Une crête plus belle que l'autre...
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Mitte August 2017 hatte ich mit Mona vom Col de Jaman aus die drei Türme von Les Gais Alpins überschritten, und schon damals hatte ich mir vorgenommen, einmal die verlockende Fortsetzung über den SW-Grat des Dent de Hautaudon zu versuchen. Um die Tour mit einem Zweitausender zu veredeln, und erst noch mit einem, dessen Panorama zu einem der schönsten weit herum zählt, wollte ich der Traversierung zum Auftakt die Überschreitung der Rochers de Naye mit einem Aufstieg über die NW-Flanke, wie er schon lange auf meiner Wunschliste steht, und dem Abstieg über den NE-Grat voranstellen. Der SW-Sektor der NW-Flanke "se compose de raides pentes rocheuses gazonnées qui dominent le vallon de La Veraye". Im Führer von M. Brandt sind mehrere, von den Gebrüdern Remy jeweils in den Wintern 1978-80 eröffnete Mixedrouten der Schwierigkeit TD beschrieben, und sogar eine im Winter 1983 von B. Pulver und C. Remy durchgeführte Skiabfahrt ganz im SW mit einer Abseilstelle wird dort erwähnt. Dazu wird jedoch angemerkt: "Il est fort possible que les itinéraires décrits aient déjà parcourus en été." Und so war ich zuversichtlich, villeicht sogar eine Route in der für mich passenden Schuhgrösse im Bereich PD oder T6 zu finden...
Als sich in diesem bisher eher verregneten Oktober endlich ein goldener Herbsttag ankündigte, fuhr ich nach Allières und wanderte, die erwachenden Préalpes fribourgeoises im Rücken, und den Dent de Jaman, über dem der Mond langsam unterging, vor mir, und ab Höhe Col de Jaman verschiedene Abstiegsmöglichkeiten in der Dent de Hautaudon W-Flanke inspizierend, auf guten Wegen zur MOB-Station La Perche und weiter zur Galerie vor dem Tunneleingang in die Rochers de Naye. Der von dort hinauf ziehende Grasrücken war noch leicht, und bis dahin sah auch die sich darüber erhebende NW-Flanke noch gangbar aus. An deren Fuss bei ca. 1880m angekommen, wo erste Sicherungsnetze über Gras und Schrofen gespannt sind, erwiesen sich die ausgedachten Aufstiegsoptionen direkt darüber angesichts der enormen Steilheit aber als reine Hirngespinste. Ein mit Stangen versehenes, zu den Lawinen- und Steinschlagverbauungen oben links führendes Grasband (Route 130a) wäre zwar mit der Reepschnur behelfsmässig absicherbar gewesen, war mir aber zu ausgesetzt, und der Zugang zum Couloir rechts (Route 129) ist durch senkrechte Felsen verwehrt. So brach ich die Übung enttäuscht und zunächst etwas ratlos ab und kehrte nach La Perche zurück, wo eine Kolonne von Bauarbeitern die Stützmauern ausbesserte.
