Gletscher Ducan 3020m & Älplihorn 3006m


Published by Bombo , 3 April 2010, 11h48.

Region: World » Switzerland » Grisons » Davos
Date of the hike: 2 April 2010
Ski grading: AD
Waypoints:
Geo-Tags: CH-GR 
Time: 9:15
Height gain: 2250 m 7380 ft.
Height loss: 2250 m 7380 ft.
Route:Monstein - Fanezfurgga - Gletscher Ducan - Abfahrt bis zum Ducanbach - Fanezfurgga - Bärentälli - Mitteltälligrat - Alplihorn - Mitteltälli - Fanedmeder - Monstein
Access to start point:Davos oder Tiefenkastel - Monstein - Parkplätze am Ende des Dorfes (angeschrieben, kostenlos), inkl. Toi-Toi-Toilette
Accommodation:Hotel Ducan
Maps:LK 1:50'000, Bl 258 S "Bergün"

One Day in Paradise - Saisonhighlite 09/10


Zugeben, bei diesen Bedingungen (Achtung: SLF "erheblich!") über den ganzen Tag hinweg neigt man dazu, der ganzen Welt zu sagen: "Ihr habt was verpasst!" Doch so soll jeder sein Ding machen - ich für mein Teil hab auf alle Fälle wahrscheinlich DIE Saisontour überhaupt erleben dürfen. So perfekten Pulver, bei traumhaftem Wetter und nur sehr wenig weiteren Skitourengehern habe ich selten erlebt. Zu Recht gelten die Touren auf den Gletscher Ducan 3020 und das Älplihorn 3006m als Bündner-Frühlings-Klassiker.


Aufstieg Monstein - Gletscher Ducan 3020m


Start um 06.55 Uhr bei Monstein 1626m und via Fanezmeder (bis hier hatte ich noch einen Vorspurer, ab dann spurte ich die gesamte Ducan-Tour bei Neuschnee zwischen 30cm und 50cm - sehr energieraubend! - alleine), Fanezfurgga 2580m , Ducanfurgga 2667m auf den Ducangletscher und weiter zum steilen Gipfelhang, welcher heute hart an der Grenze des machbaren ("erheblich") war.

Vom Skidepot, wenig unterhalb des markanten Felsen, geht's dann zu Fuss weiter (ohne Steigeisen, ohne Pickel). Den Felsen umging ich sehr einfach links (die Führerliteratur schlägt rechts vor, was mir aber zu gefährlich erscheint) und wo ich dann den Grat, welcher sich in wenigen Metern zum Gipfel zieht, erreichte, staunte ich nicht schlecht, als ich bei jedem Schritt bis brusttief einsank. So was hab ich überhaupt noch nie erlebt und die Wühlerei in diesen letzten Metern gaben dieser Tour definitiv den alpinien Charakter. Ca. 10 Meter vor dem Gipfel liess dann aber die Schneedeckenspannung von sich hören - ein lauter Knall brachte mein Blut in den Adern wohl für ein paar Sekunden zum erstarren... Für mich war's ein Zeichen, dass hier die Tour fertig ist - das Glück wollte es aber, dass mittlerweilen eine weitere Aufsteiger-Gruppe eingetroffen ist und einer von denen hat dann die letzten Meter zum Gipfel des Gletscher Ducan 3020m noch fertig gespurt. Wo dann natürlich diese Spur gelegen war, ging auch ich nochmals hoch und genoss das phänomenale Panorama in allen erdenklichen Himmelsrichtungen. Vorallem der Kesch wie auch der Ela haben's mir angetan - unglaublich, wie diese Gipfel markant das Gebiet markieren.

Während dem ganzen Aufstieg freute ich mich, als erster den absolut unverspurten Ducangletscher befahren zu dürfen. Leider aber haben zwei Tourengeher auf den Gipfel verzichtet und noch während ich auf dem Gipfel stand, den Gletscher "eingefahren". Tja, first comes, first serves... Wenigstens konnte ich später von einem der beiden wieder von seiner Aufstiegsspur zur Fanezfurgga und die Traverse Richtung Älplihorn profitieren - eine Hand wäscht bekanntlich die andere.


