Mit Schneeschuhen auf den Rautispitz (2283 m)


Publiziert von Uli_CH , 20. Januar 2025 um 22:17.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:19 Januar 2025
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:ca. 21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Näfels von der Hauptstrasse Richtung Oberseetal/Schwändital abbiegen und dann auf abenteuerlicher Strasse zum Parkplatz vor dem (im Winter geschlossenen) Berghotel Obersee.
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch/, 1:20'000 zum Selberdrucken, Swisstopo-App

Von meinen beiden Schneeschuhtourenpartnern kommt keiner mit und so wähle ich eine anspruchsvollere Tour, um meine Fitness aufzubessern. Den Rauti hatte ich schon vor der *letzten Tour im Fokus. Vor Jahrzehnten habe ich ihn bereits einmal mit Oliver W. zu einer schneefreien Jahreszeit erklommen.

Ich starte bei frostigen -5° und folge den Skispuren, die am Ostufer des Obersees auf dem Fahrweg zur Grapplistafel entlangführen. Südlich des Sees steigt der Weg dann steil an und führt in Serpentinen aufwärts. Bei P. 1169 geht es auf dem Fahrweg weiter. Schliesslich weitet sich das Gelände und wird flacher; ich komme aus dem Wald heraus. Bei der Grapplialp zweigt der Wanderweg zum Rautispitz ab, unter tiefem Schnee verborgen.

Ich bleibe auf der Fahrstrasse und erreiche nach einer Weile die Grapplistafel. Hier endet der Fahrweg. Der Wanderweg, dem ich folge, steigt der jetzt wieder an und führt in einem Bogen zur Schlüsselstelle. Ca. 100 Hm geht es einen steilen Absatz hoch. Die Tourenskigänger vor mir schnallen ihre Ski ab und tragen sie. Beim Einstieg ist der Pfad sehr schmal. Die Tourenskigänger können mit ihren Stiefeln gut auf dem schmalen Band vorankommen. Meine Schneeschuhe sind breiter und so muss ich aufpassen, dass ich guten Halt finde und nicht abrutsche.

Weiter oben geht es einfacher und schliesslich öffnet sich das Gelände wieder. Nach der langgezogenen Linkskurve bei Hächleren führen mich die Skispuren aufwärts auf einen Kamm. Der Wanderweg und auch die Schneeschuhroute zu den Rautihütten zweigen nach rechts ab und sind unberührt. Falls jemand mit den Schneeschuhen hier hochkommt, nimmt er wohl auch den Rautispitz mit.

Ich folge den Skispuren den Hang der Rautialp entlang, nehme meistens eine etwas höher gelegene. Bei ca. 1900 m Höhe beginnt der Schlussanstieg und der hat es in sich. Die meisten Tourengänger halten sich links am Hang und ich folge anfangs auch 
dort einer Spur. Der weitere Aufstieg ist aber nicht so übersichtlich im Gegensatz zu einem Hang rechts von einer Rippe, auf dem auch der Wanderweg verläuft. Ich quere also, als ich den Talboden wieder erreicht habe, an einem markanten Felsen und wechsle die Talseite. Zwei Tourengänger mit Hund haben auch diesen Aufstieg gewählt und ich folge ihren Spuren.
 
Der Anstieg ist übersichtlich, aber die Anstrengung macht sich bemerkbar. Immer öfter halte ich an, um nach Luft zu schnappen und etwas zu verschnaufen. So kämpfe ich mich den Hang hoch und halte auf den Wegweiser an der Rauti Furgglä zu. Dort komme ich in die Sonne und mache erst einmal eine kurze Pause, stärke mich etwas, geniesse die Aussicht und sammle meine Kräfte. Während unten im Tal ein starker, kühler Wind von der Furggel heruntergeblasen hat, ist es jetzt fast windstill und was vom Wind übriggeblieben ist, weht eher aus dem Tal hoch.

Über 100 Höhenmeter sollen es noch bis zum Gipfel sein auf einem sanft ansteigenden Hang. Am Grat gibt es schon grosse Risse in der Schneedecke. Irgendwie schaffe ich auch den letzten Anstieg und treffe nach insgesamt 3:45 Stunden erschöpft aber glücklich am Gipfelkreuz des Rautispitzes ein. Die Skitourengänger sind allesamt schon wieder abgefahren und so habe ich den Gipfel und das Panorama für mich allein.

Als ich mich an den Abstieg mache, kommt mir doch noch eine verspätete Partie von drei Personen entgegen. Ich steige den gleichen Hang wieder ab, den ich aufgestiegen bin, folge aber am Fuss des Hangs den Spuren der Tourengänger mit dem Hund und treffe auf 1900 m Höhe wieder auf meinen Anstiegsweg. Runter ging's flott: eine halbe Stunde für die ca. 400 Höhenmeter.

