Arnspitzen Überschreitung


Publiziert von derMainzer , 16. April 2025 um 08:32.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 8 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1377 m
Abstieg: 1437 m
Strecke:12,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RB 6 von München bis Bahnhof Gießenbach. Vom Bahnhof Gießenbach ca.50 min Fußweg zum Einstieg Pfad/Steig in 1.100 hm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:RB 6 von Bahnhof Scharnitz bis München.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels/Pensionen in Leutasch, Weidach, Ahrn, Lehner, Puitbach, Scharnitz und näherer Umgebung

☠ Vorsicht, das ist keine normale Berg- bzw. Wandertour
In diversen Abschnitten teilweise ausgesetztes absturzgefährdetes steiles Gelände!

Die Tour ist von 2020 und wurde vor der Markierung der Route begangen   .

Das ist kein Vintage- Bericht aber immerhin schon oldschool.

Die Arnspitzgruppe ist ein eigenständiger freistehender Gebirgsstock. Dieser gehört geographisch zum Wettersteingebirge und liegt zwischen dem Karwendelgebirge im Osten, und dem Wettersteinmassiv im Westen. Der Zug der Arnspitzen wird im Westen und Norden vom Leutaschtal, im Osten vom Isartal und im Süden vom Satteltal begrenzt. Diese Gebirgsgruppe hat insgesamt acht Gipfel. Die markantesten sind drei stattliche Felsgipfel. Die Große Arnspitze (Vordere Arnspitze/2.196 hm) als nordöstliche und höchste Erhebung; die Mittlere Arnspitze (Arnkopf/2.091 hm), ein schwer erreichbares ausgesetztes Felsmassiv und die Arnplattenspitze (Hinterer Arnspitze/Arnsteinspitze 2.170 hm) ein kühner Felsturm. Alle drei Felsgipfel sind von den Tälern aus sichtbar.
Die Tour der Überschreitung von den Arnspitzen bin ich zweimal hintereinander gegangen, 2019 und 2020. Bei der ersten Tour habe ich die Mittlere Arnspitze ausgelassen und diese nördlich unterhalb gequert. Ein Jahr später (2020) habe ich die Tour über alle drei markanten stattlichen Felsgipfeln bestritten. Die Überschreitung der Arnspitzen erfolgte über die Arnplattenspitze von Westen zur Großen Arnspitze nach Osten hin.
Auf der Hinfahrt nach Gießenbach sprach mich im Zug eine Frau in Trailrunning- Dress an. Diese war mit ihrem Sohn unterwegs und wollte von mir wissen, ob die von ihnen gelöste Gruppenfahrkarte gültig war. Das Fahrtziel der beiden war Scharnitz und gelöst hatten sie für die Fahrt das Werdenfelsticket. Bis nach Scharnitz reichte der gelöste Fahrschein allerdings nicht. Wie sich im Gespräch herausstellte, waren die beiden aus meiner Heimatstadt Mainz und der Sohn studierte in München. Man hatte im Hbf. München keine Zeit gehabt, sich am Fahrscheinautomaten den richtigen Tarif herauszusuchen. Die Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst der DB hatten die beiden aufgehalten. Um den Zug doch noch zu erreichen, wurde schnell das Werdenfelsticket gelöst. Ich half den beiden beim Zugbegleiter zur Nachlösung eines gültigen Fahrscheins bis nach Scharnitz. Man kam dann ins Gespräch über die heutigen Tourenziele. Die beiden wollten als Trailrunner über die Pleisenhütten und den Toni – Gaugg – Weg auf die Breitgrießkarspitze. Der Abstieg sollte über das Breitgrießkar und Im Verbrennten erfolgen. Die Frau wollte die Regionalbahn um ca. 19:30 Uhr in Scharnitz erreichen, weil sie noch am selben Tag mit dem ICE zurück nach Mainz fahren musste. Ich hatte da so meine Zweifel, als Trailrunner über den Toni- Gaugg- Weg und dann noch im Abstieg der Lauf durch das Breitgrießkar und Im Verbrennten. Persönlich war ich zu diesem Zeitpunkt in dem Gebiet vom Karwendel noch nicht unterwegs gewesen. Ich kannte aber die Tourenberichte aus dem Forum vom Trainman und Westfale, hatte diese gelesen und das Bild mit dem senkrechten 7 hm Wandl war direkt vor meinen Augen. Darauf angesprochen machte der Sohn nur einen gequälten Gesichtsausdruck und seine Mutter fragte nach, ob dort wirklich eine Kletterstelle vorhanden wäre. Das Thema wurde dann vom Sohn auf mein Tourenziel gelenkt und dann kam auch schon der Bahnhof Scharnitz. Beide stiegen dort aus und auf der Rückfahrt sollte ich sie wiedersehen.