Kommt Zeit, kommt Rat - diesmal innert weniger Minuten, denn wenn die Flanken zu steil sind, bleiben nur die Grate...d.h. hier der SW-Grat, zu dem jedoch im Führer nur der jenem entlang führende Bergweg ab Sonchaux beschrieben ist. In guter Gesellschaft zahlreicher Gemsen stieg ich auf dem Bergweg Richtung Pra Forney ab und durch eine steile Geröllrinne hinauf zur Hütte und zum Pass von Sautodoz. Ein erster Blick zu dem sich unter makellosem Blau zum Gipfel empor schwingenden SW-Grat war ermutigend, und die 1-2 kleinen Fragezeichen im oberen Bereich spornten mich umso mehr an. Diesmal die Weite des Lac Léman im Rücken und unter einer alles in ein warmes Licht tauchenden Herbstsonne stieg ich über den zuerst flachen, dann steilen Grasrücken zur Schulter in Gratmitte auf, kletterte über eine Stufe, die leichter war, als sie von unten ausgesehen hatte, und balancierte zuletzt über den recht luftigen Gipfelgrat, der eindrückliche Tiefblicke in die NW-Flanke gewährte, zur Plattform hinauf. Erfreut über dieses Geschenk des Himmels, das mich den soeben kassierten Misserfolg im Nu vergessen liess, genoss ich das einmalige Gipfelpanorama. Beim Abstieg über den ebenfalls "weitsichtigen" NE-Grat kam ich am Ausstieg der Via Ferrata vorbei, und ich war froh, mich nicht im Schatten an den kalten Metallbügeln über die senkrechte Schlusswand hinaufhangeln zu müssen...Auch die Grottes de Naye liess ich links liegen, denn schon näherte ich mich der Crux der heutigen Tour, Les Gais Alpins, wo bereits mehrere Seilschaften unterwegs waren.
Beim Col de Bonaudon legte ich Helm und Klettergurt an und schaltete vom Wander- in den Klettermodus um. Von Beginn an kam mir der Fels diesmal schwieriger vor als beim letzten Mal, was villeicht an der fehlenden Sicherung lag. Am ersten Gendarm, günstigerweise dem leichtesten, konnte ich mich aber gut aufwärmen. Derart vorbereitet, fand ich mich denn auch im recht kniffligen Kamin am zweiten Gendarm einigermassen zurecht. Für den Abstieg, wo eine 3er-Seilschaft noch am Abseilen war, zog auch einen zweimaligen "rappel" einer "varappe délicate (III)" (bzw. laut Silbernagel 2b) vor. Als trotz meiner Ankündigung "attention ficelle" ein Ende meiner Reepschnur den Helm eines der drei, die im Grand V Stand machten, touchierte, meinte der getroffene Romand lachend: "Une pierre - une bière...". Dank der Beschwichtigung ihres über die Kante des dritten Gendarms Vorauskletternden, dass nur die ersten 2 Meter schwierig seien, schaffte ich dann auch die recht sparsam strukturierte "petit mur", grand Merci! Beim Abstieg über das ausgesetzte "rasoir" sicherte ich mich mit einer Schlinge zweimal an einem Felszacken und dazwischen einmal an einem Bohrhaken. Nun schien das Gröbste überstanden zu sein, und nach leichtem Abklettern und nochmaligem Abseilen stand ich im Sattel ca. 1765m am Beginn der für heute dritten und letzten Challenge.
Von oben und von beiden Seiten hatte der vielfach geschwungene Dent de Hautaudon SW-Grat recht einfach ausgesehen, und tatsächlich bestand die Herausforderung vornehmlich darin, angesichts seiner schmalen Krete das Gleichgewicht nicht zu verlieren, indem felsige Hindernisse problemlos überklettert oder umgangen werden können. Einzig die Überschreitung eines scharfen Felsgrätchens zwischen der Graskuppe ca. 1795m und dem Gipfel kontrastiert etwas zu diesem Schäferidyll und bietet angeregte Genusskletterei. Danach wird man, kaum so richtig in Fahrt gekommen, durch den letzten Grasrücken schon wieder abgebremst, und steht nach wenigen Schritten bereits auf dem Gipfel. Dabei hätte ich auf diesem Kleinod von Grat stundenlang so weiter wanden und kraxeln können...Die beim Zustieg vorgemerkte Abstiegsroute über die W-Flanke entsprach dann ebenfalls meinen Erwartungen, wobei das Gras zwischen dem WNW-Rücken und der Bachrinne recht steil ist, weshalb bei Nässe, letztem oder erstem Schnee der Weg über Chenaussanne wohl vorzuziehen ist. Zurück auf dem Wanderweg konnte ich es, betört von den Herbstfarben, dem Rauschen vom Ruisseau des Cases und vom L'Hongrin, sowie den Glocken der weidenden Kühe und Ziegen, nun unbeschwert ziehen lassen, bevor mich auf der Rückfahrt spätestens ab Bulle wieder der Alltag und die Nachrichten einholten. Und welcher Grat war nun der schönste gewesen? Einer ist schöner als der andere...
