Bockkarspitze und Sonnenspitzen - Ein langer Tag im Karwendel


Publiziert von Wagemut , 9. Juli 2015 um 20:35.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:25 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Kartennummer:AV-Karte 5/2 Karwendelgebirge Mitte

Der Bericht von ADI hat mich neugierig gemacht und dazu bewogen, die Bockkarspitze zu besteigen. Auch wenn dieser nicht gerade zu Gunsten des Gipfels ging, hab ich mir gedacht:
Der arme Berg kann doch auch nichts dafür, dass er so bröselig ist! Irgendeiner muss schließlich den Ruf des brüchigen Karwendels aufrecht erhalten! Sicher hat er auch einen guten Kern! :-)
Außerdem hatte ich da noch eine weitere Sache, der ich bei dieser Gelegenheit auf den Grund gehen wollte...So kam es, dass Patrik und ich uns auf den Weg zur Bockkarspitze machten.


Bei noch recht zapfigen Temperaturen starten wir um sieben mit den Radeln von einem noch in Bayern liegenden Parkplatz nahe Scharnitz. An den Karwendelparkplätzen ist schon ein bisschen was los. Trotzdem werden wir den ganzen Tag über keiner einzigen Menschenseele begegnen. Wir radeln ins Hinterautal, vorbei an den altbekannten Berggestalten zur Rechten und Linken. Nach einer Stunde ist die Wegverzweigung am Kasten erreicht. Wir biegen nach links ab und passieren eine rotweißgestreifte Schranke. Auf dem seltener benutzten Fahrweg ins Roßloch fahren wir noch bis kurz hinter die Einmündung des Moserkarbaches und deponieren dann die Räder (nicht entgültig natürlich:-))

Zu Fuß tief ins Roßloch hinein treibt's uns. Runderherum eine Kulisse, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Die Gipfel des Roßloch lohnen wohl alle eines Besuches. Die Nordwände von Gamskarlspitze und co sehen sehr einladend aus! Auf den grünen Wiesen treffen wir auf gemütlich äsende Kühe. Die Idylle verlangt nach einer Rast! Am Hinteren Boden machen wir eine längere Pause. Von dort gehts links ab auf einem gut erkennbaren Steig ins Bockkar, der sogar (noch) markiert ist. Wir bleiben bis auf 2000 m auf dem Steig. Würde man ihn weiter gehen, käme man bei der Biwakschachtel raus. Eigentlich ist sie als Notunterkunft z.B. für Nordwandkletterer gedacht. Aber in letzter Zeit ist es in Mode gekommen, von Süden her zur Schachtel zu gehen. Naja, wenns blöd läuft, macht mans eben wie die Sardinen.:-)

Wir halten uns schräg links nach oben, wobei wir die weithin sichtbare unbedeutende Erhebung im Kar, den Punkt 2319 m, links liegen lassen. Bald luken die ersten Gipfel hervor und das Kargelände dehnt sich aus.. Bis ca. 2360 m ist das Kar ohne Ein-Schritt-Vor-Und-Zwei-Zurück-Geröll begehbar; die letzten 100 m zur Scharte zwischen Bockkarspitze und Westlichem Ladizturm sind dafür umso schuttiger. Da noch Schneefelder da sind, halten sich die Mühen in Grenzen. Endlich in der Scharte, 2449 m, angekommen, wenden wir uns nach Westen und steigen in ca. 15 min über Schutt und die kurze II+ Stelle (die wirklich nett ist :-)) zum Gipfel. Leider konnte ich das Gipfelbuch nicht finden!

Der Abstieg zurück zur Scharte dauert dann ein bisschen länger, da das brüchige Gestein doch unsere Aufmerksamkeit verlangt. An der Scharte trennen sich unsere Wege, denn ich will mir doch "mal kurz" den Übergang zur Nördlichen Sonnenspitze genauer anschauen!

Zunächst quere ich also rel. hoch südlich um die Bockkarspitze herum und peile den Fußpunkt der Steilrinne an, die am besten aus dem Sonnkar (westlicher Teil des Bockkars) einzusehen ist. Die Rinne zieht ganz nahe des Nordgipfels stangerlgrad nach oben und mündet in einer kleinen Scharte wenige Meter westlich desselben. Am unteren Ende der Rinne liegt noch ein großes Schneefeld. Die Spannung ist groß!

Eigentlich soll es in der Rinne mindestens zwei IVer Stellen geben, eine knapp über dem Einstieg und dann nochmal 20 m höher. Ein bisschen anklettern schadet nicht, solang man im rechten Moment wieder umkehrt, denke ich, und steige in die Steilrinne ein. Bombenfester, durch Schnee, Wasser und Steinschlag leergefegter Fels erwartet mich. Es lässt sich sehr gut an! Meter für Meter klettere ich behutsam nach oben und erwarte jeden Moment, auf die angekündigten Schwierigkeiten zu treffen. Nichts dergleichen! Ein kurzes Ausweichen nach links ist nur in einem Fall sinnvoll, ansonsten hält man sich immer direkt in der Rinne! Die Schwierigkeiten liegen zwischen III- und III+. Die Scharte ist erreicht! Problemlos geht es von dort zum Gipfel der Nördlichen Sonnenspitze. Vor vier Jahren war ich hier - heute der erste in diesem Jahr!

Der Übergang zur Südlichen Sonnenspitze und der weitere Abstieg auf dem Südwestgrat sei den Berichten von ADI, Karw_geher und Daniel87 entnommen. Trotzdem von mir noch ein kleiner Hinweis, der die Orientierung im Abstieg vielleicht noch erleichtert: Der Südwestgrat teilt sich ab ca 2200m in einen südwestlichen und in einen weiter westlich verlaufenden "Gratast" beim Latschenbuckel Punkt 2050 m auf. Zwischen diesen befindet sich die Abstiegsrinne. Wenn man sich immer in dieser hält, kratzt man einmal, ca auf 1800 m, kurz an der III-. Dafür kommt man im Gegenzug nicht mit Latschen in Berührung.:-) Bezüglich der Ausweichmöglichkeiten lest am besten den Bericht von Karw_geher (Beschreibung im Aufstieg)


Fazit: Lohnende Bergunternehmung mit überraschenden, neuen Erkenntnissen!:-)



Tourengänger: Wagemut


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Kommentare (4)


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Bene69 hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2015 um 22:02
a Draumtour, Glückwunsch!

ADI hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2015 um 15:29
schließ mich an......

;-)


ADI

Gelöschter Kommentar

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2015 um 21:57
Danke an alle für die Glückwünsche!!:-) Hab die Tour sehr genossen und denk gerne an die schönen Stunden im abgelegenen Karwendel zurück. Es war wirklich eine Überraschung der angenehmen Art, dass der Übergang zu den Sonnenspitzen so gut machbar war. Aber vielleicht ist je eine zu hohe Bewertung bei den Sonnenspitzen Tradition. Schließlich ist der Übergang von der Nördlichen zur Südlichen auch kein IIIer wie im AV Führer angegeben.:-)

Der Joseph


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