Der Bahnhof Gießenbach ist der Ausgangspunkt der Tour. Ich folgte von dort den Wegweisern in Richtung Hoher Sattel. Zuerst ging es durch den Ort Gießenbach in Richtung der Bogensportanlage. Dazu überschreitete ich eine kleine idyllische Holzbrücke über den Drahnbach in Richtung vom Sattelgrieß. Dann ging ich einen Forstweg, der am Sattelgrieß entlang führte in Richtung Hoher Sattel. Vorsicht, es gibt dort einen Bogenschützenpfad. Der Forstweg endete an einer Bank mit Wegweiser vom ÖAV. Dort zweigt dann ein Pfad/Steig ab. Dieser führte mich im Sattelwald an den Raiblerschichten der Kastentalriepen vorbei, das sah sehr beeindruckend aus. Der Pfad/Steig geht wieder in einen Forstweg (Sattelweg) über und brachte mich in den Hohen Sattel in 1.495 hm. Von dort aus folgte ich einen rechts abzweigenden Pfad/Steig, der in den Satttel (1.975 hm) von dem Weißlehnkopf führt. Der Pfad/Steig verläuft überwiegend im freien Gelände, man hat eine schöne Aussicht in das Karwendelgebirge und in die Stubaier Alpen. Die Aufstiegszeit wird dadurch allerdings nicht verkürzt. Im Sattel angekommen bog ich gleich rechts in Richtung der Arnplattenspitze ab. Den Weißlehnkopf ließ ich diesmal aus, ich stand ja 2019 auf diesen. Der Gratverlauf ist ein breiter Rücken und bis zu den Felsausläufern der Arnplattenspitze ist es eigentlich nur Gehgelände. Ab den Felsausläufern wurde es zugleich schwerer. Zwar ist die Route ausreichend markiert, klettern muss man jedoch von selbst. Die letzten 100 hm zum Gipfelkreuz verlangen einen schon was ab. Kondition, Ausdauer, Kraft und mentale Psyche sind Voraussetzungen, um den kühnen Felsturm auf sein Haupt steigen zu können. Am Gipfelkreuz der Arnplattenspitze angekommen, gab es erstmal eine ½- stündige Pause zur Regeneration. Dort genoss ich erstmal die fantastische Aussicht in das Wetterstein- , Ester-, Karwendelgebirge, Mieminger Kette und die Stubaier Alpen. Mein Abstieg erfolgte rechts vom Gipfelkreuz, dort ist eine Pfadspur, diese führte mich direkt an den durchgehenden breiten Riss der ostseitigen Platten. Hier kletterte ich an diesen bis zu einem querenden Band ab, was ich nach links hinaus zu der Kante vom Nordabbruch der Arnplattenspitze folgte. An einem Stoamandl stieg ich in die 150 Höhenmeter tiefer gelegene Weite Scharte bis direkt unterhalb der Mittleren Arnspitze ab. In der Weiten Scharte angekommen, baut sich vor einem die Mittlere Arnspitze als unüberwindbares Felsmassiv auf. Wenn man davorsteht, ist es kaum vorstellbar, dass dort zwei Führen durchgehen und man den Gipfel ersteigen kann. Ich nahm die Route der Tiroler. Es sind ca. geschätzte 100 hm bis zum Gipfel der Mittlere Arnspitze. Dort machte ich erstmal eine ¾- stündige Pause. Das senkrechte 3 hm Wandl vom Hauptgipfel forderte mich im Aufstieg ganz schön, allerdings hatte ich auch noch mehr als 3 ½- Liter Flüssigkeit im Rucksack. Diese zusätzliche Gewichtsbelastung machte sich beim Klettern doch deutlich bemerkbar. Der Abstieg erwies sich dann ebenfalls als Herausforderung. In der Engen Scharte angekommen, ging es direkt über den Grat bis zur Vermessungsstange von der Großen Arnspitze. Dort traf ich auf zwei Bergsteiger aus München, diese haben mich im Aufstieg auf dem Grat gesehen. Natürlich gab es erstmal von dem einem der beiden Respekt über meine seilfreie Überschreitung der Arnspitzen. Meine Unzufriedenheit über meine bisherige netto Gehzeit rief bei den beiden Unverständnis hervor. Auf die von mir verwiesene reinen netto Gehzeit von 6h mit Auf-, Abstieg und Überschreitung aus dem Bericht des Tiroler brachten dann Bemerkungen hervor, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Ich bin dann noch rüber zum Vorgipfel mit Kreuz und Buch und habe mich dort eingetragen. Mein Abstieg erfolgte von der Großen Arnspitze über die Porta Claudia zum Bahnhof nach Scharnitz. Dort traf ich wieder auf die beiden Mainzer. Ich fragte die Mutter, wie den der Trailrun durch das Breitgrießkar verlaufen ist. Die Mainzerin antwortete darauf, dass da noch ein Gespräch mit dem Vater folgen würde. Ich verabschiedete mich dann am Bahnsteig von beiden und bin weiter vorne in die Regionalbahn eingestiegen. Für mich ging ein Erfolgreicher Tag in den Bergen zu Ende. Free Solo und damals noch ohne durchgehenden Markierungen über die drei stattlichen Felsgipfel vom Gratverlauf des Arnstocks, das vergisst man im Leben nicht. 

