Gross Grünhorn (4044m)


Publiziert von kleopatra , 27. Mai 2010 um 23:06.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:22 Mai 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Eggishorn - Konkrodiahütte - Gross Grünhorn - Tälligrat - Fiescheralp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Bahn nach Fiesch
Unterkunftmöglichkeiten:Konkordiahütte alternativ Hollandiahütte oder Finsteraarhornhütte
Kartennummer:264S - Jungfrau

Nach den vielen verregneten Wochenenden war die Vorfreude auf das Gross Grünhorn, welches wir letztes Jahr leider nicht mehr schafften, rieisig. Wir reisten mit Zug nach Fiesch und liessen uns dann von der Bahn auf die Fiescheralp und von dort weiter aufs Eggishorn schaukeln (die Bahn hatte für das Pfingstwochenende ihre Revisionsarbeiten netterweise unterbrochen). Der sehr freundliche Gondelbegleiter aufs Eggishorn riet uns, direkt vom Eggishorn auf den Tälligrat abzufahren, anstatt die auf der Skitourenkarte eingezeichnete Schlaufe zu drehen. Er begleitete uns sogar noch zur Einfahrt in das Nordost-Couloir, welches wir nach kurzem Inspizieren als fahrbar befanden. Durch dieses erreichten wir ohne Gegenanstieg und ca. 1h Zeitersparnis den Tälligrat, eine wahrlich super Empfehlung des netten Herrn, besten Dank nochmals!

Von dort fuhren wir zur Gletscherstube ab und dann direkt auf den Gletscher (nicht wie auf der Karte eingezeichnet dem Felsweg folgen - dieser führt in eine Schnee-Schuttrinne mit unklarem Ende). Hier gibt es meherer Möglichkeiten: entweder - wie wir - zuerst in die Gletschermitte und dann gerade aufwärts, oder auf einem der Eisrücken Richtung Gletschermitte traversieren. Ja und dann hatte wir ein déjà vu, denn wie letztes Jahr, gingen und gingen und gingen wir und hatten trotzdem das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Die Dimensionen dieses Gletschers sind einfach immer wieder unfassbar! Auch wenn es uns nicht so vorkam, so kamen wir doch recht rasch vorwärts und waren nach 4h auf der Konkordiahütte (inkl. der lästigen Stufen dort hinauf).

Die Organisation des Frühstücks auf der Hütte war beeindruckend, alle 30 Minuten eine Schicht, wodurch nie Gedränge entstand. Wir waren um 4 Uhr 'dran' und wackelten 45 Minunten später die Treppen zum Gletscher hinunter. Dort bogen wir nach dem Grünegghorn rechts am Felsen haltend aufs Ewigschneefeld ab und folgten dem rechten Gletscherrand, bis wir den markanten Sporn, der vom Gross Grünhorn herunterzieht erreichten. Von dort folgten wir dem Wegverlauf, der bereits von Bombo super beschrieben wurde (siehe hier). Beim Skideport stieg leider vor uns eine grössere Gruppe mit Bergführer ein und so verbrachten wir viel  Zeit mit Wartem, während dieser an der ersten schwierigeren Stelle ein Seilgeländer einrichtete. Nach dieser Stelle geht es teils recht luftig über den Grat bis zu einer Steinplatte, die für meine Verhältnisse etwas zu hoch und zu verschneit war, sodass ich hier nur mithilfe von muellx-Seilzug wie eine Raupe über diesen raufkroch (Gott sei Dank gibt es davon keine Fotos).  Bald war der Gipfel erreicht und wir genossen das unglaubliche Panorama (steht man doch hier so zentral wie auf keinem anderen Berg im Jungfraugebiet). Für den Abstieg wählten wir die Diretissima durch die NSW-Flanke (die auch von zwei Skifahrern befahren wurde - der Genussfaktor sei hier allerdings mehr als fragwürdig). Dies ging wesentlich zügiger und entspannter als über den Grat. Am Fuss traversierten wir zurück zum Skidepot, wobei ich hier das erste mal das unangenehme Gefühl kennen lernen durfte, mit einem Bein in der Luft im Bergschrund zu baumeln.

Die Abfahrt war im oberen Teil noch recht hart und windgepresst, veränderte sich aber nach unten hin zur perfekten Firnabfahrt und dann ... jeder, der die Konkordiahütte kennt weiss, dass nun nochmals die 400 oder so Treppen zu überwinden sind, uff.