Ich folge dem Anstiegsweg und zweige kurz vor den Rautihütten zu diesen ab. Ab hier geht es wieder auf einem Fahrweg ins Tal. Beim Abstieg quere ich ein paar lawinengefährdete Zonen, aber abgesehen von alten Lawinen, die teilweise den Weg erreicht haben, gibt es keine akute Bedrohung. So erreiche ich wohlbehalten das Tal und habe noch eine lange Strecke bis zum Obersee vor mir.

Nach Sulz, wo ich noch einmal kurz raste, geht es noch einmal eine Geländestufe in Kehren abwärts bis Sulzboden und dann mehr oder weniger am Sulzbach entlang. Der Föhn schickt ab und zu warme Windstösse den Hang hinunter. Bei Chrüzegg schneide ich den Schlenker des Fahrwegs ab und erreiche bald die Stafelbrücke. Hier folge ich wieder der Strasse und erreiche nach insgesamt 3:20 Stunden Abstiegs zufrieden meinen Ausgangspunkt.


Die Tour hat mir – erneut – gezeigt, wie anstrengend Schneeschuhtouren über 1200/1300 Höhenmeter sind. Das Panorama vom Gipfel und der (erhoffte) Fitnessgewinn haben mich aber mehr als entschädigt.

Beim Abstieg habe ich bis zu den Rautihütten nur Skitouren- und keine Schneeschuhgänger getroffen. Ab dort war ich auf dem Rückweg bis zur Stafelbrücke ganz alleine unterwegs – ein Skifahrer bei P. 1323 ausgenommen. Erst als ich wieder beim Berghotel Obersee ankomme, stosse ich auf Tourengänger mit Schneeschuhen.
 
Orientierung: Für mich aufgrund der zahlreichen Skispuren einfach.

Lawinengefahr: 2+ – mässig, Skitourenguru: 1.04

Ausrüstung: Schneeschuhe, Teleskopstöcke.

Führer:
  • David Coulin, Schneeschuhtouren Ostschweiz, SAC-Verlag, 2. Auflage 2014, Tour 11
  • David Coulin, Schneeschuhtouren Zentralschweiz, SAC-Verlag, 4. Auflage 2021, Tour 49

Schwierigkeitsgrad: Die Hikr-Berichte über Schneeschuhtouren auf den Rautispitz bewerten den Schwierigkeitsgrad maximal mit WT3. Für mich ist die Schlüsselstelle hinter Grapplistafel dagegen WT4, eine Einschätzung, die David Coulin auch in seinem Führer Ostschweiz teilt. In seinem neueren Führer Zentralschweiz (und auch auf dem SAC-Tourenportal) ist die Schlüsselstelle sogar mit WT5 bewertet.

Achtung: Die gesamte Route liegt bis zur Querung des Sulzbachs kurz vor Sulz in einem Wildtierschutzgebiet. 
Schneesport darf dort nur auf den auf der Landeskarte markierten Routen ausgeübt werden.

Tourengänger: Uli_CH


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Kommentare (5)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 22. Januar 2025 um 17:11
Hey Uli
Herzliche Gratulation zum Rauti, hast es doch geschafft, bravo !
Ich war noch nie mit SS auf dem Rauti, scheint aber recht anstrengend zu sein ...

Gruss
Priska





Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Januar 2025 um 17:42
Danke für Deine Gratulation, liebe Priska!
Ja, du hattest recht: der Rauti ist nicht weggelaufen ;-)

Ich hoffe, dass es Deiner Schulter rasch wieder besser geht.

Herzliche Grüsse
Uli

miCHi_79 hat gesagt:
Gesendet am 22. Januar 2025 um 18:36
Super Tour, gratuliere. Ich habe ihn mit den Ski noch auf dem Radar aber hoffe auf etwas Pulver ;-)

Gruss Michi

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Januar 2025 um 20:11
Danke auch Dir für Deine Gratulation, Michi!

Ich habe erst mit knapp 40 Jahren Skifahren gelernt. Eine Piste komme ich leidlich runter, aber mit dem Tiefschnee ist das so eine Sache. Ich habe 2x eine Skitour probiert. Hoch ist kein Problem, aber runter... ;-)

Ich freue mich immer über Deine Tourenberichte.

Herzliche Grüsse
Uli

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Januar 2025 um 11:40
Uli, das mit den Tourenski geht oder würde mir gleich ergehen, hoch geht, aber runter ;-((((


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