Rochers de Naye
Aufstieg SW-Grat (Voie Lémanique): von L'Auge bzw. der MOB-Station Allières (1010m) gelben Markierungen (gelb) folgend auf dem Wanderweg über L'Orme (1063m) zu P. 1206, auf der Alpstrasse nach Aveneire (ca. 1275m), wieder auf dem Wanderweg zur Alp 1241, und auf der eingezeichneten Abkürzung zum Chemin de la Joux bei ca. 1275m. Auf diesem (Fahrweg) mit Abkürzungen über La Joux (1350m) zu P. 1477 und auf dem Chemin de la Montagne d'Amont (Fahrweg) über Montagne d'Amont (1650m) zu P. 1702 (Abzweigung Zustieg zur Via Ferrata Rochers de Naye). Auf dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) zur MOB-Station La Perche (1793m), nach SW absteigend bis ca. 1680m, und durch eine Geröllrinne steil hinauf nach Sautodoz (1830m, Hütte und Sattel), T2-T3. Über den unteren SW-Grat (Gras, Pfadspuren) mit zunehmender Steilheit auf eine Schulter ca. 1940m, dann über den ausgesetzten oberen SW-Grat, eine niedrige Stufe überwindend (Gras, Fels, I, z.T. Pfadspuren links von diesen) unter die Gipfelplattform, und über eine Stufe NE in deren Mauer auf diese (2042m), T5, 3-4h.
Abstieg NE Grat: von der Gipfelplattform (2042m) auf dem eingezeichneten Pfad über P. 2022 und vorbei am Ausstieg des Klettersteigs zum NE-Gipfel Grande Chaux de Naye (1983m), und über den E-Rücken hinunter zum Bergweg bei 1850m. Auf diesem nach W wr steil hinunter bis ca. 1740m (z.T. Geländer und Metalltreppen, wenn Juli-September offen, alternativ durch die Grottes de Naye), dann nach NW leicht ansteigend (Geröll) zum Col de Bonaudon (1753m), 1h, T3.
Les Gais Alpins
Überschreitung S-N: vom Col de Bonaudon (1753m) zieht nach NNE der dreigipflige Kamm von Les Gais Alpins (ohne Namen und Kote auf der LK). Sicherungs- und Abseilstände mit Bh, Hk und Kabel sowie Zwischensicherungen mit Bh sind eingerichtet. 1. Gendarm: über eine gestufte Platte (20m, 3b) und den SSW-Grat (25m, 2b) zum Gipfel und entlang dem scharfen und ausgesetzten NNE-Grat (2b) hinunter in die Scharte des Petit V. 2. Gendarm: entlang einem Riss schräg nach links hinauf (2b) und durch einen Kamin (20m, 3c) zum Gipfel (ca. 1790m). Über den Gipfelkamm, eine Scharte überwindend (2a) zu einem 1. Abseilstand (Ring an Kabel) und 20m zu einem 2. Abseilstand (Bh), und von diesem nochmals 20m in die Scharte des Grand V abseilen. 3. Gendarm: über die gut gestufte SSW-Kante (2b) zur "petit mur", die an kleinen Tritten (Chicken Heads) und guten Griffen erklettert werden kann (5m, 3c), dann wieder leichter (2b) auf den Gipfel (insgesamt ca. 50m). Über den Gipfelgrat, das scharfe und ausgesetzte "rasoir" abkletternd (2b, Felszacken und Bh zum Sichern), und eine Scharte passierend zum NNE-Grat und über diesen zu einem 3. Abseilstand, von dem nochmals 20m in den Sattel ca. 1765m abgeseilt werden kann, 1h 30min, WS.
