Baumgartenkopf & Schwarzenkopf


Publiziert von Bergmax , 20. April 2025 um 22:27.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:16 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Parkplatz Kenzenhütte - Reiselsbergbrücke - Buchinger Baumgarten - Baumgartenkopf Normalweg hin und zurück - Schwarzenkopf Normalweg hin und zurück - Rückweg zum Parkplatz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Halblech. Relativ großer, kostenloser Parkplatz am Eingang zum Halblechtal (auch, aber nicht nur für die Kenzenhütte).
Kartennummer:https://atlas.bayern.de

Immerhin. Es geht doch noch...

So. Nach dem verkorksten Versuch vor ein paar Tagen und noch ein paar weiteren, undokumentierten und ebenfalls im Großen und Ganzen misslungenen Mittelgebirgstouren vorher, habe ich schon ernsthaft an meinem Können gezweifelt. Ist gelegentliches Wattwandern vielleicht sehr schädlich für die Fähigkeiten im Gebirge? Fraglich. Aber Motivation spielt auf jeden Fall eine große Rolle. Also muss ein neues Ziel her, das mir wirklich gefällt. Aber woher nehmen um diese Jahreszeit? Da kommt mir ein Bericht von dominikdmg gerade recht. Zwar sind diese Berge recht weit weg, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und so kann ich mich bald auf den Weg machen...

Im Allgemeinen wird für den Zugang zum Buchinger Baumgarten - einem versteckten Hochtälchen in den Ammergauern - ein Bike empfohlen, aber ich habe keins. Das bedeutet, dass ich ca. acht Kilometer Anmarsch pro Strecke ganz altmodisch zu Fuß zurücklegen werde. Klingt furchtbar? Sooo schlecht ist das gar nicht. Die vier Kilometer vom Parkplatz bei Halblech (ca. 830 m) bis zur Reiselsbergbrücke (907 m) versüße ich mir mit einer Büchse Bier und erfreue mich an den angenehmen Temperaturen und dem beständigen Rauschen des Wassers. Übrigens gibt es hin und wieder auch Wegkreuze, Sitzbänke und ähnliches - wenn man schon zu Fuß geht, fällt einem das auf und mir gefällt, dass sich offenbar jemand darum kümmert.

Jenseits der Brücke geht es endlich bergauf. Als Fußgänger kann man ein bisschen abkürzen, indem man in der ersten Kehre den verfallenen Fahrweg hoch zu P. 1048 nimmt. Weiter gehts auf relativ flachen Schotterwegen hinter dem Herzigen Bergel durch bis zu P. 1134 mit einem Blockhaus, wo dann endlich der finale Zustieg in den Baumgarten ansetzt. Die Motivation steigt, denn der hübsche Schwarzenkopf (den man schon aus dem Halblechtal aus sieht) kommt immer näher und der noch spitzigere Baumgartenkopf wird erstmals sichtbar.

Am Eingang zum Buchinger Baumgarten passiere ich eine Art Furt, die keine Probleme bereitet. Dort, wo die Hirtenhütte ins Blickfeld kommt, befindet sich auch der Felsblock (etwa 1280 m), welcher in einem sehr guten Tourenbericht außerhalb von Hikr.org als Einstieg zum Baumgartenkopf erwähnt wird. Dort deponiere ich den Rucksack und nehme (nach den Erfahrungen aus der letzten Tour) lieber den Pickel zur Hand, ehe ich in die Steilflanke einsteige.

Jawoll, das macht mir Spaß. Schnell gewinne ich an Höhe und habe im Gegensatz zu einigen meiner Vorgänger gar keine Probleme, die richtige Route zu finden. Einfach gerade - im Zweifel sogar eher rechts (östlich) - hoch, bis es flach wird und sich die sperrende Gipfelwand unmittelbar über einem erhebt. Erst dann nach links (Westen) und schon wird eine kurze, aber markante Verschneidung erreicht. Dort hoch (I) auf ein relativ harmloses Grasband unter einer oft überhängenden Felswand, an der tatsächlich ein paar Kletterer herumarbeiten. Sieht echt hart aus, was die tun. Am Ende des Grasbandes kommt eine kurze, plattige Felsstelle (I) und schon ist der obere Westgrat erreicht. Meiner Meinung nach sind die folgenden, merklich ausgesetzten 30 Kraxelmeter klar die Schlüsselstelle am Baumgartenkopf, die ich mit I+ oder einem leichten T5 bewerten würde. Klar, man muss sich konzentrieren. Aber mein Kopf ist frei, der Magen rebelliert nicht. Alles prima. Darüber wird der Grat flach und in Kürze ist das Gipfelkreuz des Baumgartenkopfs (1433 m) erreicht, das sich auf dem höchsten von mehreren Zacken befindet, die man alle relativ problemlos überschreiten kann. Merkwürdigerweise hat der Baumgartenkopf zwei Gipfelbücher, die leider beide nicht gerade toll aussehen. Aber immerhin besser als nix. Nach dem Eintragen steige ich vorsichtig bis zum Rucksackdepot ab.

