Gelungener Saisonabschluss im Zentralkarwendel auf der Rosslochspitze
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Tom hatte mich glücklicherweise darauf hingewiesen, dass die alberne Fahrradsperre im Hinterautal kurz bevorsteht. Wetter und Bedingungen sind gerade top, sodass kaum von einer freien Entscheidung gesprochen werden kann. Auf die Rosslochspitze wollte ich eh nochmal, da es wirklich eine geniale Tour ist und ich mir in der Gegend paar Sachen anschauen wollte (dazu noch später).
Zur Tour gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen, s. dazu meinen Bericht vom letzten Jahr. Im fortgeschrittenen Herbst ist es im Rossloch relativ schattig, was bei der Kleidungswahl bedacht werden sollte. Erst kurz unterhalb des Westgrats kam ich das erste Mal in die Sonne, dieser kann dann aber in angenehmer Wärme begangen werden. Die Quelle auf Höhe des Abzweigs zur Laliderer Spitze ist trotz der neuen Schneefelder versiegt, sodass unten das letzte Wasser zu holen ist.
Der Westgrat ist wirklich ein klettertechnisches Highligt im mir bekannten Karwendel, gutgriffiger Fels und eine tolle Linie direkt am Grat. Die Schlüsselstelle wollte ich mir auch nochmal ansehen und ggf. von einer III- nach unten korrigieren. Habe mich aber dazu entschieden, dies nicht zu tun, da es schon etwas kniffliger und unübersichtlich ist. Es ist auch etwas brüchig, was allerdings relativ zum Westgrat und weniger im Vergleich zu „klassischen“ Touren in der Ecke zu verstehen ist. Kann man aber mit einem etwas unangenehmeren IIer umgehen, auch wenn ich das noch nicht gemacht habe. An sich führt der Normalweg ein paar Mal in die Flanken, die Kletterei direkt an der Kante ist aber teils sehr lohnend, wenn man in dem Gelände sicher ist. Man sollte entweder einen unteren IIIer klettern können, oder kein Problem damit haben, in etwas ausgesetzteren und brösligen Flanken rumzuturnen.
Am Gipfel dann eine ausgedehnte Pause und – wie es sich für mich eingebürgert hat – zum Saisonabschluss ein Kapitel aus der Karwendelbibel des Meisters höchst selbst. An dieser Stelle eine, für diese Seite eher ungewöhnliche Rubrik, ein Buchtipp: „Aus den nördlichen Kalkalpen“ von Herrmann von Barth ist eine großartige Lektüre, die ich wirklich jedem empfehle, der im Wetterstein, Berchtesgaden, dem Allgäu und ganz besonders dem Karwendel unterwegs ist (kann auch zuhause gelesen werden). Der Mann war ein echter Pionier, der gerade im Karwendel und Wetterstein eine Reihe von Gipfeln auf teils echt wilden Routen erstbestiegen hat. Die Erzählungen von ausgewählten Touren sind hervorragend geschrieben und man fühlt sich beim Lesen wirklich, als würde man mit Alpenstange, (Steig)Eisen und unförmigem 15+ kg Rucksack mit einer Weinflasche als Wasservorrat mit ihm durch die damals noch fast unberührten und uns heute oft vertrauten Berglandschaften ziehen. Beeindruckend, wie detailgenau er seine Touren in Text und Profilen festgehalten hat. Er wäre heute sicher ein großartiger Hikr-Autor! Leider werden seine Bücher eher als Antiquitäten gehandelt, die Beschaffung ist daher leider nicht ganz so leicht aber in jedem Fall lohnend.
Die Rosslochspitze hat er am 17.08.1870 erstbestiegen, zwei Tage nachdem er im August (!) einen Schneesturm auf der Kaltwasserkar erwischt hat. Um diese Tage herum, hat der Gute quasi alle Gipfel des Rosslochs bestiegen, die Rosslochspitze selbst findet dabei keine wörtliche Erwähnung, es ist wohl eine der „seltsam geformten Zinnen, viertausend Fuss über dem Laliderer Thale“. Eine ausdrückliche Erwähnung war ihm dafür die nördliche Sonnenspitze, „der trotzige Wächter von Ladiz“ wert, die er ebenfalls im August 1870 erstbestieg und ein echter Blickfang im Rossloch ist. Mit Tourenbeschreibung ist das ja schon ne anspruchsvolle Tour aber ohne jegliche Informationen da raufzukommen, verlangt mir höchsten Respekt ab. Das war definitiv eines meiner persönlichen Highlights dieser Saison, auf die ich heute nochmal andächtig zurückblicke.