Dent de Hautaudon
Aufstieg SW-Grat: vom Sattel ca. 1765m über den ausgesetzten Grat (Gras, Fels, I, Pfadspuren), einige Gendarmen überkletternd oder rechts umgehend zu einer markanten Graskuppe (ca. 1795m). Abstieg (Gras, Schrofen) zu einem luftigen Felsgrätchen, das überklettert wird (II), und über den SSW-Rücken (Gras) auf den Gipfel (1871m), 30min, T5.
Abstieg NE-Grat-W-Flanke: vom Gipfel (1871m) über den NNE-Rücken (Gras) zum Sattel ca. 1805m, und über den kurzen SW-Grat zum NE-Gipfel (ca. 1815m). Entlang von dessen WNW-Rücken (Gras, Pfadspuren) zuerst rechts, dann links von Tannen hinunter zu einer Schulter ca. 1680m. Nach S (steiles Gras) hinab in eine Bachrinne, und nach W durch diese und über die untere W-Flanke (Gras) zum Wanderweg bei ca. 1510m, T4. Gelb diesem entlang (zuerst ggf. mit Abkürzungen) über La Joux (1350m) und die MOB-Station Les Cases (1090m) nach Allières (1003m), und auf der Alpstrasse zurück nach L'Auge (1010m), T2, 1h 15min.
Abstiegsalternative: vom Gipfel (1871m) über den NE-Rücken (Gras) zu den Ruinen von Hautaudon (ca. 1700m und 1665m), über die NE-Flanke auf dem bis zur LK-Ausgabe von 2017 noch eingezeichneten Weg (Gras, Stauden, Wald) hinunter zur Ruine von Chenaussanne (1237m) und nach W zum Wanderweg unterhalb der Alp 1241. Weiter wie oben beschrieben zurück., 1h 15min, T3.
Insgesamt 7h 15min-8h 30min.
Verhältnisse: sonnig mit wenig Schleierwolken, praktisch windstill und mild. Über dem Lac Léman sich z.T. auflösendes Nebelmeer bis ca. 600m. Wege, Gras und Fels morgens und schattseitig feucht, sonst trocken.
Material: Leichthelm und -gurt, 1 Schlinge, 2 Express, 50m 6mm Reepschnur und altes Eisgerät (nicht gebraucht) zu üblicher Alpinwanderausrüstung. Für Seilschaften genügen ein 50m Einfachseil, 6 Express und 2 Schlingen.
Fahrplan: 7 Uhr Start, 10.15 Rochers de Naye (inkl. 30min Reko NW-Flanke), 11.15 Col de Bonaudon, 12.45 Sattel ca. 1765m, 13.15 Dent de Hautaudon, 15 Uhr retour.
Als sich in diesem bisher eher verregneten Oktober endlich ein goldener Herbsttag ankündigte, fuhr ich nach Allières und wanderte, die erwachenden Préalpes fribourgeoises im Rücken, und den Dent de Jaman, über dem der Mond langsam unterging, vor mir, und ab Höhe Col de Jaman verschiedene Abstiegsmöglichkeiten in der Dent de Hautaudon W-Flanke inspizierend, auf guten Wegen zur MOB-Station La Perche und weiter zur Galerie vor dem Tunneleingang in die Rochers de Naye. Der von dort hinauf ziehende Grasrücken war noch leicht, und bis dahin sah auch die sich darüber erhebende NW-Flanke noch gangbar aus. An deren Fuss bei ca. 1880m angekommen, wo erste Sicherungsnetze über Gras und Schrofen gespannt sind, erwiesen sich die ausgedachten Aufstiegsoptionen direkt darüber angesichts der enormen Steilheit aber als reine Hirngespinste. Ein mit Stangen versehenes, zu den Lawinen- und Steinschlagverbauungen oben links führendes Grasband (Route 130a) wäre zwar mit der Reepschnur behelfsmässig absicherbar gewesen, war mir aber zu ausgesetzt, und der Zugang zum Couloir rechts (Route 129) ist durch senkrechte Felsen verwehrt. So brach ich die Übung enttäuscht und zunächst etwas ratlos ab und kehrte nach La Perche zurück, wo eine Kolonne von Bauarbeitern die Stützmauern ausbesserte.
