Schwarzenkopf, Normalweg mit Abstieg "frei Schnauze"


Publiziert von klemi74 , 13. November 2020 um 16:56.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:10 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:22km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Kenzenhütte in Halblech, kostenfrei
Unterkunftmöglichkeiten:Am Weg keine

Normalweg - das klingt so, als würde es sich beim Schwarzenkopf um einen der klassischen Ammergauer Lemmingshügel handeln. Es ist aber 'nur' die wohl am häufigsten begangene Route auf einen der einsamsten Berge des Gebietes. So wie auch verschiedene frühere Schreiberlinge (auch auf anderen Webseiten!), so verzichte auch ich auf eine allzu exakte Beschreibung der Route - bei den vielen weglosen Abschnitten fiele diese eh viel zu umfangreich aus.

Vom Parkplatz aus starte ich auf der Teerstraße in nur geringer Steigung ins Halblechtal hinein. Bis zur Reiselsbergbrücke bleibt es wenig aufregend, danach wird es zumindest etwas steiler. Den Weg zur Kenzenhütte verlasse ich, um auf Forststraßen, vorbei am Herzigen Bergl, zur Abzweigung in den Buchinger Baumgarten zu marschieren. Dort enden alle Wege, mit etwas Orientierungsgeschick sollte man ohne Probleme in den Schwarzenkopfsattel gelangen.
Auf Pfadspuren geht es nun an die Felsen heran, eine erste Rinne ist noch eher einfach, dann muss man am Südgrat doch recht gut hinlangen und auf lose Steine achten. Dann bin ich auch schon oben, es sind tatsächlich noch andere Wanderer da - das Gipfelbuch ist aber noch immer von 1986 und pro Jahr werden nur einige Seiten gefüllt.

Im Abstieg möchte ich dieses Mal die den Grat umgehende Rinne versuchen, soll ja einfacher sein als der Grat. Aber sie ist ziemlich bröslig, steil und fällt nach außen schnell ab - technisch tatsächlich etwas leichter, trotzdem eher spaßbefreit.
Nun nehme ich den Übergang zum Jaufen in Angriff, der immer etwas unter der Kammhöhe verläuft, nach der kleinen Scharte aber direkt am etwas zugewachsenen Grat. Oben gibt es nochmals eine kurze Pause an, dann mache ich mir Gedanken über den Abstieg: eigentlich wollte ich über den Trauchgauer Rossstall runter, doch der liegt schon im Schatten, die Ahorne sind auch nicht mehr schön gelb und außerdem müsste ich später die Schlammschlacht im und am Kronwinkelmoos auf mich nehmen. Kein Bedarf!
Vom Schwarzenkopf habe ich eine Wiese mit ein paar alten Bäumen gesehen und halbwegs in der Nähe einen Ziehweg, mal ausprobieren... Also ein Stück zurück Richtung Schwarzenkopf, dann rechts die flache Wiese runter und nach einem Steilhang (geschickte Routenwahl wichtig!) stehe ich auf der Wiese mit den Ahornen. Man muss sie an der richtigen Stelle verlassen, dann kann man den Hang queren, und erreicht bald einen alten, gut begehbaren Ziehweg, der kurz unterhalb der Wasserscheidhütte auf die breite Forststraße trifft.
Auf der geht es kurz hinauf zur Wasserscheidhütte und von dort aus meistens flach im Talgrund hinaus nach Halblech.

Fazit:
Mal wieder schön und (bis auf die zwei Partien am Gipfel) absolut einsam. Der Anstieg via Buchinger Baumgarten ist etwas schwieriger als die noch weglosere Abstiegsroute, aber (vor allem im Aufstieg) deutlich leichter zu finden - grundlegendes Orientierungsgeschick braucht es auf beiden Routen. Insgesamt anspruchsvoll, wenn man oben am Grat nicht die Ideallinie erwischt, reicht ein Ier schnell nimmer! Ohne Gipfel längere Abschnitte zwischen T3 und T3+

Gehzeiten:
Aufstieg 2h30
Zum Jaufen 30min
Zur Forststraße 50min
Nach Halblech 1h20

Anmerkung:
"Der Anstieg ist geheim und soll es auch bleiben", liest man immer wieder. Das stimmt so nicht ganz, es gibt bereits halbwegs brauchbare Beschreibungen, vor allem zum Aufstieg über den Buchinger Baumgarten. Dennoch ist es ruhig geblieben und das dürfte sich auch in Zukunft kaum ändern:
1.) Es gibt keine Einkehrgelegenheit!
2.) Der Berg hat kein Prestige - wenn man seinen Spezln oder Kollegen sagt, dass man am Schwarzenkopf war, hört man kein "Ui!", sondern ein "Wo issn des?"
3.) Die Rundsicht vom Gipfel ist nicht allzu umfassend, der Klammspitzkamm verstellt den Blick nach Süden, die Trauchberge den Blick nach Norden
4.) Wegloses Wandern ist nicht jedermanns Sache!
5.) Für viele Gelegenheitswanderer ist der Gipfelanstieg schlicht und ergreifend zu schwierig!

--> Trotzdem muss die Beschreibung nicht so konkret sein, dass man ganz ohne Rätseln ob der besten Route hinaufkommt - würde ja sowohl den Spaß an der Wegsuche und das Erfolgserlebnis bei fehlenden Verhauern trüben! Ich hoffe, einen guten Mittelweg gefunden zu haben...

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 13. November 2020 um 18:43
Schöne Tour! Kein "Prestige". Gut so, aber bei bei mittlerweile 6 Berichten alleine auf Hikr wird das wohl nicht mehr lange so bleiben.

VG Nico

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. November 2020 um 21:59
Mehr als 'ein paar mehr' werden es meiner Meinung nach nicht werden. Immerhin sind die beiden Berge ja auch im AVF beschrieben, trotzdem ist es still geblieben.
Hab ja im Text was dazu geschrieben - wobei ich nicht in die Zukunft schauen und deshalb nicht ausschließen kann, dass ich mich irre.

F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 30. März 2021 um 10:16
Wir waren gestern oben auf dem Schwarzenkopf, anscheinend doch bekannt, da jmd. die S-N-Skitourüberschreitung ins Gipfelbuch von 1986 (!) eingetragen hat. Wunderschöne, einsame Tour. Beim Abstieg kann man sich nach der beschriebenen Wiese mit den sehr, alten Bäumen auch links halten und quasi immer am Hang auf etwa gleicher Höhe sich nach Westen richten und dort nach Hindurchschlängeln im Wald auf einem befestigten Weg Richtung Krottensteinhütte laufen.


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