Nun möchte ich auch noch auf den Schwarzenkopf, der den Baumgarten um immerhin 400 Meter überragt. Der Normalweg nutzt den kurzen Südgrat, doch wie kommt man dorthin? Die Beschreibung im AV-Führer drängt mich ganz nach hinten in den Baumgarten zu einem Graben, aber mir ist nicht wirklich klar, wo die sich anzupeilende Gemarkung "Schafstall" eigentlich befindet. Ich habe zwar eine ungenaue Papierkarte, kann aber den präziseren Bayernatlas mangels Handynetz hier nicht nutzen. Jedenfalls kommt es mir unsinnig vor, so weit südlich aufzusteigen, deshalb quere ich wieder mehr nach Norden bis ich an die gratartige Begrenzung einer Runse komme. Diese nehme ich als Orientierungshilfe und steige parallel zu ihr - an einigen markanten Türmchen vorbei - im lichten Wald immer weiter hoch, bis ich direkt in der Schwarzenkopfscharte (1588 m) herauskomme.

Rückblickend betrachtet wäre die "übliche" Route durch den Schafstall wohl doch weiter südlich gewesen. Ich würde es aber wieder so machen, da der gefundene Aufstieg schön direkt, ohne Latschendickicht und nicht allzu schwierig (max. T4, meist T3) ist.

Von der Schwarzenkopfscharte gelangt man in ein paar Minuten an die Felsen des unausgeprägten Schwarzenkopf-Südgrates. Ich kraxele meistens in angenehmen Felsrinnen und Verschneidungen leicht westlich der Kante höher und komme erst kurz vor dem Gipfel an den (dort ausgesetzten) Grat, dessen letzte Meter ich sicherheitshalber in der großen östlichen Schuttrinne umgehe. Diese war mir zuvor gar nicht aufgefallen. Meine Route schätze ich auf ein T4+ / I+, sie ist eien Spur leichter als der Normalweg zum Baumgartenkopf. Wer nur durch die östliche Schuttrinne hochkraucht, kommt wohl unschön mit einem T4 und minimaler Kraxelei durch.

Der Schwarzenkopf (1684 m) ist ein toller Gipfel mit einer hübschen Aussicht ins Alpenvorland und einem dicken, alten Gipfelbuch, das schon gut gefüllt ist und noch Platz für - naja - fünf bis maximal zehn weitere Jahre hat. Vorsicht auf lose Seiten beim Eintragen!

Sehr zufrieden kraxele ich den Südgrat wieder runter, wobei mir im Abstieg doch einige lose Felsteile negativ auffallen. Sowas gehört eben auch dazu. Natürlich nutze ich auf dem Rückweg wieder den Begrenzungsgrat der Runse als Referenz und komme so zügig hinunter in den Baumgarten (natürlich ohne die Querung im unteren Teil), ohne jemals im Schafstall gewesen zu sein. Wie geschrieben - ich würde es wieder so machen.
Der Buchinger Baumgarten ist gar nicht spektakulär, aber es ist einfach ein hübscher Ort, wenn man - so wie ich - gerne Wald und Bäume mag.

Natürlich zieht sich der Rückweg zum Parkplatz via Reiselsbergbrücke etwas hin. Aber alle denkbaren Varianten wären noch länger...

Schwierigkeiten und Gehzeiten

Parkplatz Kenzenhütte - Reiselsbergbrücke - P. 1134 - Buchinger Baumgarten: T1; hin 2 h 10 min, zurück 1 h 50 min
Baumgarten - Baumgartenkopf: maximal T5- bzw. I+, meist T4; hin und zurück knapp 1 h
Baumgarten - Schwarzenkopfscharte: T3 mit ein paar kurzen Stellen T4 auf meiner Route; hin 55 min, zurück 30 min
Schwarzenkopfschate - Schwarzenkopf: T4+ bzw. I+ auf meiner Route; hin und zurück 40 min

Fazit - ohne viel blablabla: diese Gipfeltour hat mir viel Spaß gemacht

Tourengänger: Bergmax


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