Winterzauber hoch über dem Lago Maggiore
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Auf der Piazzale von Ascona sieht der Gambarogno wie ein Hund aus, welcher seine Pfoten am Gestade des Lago Maggiore badet. 1500m über dem Seespiegel bildet die Kette des Gambarogno den Horizont. Bis weit hinauf bewaldet. Unterbrochen auf 800 bis 1000 m.ü.M. durch die verschiedenen Monti – die Maiensässe der Dörfer am See. Bei Vira beginnt die Passstrasse nach Indemini. Ganzjährig befahrbar. Am höchsten Punkt dieser Strasse befindet sich die Alpe di Neggia, 1395m. 1200m über dem Lago Maggiore! Dort beginnt meine Schneeschuhtour auf unmarkiertem Weg.
Traumhaft sonniges Winterwetter. Kalt, jedoch windstill. Vom Parkplatz steige ich – ausgerüstet mit meinen MSR-Schneeschuhen und massiven Stöcken - direkt bergwärts und erreiche die Krete etwas links des auffallenden Metallkreuzes. Der kurze Abstecher zu diesem lohnt sich sehr. Foto-Shooting à la Japaner! Wieder zurück und auf dem Grat zum M. Gambarogno, 1734m, hinauf. Meine Schneeschuhe tragen mich auf der etwa ein Meter dicken Schneedecke recht gut. Einige Einbrecher ausgenommen. Auf dem Grat ist den Wächten Aufmerksamkeit zu schenken, ist doch auf der linken (SE) Seite ein unterschiedlich steiler Abgrund von bis zu einigen hundert Metern. Rechts (NW) ist das Gelände weniger gefährlich und als Ausweichmöglichkeit benutzbar.
Das schier Unglaubliche ist die 360°-Aussicht. Heute, mit der fabelhaften Sicht dank Nordföhn, sind die Italienerberge (speziell der Monviso), die Monte-Rosa-Gruppe und anderen Walliser, die Berner Viertausender zum anfassen nahe und klar. In der Tiefe der Lago Maggiore mit dem mächtigen Maggia-Delta, welches sicher einmal Alabardia erreichen und einen Lago Maggiore di Sopra bilden wird. Darüber die Tessiner-Berge. Poncione d’Alnasca mit ihrer prachtvollen Wand, der Vogorno sittlich in ein weisses Mäntelchen gehüllt, der Pizzo Claro, und, und, und…….und bald hätt ichs vergessen: Der Gridone tief eingefurcht von fast senkrechten Gräben! Einfach imposant.
Jetzt beginnt sich der Schnee von der unangenehmen Seite her zu zeigen. Ich breche und sinke viel mehr ein. Es wird mühsam. Trotzdem folge ich dem Grat mit wenigen Abweichungen in die rechte Flanke (Seite Lago Maggiore). Hübsche Aussicht zum Monte Lema und dem Verbindungsgrat zum Tamaro, den ich mit den HIKR-Freunden italienischer Sprache dank
UpTheHill erleben durfte. Nordwestlich kommen die Brissagoinseln immer näher und die Poncione d’Alnasca rutscht nach rechts weg: Offensichtlich komme ich vorwärts.

Das Vorwärts heisst nach S. Anna, ein Pass zwischen Indemini und San Nazzaro (Gambarogno). Ein Einschnitt von rund 300m. Jenseits des Passes findet der Grat seine Fortsetzung mit dem Paglione, Covreto, Sasso Torricello, Lago Elio. Ich vernichte leicht Höhenmeter um Höhenmeter - feinster Pulverschnee auf harten Eisschichten – und erreiche die Waldgrenze. Alsbald erreiche ich die Kapelle, auf dessen Ostseite ein geräumiges Rifugio an- und ausgebaut ist. Diese Kombination erinnert mich an die Institution der Benediktinermönche, welche Pilgerer aufgenommen haben.
Über diesen Pass trugen wackere Einwohner von Indemini ein Klavier für ihren Pfarrer. Hier muss ich immer daran denken und rate, wie sie es bewerkstelligt haben. In Einzelteile oder gar „am Stück“? Mit Tragriemen? So ein Ding ist schwer. Glaub mir! Sehr schwer.
Mittagsrast um 14 30 Uhr. Menü 1, ausnahmsweise mit Jurawaffeln. Heisser Tee. Nach eingehender Inspektion der Einrichtung der Hütte steige ich – jetzt ohne Schneeschuhe – auf dem rot/weiss-markierten Weg nach Indemini hinab. Ich bin erstaunt, auf dieser Seite des Gambarogno schneefreie Gebiete vorzufinden. Ich schau an den Grat hinauf, wo ich noch mit dem Schnee gekämpft habe. Nackte, felsige Abgründe, darüber einen Meter Schnee.
Bei wohltuendem Sonnenschein folge ich dem Weg und erreiche Indemini von oben her. Das Postauto steht schon bereit. Sonntags-Fahrplan mit „mehreren“ Kursen. Die Restaurants sind geschlossen, jedoch hat die liebe Frau mit den zwei nicht bellenden Schäferhunden ein gutes Herz für mich. Bei ihr besorge ich mir im einzigen Dorfladen statt der Magnum Almond ein Cola. Bei -8°C eine Glace zu schlabbern? Zu schräg.
Zurück beim Auto blicke ich auf den zurückgelegten Grat hinauf.
What a wonderful world!
Tourengänger:
Seeger

Communities: Schneeschuhtouren
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