Wahr gewordene Powder-Träume am Tschachaun


Published by TobiasG , 7 January 2025, 19h50.

Region: World » Austria » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Date of the hike: 4 January 2025
Ski grading: AD-
Waypoints:
Geo-Tags: A 
Time: 6:30
Height gain: 1125 m 3690 ft.
Height loss: 1125 m 3690 ft.
Route:17,5 km
Access to start point:Parkplatz vor dem Namloser Hof
Maps:AV-Karte 3/4

Der Winter ist mittlerweile in den Bergen angekommen und für mich beginnt damit meine zweite richtige Skitourensaison. Nachdem ich mir als Kind nach dem Skilager geschworen hatte, nie wieder diese verfluchten Bretter an die Füße zu schnallen, habe ich diese Entscheidung vor vier Jahren nochmal einer Revision unterzogen. Als mittlerweile passionierter Bergsteiger zog mich die alpine Winterlandschaft einerseits an, andererseits kann ich dem ewigen Gestapfe aber nicht so viel abgewinnen. Die Ästhetik eines guten Skifahrers in einem unberührten Powderhang lässt sich kaum leugnen und so gab ich der Sache noch eine Chance. Nachdem ich die letzten Saisonen intensiv genutzt hatte, um das Skifahren zu erlernen, ging es letztes Jahr an die ersten Skitouren. Auch wenn mir früh dämmerte, dass Powderhänge nicht zur Standard-Skitour gehören, war mir doch sofort klar, dass ich die damals so verhassten Bretter mittlerweile sehr liebgewonnen hatte und nicht mehr missen möchte.

So viel zur Vorgeschichte aber nun zur Tour. Nachdem ich die Schneefälle um Weihnachten aufgrund unverschiebbarer sozialer Verpflichtungen nicht so ausgiebig nutzen konnte, ging es kurz vor Silvester bei noch erstaunlich guten Verhältnissen auf den Schafreuter. Mit kräftig Neuschnee bahnt sich am Samstag ein hervorragender Skitourentag an. Die Unterlage ist lokal allerdings noch eher dürftig, sodass wir eine etwas längere Fahrt in Kauf nehmen, um die Ski zu schonen und die guten Verhältnisse bestmöglich zu nutzen. Die Wahl fällt dann auf den Tschachaun durch das Faselfeiltal. Eine relativ leichte Tour, die in Namlos beginnt.
 
Wir starten um 8:30 Uhr. Lange geht es zunächst auf einer gut eingeschneiten Forststraße relativ eben dahin. Die Winterlandschaft ist wirklich Postkartentauglich – kaum eine Wolke, klirrende Kälte, so muss es sein. Nach einiger Zeit steilt das Gelände leicht auf und es geht durch die Latschen in Richtung des Tagesziels, das sich erst relativ spät zeigt. Die Latschen stellen im Aufstieg kein Problem dar, überall liegt zentimetertiefer Neuschnee. Auch die teils noch nicht eingeschneiten kleinen Wasserläufe sind problemlos zu überwinden.
 
Auf 1600m öffnet sich das Gelände dann und der Tschachaun thront mächtig über dem schattigen Faselfeiltal - eine traumhafte Winterlandschaft erwartet uns. Noch immer geht es in mäßiger Steigung in Richtung des linkerhand gelegenen Kromsattels. Die ersten Abfahrer kommen uns nun mit breitem Grinsen entgegengestaubt. Perfekte Abfahrtsverhältnisse in diesem Bereich. Der Aufstieg zum Kromsattel ist nun deutlich steiler und schweißtreibender. Dort angekommen erstreckt sich der Blick in das gegenüberliegende Tal, rechts geht es zum Gipfel und links wird das Panorama von mächtigen Felswänden eingerahmt. Die letzten 200 hm zum Gipfel sind dann auch schnell geschafft.
 
Das Gipfelpanorama wird durch die nordwestlich gelegene Namloser Wetterspitze dominiert, die ebenfalls eine lohnende Skitour darstellt. Aber auch der südöstlich gelegene Kamm trägt zu einem schon recht alpinen Rundumblick bei. Es ist recht windig, sodass die Pause eher kurz ausfällt - aber das ist wirklich Jammern auf äußerst hohem Niveau. Es wartet eine Abfahrt in feinstem Powder auf uns, wie ich sie bisher vielleicht zwei Mal erlebt habe. Zwischen 10 und 30 cm Pulverschnee auf guter Unterlage garantieren maximalen Fahrspaß, bis man wieder in die Latschen kommt.
 
Hier wird es dann etwas anspruchsvoller, da man meist neben dem Bach unterwegs ist und die Latschengasse nicht so breit ist, dass man überall bremsen kann. Da es aber nicht eisig und das Gelände meist recht sanft geneigt ist, geht es erstaunlich gut. Man muss allerdings aufpassen, dass man die kleinen Wasserläufe rechtzeitig erkennt, um die Ski nicht zu ruinieren. Einmal sehe ich eine Geländekante zu spät und kann den ungewollten Sprung nicht mehr abfedern aber bei diesen Verhältnissen fällt man weich. So geht es weiter bis zu dem anfänglichen Flachstück. Hier zahlt es sich aus, dass ich meine Ski noch nicht vor zu langer Zeit gewachst hatte, aber ohne Schieben geht es hier nicht. Der Weg hat aber meist doch etwas Gefälle, sodass wir nicht wieder aufgefellt haben. Die schöne Winterlandschaft entschädigt ohnehin für die Mühen.
 
Alles in allem ein sehr gelungener Tag. Der Regen der letzten Tage wird die guten Verhältnisse zwar leider weitestgehend vernichtet haben, mit etwas Neuschnee wird sich die Tour aber wieder lohnen. Bis auf einige Stellen in den Latschen muss man sich keine Sorgen zwecks Steinkontakt machen.
Die Tour überzeugt vor allem mit ihrem landschaftlichen Reiz und ihrer Nordexposition, die oft für guten Schnee sorgen dürfte. Der Gipfelhang sowie die Abfahrt vom Kronsattel bieten tolles Skigelände, wobei ersterer mit seiner Südostexposition sicher schneller unter dem Sonneneinfluss leidet. Besonders Steil ist das Gelände nicht, was die Tour prinzipiell anfängerfreundlich macht, wobei der Rückweg durch die Latschen nicht unterschätzt werden sollte. Ob diese später im Jahr ganz eingeschneit sind, kann ich nicht beurteilen.
 
Eine tolle Tour, die Lust auf mehr macht, auch wenn derartige Traumverhältnisse sicher nicht so oft zu bekommen sind! Ich wünsche allen ein frohes Jahr 2025 mit vielen Bergtouren und stets gesunder Heimkehr!
 
Abschließend möchte ich die Gelegenheit noch nutzen, um auf eine leider sehr traurige Gegebenheit hinzuweisen: Der sehr aktive hikr 83_Stefan, dessen Berichte auch ich gerne gelesen habe, ist leider am 16.11. tödlich verunglückt. Zugunsten seiner jungen Familie, die sich nahe meiner Heimat niedergelassen hat, wurde eine Spendenaktion eingerichtet, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte.

Hike partners: TobiasG


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