Vorweihnachtliches Gratwandern im Dimbacher Buntsandstein


Publiziert von Nik Brückner , 29. Dezember 2024 um 16:20. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:21 Dezember 2024
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   F 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:14 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In und um Dimbach

Weihnachten! O du fröhliche Zeit der Ruhe, der Besinnlichkeit, der Freude. Zeit der Traditionen! Letzteres mögen allerdings nicht alle. Aber selbst die, die Traditionen kritisch gegenüberstehen, wissen: Traditionen sind dann nicht doof, wenn man sie selbst etabliert. Und das hab ich dieses Jahr gemacht.

Naja, genau genommen hab ich nur eine ältere, ebenfalls von mir etablierte Tradition genommen und sie ein bissl justiert: In den vergangenen, puh, zwanzig Jahren habe ich nämlich gern liebe Leute zu einem vorweihnachtlichen Glühweinabend eingeladen, später wir, die Waldelfe und ich gemeinsam. Am darauf folgenden Tag sind wir dann immer mit denjenigen unserer Gäste, die das noch konnten, winterwandern gegangen. (Was in unseren Breiten bedeutet: 12 Grad, grau und Regen.)

Dieses Jahr musste die Party marienkäferchenbedingt ausfallen. Aber die Wanderung konnte stattfinden! Und das fand sie auch, am letzten vorweihnachtlichen V
orweihnachtswochenende. Und zwar dieses Mal in...

Dimbach! Dort gibt es nämlich den langnamigen Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg. Ein Höhenweg rund um den Ort, entlang einiger ganz besonders eindrucksvoller der für diese Gegend so prägenden Sandsteinfelsenriffe. Ein Weg zudem, den man, den gehobenen Fähigkeiten meiner Mitwandernden entsprechend, mit kurzen Abstechern zu Aussichtspunkten und kleinen Kraxeleinlagen deutlich aufwürzen kann. Umso mehr als es, erwartungsgemäß, grau und regnerisch war, folglich nass; und wie man so sagt: no glitsch, no fun.


Meine Mitwandernden: Schubi mit seiner Amelie, Julian und Luis. Trafen taten wir uns alle um zehn in Dimbach, am Wanderparkplatz (278 m) vor dem Orzeingang links. Im Player auf der Hinfahrt: "X Mas Death Jazz" von Panzerballett. Klar.

Der schubi sagt: für Landschaften mit manifestierten sandigen Sedimenten hat Sarah Jaffe Manifestations geschrieben und also ist dies der Tourenberichts-Soundtrack.

Der - wiexakt - langnamige Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg ist durchgängig beschildert und mit ebenso zahlreichen wie zahllosen Infotafeln betafelt. Eine genaue Wegbeschreibung erübrigt sich diesetwegenz. Es sei kurz gesagt, dass es sich beim - hier es kommt nochmal - Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg um einen der schönsten Wanderwege des Pfälzerwalds handelt. Und - wenn man nicht immer konsequent den Schildern folgt, sondern jede mögliche Felskante begeht - um eine jener Touren über Mittelgebirgsgrate, die ich immer gern so spannend finde.

Zu Anfang zickzackt man erst einmal ordentlich hinauf zum Dimbacher Falkenstein (330 m).

Ein erstes großes Highlight gleich, denn durch eine enge Felsspalte, über ein ausgesetztes Band und ein kleines Felsenfenster kann man diesen Klotz gleich zwei Mal durchkraxeln. Ist ne I und halt ausgesetzt, also nicht schwer, aber man muss schon aufpassen beim Abstieg aus dem Spalt auf das Band.

Weiter geht's, an den Falkenfelsen (410 m) entlang hinauf zum Gipfel des Dimbergs (418 m). Ein Abstecher führt hinunter zum Kaftenstein, von dem aus man eine erste hübsche Aussicht auf den Kessel hat, in dem Dimbach versteckt liegt.

Vom Dimberg (418 m) weg blieben wir dann konsequent auf der Felskante, und liefen droben so weit vor wie es nur ging. Das endete diesmal an jenem flachen Felsentisch, den man eigentlich ganz gut links umgehen kann, das war allerdings nass und wegen der Ausgesetztheit an diesem Tag tabu.

Immerhin versuchte Schubi noch, auf den Pilz zu klettern, aber beim Gedanken an einen Sprung zurück auf den nassen Fels war ihm das Ganze dann doch zu heikel. Wir kommen wieder.

Ein Stückl zurück und dann auf der Ostseite weiter, kann man den vordersten Kopf, den Dimbergpfeiler ganz gut erreichen.

Der Dimbergpfeiler ist ein mächtiges, 41 Meter hohe Riff am Dimberg-SO-Grat. Der Fels bietet Kletterrouten von II bis VIII-. Die rechte Südwestseite ist der am meisten lohnende Wandbereich.

Dann führt ein unmarkierter Approachungspfad zurück auf den Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg, den man am Fuß des Dimbergpfeilers erreicht.

