Hikr's High auf der Beichle


Publiziert von TomClancy , 4. Januar 2010 um 22:52.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum: 3 Januar 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-LU 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1058 m
Abstieg: 698 m
Strecke:Flühli, Schintmoos - Pt. 1085 - Pt. 1219 - Pt. 1362 Widenberg - Pt. 1502 Unter Schwarzenberg - Beichle - Pt 1661 - Pt 1459 Hofarneli - Parkplatz bei der Ober Chrümpelhütte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto nach cff logo Flühli, Schintmoos
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem PW von Willy ab der Chrümpelhütte zum Bahnhof Escholzmatt. Mit der SBB von cff logo Escholzmatt nach Hause.

WOW, was für ein Tag! Endlich stimmt wieder einmal alles: 25 cm Pulverschnee, klirrende Kälte bei stahlblauem Himmel, Sonne, Einsamkeit, Wildbeobachtungen, Bergkameradschaft, Gipfelerfolg,  mein Herz hüpft auch 24 Stunden nach der Rückkehr, wenn ich an den Ausflug auf die Beichle denke.

 

Am Morgen früh führt mich mein Weg nach Luzern. Ich habe 45 Minuten Aufenthalt und nutze diese für einen Spaziergang am See mit einem Blick auf die Rigi. Mit dem Regioexpress fahre ich bis Schüpfheim. Eine muntere Schar ergiesst sich in die vier bereitstehenden Postautos. Wir reihen uns in die endlose Kolonne der PW, die nach Sörenberg fahren. Im Schintmoos bin ich der erste der aussteigt. Die eisige Kälte raubt mir für einen Moment beinahe den Atem. Mit einer gewissen Erleichterung lasse ich die Karawane weiterziehen und freue mich an der vor mir liegenden Einsamkeit. Der Schnee knarrt unter meinen Schuhsohlen und ich folge fürs erste der Strasse, weil sie in der Sonne liegt und ich mich so etwas einlaufen kann. Nach einigen Kehren verlasse ich die Strasse und folge ab nun dem Wanderweg oder den verschneiten Alpstrassen.

 

Ab jetzt treffe ich bis zum Gipfel keine Menschenseele mehr an. Ich lege meine Spur ins unberührte Gelände. Ich bin hin- und hergerissen: ich könnte einerseits jauchzen vor Freude und bin anderseits tief ergriffen ob der Schönheit der Natur! Der Weg führt über verschneite Wiesen und durch Wälder. Auf abenteuerlichem Steg überquere ich den Falken- und den Hellschwandbach. Nach einigen Kehren auf einer Alpstrasse gelange ich zum Gehöft Widenberg auf 1362 Metern. Zeit eine kurze Verschnauf- und Verpflegungspause zu machen sowie die fällige Tenüerleichterung vorzunehmen. Ich kann von hier auch ein Rudel Gämsen beobachten, das mich aufmerksam mustert. Eine Banane später breche ich auf. Im gleichmässigen Tritt geht es der Strasse entlang bis zur Alp Unter-Schwarzenberg auf 1502 Metern. Ab hier ist fertig lustig. Die alte Dampfmaschine kommt ins Schnaufen und Keuchen, denn jetzt geht es effektiv auf rotweissem Weg über Stock und Stein bergan. Vor Ober- Schwarzenberg verlasse ich den Wanderweg und nehme die Diretissima auf den Gipfelgrat zu. Abwechselnd folge ich einer Gämsspur oder den Schwüngen eines Snowboarders der den Hang bereits in der anderen Richtung genossen hat. Knapp vier Stunden Spurarbeit fordern nun ihren Tribut. Da je nach Steilheit des Geländes auf zwei Schritte vorwärts einer zurück kommt, lege ich im Endspurt einige Pausen ein, die ich nutze um das Wetter und das Panorama zu geniessen. Auf dem Grat angelangt, trennen mich nur noch einige Schritte vom Gipfel. Drei Entlebucher Burschen sind bereits oben und geniessen Wurst, Suppe und Brot und auch ich genehmige mir nach dem obligaten Tenüwechsel ein kleines Mittagessen aus dem Thermoskrug.