Da abends noch soziale Verpflichtungen warten, muss der Abstieg heute eher schnell gehen. Der Weg ins Rossloch ist übrigens neu geschottert worden, nachdem er bei Regenfällen stark erodiert ist. Selbst als Nicht-Mountainbiker bin ich heute ohne Absteigen ganz runtergekommen. Rauf ist´s wegen des kleinsplittrigen Kieses allerdings recht mühsam. Ein letztes Mal für dieses Jahr spüre ich den Fahrtwind im Gesicht, während ich unter dem Karwendelhauptkamm in Richtung Parkplatz rolle. Der Gegenanstieg erinnert noch einmal daran: im Karwendel gibt’s nichts geschenkt! Aber dann gibt es mich frei und im Auto denke ich schon darüber nach, was ich nächstes Jahr alles machen möchte.
Apropos: Beim Blick auf die Karte auf der Suche nach Projekten ist mir die Idee gekommen, eine zweitägige Rosslochumrahmung zu machen: Aufstieg über die südliche Sonnenspitze, über den Grat auf die nördliche und unter Mitnahme möglichst vieler Spitzen rüber zum Laliderer Biwak (Tag 1). Am nächsten Tag dann über Dreizinken-, Grubenkar- und Rosslochspitze auf die Hochkanzel und dann über Gamskar-, Halleranger und Sunntigerspitze zum Reps und über das Hallerangerhaus wieder runter.
Den Nordgrat auf die Rosslochspitze hab ich mir heut mal von oben angeschaut. Im AV-Führer ist der mit IV angegeben, es schien mir hier aber wohl auch leichtere Optionen zu geben, wenn auch in einer sehr unangenehm aussehenden Flanke. Als „dunkle Flecken“ verbleiben außerdem der Nordgrat auf die Hochkanzel und die Überschreitung der Hallerangerspitzen, wobei es zu letzteren einen Bericht im Internet gibt, der AV-Führer gibt beide mit III an.
Hat jemand hier diese Runde bereits so gemacht oder kann mir was zu den drei beschriebenen Wegabschnitten sagen? Da wäre ich sehr interessiert!
Außerdem viele Grüße an die zwei Jungs, die ich heut zu meiner Überraschung ebenfalls auf dem Weg zur Rosslochspitze, ausgerüstet mit meinem Bericht, getroffen habe!
Ansonsten wünsche ich allen noch einen schönen und unfallfreien Restherbst!
Zur Tour gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen, s. dazu meinen Bericht vom letzten Jahr. Im fortgeschrittenen Herbst ist es im Rossloch relativ schattig, was bei der Kleidungswahl bedacht werden sollte. Erst kurz unterhalb des Westgrats kam ich das erste Mal in die Sonne, dieser kann dann aber in angenehmer Wärme begangen werden. Die Quelle auf Höhe des Abzweigs zur Laliderer Spitze ist trotz der neuen Schneefelder versiegt, sodass unten das letzte Wasser zu holen ist.
Der Westgrat ist wirklich ein klettertechnisches Highligt im mir bekannten Karwendel, gutgriffiger Fels und eine tolle Linie direkt am Grat. Die Schlüsselstelle wollte ich mir auch nochmal ansehen und ggf. von einer III- nach unten korrigieren. Habe mich aber dazu entschieden, dies nicht zu tun, da es schon etwas kniffliger und unübersichtlich ist. Es ist auch etwas brüchig, was allerdings relativ zum Westgrat und weniger im Vergleich zu „klassischen“ Touren in der Ecke zu verstehen ist. Kann man aber mit einem etwas unangenehmeren IIer umgehen, auch wenn ich das noch nicht gemacht habe. An sich führt der Normalweg ein paar Mal in die Flanken, die Kletterei direkt an der Kante ist aber teils sehr lohnend, wenn man in dem Gelände sicher ist. Man sollte entweder einen unteren IIIer klettern können, oder kein Problem damit haben, in etwas ausgesetzteren und brösligen Flanken rumzuturnen.