Routenschwierigkeiten der Tour:

  1. Abschnitt Bahnhof Gießenbach zum Hoher Sattel (1.495 hm)
Vom Bhf. Gießenbach folgt man den Wegweisern in Richtung Hoher Sattel. Diese leiten einen zu einem Forstweg durch das Sattelgrieß, wo auch der Bogenschützenpfad entlang führt. In ca. 1.100 hm an einer Bank mit ÖAV- Wegweiser endet dieser und geht in einen Pfad/Steig (ÖAV 18/1) über. Der Pfad/Steig führt durch den Sattelwald an der Sattelklamm bis auf 1.450 hm entlang, wo dieser in den Sattelweg (Forstweg) übergeht. Man kommt auf den Pfad/Steig auch an den Raiblerschichten der Kastentalriepen vorbei. Der Sattelweg wird bis zu dem ÖAV- Wegweiser Hoher Sattel in 1.495 hm gefolgt. Die Schwierigkeiten liegen im 1 Abschnitt bei T1 für die Forstwege und bei T2 für den Pfad/Steig durch den Wald.

  1. Abschnitt Hoher Sattel (1.495 hm) zum Sattel in 1.975 hm
Vom Hohen Sattel (1.495 hm) folgt man rechts am Wegweiser Arnplattenspitze den Pfad/Steig in den dichten Sattelwald bis auf ca. 1.500 hm. Ab dort kommt man dann in freies Gelände mit Latschenbewuchs. Der Pfad/Steig führt durch die steile Geländeflanke Der Oarn. Geröllmassen und Schuttrinnen, die von der Weißlehn herunterziehen, müssen gequert oder daneben parallel bis in Richtung vom Sattel in 1.975 hm aufgestiegen werden. Es gibt in der steilen Geländeflanke abschnittsweise exponierte Stellen mit möglicher Absturzgefahr. Die Hangneigung beträgt nach Alpenvereinaktiv an diesen Stellen > 35°. Der Pfad/Steig durch die steile südliche Geländeflanke Der Orn ist ausreichend markiert und gut sichtbar, versteigen kann man sich dort jedenfalls nicht. Die Schwierigkeiten vom Hohen Sattel in 1.475 hm bis zum Sattel in 1.975 hm liegen im 2 Abschnitt bei T3.