 

Der Rund- und Tiefblick ist überwältigend. Am Horizont sehe ich das eben erst besuchte Balmfluehchöpfli und den Weissenstein, die ganze Jurakette, den Napf bis hinüber zum Stockhorn. Die Schrattenfluh und der Hohgant grüssen ebenfalls herüber.  Nach einer ausgiebigen Rast breche ich auf. Mein Ziel ist Escholzmatt. Ich habe geplant, über Herbrig Richtung Zigerhütte abzusteigen. Auf dem Grat kommt mir ein Schneeschuhläufer entgegen. Da er einheimisch aussieht (für so was habe ich einen Riecher!) frage ich ihn kurz nach dem Woher und Wohin. Als ich ihm meine Pläne verrate sagt er spontan: „Das chasch ned mache, das esch gföhrlech. Ech ha mis Auto witer onde, chasch met mer cho!“ Natürlich sträube ich mich gegen diese Fürsorge. Ich will ja keinem seinen wohl verdienten Gipfelerfolg verwehren. Aber Willy, so heisst mein neuer Begleiter, meint trocken, er sei schon oft hier oben gewesen, und er werde es auch noch oft sein und so werde es auf dieses eine Mal nicht ankommen…

Da ich den Rat von erfahrenen, einheimischen Berggängern noch immer angenommen habe, fällt es mir leicht, den Rest der Tour in Gesellschaft von Willy zu absolvieren. Im Lauf des Abstiegs erfahre ich so viel Wissenswertes und geniessen den Marsch ohne mir Gedanken über den Wegverlauf machen zu müssen. So nebenbei erfahre ich, dass mein Bergkamerad 75 Jahre alt ist! Schnell legen wir den Weg bis zur Ober Chrümpelhütte zurück. Dort hat Willy seinen Subaru parkiert, er chauffiert mich bis zum Bahnhof Escholzmatt. Selbstverständlich lassen wir es uns aber nicht nehmen, im „Alpenrösli“ noch ein Kaffee fertig zu geniessen.

 

Ein Supertag mit allem, was das Schneeschuhlaufen so toll macht!     


Tourengänger: TomClancy
Communities: Schneeschuhtouren


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Kommentare (4)


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Seeger hat gesagt: Dein Schreibstil...
Gesendet am 4. Januar 2010 um 23:28
...ist einfach toll! Schon beim ersten Abschnitt "hatt's mich reingezogen".
Und Du gibst alles und sogar jedermann einen Namen oder ein Gesicht. Gütig. Empathisch.
"Eine Banane später breche ich auf" :-)) Einfach top: in Gegenwart erzählt, fabuliert, gezeichnet.
TC werde ich mir merken.
Con cordiali saluti
Andreas

TomClancy hat gesagt: RE:Dein Schreibstil...
Gesendet am 4. Januar 2010 um 23:37
Hoi Andreas aka Seeger

Herzlichen Dank für Dein nettes Feedback. Es freut mich, wenn ich mit meinen Berichten etwas auslöse. Ich versuche einfach meiner Liebe zur Natur und meinem Respekt vor den Menschen Ausdruck zu verleihen. Manchmal gelingt mir dies besser, manchmal weniger...

Mir imponieren insbesondere Deine Tessiner Abenteuer, die ich immer mit Spannung verfolge, weil ich in meiner Jugend häufig im Verzascatal war.

Ich wünsche Dir ein tolles 2010 und eine unfallfreie Saison!

Mit kameradschaftlichen Grüssen

TC

gero hat gesagt: Kompliment -
Gesendet am 14. Januar 2010 um 21:15
ich kann mich Andreas' lobenden Worten nur anschließen: eine feine Tour, eindrucksvoll erzählt, richtig zum Miterleben. Danke, TC!

Georg

TomClancy hat gesagt: RE:Kompliment -
Gesendet am 22. Januar 2010 um 23:25
Hallo Gero!

Merci für Dein nettes Feedback. Es freut mich immer, Echos zu bekommen!

Ein gutes Weekend!

TC


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