Am Gipfel dann eine ausgedehnte Pause und – wie es sich für mich eingebürgert hat – zum Saisonabschluss ein Kapitel aus der Karwendelbibel des Meisters höchst selbst. An dieser Stelle eine, für diese Seite eher ungewöhnliche Rubrik, ein Buchtipp: „Aus den nördlichen Kalkalpen“ von Herrmann von Barth ist eine großartige Lektüre, die ich wirklich jedem empfehle, der im Wetterstein, Berchtesgaden, dem Allgäu und ganz besonders dem Karwendel unterwegs ist (kann auch zuhause gelesen werden). Der Mann war ein echter Pionier, der gerade im Karwendel und Wetterstein eine Reihe von Gipfeln auf teils echt wilden Routen erstbestiegen hat. Die Erzählungen von ausgewählten Touren sind hervorragend geschrieben und man fühlt sich beim Lesen wirklich, als würde man mit Alpenstange, (Steig)Eisen und unförmigem 15+ kg Rucksack mit einer Weinflasche als Wasservorrat mit ihm durch die damals noch fast unberührten und uns heute oft vertrauten Berglandschaften ziehen. Beeindruckend, wie detailgenau er seine Touren in Text und Profilen festgehalten hat. Er wäre heute sicher ein großartiger Hikr-Autor! Leider werden seine Bücher eher als Antiquitäten gehandelt, die Beschaffung ist daher leider nicht ganz so leicht aber in jedem Fall lohnend.
Die Rosslochspitze hat er am 17.08.1870 erstbestiegen, zwei Tage nachdem er im August (!) einen Schneesturm auf der Kaltwasserkar erwischt hat. Um diese Tage herum, hat der Gute quasi alle Gipfel des Rosslochs bestiegen, die Rosslochspitze selbst findet dabei keine wörtliche Erwähnung, es ist wohl eine der „seltsam geformten Zinnen, viertausend Fuss über dem Laliderer Thale“. Eine ausdrückliche Erwähnung war ihm dafür die nördliche Sonnenspitze, „der trotzige Wächter von Ladiz“ wert, die er ebenfalls im August 1870 erstbestieg und ein echter Blickfang im Rossloch ist. Mit Tourenbeschreibung ist das ja schon ne anspruchsvolle Tour aber ohne jegliche Informationen da raufzukommen, verlangt mir höchsten Respekt ab. Das war definitiv eines meiner persönlichen Highlights dieser Saison, auf die ich heute nochmal andächtig zurückblicke.
Da abends noch soziale Verpflichtungen warten, muss der Abstieg heute eher schnell gehen. Der Weg ins Rossloch ist übrigens neu geschottert worden, nachdem er bei Regenfällen stark erodiert ist. Selbst als Nicht-Mountainbiker bin ich heute ohne Absteigen ganz runtergekommen. Rauf ist´s wegen des kleinsplittrigen Kieses allerdings recht mühsam. Ein letztes Mal für dieses Jahr spüre ich den Fahrtwind im Gesicht, während ich unter dem Karwendelhauptkamm in Richtung Parkplatz rolle. Der Gegenanstieg erinnert noch einmal daran: im Karwendel gibt’s nichts geschenkt! Aber dann gibt es mich frei und im Auto denke ich schon darüber nach, was ich nächstes Jahr alles machen möchte.
Apropos: Beim Blick auf die Karte auf der Suche nach Projekten ist mir die Idee gekommen, eine zweitägige Rosslochumrahmung zu machen: Aufstieg über die südliche Sonnenspitze, über den Grat auf die nördliche und unter Mitnahme möglichst vieler Spitzen rüber zum Laliderer Biwak (Tag 1). Am nächsten Tag dann über Dreizinken-, Grubenkar- und Rosslochspitze auf die Hochkanzel und dann über Gamskar-, Halleranger und Sunntigerspitze zum Reps und über das Hallerangerhaus wieder runter.
Den Nordgrat auf die Rosslochspitze hab ich mir heut mal von oben angeschaut. Im AV-Führer ist der mit IV angegeben, es schien mir hier aber wohl auch leichtere Optionen zu geben, wenn auch in einer sehr unangenehm aussehenden Flanke. Als „dunkle Flecken“ verbleiben außerdem der Nordgrat auf die Hochkanzel und die Überschreitung der Hallerangerspitzen, wobei es zu letzteren einen Bericht im Internet gibt, der AV-Führer gibt beide mit III an.
Hat jemand hier diese Runde bereits so gemacht oder kann mir was zu den drei beschriebenen Wegabschnitten sagen? Da wäre ich sehr interessiert!
Außerdem viele Grüße an die zwei Jungs, die ich heut zu meiner Überraschung ebenfalls auf dem Weg zur Rosslochspitze, ausgerüstet mit meinem Bericht, getroffen habe!
Ansonsten wünsche ich allen noch einen schönen und unfallfreien Restherbst!
Tourengänger:
TobiasG

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