Kommt Zeit, kommt Rat - diesmal innert weniger Minuten, denn wenn die Flanken zu steil sind, bleiben nur die Grate...d.h. hier der SW-Grat, zu dem jedoch im Führer nur der jenem entlang führende Bergweg ab Sonchaux beschrieben ist. In guter Gesellschaft zahlreicher Gemsen stieg ich auf dem Bergweg Richtung Pra Forney ab und durch eine steile Geröllrinne hinauf zur Hütte und zum Pass von Sautodoz. Ein erster Blick zu dem sich unter makellosem Blau zum Gipfel empor schwingenden SW-Grat war ermutigend, und die 1-2 kleinen Fragezeichen im oberen Bereich spornten mich umso mehr an. Diesmal die Weite des Lac Léman im Rücken und unter einer alles in ein warmes Licht tauchenden Herbstsonne stieg ich über den zuerst flachen, dann steilen Grasrücken zur Schulter in Gratmitte auf, kletterte über eine Stufe, die leichter war, als sie von unten ausgesehen hatte, und balancierte zuletzt über den recht luftigen Gipfelgrat, der eindrückliche Tiefblicke in die NW-Flanke gewährte, zur Plattform hinauf. Erfreut über dieses Geschenk des Himmels, das mich den soeben kassierten Misserfolg im Nu vergessen liess, genoss ich das einmalige Gipfelpanorama. Beim Abstieg über den ebenfalls "weitsichtigen" NE-Grat kam ich am Ausstieg der Via Ferrata vorbei, und ich war froh, mich nicht im Schatten an den kalten Metallbügeln über die senkrechte Schlusswand hinaufhangeln zu müssen...Auch die Grottes de Naye liess ich links liegen, denn schon näherte ich mich der Crux der heutigen Tour, Les Gais Alpins, wo bereits mehrere Seilschaften unterwegs waren.
Beim Col de Bonaudon legte ich Helm und Klettergurt an und schaltete vom Wander- in den Klettermodus um. Von Beginn an kam mir der Fels diesmal schwieriger vor als beim letzten Mal, was villeicht an der fehlenden Sicherung lag. Am ersten Gendarm, günstigerweise dem leichtesten, konnte ich mich aber gut aufwärmen. Derart vorbereitet, fand ich mich denn auch im recht kniffligen Kamin am zweiten Gendarm einigermassen zurecht. Für den Abstieg, wo eine 3er-Seilschaft noch am Abseilen war, zog auch einen zweimaligen "rappel" einer "varappe délicate (III)" (bzw. laut Silbernagel 2b) vor. Als trotz meiner Ankündigung "attention ficelle" ein Ende meiner Reepschnur den Helm eines der drei, die im Grand V Stand machten, touchierte, meinte der getroffene Romand lachend: "Une pierre - une bière...". Dank der Beschwichtigung ihres über die Kante des dritten Gendarms Vorauskletternden, dass nur die ersten 2 Meter schwierig seien, schaffte ich dann auch die recht sparsam strukturierte "petit mur", grand Merci! Beim Abstieg über das ausgesetzte "rasoir" sicherte ich mich mit einer Schlinge zweimal an einem Felszacken und dazwischen einmal an einem Bohrhaken. Nun schien das Gröbste überstanden zu sein, und nach leichtem Abklettern und nochmaligem Abseilen stand ich im Sattel ca. 1765m am Beginn der für heute dritten und letzten Challenge.