Kurz zur Erklärung: Der Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg bleibt in diesem Bereich westseitig des Dimbergpfeilers, wir dagegen waren, wenn nicht direkt auf dem Grat, hart ostseitig unterwegs. Am Fuß des Dimbergpfeilers kommen beide Routen dann wieder zusammen. Eigentlich ganz einfach.

Dem Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg folgend, erreicht man als nächstes die Isselmannsteine (370 m).
 
Die hab ich vor Jahren mal komplett überschritten, einige Auf- und Abkraxeleien sind dabei kein Problem (I). Ein viel größeres Problem dagegen ist der Dreck, hier wird nicht geklettert, und dementsprechend zugewachsen sind die Felsen. Muss man nicht machen.

Am andern Ende der Isselmänner legten wir dann eine erste Pause ein. Alle hatten was dabei: Plätzchen, Spekulatius,, Glühwein, Tee - und da kam sie im graubraun-nassen Wald dann doch noch auf, die Weihnachtsstimmung! Wie schön!


Der Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg führt sodann über den Rötzenberg (459 m) zum Rötzenfels (400 m), der sich weit über das Tal hinausschiebt. Ein toller Aussichtsfels mit optionaler kurzer Kraxeleinlage (I zum Kreuz ganz vorn).

Das mächtige, bis zu 55 Meter hohe Riff mit Gipfelkreuz am südlichen Rötzenberg wirkt von Osten eher unscheinbar, bricht nach Südwesten aber steil und hoch ab. Hier in der Südseite, einer imposanten und hohen Wandflucht, gibt es teils herausragende Kletterrouten bis X-.

Der Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg führt nun talwärts und um den Rötzenberg herum. Aus einem Sattel wechselt man den Bergrücken, dann geht's links steil hinauf zu den Kieungerfelsen (420 m).

...die man ebenfalls weitgehend auf der Kante nehmen kann. Was wir taten, bis uns ein moosiger Aufschwung einfach zu nass war.

Hm? Ach so, Kieunger. Nope, man spricht das nicht "Ki-oinger" aus, oder gar 
"Ki-e-unger" sondern "Ki-unger". Kie, also Kühe, haben sich hier unter-, also unter-gestellt. Bei Regen und Gewitter. Daher der Name. 
 
Am Gipfel des Immersbergs (463 m) stachen wir kurz links ab zum Aussichtspunkt Immersberg.

Von dort aus hat man einen schönen Blick hinüber zur Burgruine Lindelbrunn und in die sie umgebende Umgebung.

Wieder zurück am Immersberg (463 m) ging es dann auf dem Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg weiter, an den nächsten kleinen Felstürmen und -toren vorbei zum Hockköpfel (450 m). 

Kurz danach wichen wir erneut vom Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg ab. Es ging zunächst links hinunter in den Westhang des Bergs und dort rechts auf einen wunderbaren Weg durch den Hang nach Norden. Bei der nächsten Möglichkeit erneut links eine Stufe hinunter, und auf einem nochmal wunderbareren Weg weiter durch den Hang nach Norden. Dieser unmarkierte Pfad stößt am Hockerstein (330 m) auf den herrlichen Rimbachsteig, ein weiteres Wanderhighlight hier in der Gegend.

Der 36 Meter hohe Hockerstein wartet mit Kletterrouten zwischen III und VIII auf. Vom Wanderweg aus ist das Plateau über ein kurzes, ausgesetztes und klettersteigähnlich versichertes Band zu erreichen.  Tolle Aussicht vom Gipfelkreuz!

Wir besuchten das Plateau des Hockersteins über die kurze, klettersteigartig gesicherte Passage, und folgten dann dem Felsgrat bergauf (I). Kurz vor dem Gipfel des Weimersbergs bogen wir links ab, stießen wieder auf den Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg, und wanderten, diesen nun treu bleibend, zum Keeshäwel (360 m) hinunter.

Dieser keulenförmige Turm westlich von Dimbach ist ca. 19 Meter hoch. Er wurde wohl schon am 12.05.1902 durch Ludwig Mann aus Ludwigshafen bestiegen. Der Normalweg ist eine schwere IV.

Am Felsturm vorbei ging es nun hinunter nach Dimbach (245 m) und durch den Ort zurück zum Wanderparkplatz (278 m), an dem wir unsere Tour einige Stunden zuvor gestartet hatten.


Fazit:

Der Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg: Immer wieder wunderbar, selbst wenn er zu dieser Jahreszeit grau und nass ist. Aber mit lieben Freunden, Plätzchen, Tee und Glühwein sind auch mäßige Bedingungen  in der Pfalz schnell in einen wunderbaren Weihnachtswinterwald verwandelt!

Leider konnten viele nicht mitkommen - bekanntlich ist die Vorweihnachtszeit jene Zeit, in der man den Stress einfach besinnlich nennt, und das beste hofft. Frohe Feiertage euch allen, die gern mitgekommen wären, und allen weiteren, die unseren Bericht lesen. Kommt gut ins neue Jahr!

Tourengänger: Nik Brückner, Schubi


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 29. Dezember 2024 um 18:46
Subba Sach! Dangö fiars Midnehmn

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Dezember 2024 um 20:05
Gonn!


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