Abfahrt Gletscher Ducan 3020m - Ducanbach (plus Gegenanstieg Fanezfurgga)

Über den steilen Gipfelhang, welcher heute keine zusätzlichen Belastungen wie Stürze etc. vertragen hätte, fuhr ich dort schon bereits in knietiefem Pulver auf den Ducangletscher hinunter. Und hier begann wortwörtlich das absolute Abfahrtseldorado! Bessere Bedingungen kann's gar nicht mehr geben, mit Ausnahme der zwei vor mir hinuntergefahrenen Tourengeher unverspurtes Gelände, Pulver in Hülle und Fülle - und dies alles in aller Einsamkeit und bei Traumwetter. Wenn man bei solchen Bedingungen von der Realisierung eines Traumes spricht, dann ist dies garantiert nicht übertrieben.

Ein Fehler unterlief mir jedoch, als ich in diesem Abfahrtsrausch, oberhalb P. 2575 zu wenig rechts hielt und plötzlich vor der steil abfallenden Felskante stand. Problematisch war vorallem, dass ich nicht hinunter sehen konnte und so auch nicht wusste, ob's irgendeine Möglichkeit gibt, via Steil-Couloir oder ähnlichem hinunterzukommen. Der Blick auf die 50'000er-Skitourenkarte half auch nicht weiter, also gab's nur eines, die Felle wieder drauf und ein paar Meter hoch zu den Spuren der anderen beiden Abfahrer, welche bereits am Ostfuss von P. 2390 sich für den Wiederaufstieg bereit machten. Deshalb wichtig: Entweder man bleibt von anfang an ganz links (Endziel dann ca. 2500m) oder aber man umfährt P. 2575 frühzeitig rechts und bleibt anfänglich mehr oder weniger am Fusse des Nordwest-Ausläufers des Chlein Ducan.

Wieder im richtigen Gelände ging's mit stiebenden Pulver gleich weiter - unterhalb des Chlein Ducan gibt's nochmals ein perfekter langer und gleichmässig steilen Hang, welchen man keineswegs auslassen sollte. Die ganze Abfahrt endet wie oben erwähnt östlich von P. 2390 (es liegt dort noch ein einsamer grosser Stein im Schnee, ähnlich wie ein Gletschertisch, ca. 2280m,). Der Preis für diese traumhafte Abfahrt ist nun der Gegenanstieg zur Fanezfurgga 2580m (via P.2513), welcher die sonst schon übersäuerten Beine nochmals qualvoll leiden lässt...


Aufstieg Fanezfurgga - Älplihorn 3006m

Von der Fanezfurgga 2580m traversierte ich in bereits gelegter Spur ins Bärentälli, anschliessend Aufstieg über den steilen Südhang auf den Mitteltälligrat und von da wieder gemächlicher dem Grat entlang bis kurz vor dem Gipfel des Älplihorn 3006m, welchen ich dann mit aufgebundenen Skis um 14.45 Uhr erreicht habe. Die Sonne brannte mit voller Kraft, der Himmel konnte blauer nicht mehr sein - erneut ein perfektes Gipfelgefühl. Hier traf ich dann Reiner, einer von den beiden vor mir abfahrenden Tourengeher auf dem Ducangletscher, welcher dann aber den gesamten Gegenanstieg zur Fanezfurgga und die Traverse ins Bärentälli gespurt hat. Zusammen genossen wir die absolute Gipfelruhe und es war nur die fortgeschrittene Zeit, welche uns zum Verlassen dieses wohl schönsten Aussichtspunktes in dieser Gegend gezwungen hat.


Abfahrt Älplihorn 3006m - Monstein

"Kostproben" auf dem Gipfel von Schnee in der Westflanke (richtung Mitteltälli) liessen das Herz nochmals schneller schlagen - trotz Tageserwärmung schien diese noch keine negativen Spuren auf die Schneequalität hinterlassen zu haben. Die ersten paar Meter der Gipfelflanke noch vorsichtig (nicht wegen der Steilheit sondern wegen den zahlreich versteckten Steinen), bevor's dann erneut in das Abfahrts-Eldorado Nr. 2 ging. Die Abfahrt über die steilen Westhänge ins Mitteltälli war wie schon beim Ducangletscher mit schönstem Pulver garniert, dazu enorm viel Platz für eigene Spuren, wolkenloser Himmel mit einem so dunklen Blau, wie man es eben nur im Frühling elebt. Die Wadenmuskeln schrien förmlich nach einem Ende der Tour, doch heisst's von Fanezmeder nochmals Konzentration bis nach Oberalp 1913m, denn dieser Abschnitt führt meist auf dem schmalen Aufstiegsweg und jeder Stemmbogen ist eine Tortur für die Beine... Von Oberalp dann wieder in weitem Gelände auf der Aufstiegsstrecke nach Monstein 1626m, die letzten Meter wegen Schneemangel die Skis noch tragend. Die obligate Einkehr im Restaurant mit Sonnenterrasse durfte natürlich nicht fehlen und rundete diesen schlichtweg perfekten Tourentag ab.