  1. Abschnitt Sattel (1.975) hm zur Arnplattspitze 2.170 hm
Im Sattel angekommen biegt man zugleich am ÖAV- Wegweiser nach rechts ab und folgt den Pfad von dem breiten Gratrücken bis zu den Felsausläufern vom Felsturm der Arnplattenspitze. Bis zu diesen ist der Gratverlauf eigentlich nur Gehgelände. Ab den Felsausläufern wird es wieder schwieriger. Am Anfang noch Gehgelände mit Stellen I/UIAA geht es sehr schnell in Stellen II/UIAA über. Auf den letzten 100 hm macht der Fels zwar einen soliden Eindruck und die Führe ist auch ausreichend markiert, jedoch liegt einiges an loses und lockeres Geröll rum. Es herrscht in der fast senkrechten exponierten Felsflanke erhöhte Absturzgefahr bis unterhalb vom Gipfelkreuz. Die Schwierigkeiten liegen im 3 Abschnitt von der Scharte bis zu den Felsausläufern bei T2 und ab diesen bis zum Gipfelkreuz von der Arnplattenspitze bei T4.

Hinweis:
Seit 2021 gibt es im Aufstieg unterhalb von Gipfel der Arnplattenspitze eine Fixseilversicherung.

  1. Abschnitt Gipfel Arnplattspitze 2.170 hm in Weite Scharte 1.998 hm
Der Abstieg in die Weiten Scharte erfolgt ostseitig über die geneigten Platten und an der nördlichen Abbruchkante von der Arnplattenspitze entlang. Am Gipfelkreuz zweigt rechts eine Pfadspur zu dem durchgehenden breiten Riss der Platten ab. Vorsicht, diese Pfadspur besteht aus feinem sandigem brösligem Geröll, bei einem ausrutschen fällt man mehrere Höhenmeter in die Tiefe. Der durchgehende breite Riss wird jetzt bis zu einem querenden Felsband ca. 20 hm mit Stellen II/UIAA abgeklettert. Anschließend quert man dieses unterhalb vom Gipfelkopf der Arnplattenspitz zu einem Stoamandl bis an die Kante des Nordabbruchs. Von dort geht es im Abstieg immer links am scharfen Abbruch der Kante des Gipfelaufbaues ca. 150 hm entlang, mit Stellen I/II UIAA in die Weite Scharte. Über längeren Streckenabschnitt herrscht an der Abbruchkante erhöhte Absturzgefahr, es geht dort weit mehr als 100 hm senkrecht in die Tiefe. Die Latschenkiefern stellen keine größeren Probleme dar, es gibt immer wieder kleine Gassen hindurch. In der Weiten Scharte angekommen baut sich direkt vor einem die Mittlere Arnspitze als ausgesetztes Felsmassiv auf. Die Schwierigkeiten liegen im 4 Abschnitt bei T5.         

