Wiggis durch „Täli“ und Überschreitung zum Schijen


Publiziert von Delta Pro , 29. Mai 2010 um 19:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:29 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2060 m

Eine spannende und abwechslungsreiche Tour über dem Klöntal bei nassen Bedingungen
 
Eigentlich war mein Plan über das Schnüerli zum Rautispitz aufsteigen. In letzter Minute erblickte ich aber 3614adrians Bericht über das Nicht-Auffinden dieser Route. So disponierte ich schnell auf die zweite, gemäss Führer einfachere Alpin-Route in der Südostflanke des Wiggis um, das sogenannte Täli. Die Route ist mit T5 bewertet und tönt trotz dem kurzen Beschrieb spannend. Das ist der Aufstieg in der Tat! Ganz unpassend zur Bezeichnung „Täli“ arbeitet man sich durch eine Abfolge von mehreren Bändern eine eindrückliche Wand hinauf – eine Linie, bei der das Herz des Alpin-Wanderers höher schlägt. Bei trockenen Bedingungen ist der Aufstieg allerdings noch empfehlenswerter!
 
Das zweite Kernstück der Tour ist der fast drei Kilometer lange Verbindungsgrat zwischen dem Wiggis und dem Schijen. Ich hatte mich schon ab und zu gewundert, weshalb ich ein solches Bijoux von einem Voralpen-Grat bisher noch nie unter die Füsse genommen hatte! Letzten Herbst haben’s andere Hikrs vorgemacht (siehe z.B. hier oder dort). Somit hatte ich nur noch den Spuren der Vorgänger zu folgen – worum ich wegen des teils stockdichten Nebels auf dem Grat auch froh war. Der Grat ist es wahres Bijoux der Ostschweizer Voralpen: Er bietet ein abwechslungsreiches Grat-Erlebnis mit einigen Stellen im T6-Bereich, grösstenteils jedoch zwischen T4 und T5.
 
Wiggis durchs „Täli“ (T6-)
Start um 9.00 am Klöntalersee. Aufstieg über Pauliberg und auf einem schönen Single-Trail-Weglein durch die plitschnassen Wiesen gegen die Planggen unterhalb der Gumenwand. Der Weg ist mit Liebe gepflegt. In einem steileren Bereich im Wald hat man sogar Fixseile angebracht und ein neuer Brunnen steht bereit, um den Durst zu löschen – das hatte ich nötig, denn das schwüle Wetter brachte mich kräftig ins Schwitzen. Vorbei an mehreren traumhaft gelegenen Ferienhüttchen und über zwei kleine Pässe nach Mittler Staffel. Von hier führt ein Wanderweg direkt auf den Wiggis. Ich quere aber unterhalb der Felswände horizontal bis unter das Täli. Die Grashänge sind teils recht steil (T5). Am besten bleibt man nicht ganz oben an der Wand.
Steht man unter der Wand, die ins Täli führt ist die Aufstiegsroute alles andere als logisch. Auch die Beschreibung im Führer bringt nicht besonders viel Aufklärung. Man steigt etwas links der Mitte des Kessels ein und arbeitet sich über Schrofen auf das erste Band hoch (T5). Dann quert man den ganzen Kessel nach rechts. Eine felsige Stelle des Bandes ist ausgesetzt. Sobald wie möglich quert man nach links hinauf und gelangt exponiert in eine schwach ausgeprägte Rinne, durch die man das zweite Band erreicht (T6-, bei trockenen Bedingungen evtl. etwas einfacher). Auf diesem Band traversiert man ein zweites Mal des ganzen Kessel, diesmal nach links. Schliesslich kann man über guten Kalk auf das dritte Band klettern und folgt diesem weiter nach links (jetzt klare Wegspuren). Hinter einem Eck erblickt man die „Nägel“, eine Stahlseil-gesicherte Passage, die durch die oberste Felsstufe leitet. Nachher quert das Weglein wieder in die Mitte des Kessel, nach einer letzten Kraxelstelle steht man dann im „Täli“. Ich verlasse dieses aber bald wieder und steige durch eine breite, steile Grasrinne nach rechts direkt zum Südgrat des Wiggis hinauf. Diesem folge ich einfach bis zum Gipfel (T4+).
 
Wiggis – Schijen (T6)
Man überwindet auf der Traverse zwischen den beiden Gipfeln eine beträchtliche Höhendifferenz von fast 500m. Zusammen mit der Distanz und den verschiedenen Kraxelpassagen ergibt das einigen Zeitaufwand. Ich war mit zügiger Gehweise nach gut anderthalb Stunden auf dem Schijen.
Vom Wiggis Abstieg zuerst auf dem Wanderweg. Schöne Kraxelei auf P 2260. Herzstück der Traverse sind die eindrücklichen Plattenfluchten zwischen den beiden P 2233. Man quert absteigend direkt durch die Platten. Risse geben recht guten Halt. Die Felsstufe jenseits der Platten wird an geeigneter Stelle erklettert (II) und man quert in steilem Gelände links aufwärts. Dann weiter durch steiles Schrofengelände (T6) und am Schluss über einen luftigen Grat zum westlichen P 2233. Über den Gumenstock (Gipfelbuch) und auf den Chli Gumen (T4-T5). Folgt man vom Chli Gumen dem Grat bemerkt man – auch bei 10m Sicht im Nebel, wie bei mir – dass es kein Weiterkommen gibt. Ich steige vom Gratabbruch direkt durch die sehr steile, nasse, aber gut gestufte Südflanke ab, muss mich am Schluss aber mit einem Sprung ins Schneefeld retten. Eine etwas grosszügigere Umgehung würde wahrscheinlich Sinn machen.
Den Schlussaufstieg auf den Schijen fand ich genial! Man erklettert in steilem, gestuftem Gras mehrere Aufschwünge, bis auf die ersten zwei alle direkt an der Gratkante. Der Grat hatte etwas Mystisches. Ich dichten Nebel hatte man keine Ahnung, wo es hinging. Eine Gruppe von ca. 15 jungen Steinböcken schickten dauernd ihre Schmährufe auf mich hinab, um über der nächsten Stufe ihre Stellung zu beziehen, sobald ich wieder etwas weiter hochgeklettert war. Insgesamt gebe ich dem Schijen Ost-Grat ein T6.
Abstieg durch steile Wiesen (leider kaum mit verwertbaren Schneefeldern) nach Dejen, über einen kleinen Pass und zum Klöntaler See. Dort traf ich eine Minute vor dem grossen Regen ein.

Tourengänger: Delta
Communities: T6


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»