Da wir dieses Jahr nicht gerade in Bestform sind, bevorzugten wir die wahrscheinlich gemütlichste Variante des Abstiegs nämlich am nächsten Tag über den gefrorenen Aletschgletscher zu brettern und über den Tälligrat wieder zur Fiescheralp zu gelangen. Hier sie noch erwähnt, dass die Querung unter dem Eggishorn bereits um 10 Uhr von der Sonne dermassen aufgeweicht war, dass man mit den Schi knietief versank.

Fazit:
Das Gross Grühnhorn ist ein toller nicht so extrem überlaufener Berg, mit einem sehr abwechslungsreichen Aufstieg und unglaublicher Aussicht. Einzig der Grat kann unserer Meinung nach bzgl. Qualität der Kletterei nicht mit dem Finsteraarhorn mithalten. Der Übergang über das Grünegghorn wurde trotz bester Bedingungen nicht vollständig durchgeführt, sondern über dem Eisbruch abgekürzt. Scheinbar gibt es hier zu grosse Schwierigkeiten und so zogen wir diesen als Abstieg auch nicht weiter in Betracht.

Tourengänger: kleopatra, Muellix


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

WS II
26 Jul 12
Grosses Grünhorn 4043.5m · Freeman
WS+ II ZS
II ZS
15 Apr 07
Gross Grünhorn 4044m · Cyrill
T2 ZS- III
25 Jul 13
Mönch & Gross Grünhorn · Merida
WS II ZS-
17 Apr 10
Gross Grünhorn 4044m · Bombo
ZS- II
ZS
18 Apr 09
Gross Grünhorn 4044 m · chamuotsch

Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2010 um 00:30
Gratuliere Euch zu dieser - auch aus meiner Sicht - wahrhaftig traumhaften Tour - Zu unrecht schenkt man dem Gross Grünhorn zuwenig Beachtung - vielleicht ist es auch besser so, denn dadurch steht man auf einem der schönsten Aussichts-4000er im Jungfraugebiet und hat seine absolute Ruhe.

Lg, Bombo

Gelöschter Kommentar

kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2010 um 12:15
Danke Euch beiden. Stimmt, wenn man Gross Grünhorn erwähnt, so findet man meist nur ein grosses Fragezeichen im Gesicht des Gegenübers. Kennt ihr eigentlich noch ähnliche 'einsamere' 4000er?

Bombo hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2010 um 19:00
Täschhorn, Ulrichshorn, ... gibt wahrsch. schon noch den einen oder anderen, welcher nicht die allerhöchste Publizität geniesst...

Bombo hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Mai 2010 um 15:19
Mit dem Ulrichshorn hab ich jedoch meine Erfoderung an einen 4000er nicht erfüllt und alleine ist man dort auch eher nicht - habe mich mit diesem Gipfel geiirt (meinte mehr das Dirruhorn) :-)

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2010 um 19:08
An den Breithornzwillingen ist man mit Ski oder Schneschuhen auch garantiert allein. Wir konnten damals sogar selbst spuren ;-)

kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Mai 2010 um 15:18
Danke Euch für die Tips!

Bombo hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2010 um 18:59
Kleine Einsprache, um kein falsches Bild zu vermitteln: Logistisch gesehen mögen der Mönch und die Jungfrau vielleicht einfacher zu bewältigen sein, technisch gesehen birgt die Jungfrau aus meiner Sicht aber klar höhere Risiken als das Gross Grünhorn. Auch der Mönch darf nicht unterschätzt werden - der scharfe Grat sowie die oftmals starken Windböen am Grat haben wohl schon oft dem einen oder anderen ein Staunen ins Gesicht gezaubert. Gross Grünhorn ist meiner Meinung nach von den 3 Gipfeln der "einfachste" - skitechnisch gesehen dafür aber sicher nicht der ungefährlichste, da doch die eine oder andere Spaltenbrücke überquert werden muss.

kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Mai 2010 um 15:20
Simmt, auch Jungfrau und Mönch sind nicht zu unterschätzen, wobei ich subjektiv den Mönch trotz Spurarbeit technisch am einfachsten empfand.


Kommentar hinzufügen»