  1. Aufstieg von der Weiten Scharte 1.998 hm auf Mittlere Arnspitze 2.091 hm
Die direkte Kante vom Felsmassiv der Mittleren Arnspitze bin ich nicht aufgestiegen, da dort der Fels nicht zuverlässig aussah und es auch felsige Überhänge gibt. Nach dem AVF-Wettersteingebirge ist das die Route Nr. 1513 (Auflg. 1996), der Westgrat. Ich bin folgendermaßen vorgegangen, den Weg der Tiroler musst du gehen. Zuerst geht es parallel unterhalb vom nördlichen Vorgipfel auf ein teilweise erkennbares Band zu zwei sichtbaren Latschenkiefern. Der Bereich des Bandes ist extrem ausgesetzt, alles loses und lockeres Geröll, jeden Schritt und Tritt vorher gut testen. Bei den Latschenkiefern zieht eine Geröllrinne zwischen Haupt- und Vorgipfel herunter. Rechts dieser Geröllrinne ist eine kleine felsige Verschneidung. In dieser in 10 hm zu einer rechts abzweigenden auffallenden glatten und schrägen Felsrampe aufsteigen mit Stellen II/UIAA. Über die Felsrampe mit Reibung rüber, Stelle I/UIAA und danach über leichtes Gelände zu einem Band mit Stoamandl. Dann über plattigen Fels gleich nach links oben hinaus, zu einem Felskopf mit Überhang aufsteigen. Bis zum Felskopf sind es Stellen I und II/UIAA. Unter dem Überhang vom Felskopf zum Grat des Vorgipfels mit Stellen I/UIAA. Im Aufstieg ist es eine steile Geländeflanke, mit Graspleisen mit Felsschrofen durchsetzt, alles loses, lockeres Gestein und Geröll. Bis zum Vorgipfel ist es aus der Weiten Scharte ca. 70 hm im Aufstieg. Der Hauptgipfel ist über eine felsige Rippe vom VG getrennt. Vorsicht, in diesem Bereich herrscht erhöhte Absturzgefahr, links und rechts davon senkrechte Abbrüche. Über diese bis zu einer senkrechten Wand von der Mittleren Arnspitze. Diese muss 3 hm ausgesetzt geklettert werden, sehr kleine Griff- und Trittflächen, für mich eine Stelle III/UIAA und danach 10 hm weiter aufwärts mit Stellen II/UIAA. Anschließend muss man rechts hinaus in I und II Kletterei auf eine Felsrippe mit einem nachfolgenden Band, was oberhalb begehbar ist. Dann steht man unter dem Gipfelturm. Auf diesen eine ca. 3 hm Wand mit Stellen II/UIAA empor zum Gipfelkreuz der Mittleren Arnspitze. Der Aufstieg auf die Mittlere Arnspitze ist bei der Tiroler Variante wegloses extremes Steilgelände, es herrscht erhöhte Absturzgefahr. Die Schwierigkeiten liegen im 5 Abschnitt bei T6.

  1. Abstieg Mittlere Arnspitze 2.091 hm in Enge Scharte 1.988 hm
Vom Gipfel der Mittleren Arnspitze klettert man wieder die 3 hm Wand (Stellen II/UIAA) auf das schmale Felsband ab. Dieses folgt man am Südpfeiler vorbei, bis das Band abfallend an einer südlich vorgelagerten Scharte endet. Dort beginnt eine Rinne, die eher einer schmalen rinnenartigen Verschneidung ähnelt. Diese muss man jetzt ca. 30 hm in einen Schuttkessel unterhalb der Rinne abklettern. Im oberen Drittel ist diese fast senkrecht fallend und beim rückwärtigen abklettern hat man keine Sicht, wo man die Tritte setzt. Hier habe ich mich mangels Haltegriffe, links und rechts im oberen Bereich der Rinne an Wurzeln und Latschen zur Hilfe nehmend herunter gehangelt.  Ungefähr ⅓ der Rinne ist erdig, mit Graspleisen und feinem lockerem, losem Geröll, belegt, kleine Griff- und Trittflächen, deshalb eher mit Stelle III/UIAA im Abstieg. Der untere Bereich (⅔ der Rinne) bis zum Schuttkessel ist mit Stelle II/UIAA zu bewerten. Im Schuttkessel hält man sich links in Richtung Norden. Es gibt einen ausgeprägten Pfad/Steig, jedoch ist dieser mit einer sehr feinbröseligen Geröllauflage belegt, es besteht erhöhte Absturzgefahr durch Ausrutschen. Der Schuttkessel erinnert eher an einer steilen Geröllflanke. Man kommt zwischen den Latschen zu einem schmalen schuttbelegten Felsband, das neben der steilen Felswand der Mittlere Arnspitze entlangführt, hier wieder Stellen I/UIAA. Das Band zieht sich immer schmäler zusammen und man kommt an die Stelle vom Bösen Band. Das Böse Band ist eine Stelle, die oberhalb aus einer festen Griffleiste aus Felsen und unterhalb mit schrägen kleinen Trittflächen besteht. Man hangelt sich am Bösen Band entlang, bis man wieder aufrecht stehen kann. Unter den schrägen Trittfläche bricht es ca. 20 hm senkrecht ab, deshalb Stelle III/UIAA. Hinter der Stelle Böses Band steigt man mit Stellen II/UIAA in die Enge Scharte ab. Die Schwierigkeiten liegen im 5 Abschnitt bei T6.       