Fazit:

Mit 2250 Höhenmeter (dazu noch ein grosser Teil selber gespurt) eine meiner anstrengendsten Touren, welche selbstverständlich auch in 2 einzelne Touren aufgeteilt hätte werden können. Die Tour sollte unbedingt bei Neuschnee und vertretbaren Lawinenbedingungen vorgenommen werden - ebenso muss der Tageserwärmung und Spuranlage in den Südhängen Beachtung geschenkt werden.

Der Gipfelhang auf den Gletscher Ducan war ein eher riskanteres Manöver und sollte grundsätzlich bei "erheblich" nicht bestiegen werden.


Mit den Abfahrten über den Ducangletscher wie auch ins Mitteltälli vom Älplihorn gehören diese Touren mit Abstand zu den schönsten, welche ich je erlebt habe.


Tour im Alleingang (ab Älplihorn zusammen mit Reiner)


Start: 06.55 Uhr
Gletscher Ducan: 10.55Uhr
Ducanbach: 12.05 Uhr
Fanezfurgga: ca. 13.05 Uhr
Älplihorn: 14.45 Uhr
Monstein: 16.05 Uhr


SLF: "Erheblich"




Route Nr. 521a (Gletscher Ducan) - Graubünden Süd - Vital Eggenberger
Route Nr. 518a (Älplihorn) - Graubünden Süd - Vital Eggenberger



Hike partners: Bombo


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Comments (7)


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Linard03 says: Gratulation ...
Sent 3 April 2010, 17h05
... zu dieser grossartigen Tour! Eindrücklicher Bericht sowie tolle Fotos, welche so richtig "gluschtig" machen ...

Gruss, Linard03

Bombo says: RE:Gratulation ...
Sent 3 April 2010, 17h15
Danke Dir - musste dafür heute auf eine weitere Tour verzichten und die Beine hochlagern :-)

Gruess
Bombo

Dolmar says: Alle Achtung
Sent 3 April 2010, 20h29
Tolle Eindrücke/Bilder, sowie Bericht von deiner Tour, du mußt
ja eine Mortz Kuttel haben, ich würde sagen Hammer Energieleistung

Gruß Dolmar

Bombo says:
Sent 3 April 2010, 23h36
Die beiden Kommentare betreffend herrschender Lawinengefahr, Ueberschreitung der Risiken und mangelndes Risikomanagement meinerseits habe ich gelöscht und mit den Verfassern direkt Kontakt aufgenommen. Gelöscht nicht deshalb, um "negative" Kommentare einfach fernzuhalten, sondern mehr, weil es zu Folgediskussionen führen könnte, welche nicht öffentlich, sondern direkt geführt werden sollten. Ich bitte um Verständnis.

Sent 3 April 2010, 23h47
War nun auch schon drei Mal mit dem Ski auf dem Ducan, aber es doch einige heikle Stellen drin. Bei "Erheblich" halte ich ebenso wie die Schreiber der nun gelöschten Kommentare v.a. den steilen Schlusshang eher für ein riskantes Unterfangen. Naja, oft gehen so heikle Touren gut, aber ab und zu eben auch nicht...

Noch viele unfallfreie Touren dir - take care,

Martin

Bombo says: RE:
Sent 3 April 2010, 23h54
Ich hab im "Fazit" jetzt noch eine Bemerkung reingeschrieben, dass dieser Aufstieg eher riskant war und nicht zur Nachahmung empfohlen werden kann.

Danke auch Dir für die kritische Betrachtung. Gruss
D.

Bergtiger says: Lawinengefahr
Sent 4 April 2010, 09h15
Vorab einmal Glückwunsch zu Deinem gelungenen Tag.
Wir waren ebenfalls in einem etwas zahmeren Gebiet unterwegs und war einfach prächtig.
Denke es ist nicht wegzudenken, das die Lawinengefahr hoch war und Bombo persönlich ein sehr hohes Risiko einging.
Da er jedoch nur sich selbst gefährdete ist es wohl alleine sein Problem, dieses Risiko einzugehen und tragen.zu wollen.
Gruess Adrian


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