Von oben und von beiden Seiten hatte der vielfach geschwungene Dent de Hautaudon SW-Grat recht einfach ausgesehen, und tatsächlich bestand die Herausforderung vornehmlich darin, angesichts seiner schmalen Krete das Gleichgewicht nicht zu verlieren, indem felsige Hindernisse problemlos überklettert oder umgangen werden können. Einzig die Überschreitung eines scharfen Felsgrätchens zwischen der Graskuppe ca. 1795m und dem Gipfel kontrastiert etwas zu diesem Schäferidyll und bietet angeregte Genusskletterei. Danach wird man, kaum so richtig in Fahrt gekommen, durch den letzten Grasrücken schon wieder abgebremst, und steht nach wenigen Schritten bereits auf dem Gipfel. Dabei hätte ich auf diesem Kleinod von Grat stundenlang so weiter wanden und kraxeln können...Die beim Zustieg vorgemerkte Abstiegsroute über die W-Flanke entsprach dann ebenfalls meinen Erwartungen, wobei das Gras zwischen dem WNW-Rücken und der Bachrinne recht steil ist, weshalb bei Nässe, letztem oder erstem Schnee der Weg über Chenaussanne wohl vorzuziehen ist. Zurück auf dem Wanderweg konnte ich es, betört von den Herbstfarben, dem Rauschen vom Ruisseau des Cases und vom L'Hongrin, sowie den Glocken der weidenden Kühe und Ziegen, nun unbeschwert ziehen lassen, bevor mich auf der Rückfahrt spätestens ab Bulle wieder der Alltag und die Nachrichten einholten. Und welcher Grat war nun der schönste gewesen? Einer ist schöner als der andere...
Rochers de Naye
Aufstieg SW-Grat (Voie Lémanique): von L'Auge bzw. der MOB-Station Allières (1010m) gelben Markierungen (gelb) folgend auf dem Wanderweg über L'Orme (1063m) zu P. 1206, auf der Alpstrasse nach Aveneire (ca. 1275m), wieder auf dem Wanderweg zur Alp 1241, und auf der eingezeichneten Abkürzung zum Chemin de la Joux bei ca. 1275m. Auf diesem (Fahrweg) mit Abkürzungen über La Joux (1350m) zu P. 1477 und auf dem Chemin de la Montagne d'Amont (Fahrweg) über Montagne d'Amont (1650m) zu P. 1702 (Abzweigung Zustieg zur Via Ferrata Rochers de Naye). Auf dem weiss-rot markierten Bergweg (wr) zur MOB-Station La Perche (1793m), nach SW absteigend bis ca. 1680m, und durch eine Geröllrinne steil hinauf nach Sautodoz (1830m, Hütte und Sattel), T2-T3. Über den unteren SW-Grat (Gras, Pfadspuren) mit zunehmender Steilheit auf eine Schulter ca. 1940m, dann über den ausgesetzten oberen SW-Grat, eine niedrige Stufe überwindend (Gras, Fels, I, z.T. Pfadspuren links von diesen) unter die Gipfelplattform, und über eine Stufe NE in deren Mauer auf diese (2042m), T5, 3-4h.
Abstieg NE Grat: von der Gipfelplattform (2042m) auf dem eingezeichneten Pfad über P. 2022 und vorbei am Ausstieg des Klettersteigs zum NE-Gipfel Grande Chaux de Naye (1983m), und über den E-Rücken hinunter zum Bergweg bei 1850m. Auf diesem nach W wr steil hinunter bis ca. 1740m (z.T. Geländer und Metalltreppen, wenn Juli-September offen, alternativ durch die Grottes de Naye), dann nach NW leicht ansteigend (Geröll) zum Col de Bonaudon (1753m), 1h, T3.