Hinweis:
Die Mittlere Arnspitze lässt sich auf einen Gamswechsel nordseitig umgehen. Aber auch dort ist alles mit feinem brüchigem, lockerem und losem Geröll belegt. Die Schwierigkeiten der Gesamten Tour reduzieren sich dann auf T5 und Stellen II/UIAA.

  1. Abschnitt Enge Scharte 1.988 hm zur Großen Arnspitze 2.196 hm
Aus der Enge Scharte steigt man direkt über den felsigen Aufschwung zum Gratverlauf auf. Im unteren Bereich handelt es sich noch um Gehgelände mit Graspleisen und Felsschrofen durchsetzt, der obere Bereich ist felsig mit Stellen I und II/UIAA, viel loses und lockeres Gestein. Danach folgt wieder Gehgelände direkt auf dem Grat. Es folgt im Gratverlauf ein Abstieg in eine Scharte, hier Stelle II/UIAA. Nicht direkt die Verschneidung der Rinne abklettern, sondern rechts davon am Wandl. Ich bin zweimal viel weiter rechts abgestiegen, da mir der Bereich dort zu luftig war. Dann wieder Gehgelände mit Stellen I/UIAA bis zum Aufschwung vom Gipfel der Großen Arnspitze. Die Felstürme am Gratverlauf werden auf der linken Seite umgangen. Den letzten Aufschwung vom Grat zur Vermessung Stange auf den Gipfel der Großen Arnspitze wird direkt an der Gedenktafel aufgestiegen, hier Stellen I und II/UIAA. Der Gratverlauf von der Enge Scharte auf die Große Arnspitze erfolgt über steiles Grashalden und Felsschrofen durchsetztes Gelände, mit viel losen und lockeren Gestein. Es ist exponiertes Gelände, es herrscht über längeren Streckenabschnitt Absturzgefahr. Die linken und rechten Geländeflanken am Gratverlauf haben Hangneigungen > 50° nach Alpenvereinaktiv. Die Schwierigkeiten liegen im 7 Abschnitt bei T5.      

  1. Abschnitt Große Arnspitze 2.196 hm Kreuzgipfel Große Arnspitze 1.985 hm
Der Übergang zum Kreuzgipfel von der Großen Arnspitze ist nochmal ausgesetztes Gelände. Man steigt an einer felsigen Verschneidung mit Stellen I/UIAA ca. bis zu 25 hm in eine Scharte ab. Die Geländeflanke ist mit steilen Graspleisen und Felsschrofen durchsetztes raues Steilgelände, loses und lockeres Gestein. Es herrscht Absturzgefahr und die Route ist nicht markiert. In der Scharte hält man sich links im Aufstieg mit Stellen I/UIAA und Gehgelände mit loser, lockerer Geröllauflage in ca. 15 hm auf den Kreuzgipfel. Der Rückweg vom Kreuzgipfel zur Großen Arnspitze ist gleich dem Hinweg. Die Schwierigkeiten liegen im 8 Abschnitt bei T4.  

