stein auf dem Grat ("Horn" auf dem Foto, dort zwar unsichtbar) markiert den Einstieg zum Schlussaufschwung. Zugang, Hörnchen und Schlusshang sind auf der Aufnahme "Vorder Gassenstock vom Mittler Gassenstock aus" gut zu erkennen. 
Ab dort ist die mittlere Steigung gemäss Karte 2:1, was rund 63° entspricht. Keine Bange, das ist die mittlere Steigung, manchmal ist auch mehr ;-)

Zusammenfassend: Beides sind Touren für den wirklich anspruchsvollen Berggänger. Es muss also nicht immer das Vreneli sein.

Das bekommt übrigens in den nächsten Tagen - und das ist im Gegensatz zum Stein vom Verkehrsverein kein Witz - zur Feier der neuen Glarner Gemeinden eine Steinbank spendiert.
Oder genauer: Die Zürcher bekommen die Bank dort oben von den Glarnern spendiert. Damit die Zürcher neben allen andern doch auch eine wirklich solide Bank haben ..



Tourengänger: PStraub


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Kommentare (1)


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Nicole hat gesagt: Danke...
Gesendet am 10. Juni 2010 um 13:48
für diese Glärnischvarianten mit perfekter Routenbeschreibung in den Bildern - echt toll!

LG Nicole


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