Les Gais Alpins
Überschreitung S-N: vom Col de Bonaudon (1753m) zieht nach NNE der dreigipflige Kamm von Les Gais Alpins (ohne Namen und Kote auf der LK). Sicherungs- und Abseilstände mit Bh, Hk und Kabel sowie Zwischensicherungen mit Bh sind eingerichtet. 1. Gendarm: über eine gestufte Platte (20m, 3b) und den SSW-Grat (25m, 2b) zum Gipfel und entlang dem scharfen und ausgesetzten NNE-Grat (2b) hinunter in die Scharte des Petit V. 2. Gendarm: entlang einem Riss schräg nach links hinauf (2b) und durch einen Kamin (20m, 3c) zum Gipfel (ca. 1790m). Über den Gipfelkamm, eine Scharte überwindend (2a) zu einem 1. Abseilstand (Ring an Kabel) und 20m zu einem 2. Abseilstand (Bh), und von diesem nochmals 20m in die Scharte des Grand V abseilen. 3. Gendarm: über die gut gestufte SSW-Kante (2b) zur "petit mur", die an kleinen Tritten (Chicken Heads) und guten Griffen erklettert werden kann (5m, 3c), dann wieder leichter (2b) auf den Gipfel (insgesamt ca. 50m). Über den Gipfelgrat, das scharfe und ausgesetzte "rasoir" abkletternd (2b, Felszacken und Bh zum Sichern), und eine Scharte passierend zum NNE-Grat und über diesen zu einem 3. Abseilstand, von dem nochmals 20m in den Sattel ca. 1765m abgeseilt werden kann, 1h 30min, WS.
Dent de Hautaudon
Aufstieg SW-Grat: vom Sattel ca. 1765m über den ausgesetzten Grat (Gras, Fels, I, Pfadspuren), einige Gendarmen überkletternd oder rechts umgehend zu einer markanten Graskuppe (ca. 1795m). Abstieg (Gras, Schrofen) zu einem luftigen Felsgrätchen, das überklettert wird (II), und über den SSW-Rücken (Gras) auf den Gipfel (1871m), 30min, T5.
Abstieg NE-Grat-W-Flanke: vom Gipfel (1871m) über den NNE-Rücken (Gras) zum Sattel ca. 1805m, und über den kurzen SW-Grat zum NE-Gipfel (ca. 1815m). Entlang von dessen WNW-Rücken (Gras, Pfadspuren) zuerst rechts, dann links von Tannen hinunter zu einer Schulter ca. 1680m. Nach S (steiles Gras) hinab in eine Bachrinne, und nach W durch diese und über die untere W-Flanke (Gras) zum Wanderweg bei ca. 1510m, T4. Gelb diesem entlang (zuerst ggf. mit Abkürzungen) über La Joux (1350m) und die MOB-Station Les Cases (1090m) nach Allières (1003m), und auf der Alpstrasse zurück nach L'Auge (1010m), T2, 1h 15min.
Abstiegsalternative: vom Gipfel (1871m) über den NE-Rücken (Gras) zu den Ruinen von Hautaudon (ca. 1700m und 1665m), über die NE-Flanke auf dem bis zur LK-Ausgabe von 2017 noch eingezeichneten Weg (Gras, Stauden, Wald) hinunter zur Ruine von Chenaussanne (1237m) und nach W zum Wanderweg unterhalb der Alp 1241. Weiter wie oben beschrieben zurück., 1h 15min, T3.
Insgesamt 7h 15min-8h 30min.
Verhältnisse: sonnig mit wenig Schleierwolken, praktisch windstill und mild. Über dem Lac Léman sich z.T. auflösendes Nebelmeer bis ca. 600m. Wege, Gras und Fels morgens und schattseitig feucht, sonst trocken.
Material: Leichthelm und -gurt, 1 Schlinge, 2 Express, 50m 6mm Reepschnur und altes Eisgerät (nicht gebraucht) zu üblicher Alpinwanderausrüstung. Für Seilschaften genügen ein 50m Einfachseil, 6 Express und 2 Schlingen.
Fahrplan: 7 Uhr Start, 10.15 Rochers de Naye (inkl. 30min Reko NW-Flanke), 11.15 Col de Bonaudon, 12.45 Sattel ca. 1765m, 13.15 Dent de Hautaudon, 15 Uhr retour.
Tourengänger:
lorenzo

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