  1. Abschnitt Große Arnspitze 2.196 hm zu der Porta Claudia
Der Abstieg von der Großen Arnspitze nach Scharnitz erfolgt über die offizielle DAV- Route 853/801; AVF-Wettersteingebirge (Nr. 1501 /1996). Die Route ist ohne größere Schwierigkeiten, der Pfad/Steig ist durchgehend sichtbar und markiert. Jedoch erfordert dieser Trittsicherheit, da der Pfad/Steig aus einer feinen, losen und lockern Geröllauflage besteht. Es gibt im oberen Geländebereich vom Pfad/Steig durchaus Stellen mit möglicher Absturzgefahr. Es existieren dort Geländeflanken mit Hangneigungen > 45° nach Alpenvereinaktiv. Der offizielle DAV- Wegweiser weist die Route als rot aus, davon möchte ich nicht abweichen. Man sollte immer auf der markierten Route gehen, es gibt Abzweigungen von Pfaden, die in die steilen Geländeflanken hineinführen. Das können Jagdpfade sein, wo und wie diese enden ist nicht bekannt. Es hat dort schon schwere Unfälle gegeben. Von der Große Arnspitze bis zur Porta Claudia liegen die Schwierigkeiten bei T3 (DAV- Wegweiser).

  1. Abschnitt Porta Claudia zum Bhf Scharnitz
Von der Porta Claudia über die Brücke der Isar zum Schanzweg, man überquert die B 177 in die Innsbrucker Straße. Durch diese geradeaus bis links die Bahnhofstraße abzweigt. Dort hinauf zum Bahnhof Scharnitz. Die Schwierigkeiten liegen im 10 Abschnitt bei T1.

Fazit:

Die Überschreitung der Arnspitzen erfordert den erfahrenen Bergsteiger, der ein brüchiges und schrofiges Gelände souverän beherrscht. Aspiranten müssen sich hohen Anforderungen stellen, deshalb auch die Bewertung ZS. Die höchsten Anforderungen bewegen sich bei der Gesamtüberschreitung mit Mittlere Arnspitze in den Schwierigkeitsbereichen T6 und III/UIAA. Der III/UIAA Schwierigkeitsgrad muss seilfrei sicher beherrscht werden. Im Gegensatz zu anderen Informationsquellen halte ich die Führe nicht als guten zuverlässigen Fels, man sollte jeden Griff und Tritt auf Festigkeit prüfen, ziemlich ausgesetzt und brüchig. Diesen Zeitaufwand sollte man schon vorher mit einkalkulieren. Die Tour erfordert stabile Wetterverhältnisse im Wettersteingebirge. Bei einem Wetterumschwung von extremem Gewitter ist ein schneller Rückzug vom Grat nicht möglich. Die Hangneigungen in den linken und rechten Geländeflanken liegen zwischen 45° und 55° nach Alpenvereinaktiv. Notabstiegsmöglichkeiten sind gar nicht vorhanden, bzw. mir persönlich nicht bekannt. Die Route über den Gratverlauf ist im Jahr 2022 durchgängig mit roten Punkten markiert worden. Orientierungssinn und Routengespür fallen damit weg, allerdings bleiben die technischen Anforderungen und Schwierigkeitsgrade bestehen. Sehr wahrscheinlich wollte man damit die Orientierung am Gratverlauf bei eingeschränkten Sichtverhältnissen durch aufkommenden Nebel und/oder Dunstwolken verbessern. Das kommt immer wieder im Wettersteingebirge vor. Genügend Flüssigkeit mitführen, es gibt keine Möglichkeiten vor Ort diese aufzufüllen. Wasserquellen sind keine vorhanden. Es kann nicht schaden einen Helm mitzuführen und aufzusetzen.

Der Zeitbedarf der Tour bezieht sich bei mir immer auf die reine Gehzeit ohne die Pausen.

Die Tour über den gesamten Gratverlauf sollte selbstverständlich nicht bei Nässe/Schnee begangen werden.
 
Auch ist die Tour an heißen Sommertagen nicht gerade empfehlenswert.

Tourengänger: derMainzer


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Kommentare (6)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 16. April 2025 um 13:53
Schade, dass die Tour mittlerweile markiert und an der Arnplattenspitze auch versichert wurde. Gut, dass ich die Tour vorher bereits gegangen bin. Jetzt hat sie ihren Reiz verloren. Verstehe nicht, warum sowas genehmigt wird!? Aus Sicherheitsgründen wohl eher nicht. Die Markierungen ziehen ja eher mehr Leute an...

VG Nico

derMainzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. April 2025 um 14:22
Griaß di Nic,

da hast du vollkommen recht. Die Route kann aber nur aus Sicherheitsgründen markiert worden sein, da die Markierungen am Wörner in demselben Abstand (1 – 1,5 m) vorhanden sind. Beide Touren sind im OpenStreetMap als T5 und T6 bewertet und zwar im gesamten Routenverlauf. Ich denke schon, dass diese Markierungen zur Verbesserung der Orientierung bei schlechten Sichtverhältnissen beitragen sollen. Es gibt ja auch mittlerweile ein Fixseil im Kamin vom Übergang der Kleinen zur Großen Klammspitze und die Fixseile im Gratverlauf Westliche Partenkirchner zur Leutascher Dreitorspitze. Außerdem habe ich die Information, dass die Sendung „In höchster Not / Bergretter im Einsatz“ auch in Kooperation mit dem DAV erstellt worden ist und vor Beginn der Bergsaison 2025 ausgestrahlt werden sollte. Sehr wahrscheinlich werden da noch weitere Routen entsprechend nachgerüstet. Man will halt das Unfallrisiko minimieren. Immerhin zählen wir jetzt zur alten Schule, Überschreitung der Arnspitzen vor 2022, :-).

Pfiat di
derMainzer

F3ttmull hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. April 2025 um 17:20
Dann gehöre ich wohl zum Club der alten Schule.
2019 die Überschreitung gemacht, dann gewundert, warum seit 2021 der Weg im OSM eingetragen und von der Gemeinde Seefeld i. Tirol online vermarktet wurde. Der Wörner fehlt noch auf meiner Bucketlist :)

derMainzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. April 2025 um 21:12
Griaß di F3ttmull,

dass was du ansprichst, hatte ich auch zuerst gedacht. Ich habe mich mit dem Wegewart der DAV- Sektion Hochland in Verbindung gesetzt und dieser konnte mir auch keine Auskunft geben, wer die Markierungen angebracht hat. Die Große Arnspitze liegt im Zuständigkeitsbereich der DAV- Sektion Hochland. Wenn die Gemeinde Seefeld damit Werbung macht, muss das nicht heißen, das die dafür auch verantwortlich sind. Die Gemeinde Leutasch hat damals im Auftrag der Bergrettung die Wegweiser auf die Gehrenspitze über die Natzenlehn entfernt. Es war auch die Bergrettung vor Ort, die die Route aus dem offiziellen Wegenetz entfernt hat, d.h. auch die Markierungen sind undeutlich gemacht worden. Die Überschreitung der Arnspitzen als Vermarktungsinstrument zum Ankurbeln des Tourismus herzunehmen, würde bei der Ausgesetztheit der Tour eher zum Bumerang. Spätesten wenn die ersten Verunglückten Tot geborgen werden müssen. Da hat der Nic recht, die Markierungen ziehen eher die Leute an. Wir müssen uns eher darauf einstellen, dass man viele Touren, gerade in den Regionen mit Massentourismus aus Sicherheitsgründen markiert oder sogar mit Sicherheitseinrichtungen von Fixseilen, Steighilfen etc. nachgerüstet werden. Das ist auch eine Auswirkung vom Klimawandel in den Alpen.

Pfiat di
derMainzer

Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 16. April 2025 um 17:34
Bleibt nur mehr die Frage, was aus den "Trailrunnern" geworden ist.

derMainzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. April 2025 um 21:16
Griaß di Toni83,

keine Ahnung, die beiden hatte ich damals noch am Bahnhof in Scharnitz getroffen. Im Zug sind sie mitgefahren. In Kontakt stehe ich mit den beiden nicht und habe diese auch nicht mehr irgendwo im Alpenraum gesehen.

Pfiat di
derMainzer



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